Anweisungen fürs Leben

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Anweisungen fürs Leben

Liebe Gemeinde,
da saßen wir in einer Gaststätte in einer gemütlichen Runde beim Abendessen und ich musste mich des besseren belehren lassen, als ich behauptete, dass es nahezu keine Kataloge von den Versandhäusern mehr gibt. Da war der Widerspruch in der Runde groß. Und man bewies mir, dass es sie noch zu Genüge gibt.
Dennoch das Einkaufsverhalten der Leute hat sich verändert. Die meisten Leute suchen ihre Angebote vielleicht noch im Katalog, aber kaufen dann doch im Online-Shop oder mit dem Smartphone per App.
Heute haben wir im folgenden Predigtext einen Katalog vor uns, den wir uns anschauen wollen. Es ist ein sogenannter Tugendkatalog. Da geht es also darum, wie die Menschen leben sollen. Es geht um das richtige Zusammenleben der Christen damals zur Zeit des Apostel Paulus. Und es geht auch um das richtige Zusammenleben von uns Christen heute. Manches, was der Apostel Paulus hier schreibt, ist nicht nur für die christliche Gemeinde wichtig, sondern überhaupt für das menschliche und das gesellschaftliche Leben.
Vielleicht rümpft jetzt mancher seine Nase, wenn er den Begriff Tugendkatalog hört. Irgendwie ist das Wort negativ besetzt, so als wenn jemand einen Zeigefinger erhebt. Nun wir sollten es nicht gleich negativ sehen, sondern einfach einmal als positive Lebensanweisung, die uns im Miteinander vorwärts bringen will.
Dazu lesen wir einmal, was der Apostel Paulus an die Christen in Thessalonich geschrieben hat:
1 Thessalonians 5:14–24 BasisBibel
14 Brüder und Schwestern, wir bitten euch: Bringt diejenigen zur Vernunft, die ihre geregelte Arbeit aufgeben. Steht den Ängstlichen bei. Helft denen, die in ihrer Überzeugung unsicher sind. Und habt Geduld mit allen. 15 Achtet darauf, dass niemand Böses mit Bösem vergilt. Bemüht euch vielmehr, einander und allen anderen immer nur Gutes zu tun. 16 Freut euch immerzu! 17 Betet unablässig! 18 Dankt Gott für alles! Das ist es, was Gott von euch will und was er durch Jesus Christus möglich gemacht hat. 19 Löscht die Flamme des Heiligen Geistes nicht aus! 20 Missachtet die prophetischen Weisungen nicht! 21 Prüft aber alles und behaltet nur das Gute! 22 Haltet euch vom Bösen fern – wie auch immer es aussieht. 23 Der Gott, der Frieden schenkt, mache euch ganz und gar zu Heiligen. Er bewahre euch unversehrt an Geist, Seele und Körper. Denn es soll an euch nichts auszusetzen sein, wenn unser Herr Jesus Christus wiederkommt. 24 Gott, der euch beruft, ist treu: Er wird das alles tun.
Da gibt der Apostel Paulus den Christen hier mit diesem Tugendkatalog eine Richtschnur für ein Leben, welches durch den Glauben an Jesus Christus hin zu Gottes Reich führen soll. Er motiviert sie mit diesem Katalog.
Eigentlich sind das doch alles machbare Dinge, die er hier auffüht, oder nicht? Manches klingt ja fast so selbstverständlich und banal, wenigstens für uns. Aber scheinbar scheint das für manchen damals in der Gemeinde nicht so selbstverständlich zu sein. Vielleicht wollten sie es auch nicht mehr tun, denn sie lebten in der Naherwartung, dass Jesus wiederkommt. So sagten sie sich, bis Jesus wiederkommt, brauchen wir nicht mehr zu arbeiten.
