Adam - wo bist du?
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Einführung
Einführung
Da - er konnte IHN schon hören. Hoffentlich hatte er sich gut genug versteckt!? Das war ja auch zu blöd. Musste ER ausgerechnet jetzt wieder zu ihnen kommen? ER würde es doch sofort sehen. Vor IHM konnte man ja nichts verbergen. Vor IHM war man immer nackt.
Nur, dass das bisher kein Problem gewesen war. Denn es gab ja nichts zu verbergen. Das war jetzt anders. Er hatte schon versucht, sich irgendwie zu bedecken. Sein Nackheit zu verbergen. Warum war ihm eigentlich bisher noch gar nicht bewusst gewesen, wie ungeschützt er herumlief. Ungeschützt gegen Gefahren von außen und gegen das, was andere tun könnten. Offen vor den Blicken anderer. Ohne jeden Schutz. Da war es ja fast gut, dass er jetzt wenigstens ein paar Blätter gefunden hatte, die ihm halfen. Und ein Gebüsch, in dem er sich vor IHM verstecken konnte.
Was war eigentlich passiert? Und wie konnte das passieren? Wie sollte er IHM das nur erklären? Ja, so würde er es sagen: Eigentlich war er überhaupt nicht schuldig, sondern seine Frau. Und die hatte ER ihm ja gegeben. Also hatte ER letztlich ja auch eine Mitschuld an der ganzen Misere. Und überhaupt: ER hätte ja auch diesen Baum überhaupt nicht in den Garten setzen müssen. Dann würde er sich jetzt freuen auf SEINEN Besuch. So wie sonst immer, als sie gemeinsam durch den angenehmen Abend im Garten gegangen waren. Als noch alles gut war. Als die Beziehungen noch in Ordnung waren. Zu IHM, zu seiner Frau und - ja, auch zu sich selbst!
Da, jetzt war ER schon ganz nahe. Er hörte IHN rufen: “Adam, wo bist du?” Irgendwie war die Situation recht seltsam. ER musste doch eigentlich wissen, wo er war. ER war doch Gott. Und wie war er eigentlich auf diese seltsame Idee gekommen, sich vor IHM verstecken zu wollen? Oder verstecken zu können?
Es half nichts. Er musste antworten. “Hier bin ich. Ich habe gehört, wie Du im Garten herumgegangen bist. Da habe ich mich versteckt, weil ich doch nackt bin.” Und er hätte am liebsten noch hinzugefügt: “Weil DU mich doch so nicht sehen sollst - nackt und schuldig.” Er wäre am liebsten im Boden versunken, als er IHN sagen hörte: “Wer hat dich denn auf diese Idee gebracht, dass du nackt bist? Hast du etwa von dem Baum gegessen, den ich dir verboten hatte?”
Wir wissen, wie es weiterging. Adam machte seine Frau Eva verantwortlich. Die schob alles auf die Schlange. Und Gott sprach über allen sein Urteil.
“Adam - Mensch - wo bist du?” Diese Frage Gottes zeigt unser ganzes Dilemma auf. Seit damals, seit Eva und dann Adam von dieser verbotenen Frucht gegessen hatten, seit sie sein wollten wie Gott und selbst entscheiden, was gut und böse, richtig und falsch ist, seit dieser Zeit ist etwas zerbrochen. Bis zu diesem Zeitpunkt war alles voller Harmonie. Zwischen Adam und Eva, zwischen ihnen und den Tieren und zwischen ihnen und Gott. Eine Harmonie, die Gott in sie hinein gelegt hatte. Eine Harmonie, die die ganze Welt beherrschte.
Aber die Frage “Adam - Mensch - wo bist DU?” zeigt nicht nur unser Dilemma auf, sondern auch das Dilemma Gottes. Denn Gott - das sehen wir deutlich an dieser Geschichte - Gott hat ein großes Ziel. Er möchte ungetrübte Gemeinschaft mit uns haben. Er möchte, dass wir untereinander ungetrübte Gemeinschaft haben. Und er möchte, dass wir mit uns selbst im Reinen sind. Im Laufe der Schöpfung hat Gott immer wieder festgestellt, dass alles, was er gemacht hatte, gut war. Nur einmal, da sagte er: “Es ist nicht gut”, nämlich als Adam geschaffen war und kein Gegenüber hatte. “Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.”
