Ausweglos - wenn nur noch Gott helfen kann
Gebet - so bunt wie das Leben • Sermon • Submitted
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Transcript
Vorübung anstelle einer Textlesung
Vorübung anstelle einer Textlesung
Die heutige Predigt wird ein bisschen anders sein, als ihr euch das vielleicht gewohnt seid. Und zwar werdet ihr heute viel selber machen. Darum braucht ihr heute die Predigtunterlagen und einen Stift. Wenn ihr eins von beidem noch nicht habt, wird es jetzt noch verteilt.
Als erstes dürft ihr nämlich gleich einmal den Bibeltext bearbeiten. Wenn ihr die Unterlagen aufschlagt, findet ihr den Predigttext für heute. Ich habe allerdings ein bisschen was daran verändert. Wer sieht es? Genau, ich habe die Verseinteilung rausgenommen. Und deine Aufgabe ist es jetzt, die wieder einzufügen. Kleiner Tipp: Der Ps 142 hat im Original 8 Verse. Wenn du aber denkst, dieser Text sollte in mehr oder auch in weniger Verse eingeteilt werden, dann darfst du auch mehr oder weniger Verseinteilungen machen.
Ps 142: Eine Unterweisung Davids, als er in der Höhle war, ein Gebet. Ich schreie zum HERRN mit meiner Stimme, ich flehe zum HERRN mit meiner Stimme. Ich schütte meine Klage vor ihm aus und zeige an vor ihm meine Not. Wenn mein Geist in Ängsten ist, so kennst du doch meinen Pfad. Sie legen mir Schlingen auf den Weg, den ich gehe. Schau zur Rechten und sieh: Da will mich niemand kennen. Ich kann nicht entfliehen, niemand nimmt sich meiner an. HERR, zu dir schreie ich und sage: Du bist meine Zuversicht, mein Teil im Lande der Lebendigen. Höre auf meine Klage, denn ich werde sehr geplagt. Errette mich von meinen Verfolgern, denn sie sind mir zu mächtig. Führe mich aus dem Kerker, dass ich preise deinen Namen. Die Gerechten werden sich zu mir sammeln, wenn du mir wohltust.
3 Minuten Text einteilen
Ich finde das eine super Möglichkeit, in den Bibeltext einzutauchen. Es zwingt einen nämlich, genau hinzuschauen. Gibt es so etwas wie einen roten Faden? Welche Sätze gehören zusammen und wo beginnt ein neues Thema? Wenn du gerne wieder mal so etwas machen möchtest, kannst du dir online einen Bibeltext in ein Textprogramm wie Word kopieren und dann die Verse entfernen. Das geht relativ einfach über Seiten wie www.bibleserver.com.
Was ist dir bei diesem Text besonders aufgefallen?
Einleitung
Einleitung
Wann war das letzte Mal, wo du gedacht hast: “Keine Ahnung, wie das noch gut werden soll”? Es gibt so Momente im Leben, da sitzt man in einer Höhle und findet den Ausgang nicht mehr. Genau aus so einer Situation entspringt dieser Text. In der Einleitung des Psalms heisst es: Als David in der Höhle war. Die Bibel berichtet uns von zwei Höhlenerlebnissen von David. Beide findet ihr in 1Sam 21-24. Bekannt ist vor allem das zweite Erlebnis. David musste sich verstecken. Denn durch den Propheten Samuel wusste er, dass er einmal König sein würde. Das hat dem amtierenden König Saul natürlich nicht gepasst. Und so hat Saul immer wieder versucht, David umzubringen. Darum musste sich David verstecken. Unter anderem in den Höhlen von Ein Gedi direkt am Toten Meer. David versteckt sich also in dieser Felsenwüste und plötzlich taucht Saul mit seiner Armee auf. Er und seine Leute ziehen sich in eine Höhle zurück und dummerweise sucht sich Saul genau diese Höhle aus, um eine Pause zu machen. Aus den Erlebnissen dieser Verfolgungszeit ist Ps 142 entstanden.
Hauptteil
Hauptteil
In weiteren Verlauf dieser Predigt möchte ich betend mit euch durch diesen Psalm hindurchgehen. Wir werden immer wieder anhalten und das, was David in diesem Psalm macht, selbst in unsere Gebete aufnehmen.
Ps 142,1: Eine Unterweisung Davids, als er in der Höhle war, ein Gebet.
