Wenn die Not am größten ist...

Notes
Transcript

(1. Die Not ist groß)

Liebe Schwestern und Brüder,
Wasser, wohin das Auge reicht! Zahlreiche Menschen haben ihre Existenz und ihr zu Hause verloren, einige gar ihr Leben. Die Not ist groß! — Haben Sie die Bilder aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gesehen?
Vieles geht mir durch den Kopf, wenn ich die Berichte aus den betroffenen Orten sehe. Ich bin erschüttert und zutiefst getroffen, fühle mich ohnmächtig und weiß letztlich doch, dass ich nicht einmal im Ansatz nachempfinden kann, wie es den Menschen in den Hochwassergebieten tatsächlich geht.
Und natürlich steht auch die Frage nach dem „Warum“ im Raum. Wie oft wünschen wir uns nicht, dass wir die Welt besser verstehen, dass wir Antworten finden auf unsere Fragen, ja, dass wir Gott besser verstehen.
Auch die Bibel erzählt uns immer wieder von großen Katastrophen; von furchtbaren Naturereignissen über zerstörerische Kriege, bis hin zu herzzerreißenden Einzelschicksalen. Manchmal liefern uns die Texte eine Deutung der Geschehnisse mit: Katastrophen dienen mitunter dazu, dass die Menschen zu Gott umkehren; Krankheiten werden gedeutet, dass Gottes Herrlichkeit an einem Menschen offenbar werden kann. Doch es gibt auch solche Geschichten, in denen die Menschen, die es durchleben und mit ihnen wir als Leser, ratlos zurückgelassen werden: Hiob leidet aufs Schlimmste, ohne eine Antwort zu bekommen. Und selbst Paulus spricht von einem „Stachel in seinem Fleisch“, den Gott ihm nicht nimmt.
Die Bibel zeigt uns: Große Katastrophen gab es schon seit Beginn der Menschheit.
Im 1. Buch der Könige nun begegnet uns eine extreme Dürre. 3,5 Jahre regnet es nicht!! Können Sie sich das vorstellen? Wir hatten in den letzten zwei Jahren zwar heiße und regenarme Sommer, aber über 3 Jahre gar kein Regen, das ist nochmal eine andere Größenordnung; zumal in einer Region, in der Wasser ohnehin schon ein knappes Gut ist.
Doch diese Dürre wird uns gedeutet. Wir befinden uns etwa in den 870er/860er Jahren vor Christus. Seit einiger Zeit ist König Ahab im Nordreich Israel an der Macht. Er reiht sich ein in den sündhaften Lebenswandel der Könige vor ihm und lässt Gott links liegen. Ahab heiratet die Königstochter Isebel aus dem Nachbarland und baut sogar einen Tempel für den Gott Baal, einen Wetter- und Fruchtbarkeitsgott, den sie anbetet.
Zur selben Zeit tritt auch der Prophet Elia auf die Bildfläche. Sein ganzes Leben ist davon geprägt, für Jahwe, den Gott Israels, zu streiten. Seine erste Amtshandlung besteht darin, zu König Ahab zu gehen und ihm die Dürre anzukündigen, die nun beginnt. Es ist ein erstes Klarstellen, eine erste Machtdemonstration, welcher Gott nun wirklich der Herr über die Natur und das Wetter ist. Im Vergleich zu Jahwe kann Baal wieder einpacken. Es ist der Beginn einer Reihe von Erzählungen, die alle offenbaren, dass es nur einen einzigen Gott gibt: Jahwe, der Gott an den wir glauben und für den Elia streitet.
Er stellt sich zu Elias Worten und verschließt die Tore des Himmels. Eine Dürre beginnt, die Mensch und Tier zusetzen wird. Die Not ist groß. Auch hier kann man fragen: Warum? Warum tut Gott das? Will er Ahab und die Israeliten strafen und sie demütigen? Ich denke, die Antwort lautet ja — und nein. Ja: Unser Gott ist auch ein strafender Gott, ein Gott, der Gerechtigkeit wiederherstellt, der Unrecht vergilt. Und doch auch nein: Gott straft die Israeliten nicht, um sich an ihrem Unglück zu laben, ganz im Gegenteil, wenn Gott straft, dann damit die Menschen von ihren falschen Wegen umkehren und Buße tun. König und Volk sollen verstehen, dass sie sich an den falschen Gott gebunden haben. — Selbst im Gericht verbirgt sich noch Gottes Gnade! Die Tür zur Umkehr steht jederzeit offen; so lesen wir es wiederholt bei den Geschichten von König David. Dem, der umkehrt, schenkt Gott Seine Gnade.
Wie es zwischen Gott und König Ahab weitergeht, wird uns erst ab dem nächsten Kapitel erzählt; leider wird er nicht umkehren — obwohl die Not groß ist.

