Von der Kraft des Glaubens
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Von der Kraft des Glaubens
Von der Kraft des Glaubens
Meine Großeltern und Eltern haben ihn noch kennengelernt, den stärksten Mann der Welt. Zu mindestens konnte und durfte er lange Zeit diesen Titel führen. Und sein Name ist sogar legendär und sprichwörtlich für einen starken Mann geworden: Milo Barus.
Eigentlich war sein Lebensschicksal nicht gerade leicht, denn es war ein Leben auf der Flucht. Geboren in Schlesien, wollte er sich unter den Nazis nicht von ihnen vereinnahmen lassen und wurde zum Widerstandskämpfer. Nach dem 2. Weltkrieg machten ihn die Tschechen zum Polizisten. Er war dann als Schlesier mit an der Vertreibung der Schlesier beteiligt und wurde dann selbst vertrieben. Er kam nach Bayern. Dort in der Bundesrepublik sollte er deswegen von einem Gericht verurteilt werden. Darum floh er in die DDR nach Thüringen. Auch da ereilten ihn noch einige Schicksalsschläge, bis er endlich im Eisenberger Mühltal als Gastwirt in der Meuschkensmühle sesshaft wurde. Noch heute finden sie dort eine kleine Ausstellung über ihn.
Wie schon gesagt, meine Großeltern und meine Eltern haben es erlebt, mit welcher Kraft Milo Barus Pferde auf seinen Schultern trug, Klaviere stemmte und Autos beim Wegfahren hinderte, ja sogar eine Straßenbahn aus den Gleisen hob.
Nun um Kraft geht es uns auch heute, aber es ist eine Kraft ganz anderer Art, von der Jesus heute zu uns spricht. Irgendwie hatten die Leute damals um Jesus herum Probleme mit dem Thema Glauben, mit dem Glauben an Gott, mit dem Glauben an Jesus selbst. Sie fragten sich, ist Jesus der von Gott versprochene Messias, also der von Gott verheißene Führer, der das Heil bringt? Sie wollten glauben, aber so richtig klappte das mit dem Glauben bei ihnen nicht.
Nun hören wir uns das einmal an, was sie da mit Jesus besprochen haben. Wir lesen im Lukasevangelium, Kapitel 17:
5 Die Apostel baten Jesus, den Herrn: »Stärke unseren Glauben.« 6 Der Herr aber sagte: »Wenn euer Glaube nur so groß ist wie ein Senfkorn, könnt ihr diesem Maulbeerbaum befehlen: ›Zieh deine Wurzeln aus der Erde und verpflanze dich ins Meer!‹ – und er wird euch gehorchen.«
Glaubensprobleme - wer hat diese nicht von uns?
“Ich glaube, das 1 kg Rindsknochen eine gute Brühe ergeben.” - Ist das Glauben oder ist das nicht eher Wissen?
“Ich glaube morgen gibt es schönes Wetter.” Ist das Glauben oder nicht eher eine wage Vermutung?
Bei der Hochzeit sagt der Bräuitgam zur Braut: “Ich glaube an dich!” - Ist das Glaube? - Ich denke hier kommen wir schon näher daran, was Glaube bedeutet: “Ich vertraue mich dir an - ich weiß, dass du es gut mit mir meinst.”
Ein kleiner Junge springt vom Baum direkt in die Arme seines Vaters. Nun wird mancher sagen: Das ist keine große Leistung. Dazu braucht er keinen großen Mut. Das war vielleicht auch nicht vernünftig. Aber er hat einen starken Vater. Einen Vater, in den er sein ganzes Vertrauen setzt. Darum kann er es auch tun.
Oder hätte vielleicht mit so einem Sprung noch warten sollen, vielleicht bis er selbst etwas größer ist? Vielleicht hätte er sogar noch warten sollen, bis ihn dann die Zweifel plagen, ob der Vater ihn festhält?
Glaube hat etwas mit Vertrauen, mit Geloben, mit Anvertrauen, mit Treue und mit Zuverlässigkeit zu tun.
Das ist der Wunsch der Leute von Jesus, dass ihr Glaube so ist. Und sie wissen nur einer kann ihnen solchen Glauben schenken, nur er kann diesen Glauben in ihnen wirken: Jesus. Darum kommen sie mit ihrer Bitte auch zu ihm: »Stärke unseren Glauben«?
