Ermahnungen und Sorgen
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Ermahnungen und Sorgen
Ermahnungen und Sorgen
Predigttext
Predigttext
1.Petrus 5,1-11
1 Die Ältesten unter euch ermahne ich, der Mitälteste und Zeuge der Leiden Christi, der ich auch teilhabe an der Herrlichkeit, die offenbart werden soll:
2 Weidet die Herde Gottes, die euch anbefohlen ist; achtet auf sie, nicht gezwungen, sondern freiwillig, wie es Gott gefällt; nicht um schändlichen Gewinns willen, sondern von Herzensgrund;
3 nicht als Herren über die Gemeinde, sondern als Vorbilder der Herde.
4 So werdet ihr, wenn erscheinen wird der Erzhirte, die unvergängliche Krone der Herrlichkeit empfangen.
5 Desgleichen, ihr Jüngeren, ordnet euch den Ältesten unter. Alle aber miteinander haltet fest an der Demut; denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.
6 So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit.
7 Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.
8 Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.
9 Dem widersteht, fest im Glauben, und wisst, dass ebendieselben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen.
10 Segenswunsch und Grüße
Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.
11 Ihm sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
1. Die Alten und die Jungen
1. Die Alten und die Jungen
Das ist schon ein einzigartiger Text. Ermahnung und Zuspruch. Und am Ende der Segen. Könnte ein Gottesdienst sein. Da kommt die Ermahnung in der Predigt und durch die Liturgie kommt am Ende noch der Segen. Glück gehabt könnte man sagen. Doch schauen wir in den Text etwas genauer hinein.
Der Vers 7 wird ja immer gern zitiert: Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für Euch. Doch in welch einem Zusammenhang taucht er hier auf?
Ermahnung an die Jungen und an die Alten! Genau betrachtet Ermahnung an jeden in der Gemeinde. Niemand ist hier ausgenommen.
Aber wollen wir denn ermahnt werden? Etwas Entlastung bringt hier der Blick in den griechischen Text: parakaleo - dieses Wort meint etwas mehr als nur die Ermahnung. Hier ist die Ermutigung, die Einladung, die Bitte eingeschlossen. Und doch ganz ohne die Ermahnung kommen wir hier nicht aus. Sie gehört eben dazu.
2. Ermahnung mit Ziel
2. Ermahnung mit Ziel
Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn ständig jemand an Dir rumkritisiert ohne Grund und Ziel.
Eine kleine Begebenheit zeigt, das Ermahnen nicht so einfach ist.
Wie du heute wieder aussiehst – nimm Dir doch ein Beispiel an deinem Großvater! – der trug immer einen Anzug und ein weißes Hemd. Da antwortet der Sohn: „Aber Mutter was willst Du denn: Ich trage doch Großvaters Anzüge.“
Wie sieht die Ermahnung bei Paulus aus? Zunächst spricht er die Ältesten an. Dabei spricht sie nicht nur wegen ihres Alters an. Er spricht sie in ihrer Aufgabe als Älteste an. Sie sind es, die Verantwortung in der Gemeinde tragen.
Das ist etwas Gutes. Das Alter ist geschätzt. Die Alten werden gebraucht. Doch jetzt kommt es darauf an, die Aufgabe des Ältesten richtig auszufüllen.
Was klagt Paulus hier ein:
1. Petrus 5,2 (LU)
2 Weidet die Herde Gottes, die euch anbefohlen ist, und achtet auf sie, nicht gezwungen, sondern freiwillig, wie es Gott gefällt, nicht um schändlichen Gewinns willen, sondern von Herzensgrund,
Das Bild von der Herde und dem Hirten begleitet uns durch die ganze heilige Schrift. Schon David war Hirte und Ezechiel klagt über die schlechten Hirten und malt das Bild des einen guten Hirten. Und wenn wir an den Hirten denken, dann klingt der Psalm 23 in uns an. Wir denken an Jesus den einen guten Hirten.
Heute geht es aber nicht um Jesus als Hirten – heute geht es um die Ältesten, um uns. Um die, denen andere anvertraut sind.
