Das Wort von Jesus macht frei

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Das Wort von Jesus macht frei

Liebe Gemeinde,
seit eineinhalb Jahren begleitet uns der Corona-Virus. Er bestimmt mehr oder weniger unser Leben. Wir müssen mal mehr oder mal weniger mit Einschränkungen leben. In den vergangenen Wochen waren es mal weniger. Doch wenn es jetzt wieder auf den Herbst zugeht, werden es sicher wieder mehr werden. Auch wenn viele von uns geimpft sind, was ja auch richtig ist. Da spüren wir sehr, wie unsere Lebensqualität darunter leidet, auch unser Miteinander mit der Familie, mit den Freunden und in unserer Gemeinde. Selbst heute hier im Gottesdienst.
Doch nicht nur durch den Corona-Virus gibt es Einschränkungen im Leben, sondern auch durch viele andere Dinge, wie Krankheiten, Not, Behinderungen und Katastrophen und manches andere Leid.
Wie sie ja wissen, bin ich schwerhörig. So weiß ich, was es bedeutet ausgegrenzt zu sein. Auch wenn die anderen es nicht wollen, man ist es doch, weil man nicht alles mitbekommt.
Gut ist es, dass die moderne Technik es möglich macht, dass man doch wieder teilhaben kann, wenigsten an den meisten Dingen. Aber dadurch weiß man erst einmal die Sinne, die man hat, zu schätzen. Man weiß zu schätzen, wie wichtig es ist, dass man aneinander und miteinander teilhaben kann.
Mancher hat es auch in den vergangenen eineinhalb Jahren erlebt, wie Technik geholfen hat, dass man trotz Corona, bis zu einem gewissen Grad teilhaben konnte. Wenn man sich nicht live treffen konnten, so war es wenigstens digital möglich, sogar visuell.
Nun gab es zu Jesu Zeiten keine Technik durch die Menschen mit Behinderung an der Gesellschaft teilhaben konnten. Sie waren dadurch ausgegrenzt. Sie lebten am Rand der Gesellschaft. Da war es schon gut, wenn sie wenigstens ein paar Freunde hatten, die sich noch um sie kümmerten.
Von solch einem Mann hören wir jetzt aus dem Markusevangelium, Kapitel 7:
Mark 7:31–37 BasisBibel
31 Danach verließ Jesus die Gegend von Tyrus wieder. Er kam über Sidon zum See von Galiläa, mitten ins Gebiet der Zehn Städte. 32 Da brachten Leute einen Taubstummen zu ihm. Sie baten Jesus: »Leg ihm deine Hand auf.« 33 Und Jesus führte ihn ein Stück von der Volksmenge weg. Er legte seine Finger in die Ohren des Taubstummen und berührte dessen Zunge mit Speichel. 34 Dann blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu ihm: »Effata!« Das heißt: »Öffne dich!« 35 Und sofort öffneten sich seine Ohren, seine Zunge löste sich und er konnte normal sprechen. 36 Und Jesus schärfte ihnen ein, nichts davon weiterzuerzählen. Aber je mehr er darauf bestand, desto mehr machten sie es bekannt. 37 Die Leute gerieten außer sich vor Staunen und sagten: »Wie gut ist alles, was er getan hat. Er macht, dass die Tauben hören und dass die Stummen reden können.«
Da wird ein Mensch zu Jesus gebracht, der taub war, und weil er taub war, redete er kaum. Er konnte nur lallen. Weil er taub war, hatte er nie richtig sprechen gelernt. Er war also nicht in der Lage eine normale Unterhaltung zu führen. Die Welt des Hörens war ihm verschlossen, die Verständigung mit anderen war schwierig. Wie in einer schalldichten Zelle lebte dieser Mann. Kein Laut drang in sein Ohr. Er war mit sich selbst allein. Er konnte nicht andere Menschen sprechen hören und auch nicht seine Meinung äußern. Er war in gewisser Weise unfrei. Aber dieser Mensch hatte wenigstens noch Menschen, die sich um ihn kümmerten, die ihm zur Seite standen, ob aus familiärer Verpflichtung oder aus Barmherzigkeit? Das wissen wir nicht. »Das ist unsere, das ist deine Chance!«, dachten sie. Und hatten ihn gleich mitgenommen. Mitgenommen zu Jesus.
Sie wussten, was zu tun ist. Sie forderten Jesus auf und baten ihn die Hand aufzulegen. Was sie davon erwarteten, steht nicht da. Vielleicht doch Heilung, vielleicht doch das, was über den Messias verheißen ist:
Isaiah 35:5–6 LU
5 Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden. 6 Dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und die Zunge des Stummen wird frohlocken. Denn es werden Wasser in der Wüste hervorbrechen und Ströme im dürren Lande.