Und interessant an dieser Stelle hier werden die Freunde von Jesus sogar schon Apostel genannt, also Augen- und Glaubenszeugen von Jesus – Menschen, die Jesus schon ausgesandt hatte, Leute, die für Jesus schon unterwegs waren, die in seinem Namen schon andere gelehrt haben. Wir würden sagen, das waren doch Leute, die im Glauben standen. Gerade diese Leute bitten nun Jesus: “Stärke unseren Glauben - Jesus mach ihn fester, dass wir nicht so Zweifeln und immer wieder fragen? Wir wollen einen großen Glauben haben!”
Einen großen Glauben, aber an wen?
Vertrauen in was?
Stärkerer Glaube für was?
Wie sieht dieser Glaube überhaupt aus, wie sieht so ein stärkeres Vertrauen aus?
Soll man um einen größeren Glauben beten?
Jesus macht es nun an zwei Beispielen deutlich, wie das Ganze mit dem “größeren” oder doch “nicht größeren” Glauben funktioniert.
Er vergleicht den Glauben mit einem Senfkorn. Das Samenkorn des Schwarzen Senfs war das damals kleinste bekannte Samenkorn. Viel kleiner als eine Nadelspitze. Und doch wächst da heraus, anders als bei dem uns bekannten Senf, innerhalb eines Jahres eine holzige Pflanze mit 2,5 - 3m Höhe, in der sogar die Vögel nisten können. Also ein baumartiges Gewächs. Diese Dynamik des Wuchses hat so diese Pflanze in sich. Sie wird so zum Sinnbild für den Glauben und das sich ausbreitenden Reich Gottes. Das ist das Wesen und die Kraft des Glaubens, der die größten Dinge und Veränderungen vollbringen vermag.
Glaube kann noch so klein sein, ja sogar mit Zweifel umwoben und durchdrungen sein, doch durch die Kraft Gottes kann er Großes bewirken. Nicht er ist es, der wirkt, sondern, die mit ihm verbundene Kraft Gottes. Gott wirkt -mag unser Glaube noch so klein sein.
Jetzt kommt das zweite Bild ins Spiel, das ist der Baum, der versetzt werden kann oder besser soll. In den anderen Evangelien ist es ein Berg. Hier ist es der Baum. Ob es nun ein Maulbeerbaum oder ein Maulbeerfeigenbaum ist, darüber sind sich die Ausleger des Textes nicht einig. Aber das ist letztlich egal. Wichtig ist, dass es ein großer Baum ist, der tief verwurzelt ist. Also kein Flachwurzler, dessen Wuzeln schnell abbrechen, sondern ein Baum mit richtig tief gehenden Wurzeln. Der Maulbeerbaum ist so ein Baum mit einem ungeheuer tiefen Wurzelwerk. Und nun sagt Jesus zu seinen Leuten, dass schon so ein Glaube klein, wie ein Senfkorn, einen solchen Maulbeerbaum entwurzeln und ins Meer verpflanzen könnte, obwohl seine starken Wurzeln ein solches Unterfangen eigentlich schwierig, ja nahezu unmöglich machen.
Ich habe mich an dieser Stelle gefragt: Warum Jesus in seinem Bild den Maulbeerbaum in ein Meer verpflanzen lässt? Erst einmal habe ich gar nicht so schnell eine Antwort gefunden. Doch dann habe ich mir das Meer vorgestellt, mit seinen Wellen, mit dem Auf und Ab des Wassers, mit der Gischt und mit den Stürmen. Das Meer ist etwas, wo man kein Halt findet, wo man schnell untergehen kann. Sie kennen ja diese Juristenweisheit: “Vor Gericht und auf hoher See sind wir allein in Gottes Hand.” Hier wird es jetzt einmal auf das Meer angewandt.
Und genau in dieses Meer wird der Maulbeerbaum mit seinen Wurzeln und seiner Baumkrone verpflanzt. - “Das ist unmöglich!” würden wir sagen, “wo und wie soll er hier Halt finden”.
Jesus sagt hier: “Das ist Glaube, der aus einem kleinen Senfkorn, kleiner als eine Nadelspitze, entsteht”. Glaube und ist er noch so klein, der in den Unmöglichkeiten des Lebens, wieder Neues werden lässt. Glaube, der es schafft, dass ein Maulbeerbaum mit seinen Wurzeln in den Unwägbarkeiten und der Haltlosigkeit des Meeres Halt findet.