Normalerweise sind das: der Prediger, der Jugendleiter, der Kinderdienst-mitarbeiter, der Mitarbeiter im Besuchsdienst.
Aber davon haben wir fast niemanden. An wen soll der Text sich heute richten?
Wenn wir auf unser Alter schauen, so sind wir eine Versammlung von Ältesten ohne die Gemeinde der Jungen und Kinder.
Also kann man sagen; der Text des Petrus richtet sich an jeden von uns!
Wir sind herausgefordert mit der Frage: Wem kann ich heute ein Ältester sein?
Kehren wir zu unserem konkreten Text zurück:
Am Anfang steht die Ermahnung. Ermahnung braucht immer ein Ziel. Die Ermahnung des Paulus hat auch ein Ziel. Er sagt uns nicht was wir zu tun haben, sondern wie wir unser Ältesten – und Hirtenamt ausfüllen sollen.
Er setzt voraus, dass wir wissen, was ein Hirte zu tun hat. Er setzt voraus, dass wir wissen, was es heißt die Schafe zu weiden. Nur drei Dinge möchte ich hier nennen aus dem Psalm 23:
… mir wird nichts mangeln.
… er weidet mich auf einer grünen Aue
… er führet mich zum frischen Wasser
Wir kennen diese Verse. Wir wissen was ein Hirte macht. Wir wissen, dass er seiner Herde voran geht. Wir wissen, dass er sie auf gute Weiden führt. Wir wissen, dass ein Hirte seine Herde vor Gefahren beschützt.
Aber was wird aus diesem Wissen? Wird es auch zur praktischen Tat? Paulus setzt das jedenfalls voraus. Für ihn ist das selbstverständlich, dass wir den anvertrauten Menschen zum Hirten werden bzw. Hirten sind.
Die Frage die ihn bewegt. Sind wir gerne Hirten oder nur gezwungen. Weil es eben so ist, dass wir Hirten sein sollen oder müssen – wegen unserer Aufgabe oder wegen unseres Alters.
Das erste Ziel von Paulus ist es unsere Motivation zu prüfen:
Das erste Ziel von Paulus ist es unsere Motivation zu prüfen:
Warum mache ich etwas in der Gemeinde. Warum bin ich Ältester? Warum übernehme ich die Aufgaben eines Hirten? Gezwungen oder von Herzensgrund wie Paulus schreibt und zugleich fragt.
Lasst uns von Herzen Hirten sein – so wie es Gott wohlgefällig ist. Lasst uns die Menschen lieben, die Gott uns anvertraut, für die wir da sein können und dürfen. Beim Krankenbesuch, bei der Kinderstunde überall dort, wo Menschen uns anvertraut sind, wo Menschen auf uns schauen und fragen wie wir Christen das Leben bewältigen.
Das ist besonders wichtig in einer Zeit, wo um uns herum so vieles aus den Fugen gerät. Unwetter zerstören ganze Ortschaften und viele Menschen sterben.
Krankheiten (Chorona) bestimmen den täglichen Umgang miteinander. Kann ich mit jemanden Tischfußball spielen, der nicht geimpft ist und sich nicht impfen lassen will?
Ja sogar die Gottesdienste in ihrem Ablauf werden davon bestimmt.
In der Politik bekommen Menschen zunehmend Gewicht, die es mit der Gesellschaft und dem Staat nicht gut meinen.
Alle diese Dinge müssen im Alltag und im Glauben bewältigt werden?
Das zweite Ziel von Paulus ist auf Gefahren hinzuweisen:
Das zweite Ziel von Paulus ist auf Gefahren hinzuweisen:
Jeder Christ, dem Menschen anvertraut sind hat auch eine Machtstellung inne. Die Macht kann ihn dazu verleiten über die anvertrauten Menschen zu regieren. Weide die Herde Gottes – hieß es am Anfang unseres Textes und eben nicht: Schere die Weide Gottes – suche nicht den eigenen Gewinn.