Nun Jesus nimmt sich dieses Mannes an. Aber ganz anders als er es bisher mit anderen getan hat. Er führt ihn weg, weg von der Menge der Menschen, weg von den Schaulustigen, weg von den Neugierigen, weg von den Gaffern, aber auch weg von denen, die es in der Nachfolge ernst meinen. Jesus möchte keine Show, keine göttlichen Muskelspiele. Ihm geht es um den Menschen, der zu ihm kommt. Jesus will mit diesem Menschen erst einmal allein sein und ihm seine Gemeinschaft schenken. Er berührt den Kranken, lässt ihm seine Gegenwart spüren. Das sogar sehr nachdrücklich. Er stößt ihm fühlbar die Finger in die Ohren, als wenn er eine Barriere durchbrechen müsste. Sie sind der wunde Punkt seines Lebens. Er berührt die Zunge mit Speichel. Solche Gesten waren damals in der Zeit Jesu nicht unbekannt. Andere Heiler haben es auch ähnlich getan. Dennoch ist es bei Jesus anders.
Es waren Zeichen, um den Glauben des Mannes und seiner Begleiter zu ermutigen. Für den Taubstummen wird es nach seiner Biografie die einzige Möglichkeit der Wahrnehmung gewesen sein, dass er gespürt hat, wie viel Nähe ihm so durch Jesus geschenkt wurde. An ihm ist die Botschaft des Evangeliums unverwechselbar geworden, denn das Kreuz und Auferstehung Jesu ist so die Mitte alles Geschehens geworden.
Nun das Heilungsgeschehen drückt auch aus, woher Jesus seine Kraft und Vollmacht dazu bekommt: „Dann blickte er zum Himmel auf.“ Er macht deutlich, dass es durch göttliche Kraft geschieht. Er macht durch diese Geste auch seinem Patienten, der sehen, wenn er auch nicht hören konnte, deutlich, zum Himmel, woher die Hilfe kommt, wie es auch der Psalmbeter ausdrückt:
Psalm 121:1–2 BasisBibel
1 EIN LIED FÜR DIE PILGERREISE. Ich schaue hoch zu den Bergen. Woher kommt Hilfe für mich? 2 Hilfe für mich, die kommt vom Herrn! Er hat Himmel und Erde gemacht.
Dann seufzt Jesus. Er seufzt als Mitgefühl über die Trübsale des menschlichen Lebens und als Mitgefühl mit dem Leidenden. Dann kommt sein Ruf: „Ephata!, das heißt: Tu dich auf!“
Das „Tu dich auf“ von Jesus dient hier beiden Teilen der Heilung: Einmal mögen sich die Ohren auftun und sogleich auch die Lippen auftun; möge er jetzt frei hören und frei sprechen. Und die Wirkung entsprach den gesprochenen Worten: „Und sogleich wurden seine Ohren aufgetan und das Band seiner Zunge gelöst“ (Vers 35).
Glücklich war dieser Mensch, der, sobald ihm die Sinne der Sprache und des Gehörs gegeben worden waren, Jesus so nahe hatte, dass er mit ihm sprechen konnte. Damit öffnete sich das Herz und so öffneten sich die Ohren, um das Wort Gottes aufzunehmen, und öffnete sich der Mund für Gebet und Lobpreis.
Der Taubstumme wird geheilt, Ohren und Sprache funktionieren vollständig. Wen wundert es nun, dass er und seine Begleiter anderen davon erzählen?
Markus berichtet uns, dass Jesus eigentlich befiehlt, dass der Geheilte und seine Freunde schweigen sollen. Denn bei dem Evangelisten Markus steht ja dieses Messiasgeheimnis im Mittelpunkt. - Jesus wollte noch als Messias im Verborgenen wirken. Doch das geht hier nicht auf. Es ist eigentlich eine menschliche Zumutung, wenn sie darüber Schweigen sollen, was Jesus hier getan hat. Sicher wer Jesus ist, macht sich nicht an den Heilungen fest, und sind diese noch so imponierend und groß. Auch als Petrus ein Kapitel später bekennt, dass Jesus der Christus ist (Mk 8,27–30), mahnt Jesus ihn zu schweigen. Denn gleich darauf spricht Jesus über sein Leiden und seinen Tod, die jetzt vor seiner Auferstehung liegen (Mk 8,31ff.).
Die Corona-Pandemie ist zur Zeit für uns als Menschen eine große Herausforderung, auch für uns als Christen und für uns in der Kirche. Wie gehen wir mit Leid und Einschränkungen um? Wofür lohnt es sich zu kämpfen? Welchen Trost können wir weitergeben? Mitten in aller Not ist da immer noch Jesus zu finden!
Andere große Herausforderungen bewegen uns auch in dieser Woche, der verlorene Krieg in Afghanistan mit den menschlichen Schicksalen am Flughafen in Kabul und überhaupt im ganzen Land, die Erdbebenkatastrophe in Haiti mit über 3000 Toten, immer noch die Flutkatastrophe im Westen unseres Landes und noch vieles mehr. Und manchmal klagen wir dann und fragen Gott: Muss das sein?
Sicher: Schwierige Situationen gehören zu unserem Leben dazu. Auch die Klage hat in unserem Leben ihren festen Platz. Wir können und sollen Jesus sagen, was uns fehlt, wo wir in Not sind, was uns ängstet, wo wir nicht mehr weiter wissen. Wir dürfen darauf vertrauen, dass er uns neuen Mut schenkt – und Menschen, die uns zur Seite stehen. Und anders herum: Dass wir auch die Lasten anderer mittragen. Gemeinsam können wir dann das Evangelium in unserer Welt bekannt machen.
Für uns alle gilt:
Das Wort von Jesus macht uns frei und gewiss.
Amen.
CMV-Materialsammlung Die Heilung des Taubstummen