Der Mensch ist zur Gemeinschaft geschaffen. Und ich bin sicher, Gott meinte damit nicht nur die engste Gemeinschaft, die es zwischen Menschen geben kann: die Ehe. Das ist viel allgemeiner: Wir brauchen einander. Und zwar, weil wir als Ebenbild Gottes geschaffen sind. Und Gott selbst ist ein Gott der Gemeinschaft. Er ist in sich Gemeinschaft - Vater, Sohn und Heiliger Geist. Etwas, was wir nicht verstehen können, aber was ganz wesentlich Gottes Sein beschreibt. Aber darüber hinaus ist Gott auch der Herr der himmlischen Heerscharen (Jahwe Zebaoth). Sehr ihr, Gott ist sich nicht selbst genug. Er ist in sich Gemeinschaft und er will Gemeinschaft. Und genau deshalb brauchen auch wir sie, denn wir sind in seinem Bild geschaffen.
Darum soll es heute Morgen gehen: Gemeinschaft. Ich will dabei keinen großen theoretischen Vortrag halten. Ich will einfach ein paar Elemente aufzeigen, die nach meiner Überzeugung wichtig sind. Und dann haben wir ja noch den Rest dieses Tages, um bei unserem Gemeindefest Gemeinschaft zu pflegen. In drei Schritten wollen wir vorgehen. Der erste klingt vielleicht ein wenig seltsam. Aber ich bin überzeugt, dass es ein ganz wichtiger Schritt zu wahrer Gemeinschaft ist:
1. Gemeinschaft mit mir selbst
1. Gemeinschaft mit mir selbst
Als Adam da im Busch hockte, da war sein eigentliches Problem nicht, dass Gott im Garten herumlief. Das war schon oft so gewesen. Denn Gott war immer wieder mit ihm und seiner Frau durch den Garten spazieren gegangen. Und es war die beste Zeit des Tages gewesen. Sein eigentliches Problem war auch nicht Eva. Obwohl er ihr ja einen Großteil der Schuld gab. Und auch hier: Wie schön war das, als da noch nichts zwischen ihnen stand. Als ihre Nackheit nicht ein Problem gewesen war, weil man einfach nichts zu verbergen hatte.
Das eigentliche Problem, das Adam hatte, lag in ihm selbst. Er war schuldig geworden. Er hatte gesündigt. Er hatte sich von seiner Frau und von Gott entfernt. Die Harmonie, die Gott geschaffen hatte, war kaputt. Das war der eigentliche Grund für seine Scham, für sein Verstecken. Und weil er das nicht zugeben wollte oder konnte, suchte er einen anderen Schuldigen: Eva. Und bei ihr war das Ganze ja nicht anders. Auch sie war innerlich so zerrissen. Auch sie hatte sich aus Blättern einen Schutz gebastelt, damit man ihre Schuld nicht gleich sehen konnte. Auch sie hatte sich vor Gott versteckt. Und auch sie suchte einen anderen Schuldigen: die Schlange.
Was wir hier sehen ist, dass damals in uns Menschen etwas kaputt gegangen ist. Etwas ist zerbrochen. Die Harmonie ist nicht mehr. Wir sind mit uns selbst uneins. Paulus beschreibt das später einmal so:
Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.
Kennst Du das auch? Eigentlich wolltest Du nicht so aus der Haupt fahren. Eigentlich wolltest Du nicht lügen. Eigentlich wolltest Du nicht wieder diese Filme im Internet sehen. Eigentlich … - Aber es ist schon wieder passiert.
Das meine ich mit der fehlenden Gemeinschaft mit uns selbst. Wir sind innerlich zerrissen. Und die äußerliche Zerrissenheit ist eigentlich nur eine Folge davon. Weil wir mit uns nicht mehr in Harmonie leben, schaffen wir das auch mit anderen nicht. Wenn wir uns doch nur ändern könnten!