Nun werden viele sagen, aber wo habe ich denn den eigenen Gewinn gesucht und gefunden, es wird mir doch nichts gezahlt! Auch dort wo ich Ruhm und Ehre und Anerkennung suche auf dem Rücken der anvertrauten Herde, wirtschafte ich in die eigene Tasche.
Paulus drückt diese Gefahr so aus:
Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.
Dort wo wir nur noch herrschen, statt zu dienen und zu lieben, da hat uns der Teufel schon fast verschlungen.
Mancher von uns wir vielleicht sagen: Bei uns herrscht doch keiner. Auch dort wo ich meinen eigen Willen durchsetzen will, da versuche ich zu herrschen.
Weide die Herde Gottes – nicht als Herren über die Gemeinde, sondern als Vorbilder der Herde.
Matthäus 20,25–26 (LU)
Aber Jesus rief sie zu sich und sprach: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener;
3. Ermahnung mit Weisheit und Herz
3. Ermahnung mit Weisheit und Herz
Die Ermahnung, die uns froh macht, ist schwer hinzubekommen. Vielleicht hilft uns dabei eine Weisheit von Ernst Modersohn aus seiner Hausapotheke, der einmal schrieb: „Wickel doch deinen Tadel in Lob ein!“.
Vielleicht ließe sich das auch so übersetzen: „Wickel deine Ermahnung in Lob ein.“ Schon Mose musste das erfahren.
Exodus 18,17–19 (LU)
17 Sein Schwiegervater sprach zu ihm: Es ist nicht gut, wie du das tust. 18 Du machst dich zu müde, dazu auch das Volk, das mit dir ist. Das Geschäft ist dir zu schwer; du kannst es allein nicht ausrichten. 19 Aber gehorche meiner Stimme; ich will dir raten, und Gott wird mit dir sein. Vertritt du das Volk vor Gott und bringe ihre Anliegen vor Gott
Was hatte Jithro gemacht?
Exodus 18,14 (LU)
14 Als aber sein Schwiegervater alles sah, was er mit dem Volk tat, sprach er: Was tust du denn mit dem Volk? Warum musst du ganz allein dasitzen, und alles Volk steht um dich her vom Morgen bis zum Abend?
Er hatte ihm zuerst die Anerkennung ausgesprochen, dafür, dass er bis zur Erschöpfung gearbeitet hatte, bevor er ihm den Rat gab:
Exodus 18,21–22 (LU)
21 Sieh dich aber unter dem ganzen Volk um nach redlichen Leuten, die Gott fürchten, wahrhaftig sind und dem ungerechten Gewinn feind. Die setze über sie als Oberste über Tausend, über Hundert, über Fünfzig und über Zehn, 22 dass sie das Volk allezeit richten. Nur wenn es eine größere Sache ist, sollen sie diese vor dich bringen, alle geringeren Sachen aber sollen sie selber richten. So mach dir’s leichter und lass sie mit dir tragen.
Sieh dich aber unter dem ganzen Volk um nach redlichen Leuten, die Gott fürchten, wahrhaftig sind und dem ungerechten Gewinn Feind. Die setze über sie als Oberste über tausend, über hundert, über fünfzig und über zehn,
dass sie das Volk allezeit richten. Nur wenn es eine größere Sache ist, sollen sie diese vor dich bringen, alle geringeren Sachen aber sollen sie selber richten. So mach dir's leichter und lass sie mit dir tragen.
Das Ergebnis war nicht die Verstimmung von Mose, sondern dass er den Rat des Schwiegervaters in die Tat umsetzte. Das war besser für Mose und für das Volk, das zu ihm kam.
Wo wir also einander ermahnen, da lasst uns doch auch einander zuvor das Lob aussprechen für die geleistete Arbeit und den gezeigten Einsatz.
4. Ermahnung in Demut
4. Ermahnung in Demut
Demut. Wer will davon schon etwas wissen. Die Griechen haben die Demut nicht besonders geschätzt. Für sie war es etwas für Ängstige und für Feiglinge. Demut ist nur das Eingeständnis eigener Schwäche.
