Meines. Deines.
Familiengottesdienst • Sermon • Submitted • Presented
0 ratings
· 29 viewsVier der 10 Gebote handeln vom an sich nehmen von etwas, das einem nicht gehört: die Gebote 7 bis 10. Thema: Meines. Deines. - Warum stiehlt man eigentlich? - Die zehn Gebote schützen unser Herz! - Ein habgieriges Herz: Ahab. - Ein grosszügiges Herz: Paulus.
Notes
Transcript
“Geben macht glücklicher als nehmen” - in Lutherdeutsch: “Geben ist seliger als nehmen.” (Apg 20,35)
Also nicht nur: ich lass dir deines, wenn du mir meines lässt. Sondern: ich gebe dir gerne von meinem, und das macht mich glücklich. Aber warum sollten wir grosszügig sein und gerne geben? Eine gute Frage, das “Warum?” Es zeigt, was uns im Herzen bewegt und motiviert. Und das führt mich zu dieser Frage:
Warum stiehlt man eigentlich?
Warum stiehlt man eigentlich?
Auf meinem Schulweg lag ein kleiner Kiosk. Eine alte Frau bediente dort. Als Kinder haben wir manchmal dort angehalten und mit unserem Taschengeld etwas gekauft. Einmal waren wir etwa zu dritt, als wir Schokolade stahlen. Das war ganz einfach: man musste die alte Frau nur bitten, etwas aus dem hinteren Teil des Kiosks zu holen. Dann konnte man ganz gut vorne etwas einpacken. Die gestohlene Schoggi schmeckte mir aber nicht gut. Und später ging ich alleine zum Kiosk zurück, bekannte, was wir getan hatten und bezahlte die Schokolade. Warum haben wir Jungs überhaupt gestohlen? Wir hatten genug Geld, um es zu kaufen. Aber wir wollten die Frau hereinlegen. Warum tut man solche Dinge? Warum tun wir, was wir tun?
An einem schweizerischen Jugendtreffen war ich verantwortlich, Mitarbeiter für das Sammeln und Zählen der Kollekte zu suchen. Das Kollektenteam machte dann seinen Job auch ganz gut. Es kamen vermutlich mehrere tausend Franken zusammen. Danach - und erst danach - kam jemand aus dem Kollektenteam zu mir, strahlte und erzählte etwa folgendes: “Du, Kusi, ich habe Gottes Hilfe ganz stark erfahren! Als du mich gefragt hast, ob ich im Kollektenteam mithelfen würde, hast du nicht wissen können, dass ich eine Kleptomanin war.” Ich war alarmiert. Kleptomanen sind Leute, die süchtig sind nach Stehlen. Sie müssen einfach stehlen, genauso wie Gamesüchtige nicht mehr ohne Gamen leben können oder Drogenabhängige ihren Stoff brauchen. “Während wir die Kollekte zählten”, so sagte die Person, “war die Versuchung riesengross, einfach Geld einzustecken. Das hätte niemand gemerkt. Aber Jesus hat mir geholfen, zu widerstehen!” Ihr könnt euch denken, wie erleichtert ich war. Warum kann jemand Kleptomane werden? Diebstahl-süchtig? Was bewegt einen dazu? Warum tun wir, was wir tun?
Wisst ihr: arme Strassenkinder in den Slums betteln - oder sie stehlen, um zu überleben. Sie können sich keine Schoggi am Kiosk kaufen. Warum stehlen sie? Sie stehlen, um zu überleben. Aus Not.