(2. Gott Spricht in die Not hinein)

In unserem Predigttext geht es nun zunächst darum, wie Gott sich um Elia kümmert. Denn natürlich war auch der Prophet von der Dürre betroffen. So wie die Sonne über Guten und Bösen scheint, wie Jesus es sagte, so macht das Wetter auch in seinen Extremen keinen Unterschied zwischen den guten und bösen Menschen.
Auch Elia ist also betroffen — und nicht nur dass, er hat sich soeben den König zum Feind gemacht. Nicht nur die Dürre ist eine potentielle Bedrohung für sein Leben, sondern auch der Unmut von König Ahab.
Doch Gott lässt Elia in seiner Ausweglosigkeit nicht allein. Er spricht mitten in die Not, die Elia droht, hinein:
3 »Geh weg von hier in Richtung Osten! Versteck dich am Bach Krit, der in den Jordan fließt! 4 Aus dem Bach kannst du trinken. Den Raben habe ich befohlen, dich dort zu versorgen.«
… lesen wir in den Versen 3 und 4.
Gott zeigt Elia einen Ausweg, nennt ihm einen ganz konkreten Ort, der sich außerhalb des Machtbereiches des Königs befindet, und sorgt sich um Elia. — Gott spricht in Elias Not hinein, sorgt für ihn.
Elia hört auf Gott und findet alles so vor, wie Gott es ihm versprochen hatte: Raben bringen ihm zweimal am Tag Brot und Fleisch, trinken konnte er aus einem Bach. Wie wunderbar Gott sich um die Seinen kümmert. Er versorgt sie, gibt ihnen ihr tägliches Brot, das was sie jeden Tag zum Leben brauchen. Das hat Er uns auch heute noch versprochen. So schwierig und aussichtslos die Situation manchmal auch scheinen mag, wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott zu Seinem Wort steht und uns jeden Tag gibt, was wir brauchen.
Und Er kümmert sich wiederum um Elia, als die Dürre den kleinen Bach austrocknet. Er lässt ihn nicht allein! Wieder spricht Gott in die neu entstandene Not hinein und schickt Elia nun in das Nachbarland im Norden; bezeichnenderweise genau in das Land, aus dem Ahab die Königstochter Isebel mit ihren falschen Göttern heiratete.
Elia hört erneut auf Gott und macht sich auf den Weg in Richtung Nordwesten ans Mittelmeer, bis er in Sarepta, andere deutsche Bibel schreiben hier „Zarpat“, ankommt.

(3. Weil wir Gottes Handeln erfahren haben, können wir in die Not anderer hineinsprechen)

Und nun ist es an Elia, in die Not eines Menschen hineinzusprechen. Zwar benötigt er selbst noch Essen und Trinken, doch hat er bereits erlebt, wie Gott ihn versorgt und kann diese Erfahrung und das daraus entstandene Vertrauen weitergeben.
Gott schickt ihn geradewegs zu einer Witwe, die selber nichts mehr hat als eine letzte Mahlzeit für sich und ihren Sohn. Auch hier in Sarepta hat die Dürre also zugeschlagen, auch hier ist die Not groß. Die Witwe hat längst resigniert, weiß nicht mehr, wovon sie leben soll. Sie sieht dem Hungertod schon ins Auge. Doch Elia macht ihr Mut und sagt zu ihr: „Fürchte dich nicht!“ (V.13) — Diese mächtigen Worte, die sooft von Gott selbst kommen. Elia hat bereits erfahren, wie Gott handelt und vertraut darauf, dass Er Sein Versprechen wieder halten und sie versorgen wird. So gibt Elia im Glauben das Versprechen Gottes an die Frau weiter:
14 Denn so spricht der Herr, der Gott Israels:
Der Mehlkrug wird nicht leer werden, und die Ölkanne wird nicht versiegen.
Das wird so bleiben bis zu dem Tag, an dem der Herr wieder Regen schenkt und es auf den Ackerboden regnen wird.
Auch die Witwe vertraut in ihrer Not auf Gottes Zusage:
15 Sie ging los und tat, was Elia gesagt hatte.
Und tatsächlich hatten sie alle drei zu essen: Elia, die Frau und ihr Sohn, Tag für Tag.
16 Der Mehlkrug wurde nicht leer und die Ölkanne versiegte nicht.
Gott handelt!! Er kümmert sich um die, die an Ihn glauben. Manchmal sogar auf ganz wunderbare Weise.
Was können wir uns aus dieser Geschichte mitnehmen? Ich hatte es bereits angedeutet und möchte es gern in drei Punkten zusammenfassen:

1. Die Not ist groß

Ja, es gibt Zeiten der Not. Auch wir Christen bleiben davon nicht verschont. Jeder von uns könnte sicher seine ganz eigene Geschichte erzählen; und wir erleben es ja gerade durch das Hochwasser in Westdeutschland. Die Not ist manchmal groß.

2. Gott spricht in die Not hinein

Gott lässt uns nicht allein; wir sind Ihm nicht egal! Gott sieht unser Leid, sieht wo uns das Herz und alle Hoffnung zerbricht und begegnet uns in unserer Not. Er ist an unserer Seite, trägt unser Leid mit. Er zeigt uns Auswege und verspricht uns, dass Er sich um uns kümmert. Gott ist bei uns! — Ich wünsche Euch, dass ihr das erleben dürft!

Und 3. Weil wir Gottes Handeln erfahren haben, können wir in die Not anderer hineinsprechen

Es ist an uns, von Gott zu erzählen, zu erzählen wie Er uns begegnet und versorgt, wie er uns durch trägt. So können wir andere im Glauben stärken und ermutigen, die gerade eine große Not erfahren und deren Glauben ins Wanken geraten ist oder die noch nie selbst geglaubt haben. Wir können ihnen eine Stütze sein und ihnen helfen, an Gott festzuhalten. Und wir werden dankbar sein, wenn andere uns zur Seite stehen, dann wenn unser eigener Glaube ins Wanken gerät, wenn jemand uns zuspricht: Gott ist bei Dir!
Amen.
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