Aber ist Demut das wirklich? Biblische Demut bedeutet: Einer achte den andern höher als sich selbst. Denken wir noch daran, wenn wir den anderen Ermahnen? Ist es nicht oft so, dass wir in der Ermahnung nur noch den Fehler des anderen sehen und unsere eigenen Schwächen vergessen.
Das kann ich doch viel besser… und deshalb muss ich dem anderen doch gleich mal sagen, wie man das richtig macht!
Und schnell ist der andere nicht mehr höher als ich selbst – nein ich rufe von Turm herunter, wie es der andere zu halten hat.
Die rechte Ermahnung braucht die Demut. Sie zeigt dem anderen – ich leide mit dem anderen in seinem Scheitern und ich wünsche dem anderen Gelingen und Segen für seine Arbeit, für seinen Dienst an den ihm anvertrauten Menschen.
Zugleich hat die Demut auch im Blick, dass auch ich in meiner Arbeit, in meinem täglichen Aufgaben nicht ohne Fehler bin und ständig auf die helfende und ermutigende Ermahnung des Bruders oder der Schwester angewiesen bin.
Darüber hinaus hat die Demut auch noch eine göttliche Dimension. Christus hat uns sein Vorbild gegeben:
Er nahm Knechtsgestalt an und zugleich sollen wir uns unter die gewaltige Hand Gottes demütigen.
Über allem was wir tun, über aller Ermahnung am Bruder, an der Schwester steht immer noch das letzte Urteil aus. Gott wird das letzte Wort sprechen über den Umgang mit dem Bruder, über den Umgang mit der Schwester.
Paulus drückt es so aus: Gott widersteht dem Hochmütigen – aber dem Demütigen gibt er Gnade.
Wir sind auch beim Ermahnen auf seine Gnade angewiesen. Wann ermahne ich? Wer ermahnt wen? Welche Worte wähle ich? Dazu brauchen wir seinen Geist – seine Gnade. Manch gut gemeinte Ermahnung wird zum Ratschlag, der auf den anderen einschlägt und die Gemeinschaft zerstört.
5. Ermahnung mit Verheißung
5. Ermahnung mit Verheißung
Ermahnen zu müssen oder ermahnt worden zu sein kann auch eine Last sein. Wie soll ich es dem anderen sagen? Wie soll ich denn jemals diese Schwäche, diesen Fehler abstellen. Werde ich denn den Erwartungen jemals gerecht werden.
Mit dieser Sorge, mit diesen Lasten lässt uns Gott nicht allein. Alle Eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für Euch.
Gern gebrauchen wir diese Zusage für unsere ganz persönlichen Sorgen im Alltag, in der Familie.
In unserem Zusammenhang bedeutet das:
Er gibt uns die erforderliche Demut, er gibt uns die erforderliche Gnade um in der rechten Weise zu Ermahnen und zu Ermutigen.
Es geht also zuerst um die Sorgen der Gemeinde. Und davon haben wir bei genauer Betrachtung eine ganze Menge.
Eine Liste der Gemeindesorgen könnte so aussehen:
Eine Liste der Gemeindesorgen könnte so aussehen:
Wir haben keinen Prediger
Uns fehlen Geschwister, die in Vorständen Verantwortung übernehmen
Uns fehlt oft der Mut dem anderen ein Ältester und Hirte zu sein
Wir erreichen die Menschen um uns herum nicht mit dem Evangelium und müssen sehen, wie wir immer weniger werden.
Mit all diesen Sorgen lässt uns nicht verzweifeln. Er lässt uns darin erkennen, wie sehr wir ihn brauchen.
Lasst uns von Herzen und mit Freude einander Älteste und Hirten sein in schwierigen Zeiten in der Gemeinde aber auch in der Gesellschaft.
Und am Ende? Da wartet die große Belohnung. Dort werden wir von dem Erzhirten, von dem einzigartigen Hirten, von Jesus die Krone der Herrlichkeit empfangen.
Darum lasst uns von Herzen und in Demut seine Hirten sein und die Herde Gottes weiden!
Lasst uns zugleich mit Freude zu Gottes Herde gehören und den Hirten folgen, die er uns schenkt!
AMEN