Und, ja: Jesus und seine Jünger sind auf ihrem Sabbatspaziergang an einem Getreidefeld vorbeigekommen und haben einige Körner gegessen. Als die Pharisäer dies beobachteten, war ihr Vorwurf nicht, dass dies Diebstahl sei, sondern dass Arbeit am Ruhetag Sabbat verboten sei (Matthäus 12,1-8). Tatsächlich war im Gesetz von Israel der Mundraub ausdrücklich erlaubt - also das Pflücken von Früchten von Hand, um sie dort grad zu essen (5 Mose 23,25-26). Es war übrigens auch in der Schweiz noch bis 1995 so, dass eine Entwendung aus Not, Leichtsinn oder Lustbefriedigung als eine Art Edel-Diebstahl galt. Erst seit 1995 gelten auch bei kleinen Entwendungen die Gesetze für Diebstahl. Warum verbietet unser Gesetz den Diebstahl? Hier geht es um Gerechtigkeit. Eigentum ist Eigentum. Und wenn man fremdes Eigentum für sich haben will, soll man es bezahlen oder dafür eine Gegenleistung bringen. Das ist gut so.
Die zehn Gebote schützen unser Herz
Die zehn Gebote schützen unser Herz
Illustration: Zwiebel aufschneiden
Ich habe über diese Dinge nachgedacht. Und gelesen. Ein Büchlein über “Warum tun wir, was wir tun?” (Edward T. Welch, Motivationen, 3L-Verlag 2009). Wir Menschen sind wie eine Zwiebel. Was wir aussen sehen, zeigt noch nicht, was bei uns drinnen abgeht. Je tiefer wir Schicht um Schicht ins Innere vorstossen, desto mehr sehen wir, was uns wirklich motiviert. Die Bibel sagt diesem innersten Kern: das ist unser Herz. Und unser Herz hat vor allem einen Wunsch: “Ich will!” Ich will Freiheit, ich will anerkannt werden, ich will zu sagen haben, ich will glücklich sein, ich will…, ich will…, ich will…
Die Zehn Gebote zeigen dazu etwas Interessantes auf. Wie beginnt das erste Gebot?
Frage ans Publikum
Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat. Du sollst außer mir keine anderen Götter haben. 2 Mose 20,2-3 nlb
Gott will unser einziger Gott sein. Unser Herz soll ungeteilt bei ihm sein. Alle unsere Ich-will’s kommen in Gott zur Ruhe. Denn er ist unser Erlöser. Wie er die Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei befreit hat, so befreit er durch Jesus uns von der Sklaverei der Sünde. Lerne Gott und seine Angebote kennen! Finde Freiheit als Kind Gottes! Wachse in deiner Berufung und lebe aus Gottes Wort und Kraft! Gott ist genug!
Aber unser Herz glaubt das nicht.
Unser Herz will die Kontrolle behalten. Das zweite Gebot sagt: mach dir keine Bilder zum Anbeten. Gott kannst du nicht einfangen und kontrollieren.
Unser Herz will Macht ausüben. Das dritte Gebot sagt: missbrauche den Namen des Herrn nicht. Gottes Namen kannst du nicht als Zauberspruch einsetzen.
Unser Herz will unersetzbar sein. Das vierte Gebot sagt: setz deiner Arbeit Grenzen und halte den Ruhetag ein. Gott ist Gott, nicht du.
Unser Herz will unabhängig sein. Das fünfte Gebot sagt: ehre deine Eltern, schneide nicht den Ast ab, auf dem du sitzt. Gott ist ein Gott der Generationen und der Gemeinschaft.
Unser Herz will Rache und Genugtuung. Das sechste Gebot sagt: töte nicht. Gott gibt das Leben und nimmt es auch. Die Rache gehört dem Herrn, und er hilft dich zu vergeben.
Unser Herz will den Fünfer und das Weggli. Das siebte Gebot sagt: brich nicht die Ehe. Gott ist ein Bundesgott, der beständige, treue Liebe schenkt. Die Ehe ist ein Bund nach Gottes Vorbild. Wer sie bricht oder verwässert oder umdeutet, sagt: Gottes Bundestreue genügt mir nicht.
Unser Herz will Haben. Das achte Gebot sagt: stiel nicht. Gott ist dein Versorger. Er ist der König, der sich kümmert. Vertrau dich ihm an.
Unser Herz will die Wahrheit zum eigenen Nutzen verdrehen. Das neunte Gebot sagt: erzähl keine Unwahrheiten über andere. Gott lügt nicht. Seine Wahrheit macht uns frei. Hab keine Angst, echt und wahr zu sein.
