Perspektivwechsel
Perikopenreihe III • Sermon • Submitted
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Der sündige Herr Pfarrer
Der sündige Herr Pfarrer
Er saß ganz gemütlich im Café. Die Ärmel seines schwarzen Hemds hochgekrempelt um die Hitze etwas besser auszuhalten. Der Latte Macchiato schmeckte in diesem Laden vorzüglich. Er lacht und die beiden Damen vor ihm Lachen auch und erzählen. Doch so manch eine Dame und Herr die vorbeigehen und die Szene sehen schütteln nur den Kopf. Manch eine ältere Passantin kriegte sogar fast einen Herzinfarkt, als der Herr Pastor die Damen in den Arm nahm und sie mit sich in sein Auto lud.
Dass er ja nicht der frommste ist, das hatte die ein oder andere Fromme Kirchgängerin sich schon immer gedacht. Seine Predigten waren ja oft doch nicht zu sehr an der Bibel. Aber das, ja das schlug nun doch dem Fass den Boden aus. Der Herr Pastor mit zwei Stadtbekannten Prostituierten im Café lachend und sich locker unterhaltend und dann auch noch in gemeinsame Richtung weggehend, das ging dann doch zu weit.
Als der Kirchenvorstand der Gemeinde davon Wind bekommt. Fackeln sie nicht lange. Sie rufen den Dekan an und dieser zitiert den Pfarrer umgehends zu sich.
Perspektivwechsel
Das Telefon klingelt. Pastor Sorglos geht ran und sagt munter und fröhlich sein Sprüchlein zur Begrüßung auf. Am anderen Ende meldet sich Miriam. Ihre Stimme ist leise und ängstlich. “Pastor Sorglos, ich und meine Freundin Lea müssen mit Ihnen reden. Wir brauchen dringend Ihre Hilfe. Können wir uns irgendwo in der Öffentlichkeit treffen?” Pastor Sorglos überlegt nicht lang und machte direkt am nächsten Tag einen Termin mit Miriam und Lea aus.
Als Miriam und Lea im Café ankamen umarmte Miriam den Pastor und flüsterte ihm ins Ohr, dass der Zuhälter im Gegenüberliegenden Café sitzen würde und sie und Lea beobachtet. Er solle mit ihnen locker reden, so als hätte er die beiden gebucht. Pastor Sorglos legt seine beste Miene auf und mit gespielter Gelassenheit, erzählen die beiden Prostituierten, wie sie in die Prostitution gerutscht sind, wie der Zuhälter sie unter Druck setzt und das sie gerne aus diesem Teufelskreis rausmüssen. Pastor Sorglos hört aufmerksam zu. Lacht und flirtet, damit der Zuhälter keinen Verdacht schöpft, sondern sich nur wundert, dass der vermeintliche Freier so viel Zeit im Café verbringt mit gleich zwei Prostituierten. Am Ende des Gesprächs umarmt Pastor Sorglos erst Miriam und dann Lea und sagt Ihnen ins Ohr, dass er, wenn sie wollen, die beiden zu einem sicheren Ort fahren, wo eine Dame die er kennt Frauen wie ihnen hilft, die aus der Prostitution raus wollen. Beide freuen sich, haken sich links und rechts bei Pastor Sorglos ein und gehen zu seinem Auto.
Ein paar Tage nach diesem Ereignis klingelt bei Pastor Sorglos das Telefon. Am anderen Ende ist der Dekan, welcher ihn um ein Gespräch bittet.
Andere Zeit, anderer Ort.
Abendbrot Zeit. auf dem Tisch stehen die Oliven, das Brot und die edelsten Speisen bereit. Um den Tisch herum eine gelustre Gesellschaft. Da ist die Größe der Unterwelt, welche bisher nicht davor gescheut hat, auch mit dem Dolch seiner Forderung Nachdruck zu verleihen. Daneben einige Zöllner, welche gerne die ein oder andere Drachme zusätzlich in seine Tasche fließen lässt. Ebenfalls die ein oder andere sündige Gestalt ist in den Reihen zu finden. Mitten dazwischen der Sohn eines Tischlers, welcher als Wanderprediger sich einen beachtlichen Ruf erarbeitet hat. Ein Ruf, der den Neid der religiösen Elite Israels auf sich zieht. Als Sie ihn dort zwischen diesen verachtenswerten sitzen sehen, da reiben sie sich die Hände. Und versuchten ihn auf diese Weise in misskredit zu bringen. Als Jesus dies hörte, erzählte er Ihnen zwei Gleichnisse, die sie an das jüdische Gesetz erinnerten:
3 Er sagte aber zu ihnen dies Gleichnis und sprach: 4 Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, wenn er eines von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste lässt und geht dem verlorenen nach, bis er’s findet? 5 Und wenn er’s gefunden hat, so legt er sich’s auf die Schultern voller Freude. 6 Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war. 7 Ich sage euch: So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen. 8 Oder welche Frau, die zehn Silbergroschen hat und einen davon verliert, zündet nicht ein Licht an und kehrt das Haus und sucht mit Fleiß, bis sie ihn findet? 9 Und wenn sie ihn gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen und spricht: Freut euch mit mir; denn ich habe meinen Silbergroschen gefunden, den ich verloren hatte. 10 So, sage ich euch, ist Freude vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut.
Und am Ende sitzt Pastor Sorglos beim Dekan und erzählt ihm diese Gleichnisse. Er erzählt ihm auch, was Miriam und Lea ihm erzählt haben. Er erzählt, wie sie sich gefreut haben, dass endlich mal jemand ihnen zugehört hat und ihnen wirklich geholfen hat. Er erzählt, wie sehr sie darunter leiden, dass jeder außer ihre Freier um die beiden einen Bogen macht, weil keiner ihre Sicht der Dinge hören will. Der Dekan hört Pastor Sorglos zu. Er denkt sich, wie passend doch Pastor Sorglos seinen Namen trägt, denn er macht sich keine Sorgen darum, was die Anderen denken könnte, denn Pastor Sorglos geht es darum, die Sicht seines Gegenübers kennenzulernen. Und der Dekan denkt sich am Ende des Gesprächs, vielleicht ging es Jesu genau um das. Das die Menschen ihren Blickwinkel Auf Gott, die Welt und den ganzen andern Rest wechseln.
Amen