Dieser Psalm steht nicht im luftleeren Raum, er hat einen ganz konkreten Ursprung. Er kommt direkt aus dem Leben. Überlege kurz für dich: Wo erlebe ich gerade so einen Höhlenmoment? Klar, niemand von uns wird von einem jähzornigen König verfolgt, aber auch wir erleben Sachen, die uns Angst machen. Vielleicht bist es auch nicht du selbst, der leidet, sondern jemand der dir wichtig ist. Wenn dir auch da nichts einfällt, dann den Horizont weiter. In den letzten Wochen war immer wieder Afghanistan in den Medien. Wichtig: Nimm eine Situation, von der du denkst, dass dieser Bibeltext dort eine Bedeutung haben könnte. Aber mach es für dich möglichst konkret.
Ps 142,2-3: Ich schreie zum HERRN mit meiner Stimme, ich flehe zum HERRN mit meiner Stimme. Ich schütte meine Klage vor ihm aus und zeige an vor ihm meine Not.
Nimm dir ein paar Momente Zeit, um deine persönliche Not vor Gott zu bringen. Gleich jetzt, jeder für sich. Sage Gott vor allem, wie es dir geht und was diese Situation bei dir auslöst.
1 Minute Stille
Ps 142,4a: Wenn mein Geist in Ängsten ist, so kennst du doch meinen Pfad.
Vater im Himmel, ich danke dir, dass du unsere Ängste kennst. Ich danke dir auch, dass du weisst, was vor uns liegt. Dir vertrauen wir. Amen
Ps 142,4b-5: Sie legen mir Schlingen auf den Weg, den ich gehe. Schau zur Rechten und sieh: Da will mich niemand kennen. Ich kann nicht entfliehen, niemand nimmt sich meiner an.
Hier wird David konkret. Er hat zwei Probleme. Auf der einen Seite sind da seine Verfolger. Seine Feinde haben ihm Fallen gestellt. Das ist die eine Seite. David hat aber noch ein zweites Problem: Niemand will ihm helfen. David beschreibt eine Art Gerichtssaal. Gott ist der Richter. Und um diesen Richter stehen seine Berater. Besonders wichtig sind die Berater, die auf der rechten Seite des Richters stehen. Das ist der Ehrenplatz. Kleine Ausblick ins neue Testament: Darum wird immer wieder gesagt, dass Jesus auf der rechten Seite des Vaters im Himmel steht. David steht also vor diesem göttlichen Gericht und klagt an. Aber von all diesen Leuten um Gottes Thron will ihn niemand kennen. Das bedeutet auch: Niemand will sich für David einsetzen. Niemand will diesen Fall übernehmen und ein Anwalt für David sein. Er bekommt keine Hilfe.
Nimm dir wieder ein paar Momente um zu beten. Beschreibe Gott deine Situation. Was ist genau das Problem? Gibt es jemanden, der dich in dieser Situation enttäuscht hat? Hättest du von jemandem Hilfe erwartet? Bring diesen Moment der Enttäuschung vor Gott. Du musst ihn noch nicht um irgendetwas bitten. Dazu kommen wir später noch. Bleib mal bei deiner Enttäuschung. Sprich darüber mit Gott.
1 Minute Gebet.
Vater im Himmel, du siehst meinen Schmerz und meine Enttäuschung. Dir vertraue ich es an. Amen
In all diesem Leid gibt es für David nur noch einen Hoffnungsschimmer und das ist Gott selbst
Ps 142,6: HERR, zu dir schreie ich und sage: Du bist meine Zuversicht, mein Teil im Lande der Lebendigen.
Alle anderen wollen David nicht helfen. Also gibt es nur noch einen, an den er sich wenden kann. Und das ist Gott. Dem vertraut er wirklich. Dieser Schritt geht jetzt vielleicht etwas zu schnell für dich. Aber wenn du Gott vertraust, dann nimm dir ein paar Momente, in denen du ihm sagst, was er für dich bedeutet. Sage ihm, wie du dich ihm gegenüber fühlst. Und vielleicht ist genau das für dich der Punkt: Du kannst Gott nicht vertrauen. Dann sag ihm auch das. Er kommt damit klar. Und ich glaube: Wenn du Gott ehrlich sagen kannst, dass du ihm nicht vertraust, dann ist das er erste Schritt, wie dieses Vertrauen wieder wachsen kann. Wir müssen nicht verstecken, wie wir uns Gott gegenüber fühlen. Er weiss es sowieso. Und ich glaube, es ist besser, mit Gott ehrlich zu sein als ihm irgendetwas vorzuspielen. Darum: Nimm dir jetzt einige Momente, in denen du Gott sagen kannst, wie du dich ihm gegenüber fühlst. Auch hier wieder: Du musst noch nichts bitten, dazu kommen wir noch. Sag ihm, wie du zu ihm stehst. Vertraust du Gott?