Aber auch heute begegnen uns Menschen, denen das nicht so selbstverständlich ist, was uns als Christen vielleicht selbstverständlich ist. Wieviele Menschen brauchen heute unseren Beistand und unsere Hilfe, dass sie an der Stange bleiben?
Paulus weiß, dass es in der Gemeinde Menschen gibt, die besondere Zuwendung und Ermutigung brauchen. Menschen, die auf dem Weg des Glaubens bei der Hand genommen werden müssen. Manchmal ganz praktisch, sogar bis dahin, dass man sie motiviert, dass sie einer geregelten Arbeit nachgehen. Ja, dass es auch Menschen gibt die Ängste haben, sogar richtige Lebensängste, weil sie im Glauben Zweifel haben. Das war damals in Thessalonich so und das ist auch heute in unseren Gemeinden so. Mir sind auch in meinem Leben schon mache solcher Menschen begegnet - und gerade diese brauchen in unseren Gemeinden Begleitung. Dafür sind wir als Christen füreinander da.
Im Moment haben wir an unseren Kirchentüren Schilder wegen Corona, dass die Menschen eine Maske aufsetzen sollen. Vielleicht sollten wir vielmehr Schilder an unsere Kirchentüren hängen: “Bitte lassen sie ihre (Lebens-)Maske zu Hause. Mit uns können sie sprechen, über das, was sie belastet und bewegt!”
Ja das Thema Seelsorge wird in unseren Gemeinden viel zu sehr vernachlässigt. Es ist nicht nur ein Thema für den Pfarrer oder der Pfarrerin, sondern auch untereinander in der Gemeinde. Füreinander da sein auch und besonders in den geistlichen Dingen. Genau dafür ist die christliche Gemeinschaft da. Und das erfordert manchmal sehr viel Anstrengung, Geduld und Liebe.
Für einander da sein: Wir brauchen diese kleinen Mittel der Seelsorge: dass wir diese Schilder lesen, die wir am Halse tragen,
dass wir lesen, was uns belastet,
dass mal jemand nachfragt,
dass mal jemand ein Blümchen bekommt,
dass wir jemanden besuchen oder anrufen,
dass wir jemanden einladen und bewirten,
dass mal jemand sich ein Herz fasst und einen wunden Punkt anspricht,
dass jemand einmal gelobt wird,
dass wir jemandem Hilfe anbieten,
dass wir uns von jemandem helfen lassen,
dass wir unsere Gaben einsetzen,
dass wir den Kleinmütigen Mut machen, mit der ach so unscheinbaren Gabe der Gemeinde zu dienen.
Alles das brauchen wir als Christen, als einzelne und als Gemeinschaft.
Und dann heißt es: Leute lebt ein fröhliches Christsein. Lauft nicht mit griesgrämigen Gesichtern durch diese Welt. Das tun andere zugenüge. Ihr braucht das nicht, denn ihr habt die beste Botschaft, das Evangelium von Jesus Christus. Darum
“Freut euch immerzu! - Seid fröhlich allezeit,”
Vielleicht sagt ihr: Das ist nicht möglich. Auch wenn wir die beste Botschaft der Welt haben. Ist das nicht eine Zumutung des Apostel Paulus auch uns gegenüber. Wenn wir gerade an die politischen Geschehnisse in der vergangenen Zeit denken, da sind wir doch tief traurig, wieviel Unfriede in unserer Welt herrscht. Da kann man doch nicht immer fröhlich sein? Immer lachen oder wenigstens lächeln? Einem Politiker wurde es in diesem Jahr zum Verhängnis, weil er an der falschen Stelle gelacht hat.
Also das geht nicht, man müsste irgendwie eingeschränkt in der Wahrnehmung oder doch wenigstens bei vielem wegschauen, was wirklich nicht zum Freuen ist und was uns nur Angst und Zweifel einjagen kann! Warum empfiehlt das Paulus dennoch? Vielleicht ist hier eine andere Fröhlichkeit gemeint, als das ”ich möchte es mal jetzt englisch sagen” „Keep smiling“ – ständige Lächeln?
