Soll ich meines Bruders Hüter sein?
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Soll ich meines Bruders Hüter sein?
Soll ich meines Bruders Hüter sein?
“Soll ich meines Brudes Hüter sein? “ - Vielleicht haben Sie sich diese Frage auch schon einmal in Ihrem Leben gestellt? Gerade dann, wenn ein Mensch Ihnen das Leben schwer gemacht hat und sie den Umgang mit ihm als Belastung empfunden haben? Das kann jemand aus der Familie sein, jemand der Arbeitskollegen, aus der Nachbarschaft, aber auch aus dem Verein oder der Kirchgemeinde. Manchmal empfinden wir andere Menschen als Belastung und würden uns gern von Ihnen lossagen und frei machen. Oder sind auch wir für andere solch eine Belastung?. Darüber sollten wir vielleicht auch einmal nachdenken.
Heute hören wir eine Geschichte aus dem Alten Testament, die uns deutlich machen will, wie Menschen einander sich das Leben schwer machen können. Leider hat die Geschichte ein recht unrühmliches Ende. Es ist sozusagen der erste Mord in der Menschheitsgeschichte.
Wir lesen aus dem 1. Mosebuch Kapitel 4:
1 Adam schlief mit seiner Frau Eva.Sie wurde schwanger und brachte Kain zur Welt. Da sagte sie: »Mithilfe des Herrn habe ich einen Sohn bekommen.« 2 Danach brachte sie seinen Bruder Abel zur Welt. Abel wurde Hirte und Kain wurde Ackerbauer. 3 Eines Tages brachte Kain dem Herrnvon dem Ertrag seines Feldes eine Opfergabe dar. 4 Auch Abel brachte ein Opfer dar: die erstgeborenen Tiere seiner Herde und ihr Fett. Der Herr schaute wohlwollend auf Abel und sein Opfer. 5 Doch Kain und sein Opferschaute er nicht wohlwollend an. Da packte Kain der Zorn, und er blickte finster zu Boden. 6 Der Herr fragte Kain: »Warum bist du so zornig,und warum blickst du zu Boden? 7 Ist es nicht so: Wenn du Gutes planst, kannst du den Blick frei erheben. Hast du jedoch nichts Gutes im Sinn, dann lauert die Sünde an der Tür. Sie lockt dich, aber du darfst ihr nicht nachgeben!«
8 Kain sagte zu seinem Bruder Abel: »Lass uns aufs Feld gehen!« Als sie auf dem Feld waren, fiel Kain über seinen Bruder Abel her und erschlug ihn. 9 Da sagte der Herr zu Kain: »Wo ist dein Bruder Abel?« Kain antwortete: »Das weiß ich nicht. Bin ich dazu da, auf meinen Bruder achtzugeben?« 10 Der Herr entgegnete ihm: »Was hast du getan? Das Blut deines Bruders schreit vom Ackerboden zu mir. 11 Verflucht sollst du sein, verbannt vom Ackerboden, den deine Hand mit seinem Blut getränkt hat! 12 Wenn du ihn bearbeitest, wird er dir künftig keinen Ertrag mehr bringen. Du wirst ein heimatloser Flüchtling sein und von Ort zu Ort ziehen.« 13 Kain erwiderte dem Herrn: »Die Strafe ist zu schwer für mich. 14 Du verjagst mich jetzt vom Ackerland und verbannst mich aus deiner Gegenwart. Als heimatloser Flüchtling muss ich von Ort zu Ort ziehen. Jeder, dem ich begegne, kann mich erschlagen.« 15 Der Herr antwortete: »Das soll nicht geschehen! Wer Kain tötet, an dem soll es siebenfach gerächt werden.« Der Herr machte ein Zeichen an Kain. Niemand, der ihm begegnete, durfte ihn töten. 16 Kain zog fort, weg vom Herrn, und ließ sich im Land Nod nieder. Das liegt östlich des Gartens Eden.