1 Minute Gebet
Vater im Himmel, auch wenn mich alle anderen verlassen: Dir vertraue ich! Amen.
Ps 142,7-8a: Höre auf meine Klage, denn ich werde sehr geplagt. Errette mich von meinen Verfolgern, denn sie sind mir zu mächtig. Führe mich aus dem Kerker, dass ich preise deinen Namen.
Viele unserer Gebete bestehen vor allem aus Danken und Bitten. Beim Vorbereiten dieser Predigt ist mir ganz neu bewusst geworden, wie viel Zeit viele biblische Gebete damit verbringen, Gott zuerst einmal das Problem zu schildern. Ich glaube, dass dürfen wir auch tun. Wir müssen nicht immer gleich zur Lösung kommen. Wir dürfen mit Gott über unsere tiefsten Emotionen, über unsere Ängste, unsere Enttäuschungen, unsere Wut usw. reden. Ich glaube, das macht diese letzten Zeilen von Ps 142 so kraftvoll. David bittet um Hilfe. Gott soll ihn befreien, den selbst kann er es nicht. Und das ist ja oft auch unser Problem mit unseren Problemen. Wir können sie nicht immer lösen und brauchen Hilfe. Nimm dir jetzt ein paar Momente, um Gott um Hilfe zu bitten. Sag ihm, was du dir von ihm wünscht.
1 Minute Gebet
Vater im Himmel, du hast meine Bitte gehört. Amen
Das ist noch nicht ganz das Ende von Psalm 142. David hat nämlich auch schon eine Vision davon, was passieren wird, wenn Gott ihm hilft.
Ps 142,8b: Die Gerechten werden sich zu mir sammeln, wenn du mir wohltust.
Die Gerechten werden sich um ihn sammeln. Das klingt jetzt vielleicht abstrakt, aber das war ja ein wichtiger Teil des Problems: David hatte Menschen um sich, die ihn ungerecht behandelt haben. Doch wenn Gott eingreift, dann wird sich das ändern. Nehmen wir uns ein letztes Mal Zeit zum beten. Wie wird deine Situation aussehen, nachdem Gott eingegriffen hat? Was ist dann?
1 Minute Gebet
Vater im Himmel, es ist gut zu wissen, dass deine Pläne für meine Zukunft gut sind. Amen
Schluss
Schluss
Ich wollte heute zwei Sachen mit euch machen. Ich wollte euch zeigen, wie die Bibel mit schwierigen Situationen umgeht. Und wir haben gesehen: Wir dürfen mit all unseren ausweglosen Situationen zu Gott kommen. Ich wollte euch aber auch zeigen, was es bedeuten kann, einen Bibeltext zu beten. Du kannst Schritt für Schritt durch einen Bibeltext durchgehen und diesen Text mit deinen ganz persönlichen Erfahrungen füllen. Für mich ist das eine sehr wichtige Art zu beten. Zum einen sind von Gott inspirierte Gebete. D.h. für mich: Das sind Gebete, auf die Gott sicher hört. Immerhin ist er massgeblich an ihrer Entstehung beteiligt gewesen. Zum anderen ist diese Art zu beten besonders hilfreich, wenn dir die Worte fehlen. Es gibt Momente, da weiss man nicht, was man sagen soll. Da kann es helfe, die Gebete der Bibel mitzubeten. Es braucht dann nicht viel mehr von dir als ein: “Ja Gott, so ähnlich geht es mir gerade auch.”
Aber ich glaube auch, dass diese Art zu beten ein bisschen Übung braucht. Darum: Wenn du dein Gebetsleben bereichern möchtest, dann nimm dir nächste Woche jeden Tag einen Psalm und bete genau auf diese Art und Weise. Eine Vorschlag dazu und welche Psalmen du nehmen kannst, findest du auf den Predigtunterlagen.
Ideen:
Ps 3: Persönliche Krise
Ps 4: Abendgebet
Ps 6: Busse
Ps 8: Staunen über die Natur
Ps 16: Freude
Ps 25: Gott nah sein
Ps 26: ungerechte Anklage
Ps 100: Dankbarkeit
Ps 148: Anbetung