Die Heilung des Taubstummen

• JESUS CHRISTUS

Christus - der Arzt

Markus 7,31–37

Sie brachten einen Armen

zum Herrn mit heißem Flehn;

“Herr, hab mit ihm Erbarmen,

lass deine Macht uns sehn!

Noch nie hat er vernommen

der Mutterstimme Klang,

noch nie konnt’ er uns klagen,

wenn’s ihm ums Herz so bang.”

Vom Volk weg in die Stille

führt dort den armen Mann

Jesus; wenn’s Gottes Wille

soll weichen jetzt der Bann.

Ihn rührt der Menschen Leiden,

ihn jammert unser Los.

Er schaut zum Himmel betend:

“Herr, hilf, die Not ist groß!”

Mit Staunen sieht der Taube,

was Jesus an ihm tut,

in ihm erwacht der Glaube,

Vertraun und neuer Mut.

Wo nur ein Fünklein Glauben

im Herzen angefacht,

da kann der Heiland helfen,

da zeigt er seine Macht.

Es sprengt der Herr die Bande

und spricht sein: Hephata!

Und alles Volk erkannte

den Herrn, als dies geschah.

“Die Tauben macht er hörend”

- So jubelnd es erscholl -

“Die Stummen macht er redend,

der Herr macht alles wohl!”

Wenn uns vom Weltgetriebe

Gott in die Stille führt,

o glaub’s: es ist nur Liebe,

der höchster Dank gebührt.

Oft heilt in stillen Stunden

der Herr manch krankes Herz,

und führt’s aus Welt und Sünde

zum Frieden himmelwärts.

Die taub nicht hören wollen

aufs Evangelium,

die dankbar reden sollen,

still aber sind und stumm,

die Hand und Herz verschließen,

Herr, denen tritt du nah,

ruf ihnen zu dein großes,

gewalt’ges: Hephata!

Oft dunkel ist dein Walten;

Warum? fragt bang mein Herz.

Hilf, dass wir stille halten

dir, Herr, in Freud und Schmerz!

Wenn wir zum Lichte dringen

einst aus des Lebens Nacht,

wie werden wir dann rühmen:

“Der Herr hat’s wohl gemacht!”

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