Und wir können uns ändern! Das ist das Evangelium - die gute Botschaft, die Jesus gebracht hat. Nur wenige Verse nach dieser ernüchternden Aussage schreibt Paulus:
Es gibt jetzt also kein Verdammungsurteil mehr für die, die ganz mit Jesus Christus verbunden sind. Denn das Gesetz des Geistes, das dich mit Jesus Christus zum Leben führt, hat dich von dem Gesetz befreit, das nur Sünde und Tod bringt.
Es ist möglich! Jesus hat uns frei gemacht von dieser inneren Zerrissenheit, von diesem “Gesetz, das nur Sünde und Tode bringt”, das seit damals jeden Menschen prägt und bestimmt.
Was heißt das jetzt? Sind wir von heute auf morgen geheilt? Wird alles, was an Zerrissenheit in uns ist, beseitigt, wenn wir uns für ein Leben mit diesem Jesus entscheiden? Ich glaube, Ihr alle wisst, dass das so nicht funktioniert. Den Heilung ist immer ein Prozess. Ich bin im Sommer im Urlaub hingefallen. Mitten auf der Straße war ein Absatz, den ich nicht gesehen hatte. Die Hose am Knie war kaputt. Aber die Haut darunter auch. Natürlich haben wir uns gleich darum gekümmert. Es hat viele Tage gedauert, bis das Knie nicht mehr schmerzte. Aber bis der Grind abging, hat es Wochen gedauert. Und noch immer kann man die Stelle gut sehen, auch wenn die Heilung sehr weit vorangeschritten ist.
Heilung ist ein Weg. Ein Weg, der irgendwann beginnen muss. Das gilt auch geistlich. Wenn Du Dich für ein Leben mit Jesus entscheidest, dann vergibt er Dir alle Deine Schuld. Dann beginnt für Dich ein neues Leben. Aber das ist noch längst nicht das Ziel. Das ist erst der Anfang. Das Ziel ist sehr hoch gesteckt. Paulus formuliert es so:
So spiegeln wir alle mit aufgedecktem Gesicht die Herrlichkeit des Herrn wieder. Und wir werden seinem Bild immer ähnlicher, denn seine Herrlichkeit verwandelt uns. Das alles kommt vom Herrn, dem Geist.
Und im Epheserbrief schreibt er:
Legt also eure frühere Lebensweise ab! Ja, legt den ganzen alten Menschen ab, der seinen Begierden folgt! Die betrügen ihn nur und führen ihn ins Verderben.Lasst euch in eurem Denken erneuern durch den Geist, der euch geschenkt ist.Zieht den neuen Menschen an, den Gott nach seinem Bild geschaffen hat und der gerecht und heilig lebt aus der Wahrheit Gottes, an der nichts trügerisch ist.
Was ist das Ziel, das Gott mit uns vorhat? Paulus macht es hier ganz deutlich: Wir sollen so werden, wie Jesus ist. Wenn man uns sieht, soll man erkennen, wie Jesus ist. Das ist ein gewaltiges Ziel! Eine ungeheure Herausforderung.
Wie geht das? Nun, am Anfang muss diese Entscheidung für Jesus stehen. Denn nur er kann unsere Schuld wegnehmen. Nur er kann uns innerlich heil machen. Nur er kann uns mit uns selbst versöhnen. Nur er kann unsere innere Zerrissenheit heilen.
Und dann? Wenn das geschehen ist? Dann beginnt ein Weg der Heilung! Die Christen wurden damals diejenigen genannt, die auf dem Weg sind. Auf dem Weg hinter Jesus her. Nachfolge, nennt man das. Jüngerschaft. Schrittweise Änderung, so dass wir immer mehr so werden, wie Jesus ist.
Das ist das, was wir mit dem Stichwort “Geistliches Wachstum” bezeichnen. In unserer nächsten Predigtreihe, die am 3. Oktober beginnt, wollen wir uns mit diesem Thema beschäftigen. Wie wächst man geistlich? Muss man dafür etwas tun, oder macht Gott alles? Was sagt die Bibel dazu? Eins ist jedenfalls sicher heute schon klar: Um geistlich wachsen zu können, brauche ich Gott, brauche ich die Gemeinschaft mit Gott.