Wissen sie gerade in Verbindung mit dieser Aussage fasziniert mich das Bild vom Löwenzahn im Asphalt der Straße, das mir immer wieder einmal begegnet und das selbst in der Straße in meinem Dorf, wo ich wohne, möglich ist. Da bricht die Löwenzahnpflanze mitten durch die geteerte Asphaltstraße hindurch. Mit ihrer ganzen Kraft hat sie sich hindurchgeschoben. Vielleicht war da an dieser Stelle ein kleiner Riss. Doch so klein wie dieser Samen auch war, hat sie die Sprengkraft des Wuchses genutzt und ist durch den Asphalt hindurchgedrungen. Auch das ist für mich ein Bild für die Kraft des Glauben. So großes kann kleiner Glaube bewirken.
Und wenn wir uns umsehen, wie viele heute große Glaubens- und Missionswerke sind aus so Kleinem entstanden. Manche von ihnen aus einer Gebetsgruppe oder einem Hauskreis heraus. Auch manche Gemeindeneugründung ist ganz klein mit Senfkorn-Glauben entstanden.
Aber auch im profanen Bereich gibt es so etwas: Der Weltkonzern Microsoft wurde zum Beispiel in einer Garagenwerkstatt gegründet.
Doch nicht nur von Glaubens- und Missionswerken kann man berichten, wie solcher Senfkornglaube so radikal großes bewirkt hat. Gerade auch mancher einzelne Christ kann davon berichten, wie schwer für ihn der Anfang im Glauben mit Jesus Christus war. Wie viele Ängste, Nöte und Zweifel es gab? Aber was es dann auch in seinem Leben dann für radikale Veränderungen durch den Glauben gab? Wie mancher dann frei wurde von Drogen, Süchten und Zwängen und auch einen neuen Sinn in seinm Leben fand. Wie die Orientierungslosigkeit des Lebens ein Ende fand und er ein neues Lebensziel und neue Lebenshoffnung bekam. Das war für manchen wirklich ein radikales Herausreißen mit den Wurzeln und ein Neuverpflanzen in eine ganz andere Welt.
Senfkornglaube, das ist der Glaube, den ich Tag für Tag von Gott geschenkt bekomme. Nicht im Voraus, nicht so, dass ich lange davon zehren könnte. Senfkornglaube – das ist der Glaube, den ich brauche für den nächsten Tag, für den nächsten Schritt.
Noch etwas zum Verpflanzen des Maulbeerbaums ins Meer. Dieses Entwurzeln und Verpflanzen ist eben das Bild für das die Welt radikal umgestaltenden Kraft des Evangeliums, welches die Apostel und auch wir heute verkündigen. Jesus will uns damit deutlich machen: Leute nehmt im Glauben an mich diese beste Botschaft der Welt, das Evangelium, das in euren Kirchen und euren Gemeinden verankert ist, und euch zum Kuschelclub der Erretten macht und werft es in das Meer dieser nichtchristlichen Welt, in der auch ihr lebt, wie diese auch aussehen mag, welche Stürme auch in ihr toben und lasst es in ihr wirken. Glaubt daran, dass dieses Evangelium wirkt und Menschen verändert. Denkt daran, ihr müsst in punkto Glauben keine Milo Baruse sein, sondern es reicht, dass eure Glaube so klein ist wie ein Senfkorn. Mit diesem kleinen Senfkorn-Glauben an Jesus habt ihr große Kraft und könnt großes bewirken, sogar Maulbeerbäume versetzen, aber auch für euren Nächsten da sein und in seinen Nöten beistehen. Wer Glauben hat, so winzig klein wie ein Senfkorn, sieht die Möglichkeit: Alles kann sich ändern. Glaubt an Jesus. Amen.
Gebet
Herr Jesus Christus, du traust uns viel zu. Sogar dass sich durch uns die Wirklichkeit verändert. Wir fühlen uns oft genug klein, ein winziges Rädchen im Getriebe. Doch du traust uns zu, an unserem Ort Frieden zu schaffen. Dass wir zur Versöhnung beitragen. Dass wir nicht Gleiches mit Gleichem vergelten.
Herr Jesus Christus wir können das nur, wenn du uns mit deinen Heiligen Geist be schenkst. Wir brauchen dich und die Hoffnung auf Versöhnung und Erneuerung.
Herr Jesus Christus in allem hoffen wir auf dich und deinen Geist, der die Welt zum Besseren verändern kann.
Herr Jesus Christus schenke uns immer wieder diesen Senfkorn-Glauben, der zwar klein ist, aber aus dem immer wieder Hoffnung kommt, Hoffnung der Veränderung, der Kraft und der Energie.
Amen