Jesus spricht: Ich bin bei euch
Notes
Transcript
Jesus spricht: Ich bin bei euch
Jesus spricht: Ich bin bei euch
Da stehen sie nun vor Jesus. Elf Leute, ganz unterschiedlicher können sie nicht sein. Ganz unterschiedlich im Alter - vom Jüngling bis zum gestandenen Mann. Aber keiner von ihnen hat eine hohe Bildung, keiner ist Theologe, keiner ist Schriftgelehrter. Einzig eine dreijährige, praktisch orientierte Bibelbelschule bei Jesus haben sie gemacht. Ob das reicht für ihre zukünftige Aufgabe? Ist das nicht alles recht fraglich, wo sie doch auch noch in den letzten Tagen irgendwie in der Geschichte mit Jesus gescheitert sind?
Auf jeden Fall hatte Jesus sie erst einmal zu sich bestellt. Hoffentlich nicht um sie noch einmal richtig zusammenzustauchen?
Der Ort, wo er sie hinbestellte, war nicht Jerusalem, nicht der Tempel, keine Synagoge, keine Kirche, sondern ein Berg. Ein Berg außerhalb von Israel, weit weg von Jerusalem. Ein Berg in Galiläa. Und das ist schon Programm - das Programm für die Zukunft der elf Leute von Jesus - das Programm für die Zukunft der Botschaft von Jesus Christus, des Evangeliums - das Programm für die christliche Gemeinde, das Programm für die Kirche.
Hören wir, wie dieses Programm aussieht:
16 Die elf Jünger gingen nach Galiläa. Sie stiegen auf den Berg, wohin Jesus sie bestellt hatte. 17 Als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. Aber einige hatten auch Zweifel. 18 Jesus kam zu ihnen und sagte: »Gott hat mir alle Macht gegeben, im Himmel und auf der Erde! 19 Geht nun hin zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern und Jüngerinnen: Tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes! 20 Und lehrt sie, alles zu tun, was ich euch geboten habe. Und seht doch: Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt!«
Zu DDR-Zeiten kam es immer wieder einmal vor, dass man als Pfarrer Besuch von Stasi-Offizieren bekam oder zu Gesprächen eingeladen wurde. Einmal wollte ein Stasi-Vertreter etwas kluges sagen und mit seinen biblischen Kenntnissen glänzen. Er sagte: Ja, Herr Pfarrer mit der Kirche ist es ja sowieso Matthai am Letzen. Er meinte, mit der Kirche ist es bald zu Ende. Da nahm der Pfarrer seine Bibel heraus und las den Tauf- und Missionsbefehl vor.
Mich wundert es sowieso, dass der Volksmund, wenn er von “Mattai am Letzten spricht, meint, dass “es zu Ende gehen, man kurz vor dem Ruin stehen, nichts mehr zu retten ist”.
Dabei steht gerade im letzten Abschnitt und besonders im letzten Vers des Matthäusevangeliums die beste Aussicht für unser Leben, für die Menschheit und für die ganze Welt:
20 Und lehrt sie, alles zu tun, was ich euch geboten habe. Und seht doch: Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt!«
Genau diese letzten Worte Jesu hier sind wie ein Testament, wie ein Vermächtnis, zuerst an seine elf Leute, an alle die ihm durch die vergangenen Jahrhunderte vertrauten und auch an uns heute.
Interessant ist es hier, wie diese Elf Jesus begegnen. Das ist ein Bild dafür, wie Christen in der Kirche, in der Gemeinde leben. Hier heißt es “Sie fielen vor Jesus nieder. Aber einige hatten auch Zweifel”. Zum Christsein gehört der Zweifel, das Hinterfragen. Das wird nicht ausgeschlossen. Auch der Zweifelnde, der Hinterfragende ist in der Gemeinde willkommen. Die Kirche ist auch ein Ort für den Zweifler. Wo soll er denn sonst Antwort finden?
Es gilt der Auftrag Jesus, damals an seine 11 Leute - so wie sie ausgebildet waren - einfache Leute: Handwerker, Fischer, ehemalige Zöllner, ehmalige Widerstandskämpfer, was auch immer sie gewesen waren - ausbildet mit einer 3 jähriger Bibelschule bei Jesus. Für sie galt: “Geht nun hin zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern und Jüngerinnen*.