2. Gemeinschaft mit Gott
2. Gemeinschaft mit Gott
Gott will Gemeinschaft mit uns. Das war damals im Garten Eden so, als Gott in der Kühle des Abends, wenn es für Adam und Eva so richtig angenehm war, mit seinen Menschen im Garten spazieren ging, mit ihnen Gemeinschaft hatte und sie mit ihm. Und das hat auch danach nicht aufgehört. Später war es die Stiftshütte während der Wanderung Israels durch die Wüste, wo Gott versprochen hatte, unter seinem Volk zu sein. Dann war der Tempel der Ort der Gemeinschaft mit Gott. Dann kam Jesus. Über ihn heißt es:
Er, das Wort, wurde ein Mensch, ein wirklicher Mensch von Fleisch und Blut. Er lebte unter uns, und wir sahen seine Macht und Hoheit, die göttliche Hoheit, die ihm der Vater gegeben hat, ihm, seinem einzigen Sohn. Gottes ganze Güte und Treue ist uns in ihm begegnet.
Wer Jesus sah, der sah Gott. In ihm lebte Gott mitten unter uns Menschen. Und in der neuen Welt, die Gott einmal schaffen wird, ist das das eigentlich Großartige und Besondere dies:
Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein;
Er wird bei ihnen wohnen - ewige Gemeinschaft mit Gott. Das ist das große Ziel, das Gott mit uns Menschen hat.
Aber wie ist das heute? Wie macht man das konkret, Gemeinschaft mit Gott zu haben? Drei Dinge will ich dazu kurz nennen:
Mit Gott im Alltag leben - Gemeinschaft bedeutet ja, dass man miteinander unterwegs ist. So wie Gott damals in der Kühle des Abends mit Adam und Eva spazieren ging, so möchte er auch heute unseren Alltag mit uns teilen. Auch das werden wir in dieser Predigtreihe noch näher betrachten. Heute will ich Dir einfach nur eine Frage stellen: Wie groß ist Gott für Dich? - Was meine ich damit? Manche Menschen denken, dass Gott zuständig ist für unser geistliches Wohl. Zuständig für die großen Probleme der Welt. Zuständig für den ganzen Kosmos. Aber dass wir ihn nicht mit den Kleinigkeiten unseres Alltags belästigen sollten. Schließlich ist er so ein großer, mächtiger Gott! Aber ich glaube, das ist zu klein gedacht von Gott. Gott ist so groß, dass er sich für die Kleinigkeiten deines Alltags interessiert. Er weiß genau, wie viele Haare Du auf Deinem Kopf hast. Das hat Jesus so gesagt. Er interessiert sich daher auch für Deinen verlorenen Schlüssel, für eine schlechte Nacht oder Probleme mit Deinen Kindern oder Deinen Eltern. Er will in Deinen Alltag. Ich frage mich manchmal, warum es uns immer erst dann einfällt zu beten, wenn wir sonst keinen Ausweg mehr wissen. Sollten wir nicht ganz selbstverständlich mit ihm reden? Über alles, was wir so tun, was uns freut oder Probleme bereitet? - Das erste also ist: “Mit Gott im Alltag leben”.