Zwei Brüder von den gleichen Eltern geboren - Kain und Abel und doch so unterschiedlich, wie sie nur sein können. Der Erstgeborene bekommt den Namen Kain - der Mann, der geboren wurde, also kräftig und stark, um den Feldbau betreiben zu können. Angesehen und geachtet bei seinen Eltern. Der zweite Sohn bekommt den Namen Abel, der Unbedeutende - der Atem, ein Dampf, das Vergängliche, der Schwache. An ihm ist die Wertlosigkeit des menschlichen Lebens zu erkennen. Da Abel nur "ein Hauch" ist, werden von ihm keine Worte aufgezeichnet, und seine einzige Handlung besteht darin, eine Opfergabe zu bringen. Dass er keine Nachkommen hat, macht sein Leben noch unbedeutender. Dennoch wird er im Neuen Testament im Hebräerbrief unter der Wolke der Zeugen geführt: Hebräer 12,1ff.
Abel wurde ein Hirte, Kain ein Bauer. Das wirft aber auch die Frage auf, ob es sich bei diesem Konflikt zwischen Kain und Abel nur um einen Konflikt zwischen zwei Brüdern oder sogar antropologisch um einen Klassenkonflikt zwischen zwei unterschiedliche Lebensweise handelt.
Nun spiegelt uns diese Geschichte das Geschehen aus zweifacher Sicht wider, aus der Sicht Gottes und aus der Sicht des Menschen. Wie handelt Gott aus seiner Sicht heraus? Und wie handelt er aus der Sicht des Menschen?
Zwei Brüder bringen Gott ein Opfer aus ihrer Lebenswelt. Kain aus der Lebenswelt des Ackerbaus: Früchte des Feldes, Gemüse und Obst. Abel aus der Lebenswelt der Tierzucht: die Erstgeborenen der Tiere. Und nun das überraschende Handeln Gottes. Das eine Opfer nimmt er an, das andere nicht. Mag Gott kein Gemüse - ist er nur ein Fleischfresser? Woher kommt der Unterschied? Vielleicht reagiert Gott auf einen Unterschied in der Einstellung der Brüder ihm gegenüber? Gibt es einen Grund für diese Unterscheidung? Der Theologe Walter Brüggemann nennt Gottes Vorliebe für Abels Opfer unerklärlich und empfiehlt uns das einfach stehen zulassen. Es ist die Freiheit Gottes zu handeln, wie er will.
Wir erfahren von der Reaktoin Kains. Er wird er richtig sauer, dass Gott sein Opfer nicht annimmt. Ich kann mir das gut vorstellen, wenn man benachteiligt wird. Da hat man das Beste gegeben. Hat sich richtig Mühe gemacht, ja aufgeopfert. Das Feinste vom Feinsten, das Beste vom Besten. Und dann wird es mit Füßen getreten. Wer hat das nicht schon in seinem Leben erlebt? Hier war es der erfolgsverwöhnte Kain - der Mann. Ihm wurde da auf einmal der Waschlappen Abel vorgezogen und das von Gott. Das kann er doch nicht auf sich sitzen lassen. Da muss er doch etwas tun.
Ich kann mir da richtig vorstellen, wie es in ihm gärt. Wie in einem Weinballon, den man zugepropft hat und der durch den Überdruck gleich platzt.
Und Gott sieht es und warnt ihn noch. Er warnt Kain vor seiner Sünde. Sie lauert wie ein wildes Tier, das bereit ist, sich auf seine Beute zu stürzen. Sie ist vor der Tür - also so nah, dass Kain sich mit ihr auseinandersetzen muss. Jetzt könnte er beweisen, dass er wirklich ein Mann ist. Mit dieser Warnung gab Gott Kain sogar die Hoffnung, dass er diesen Drang zur Sünde beherrschen könnte, wenn er stark ist. Doch er widerstand nicht, sondern er wurde zum ersten Mörder. Als solcher war er ein Egoist. Keine Figur im Alten Testament verkörpert für uns so die Schuld und die Niedertracht wie Kain; er wird in der ganzen Bibel nur noch von Judas übertroffen. Denn für das menschliche Herz ist es nicht unglaublich, dass in so kurzer Entfernung vom Paradies, ja sogar in noch kürzerer Entfernung von Kains glücklicher Kindheit, eine so üble Tat begangen wurde. Das Menschenherz weiß um seine eigene Verlogenheit und darum, wie schnell die Sünde den Tod hervorbringt.
Nun ermordet Kain seinen Bruder Abel. Wie ein Tier stürzte er sich auf seinen Bruder Abel und tötete seine Beute. Unverfroren lief er davon und ließ Abels Leiche am Boden liegen.