Unser Herz will Lustbefriedigung. Das zehnte Gebot sagt: begehre nicht. Habe deine Lust am Herrn, der gibt dir, was dein Herz begehrt, heisst es im Psalm 37,4.
Warum tun wir, was wir tun? Weil unser Herz uns dazu bewegt. Warum nehmen wir anderen Dinge weg, die ihnen gehören? Weil unser Herz uns dazu bewegt. Manchmal werden wir verführt, wie ich damals beim Kiosk. Gruppendruck. Aber mein Herz war nicht frei. Mein Herz sagte aber: “Ich will… ich will… dazugehören!”
Ein habgieriges Herz: Ahab
Ein habgieriges Herz: Ahab
Biblestory: 1 Könige 21 (Ahab: ein habgieriges Herz)
Biblestory: 1 Könige 21 (Ahab: ein habgieriges Herz)
Ich stelle euch Ahab vor. Er ist der siebte König von Israel und regiert in Samaria. Er ist mit Isebel verheiratet, die selbst eine Königstochter ist. Sie stammt aus der phönizischen Stadt Sidon, wo man nicht denselben Gott anbetet, wie die Israeliten. Sie verführte Ahab zu dieser fremden Religion. Und wir wissen ja: was jemand glaubt, prägt sein Denken und Verhalten.
In unserer Geschichte kommt zudem ein Prophet vor, ein Diener für Jahwe, den Herrn und Gott Israels. Er heisst Elia. Und er ist mutig.
Diese Geschichte zeigt uns, wie ein unsicherer, machthungriger Ahab zu einem Räuber wird. Sie beginnt in der Stadt Jesreel, 40 km nördlich von Samaria. Hier hat Ahab eine nette Zweitwohnung: einen Winterpalast.
Ahab redet mit Nabot: “Bitte gibt mir deinen Weinberg gegen einen Tausch oder gegen Geld. Er liegt so ideal nah bei meinem Palast.” Nabot lehnt aber ab: “Das ist ein Familienerbe. Den kann ich nicht weggeben!”
Ahab geht schmollend nach Hause, legt sich aufs Bett, mit dem Gesicht zur Wand und isst nichts mehr. Seine Frau Isebel kommt zu ihm: “Was ist los?” Ahab erzählt ihr die Geschichte mit Nabot. Darauf sie: “He, hallo?! Du bist doch hier der König in Israel! Steh auf, iss etwas, sei wieder aufgestellt. Ich besorge dir diesen Weinberg von Nabot.”
Isebel organisiert auf fiese Art und Weise, dass Nabot verleumdet wird. So schlimm, dass die anderen Leute aus der Stadt Jesreel Nabot zu Tode steinigen. Das war Isebels Ziel.
Ahab kann jetzt gehen, und den Weinberg Nabots einfach für sich in Besitz nehmen. Kaum besichtigt er seinen gestohlenen Weinberg, steht der Prophet Elia vor ihm: “Du hast gemordet und geraubt. Ja, ich habe dich gefunden, weil du dich verkauft hast, Dinge zu tun, die dem Herrn nicht gefallen. Du und deine Familie werden ausgerottet werden.”
Als Ahab das hört, bereut er es total. Er zerreisst seine Kleider, zieht einen Sack an und fastet. Der Herr sieht das und er gibt Elia eine neue Botschaft: das Unglück über Ahabs Familie wird sich um eine Generation verzögern.
Uff… habt ihr zugehört? Warum stiehlt Ahab? Warum ist es ihm egal, dass Nabot stirbt? Was geht in seinem Herzen ab?