Mit Gottes Wort leben - Gott hat uns viele hundert Seiten in schriftlicher Form gegeben, in denen wir etwas über ihn und sein Wesen, seinen Willen, diese Welt und uns selbst erfahren können. Interessiert uns das überhaupt? Wie kann ich im Alltag mit Gott leben, wenn ich nicht auf das höre, was er sagt? Und ich meine jetzt nicht in erster Linie, was Gott uns direkt sagen kann. Das kann er auch immer tun. Jetzt meine ich das, was er ein für allemal gesagt hat. Interessiert dich das? Stell dir vor, du bist verliebt. Soll ja vorkommen :-). Aber ihr seid getrennt, vielleicht weil er oder sie zum Studium weg ist oder gerade im Ausland arbeitet. Aber er oder sie schickt dir jeden Tag eine ausführliche Email und berichtet, wie es gerade geht. Früher haben wir uns Briefe geschickt. Heute geht das viel schneller. Aber Du liest die Emails nicht. Hast keine Zeit dafür. Interessierst Dich nicht, was er bzw. sie dir schreibt. Merkst Du, wie seltsam das wäre? Niemand, der wirklich verliebt ist, würde das tun. Aber mit Gottes Liebesbrief, der Bibel, gehen wir so um. Auch mit diesem Thema werden wir uns in den nächsten Wochen beschäftigen. - Also: “Mit Gott im Alltag leben” und “Mit Gottes Wort leben”. Und dann ist da noch das dritte:
Mit Gottes Gemeinde leben - Gott ist die Gemeinde wichtig. Darüber habe ich in ja auch in meinen letzten Predigten öfter gesprochen. Gemeinde ist Gottes großes Ziel. Sie ist seine große Liebe. Und zwar weil er - wie ich heute schon oft gesagt habe - Gemeinschaft will. Jesus ist auf diese Welt gekommen, um Gemeinde zu gründen. In Eph. 5,25 lesen wir, dass Jesus die Gemeinde geliebt und sich für sie hingegeben hat. Wenn ich Jesus liebe - wie kann mir dann seine große Liebe, die Gemeinde, gleichgültig sein? Aber wie geht das konkret? Wie kann man mit Gottes Gemeinde leben? Was ist damit gemeint. Wie geht Gemeinschaft praktisch? Damit wollen wir uns jetzt in unserem letzten Punkt der Predigt beschäftigen.
3. Gemeinschaft untereinander
3. Gemeinschaft untereinander
Gemeinschaft mit uns selbst - das war der erste Schritt. Ins Reine kommen mit uns selbst, die innere Zerrissenheit überwinden dadurch, dass Jesus in unser Leben kommt und uns unsere Schuld vergibt. Dann ging es um die Gemeinschaft mit Gott. Das, was damals im Garten Eden so ganz sichtbar zerbrochen war. Gott hat Sehnsucht nach dir und mir. Er will Gemeinschaft mit dir und mir. Er möchte mit uns durch unseren Alltag gehen, möchte, dass wir sein Wort lieben und lesen und seine Gemeinde achten und ehren.
Und Gott möchte, dass die Gemeinschaft untereinander immer stärker wird. Jene Gemeinschaft, die damals im Garten Eden zerbrochen war. Damals, als Adam seine Frau Eva und die wiederum die Schlange verantwortlich machten. Als sie sich voreinander schämten. Und dann muss man in der Bibel ja auch nur ein Kapitel weiterlesen und findet diese furchtbare Geschichte vom Brudermord aus Eifersucht - Kain erschlägt seinen Bruder Abel.
Gottes Ziel ist, dass wir wieder zurückkommen zu dem, was er ursprünglich geschaffen hat: eine Welt, in der Menschen miteinander in Gemeinschaft und Harmonie leben. Und so wie das bei der Gemeinschaft mit uns selbst und mit Gott nicht von heute auf morgen geht, sondern immer ein Weg ist, so ist das auch hier nichts, was man einfach mal so machen kann. Es ist ein Prozess, ein Weg.
Am Ende des letzten Punktes hatte ich gesagt, dass es darauf ankommt, in Gottes Gemeinde zu leben. Hier möchte ich es noch größer, allgemeiner formulieren. Denn wenn wir “Gemeinde” hören, dann haben wir schnell die Vorstellung von einem Gebäude oder von einem Gottesdienst. Aber Gemeinde ist viel mehr. Gerade jetzt, in der Zeit, die wegen Corona durch viel Abstand, “social distancing”, geprägt ist, ist das wichtig. Heute Morgen will ich Euch keinen Vortrag darüber halten, warum Gemeinschaft entscheidend ist. Ich will Euch stattdessen eine Möglichkeit vorstellen, wie diese Gemeinschaft in unserer Gemeinde wieder stärker werden kann. Ich will ganz praktisch werden.