Es geht darum, dass wir allein auf Gott vertrauen, dass wir von ihm alles erwarten. Dass wir es ihm zutrauen, dass er es bei uns und in dieser Welt richtig macht. Dass wir glauben, dass er uns in seiner Hand hält und uns nie fallen lässt, nie im Stich lässt, nie vergisst und niemals in Leid, Krankheit, Not oder Tod bleiben lässt. Das ist einen innere Fröhlichkeit aus dem Herzen heraus, die wir nicht selber machen können, sondern die uns nur Gott schenken kann.
Und dann noch eins: Betet unablässig - Betet ohne Unterlass!
Vielleicht habt ihr euch auch schon einmal gefragt: Wie kann man das tun, ständig beten: Läuft man da immer mit gesenkten Kopf und gefalteten Händen durch die Gegend. Spätestens nach 10 Minuten ist man dann bestimmt am Laternenpfahl gelandet oder über etwas gestolpert. Nein, dieses unablässige Beten, von dem der Apostel Paulus hier spricht, ist eine gewisse Lebenshaltung, die man als Christ hat.
Ihr kennt ja die Leute, die so weiße Knöpfe von Apple oder anderen Smartphone-Anbietern in den Ohren haben, und darüber Musik hören und telefonieren. Immer sind sie bereit dazu. Sie sind immer bereit zu kommunizieren. Wenn sie einem begegnen, muss man zweimal hinschauen, sonst denkt man, sie führen Selbstgespräche.
Nun Beten oder Reden mit Gott geschieht nicht so offensichtlich, sondern aus dem Herzen heraus, mit einem klaren Blick für die Umwelt. Da frage ich Gott in allen Situationen meines Lebens: “Was willst Du, das ich tun soll?” Ich bin mit meinem Herzen offen für Gott.
Und wenn ich das bin, dann folgt auch das nächste: “Dankt Gott für alles!” - “Seid dankbar in allen Dingen!”
Das Leben aus dem Dank heraus leben - das hebt das Leben in eine besonders hohe Stufe, weil es den Blick für die guten Dinge des Lebens öffnet, weg von den Lasten und Belastungen, die ja da sind und die man auch nicht wegdiskutiert. Aber die Frage ist: “Worauf richtet sich unser Blick im Leben?” Darum ist der Dank Gott gegenüber so besonders wichtig. Und der Theologe Friedrich von Bodelschwingh macht noch einen anderen Aspekt deutlich, wenn er folgendes über den Dank sagt “Danken, das heißt: alle Kräfte Leibes und der Seele in den Dienst Gottes stellen.”
Also das Danken stellt uns gleichzeitig mit allem, was wir sind und haben, in den Dienst Gottes. Wir erkennen so den Willen Gottes für unser Leben. Es geschieht in und durch Jesus Christus.
Mit dem Lobpreis aus dem Predigtext möchte ich schließen:
1 Thessalonians 5:23–24 BasisBibel
23 Der Gott, der Frieden schenkt, mache euch ganz und gar zu Heiligen. Er bewahre euch unversehrt an Geist, Seele und Körper. Denn es soll an euch nichts auszusetzen sein, wenn unser Herr Jesus Christus wiederkommt. 24 Gott, der euch beruft, ist treu: Er wird das alles tun.
Diese Segensworte des Apostel Paulus an die Christen in Thesalonich sind auch Worte, die an uns heute gerichtet sind. Segensworte, die uns ermutigen, nach vorn auf Gottes Wirken zu blicken, auch in unseren Gemeinden im Jahr 2021. Dass auch uns heute Gottes Heiliger Geist beisteht und uns im Glauben stärkt, auch an den Tagen, wo uns Zweifel und Ängste plagen.
Wir dürfen es auch heute mit nach Hause nehmen: Gott ist treu.
Amen.
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