Und das galt dann auch für die nachfolgenden Generationen. Das galt fast 2000 Jahre und es gilt auch noch heute:
Geht hin! ist die Grundstruktur der Gemeinde des Neuen Bundes und aller Kirchen. Für die christliche Gemeinde ist es nicht eine Tätigkeit neben anderen, sondern es ist, ausgerichtet am Grundmodell Jesu die zentrale Wesensbestimmtheit. Eine Kirche, die nicht mehr geht, ist verurteilt zur Erstarrung, vielleicht zum Tode. Das Urbild ist der menschensuchende Gott, der kommt, um Verirrte zu suchen und Verlorene zu erlösen.
So schreibt es der Theologe Gerhard Maier, und dem kann ich nur 100% zustimmen.
Im 18. und 19. Jahrhundert war das für viele Christen der Anstoß für eine weite, abentererliche und lebensgefährliche Reise, Anstoß zu einem heute kaum nachvollziehbaren Glaubensmut. Die Missionare haben sich auf einen Weg in eine total fremde Welt, in eine total fremde Kultur gemacht. Die Reisen des Paulus waren schon abenteuerlich, die Reisen der ersten Missionare waren es gewiss ebenso. Mit Schiffen, auf Eseln und per pedes haben sie die Botschaft zu den Menschen gebracht, die sie nicht kannten. Weder kannten die Missionare die Menschen, noch kannten die Menschen, die sie aufsuchten, die Botschaft, die Jesus Christus ihnen aufgetragen hatte. Sicher haben die Menschen dabei auch Fehler gemacht. Doch der größte Fehler wäre gewesen, nicht zu gehen.
Der Tauf- und Missionsbefehl macht uns heute deutlich, dass das Evangelium von Jesus Christus Menschen braucht, die bereit sind, sich senden zu lassen. Auch heute im 21. Jahrhundert. Dabei müssen wir nicht an die fernen Länder denken. Wie viele gesendete Menschen sind heute in unseren Orten nötig. Wie viele unserer Mitmenschen haben bis heute nicht oder noch nicht das Evangelium von Jesus Christus gehört.
Im Alten Testament ist der Regenbogen mit seinen sieben Farben ein Zeichen der Treue Gottes. Er sollte die Menschen an den Bund Gottes, den er nach der SintflJesut geschlossen hatte, erinnern. Der Bogen der Treue Gottes, der Regenbogen erscheint den Menschen auf der Erde als ein Halbkreis, der sich von Horizont zu Horizont spannt. In Wirklichkeit ist der Regenbogen ein Kreis. Vom Flugzeug aus gesehen erscheint der Bogen als vollkommen runder Kreis. Auf der Erde, in Raum und Zeit begrenzt, kommt uns die Treue Gottes nur halb vor. Und wir sehen das Ganze nicht mehr. Und doch ist die Treue Gottes immer ganz und rund, vollkommen und aus sieben wunderbaren Farben.
Ein wunderbarer Kreis aus sieben Farben, in dem wir ganz geborgen und gut aufgehoben sind. «Matthäi am Letzten» ist die beste Parole für unser Leben. Eben das was Jesus hier sagt: «Ich bin immer und überall bei euch, bis an das Ende dieser Welt!»
Jesus beauftragt uns: »Geht hin in alle Welt, macht zu Jüngern alle Völker. Tauft sie. Lehrt sie. Verkündet ihnen die frohe Botschaft: Die Botschaft von Ostern: Jesus lebt. Und die Botschaft von Himmelfahrt: Ihm ist gegeben alle Gewalt. Er regiert in der Macht der Liebe. Seine Macht umspannt Himmel und Erde. Die Macht von Jesus reicht in die Ewigkeit. Und sein Wort gilt: »Ich bin bei euch, alle Tage, bis an der Welt Ende.« Das ist Grund genug zum Danken. Und zum Feiern. Das wollen wir heute tun. Amen.