Wisst ihr noch, was das Grundmotiv unserer Herzen ist? Genau: “ICH WILL!” Bei Ahav sieht das so aus:
“Ich will den Weinberg haben. Ich kann ihn tauschen oder kaufen. Der Deal ist gut und Nabot kann zufrieden sein. Aber Nabot will nicht. Er hat seine guten Gründe.” Wäre Ahab frei gewesen, hätte er jetzt nach einem anderen Grundstück suchen können. Aber seine Gedanken und sein Herz waren nicht frei:
“Ich will den Weinberg haben. Aber Nabot hat mich gedemütigt. Er hat mir meinen Wunsch nicht erfüllt. Er hat mich nicht ernstgenommen. Mich nicht geachtet. Mir frech ins Gesicht gesagt, dass sein Familienerbe ihm wichtiger ist, als mein unglaublich gutes Angebot.” Wäre Ahab ein König nach Gottes Herzen gewesen, dann hätte ihn dieses “Nein” von Nabot nicht persönlich getroffen und beleidigt. Er hätte sich bei Gott stärken können. Aber sein Herz war nicht frei:
“Ich will den Weinberg haben. Und egal, mit welchen Tricks nun dieser Nabot aus dem Weg geräumt wurde: ich nehme, was ich mir nehmen kann. Schliesslich bin ich der König!” Wäre Ahab ein gerechter Mann gewesen, hätte er keinen solchen Mord unterstützt und hätte seine Königs-Macht zum Schutz seiner Leute eingesetzt - und nicht um sich selbst zu bereichern. Aber sein Herz war nicht frei.
“Ich will den Weinberg haben. Aber nun habe ich es mir mit dem Gott Israels verscherzt - und er droht mir an, dass ich meinen neuen Weinberg gar nicht mehr lange geniessen darf. Da hilft nur, dass ich den Herrn, Jahwe, wieder auf meine Seite bekomme. Mit Weinen, Bereuen, Sack und Fasten.” Wäre Ahab aufrichtig gewesen, hätte er seiner Reue Taten der Wiedergutmachung folgen lassen. Davon wird uns aber nichts erzählt. Gott ist gnädig, aber Ahabs Herz blieb unfrei und habgierig.
Unfreie Herzen ...
… sind durch Habgier fixiert
… gebrauchen Willige für sich
… verachten Unwillige zum Tod
… sind Wendehälse
Flipchart
Oh, wie wünsche ich dir, dass dein Herz frei wird. Frei von Habgier - denn das ist Götzendienst. Frei von Neid und Eifersucht. Mit all dem sagst du nur: Gott genügt mir nicht. Ich will selbst…
Ein grosszügiges Herz: Paulus
Ein grosszügiges Herz: Paulus
Ein freies Herz funktioniert anders.
Freie Herzen…
… wollen grosszügig sein
… verdienen Lohn für sich und andere
… haben die Bedürfnisse anderer im Blick
… vertrauen Gott
Flipchart!
So war es bei Paulus. Als er sich einmal von einer Gemeinde verabschiedete, bei welcher er mehrere Monate verbracht und gedient hatte, sagte er zu ihnen:
Nie habe ich von jemandem Geld oder Kleider verlangt. 34 Ihr wisst, dass ich mit meinen eigenen Händen gearbeitet habe, um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen und auch meine Begleiter zu versorgen. 35 Stets war ich euch ein Vorbild, wie ihr durch harte Arbeit den Armen helfen könnt. Behaltet die Worte von Jesus, dem Herrn, in Erinnerung: `Es liegt mehr Glück im Geben als im Nehmen.´ Apg 20,33-35 nlb
Wie kommt das soweit? Der Schlüssel ist: sieh genau hin und lass dich von deinem eigenen Herzen nicht täuschen.
Dann sieh auf Jesus - denn nur er kann dein Herz zur Ruhe bringen.
Warum haben wir gestohlen, damals am Kiosk? Weil wir Macht ausüben wollten. Es machte Spass, die Regeln zu brechen. Wir wollten Freiheit. Aber wir wurden gefangen. Ich erlebte erst Freiheit, als ich bekannte und zurückzahlte.
Warum war das Kollektenteam-Mitglied so glücklich, nichts gestohlen zu haben. Das Herz war befreit! Es war ein Sieg über die Macht der Sünde. Und es erlebte Freiheit bei Gott.
Diese Freiheit wünsche ich dir und mir.