Gemeinschaft, das ist nämlich der Gedanke von den Kleingruppen, mit denen wir im Oktober beginnen wollen. Ja, wir haben schon eine Reihe von Hauskreisen. Einige von ihnen haben sich trotz Corona in den letzten Monaten immer wieder getroffen Digital oder auch in Präsenz. Und das ist wirklich gut so. Aber wir möchten das noch vertiefen und verstärken durch das neue Kleingruppenkonzept. Selbstverständlich kann ein Hauskreis beschließen, als Ganzes eine solche Kleingruppe zu sein. Aber ich möchte Euch gerne heute Morgen einmal herausfordern. Lass Dich doch einmal auf etwas Neues ein. Eine Kleingruppe ist kein Kreis, der für dich nächsten Jahrzehnte gegründet wird. Du trägst dich nur für die Zeit bis Ende Januar ein. Ich finde, das ist eine großartige Gelegenheit, einmal Leute aus der Gemeinde kennenzulernen, mit denen man sonst nicht so viel zu tun hat. Die Kleingruppen treffen sich vierzehntägig, so dass es auch möglich ist, dass ein bestehender Hauskreis sich zusätzlich in den Wochen dazwischen trifft, wenn er das gerne möchte. Oder er bildet - wie gesagt - selbst eine solche Kleingruppe.
In der Kleingruppe wird dann immer das miteinander besprochen, was in den letzten beiden Wochen im Gottesdienst Thema war. Dazu gibt es von einem der beiden Prediger ein kurzes Video, das ihr euch am Anfang des Abends gemeinsam anschauen könnt und einen Zettel mit einigen weiterführenden Fragen. Als Leiter einer Kleingruppe muss man also inhaltlich nichts vorbereiten, sondern man stellt sein Haus zur Verfügung und leitet ein wenig das Gespräch. Und falls Euch die Gesprächleitung schwer fällt, ist bestimmt jemand dabei, der das gerne übernehmen wird.
Wir werden uns dabei inhaltlich an einem Buch orientieren: Markus Schmidt, Wachstum ist kein Zufall. Jeder Kleingruppenleiter bekommt von der Gemeinde ein Buch für seine Kleingruppe zur Verfügung gestellt. Und natürlich werden auch die Prediger es bekommen. Falls sonst jemand das Buch auch haben möchte (was durchaus empfehlenswert ist), findet Ihr nachher eine Liste draußen im Foyer, wo Ihr Euch dafür eintragen könnt.
Und wenn diese vier Monate vorbei sind? Dann werden wir - nachdem wir darüber nachgedacht haben, wie es gelaufen ist und was man besser machen kann - eine weitere Runde starten. Und falls du das dann möchtest, kannst du dir für diese Zeit eine andere Kleingruppe aussuchen. Eigentlich wäre das sogar richtig toll. Denn dadurch würden wir uns als Gemeinde viel besser kennenlernen!
Also: eine herzliche Einladung zu diesem neuen Konzept! Und eine Herausforderung, einmal etwas Neues zu wagen. Menschen kennenzulernen, mit denen du sonst wenig zu tun hast. Nach dem Gottesdienst wird es die Möglichkeit geben, dass du dich im Foyer für eine Kleingruppe einträgst. Ihr könnt dort auch sehen, an welchen Wochentagen um um welche Uhrzeit die Kleingruppen stattfinden. Ab heute Nachmittag gibt es dazu auch eine Online-Möglichkeit. Jede Kleingruppe hat natürlich nur eine begrenzte Anzahl von Plätzen (die Wohnzimmer sind ja unterschiedlich groß). Wenn also eine Gruppe voll ist, dann nimm doch einfach eine andere! Traut Euch! Lernt einander kennen. Denn nur so kann Gemeinschaft wachsen.
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Gemeinschaft - darum ging es heute - ist Gottes großes Thema. Er möchte, dass wir in Harmonie mit uns selbst leben. Dazu hat er seinen Sohn in diese Welt geschickt, um unsere Schuld zu vergeben. Damit wir selbst wieder innerlich heil werden können.
Gott möchte Gemeinschaft mit uns haben. Und zwar eine Gemeinschaft, die im Alltag gelebt wird, die von seinem Wort, der Bibel, geprägt ist, und die seine Gemeinde im Mittelpunkt hat.
Und Gott möchte, dass wir in seiner Gemeinde Gemeinschaft leben. Dass wir uns untereinander kennenlernen, uns unsere Sorgen und Nöte mitteilen und sie gemeinsam tragen. Gott will Gemeinschaft! Heute ist übrigens ein guter Tag, das miteinander zu erfahren. Dazu wünsche ich Euch viel Freude!
Amen