Und dann fragt Gott Kain nach Abel. Kain stellt nun diese Frage, die jeder von uns schon in seinem Leben gestellt hat: Soll ich meines Bruders Hüter sein” Und die Antwort Gottes darauf lautet: Du bist es! Und dann sage ich doch oft: “Ich bin es nicht!” auch als Christ immer wieder!” und werde am anderen und letztlich an Gott schuldig.
Jesus macht es uns im Neuen Testamend an dem Gleichnis vom barmherzigen Samaiter deutlich, dass und wie wir des Bruders Hüter sein sollen. Jesus ermutigt und ermuntert uns dazu das ganz und gar selbstlos zu sein.
Gott weigerte sich, auf Kains Frage einzugehen, und zwang ihn, sich seiner Verantwortung für eine so schreckliche Tat zu stellen, indem er fragte: "Was hast du getan? Dann überraschte Gott Kain, indem er ihm mitteilte, dass es einen Zeugen für seine Tat gab. Das Blut seines Bruders schrie vom Boden zu Gott.
Nun erhält Kain von Gott seine Strafe. Eigentlich verwundert es uns, dass es nicht die Todesstrafe ist. Kain wurde weiter weg von dem idealen Garten getrieben, in den Gott die ersten Menschen gesetzt hatte, was symbolisiert, dass er weiter von der Gemeinschaft mit Gott entfernt war. Es wird hier schon deutlich, dass es Gott nicht darum geht, dass Leben des Menschen zu nehmen, sondern zu erhalten, sei es auch in der aussichtslosesten Situation. So ist die Strafe des Kain entfernt sein von Gott und als Flüchtling leben. Selbst diese Stafe empfindet Kain noch als zu schwer. Wenn Kain seine Strafe erhält, mag sie ihm größer erscheinen, als er ertragen kann, aber sie ist nicht größer, als er verdient hat.
Nun Kain muss in die Verbannung. Er erhält aber ein Schutzzeichen. Er musste die Nähe Gottes Verlassen, bleibt aber dennoch unter seinem Schutz. Trotz aller Strafe erfährt er Gottes Gnade.
Die Frage an uns heute ist doch: Sind wir nicht auch manchmal wie Kain? Mit dieser Geschichte erhalten wir heute Einblick die Abtrünnigkeit des menschliche Herzen, das sehr oft voller Häme. Neid und Bitterkeit ist, das dem anderen nicht gönnt, was man vielleicht selber nicht hat, aber vielleicht auch nicht braucht.
Wieviel Leid und Not gibt es gerade in unserer Welt verursacht durch die Abtrünnigkeit des menschlichen Herzen. Denken wir nur an die gegenwärtigen Kriege, wie gerade in Afghanistan, oder die Menschen in den Gefängnissen dieser Welt und viele unschuldig, weil manchen Machthabern nur deren Meinung nicht passt. Anarchie und Revolutionen, Unruhen und Aufstände auch Katastrophen haben darin ihre Ursachen. Abr auch im zwischenmenschlichen Bereich entstehen ganz schnell solche Häme und zwischmenschlichen Spannungen.
In der vergangen Woche hatte eine PR-Agentur den Einsatz eine Schlagersängers im Hochwassergebiet in Altenburg an der Ahr versehtlich als Einsatz in Altenburg in Thüringen gemeldet. Der regionale Fernsehsender hatte es in den sozialen Medien etwas lustig aufgenommen und gemeldet. Schon wurde er mit viel Häme überschüttet. Es war fast Rufmord. Ich weiß nicht, ob das die Form ist wie wir Menschen miteinander umgehen sollen.
Eines kann ich auch aus diesem Text heraus schließen: Kain selber wurde durch sein Vergehen zum Flüchtling. Doch als Flüchtling stand er unter Gottes Schutz. Darum sollten wir uns als Christen in besonderer Weise für die Flüchtlinge einsetzen auch im Mittelmeerraum und in Afghanistan, unabhängig welcher Nation, Geschlecht und Religion. Gerade hier wird deutlich alle Menschen sind unsere Brüder und Schwestern.
Und Gott ist ein Gott, der uns liebt. Auch nicht nur Kain hat ein Zeichen - auch wir Christen - das Kreuz Jesu Christi - darum können wir leben.
Amen.