Erzengel Michael
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Erzengel Michael
Erzengel Michael
Gestern war der Michaelistag, der Gedenktag für den Erzengel Michael und neuerdings auch aller Engel. Eigentlich gibt es im Kirchenjahr gar keine Gedenktage für Engel außer eben für den Erzengel Michael, ansonsten gibt es sie für Evangelisten, Apostel und Kirchenväter und auch für Maria. So ist heute der Gedenktag für den Kirchenvater Hieronymus, aber für Engel - bis eben auf diesen einen - den Erzengel Michael. Und in der christlichen Kunst wird er immer kämpfend, den Drachen besiegend dargestellt. Das hat zum einen damit zu tun, dass er den Engel des Perserreiches in der Vision des David zur Zeit des Perserkönig Kyrios besiegt.
13 Aber der Engelfürst des Königreichs Persien hat mir einundzwanzig Tage widerstanden; und siehe, Michael, einer der Ersten unter den Engelfürsten, kam mir zu Hilfe, und ihm überließ ich den Kampf mit dem Engelfürsten des Königreichs Persien.
Der Erzengel gilt als der große Fürst und Beschützer Israel. Zum anderen besiegt er im Buch der Offenbarung im Neuen Testament den Teufel in der Gestalt eines Drachen und stößt ihn hinab auf die Erde.
7 Und es entbrannte ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel, 8 und er siegte nicht, und ihre Stätte wurde nicht mehr gefunden im Himmel. 9 Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt. Er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen.
Darum wird der Erzengel Michael auch als der Drachenbesieger in in christlichen Kunst dargestellt.
Wir wollen uns ihn jetzt einmal als einen solchen Kämpfer vorstellen. Einen großer muskulöser Mann, in Kampfmontur, das Schwert in der Hand, – stark. Endlich mal kein sanfter, harmloser Engel. - Keine niedliche Putte, kein Schutzengel mit lockigem Haar über den Bettchen eines Kinden, kein Schmeichelengel für die Hand aus Bronze.
Hier tritt einer auf mit göttlicher Kraft und Majestät. Wir spüren Gott ist eben nicht nur lieb, Gott ist Dynamik, ist Kraft, ist Auseinandersetzung. Hier geht es um etwas. Vielleicht schrecken wir jetzt zurück vor der Wucht dieser Gestalt.
Denn Kampf ist gleich für uns Krieg und Zerstörung und das Schwert wird seit Jahrhunderten gegen Feinde geführt, es bringt Tod und den Frauen Vergewaltigung. Wird da in der Gestalt eines Engels Gewalt verherrlicht? Der Erzengel Michael wurde gerade auch bei uns in Deutschland in den vergangenen Jahrhunderten als sochr mißbraucht.
Da wird der Kampf als göttlich, notwendig, heilig, dargestellt. Wir Menschen haben das auch oft missbraucht. Wir haben den Erzengel Michael mißbraucht, um dann im Handumdrehen die eigenen Kämpfe gegen die Feinde als gottgewollt und notwendig zu legitimieren, zu rechtfertigen. Man kann es in der Geschichte verfolgen. Es ist ein immer wieder kehrendes Muster. Michael, der den Drachen bekämpft, das Böse, den Teufel hat sich dafür ganz besonders gut geeignet.
Er wurde zum Schutzherrn der christlichen Heere und zum Bekämpfer des vermeintlichen Irrglaubens. Durch die Hand der Menschen zum Kämpfer gegen die Ungläubigen. Es ist noch nicht lange her, wir leben immer noch mit den Folgen dieser Kriege. Und weiß Gott, das dualistische Denken – wir die Guten, dort die Bösen – hat ja immer noch nicht abgedankt. Die verheerende Wirkungsgeschichte eines Engels in Kampfmontur. Was nun, Michael?
Doch wozu sind dann Engel da?
"Gottes Engel weichen nie, sie sind bei dir aller Enden" heißt es in einer Arie von Johann Sebastian Bach.
Wenn alles fällt, wenn alles bricht, bin ich doch in Ruhe.
Gottes Engel weichen nie, sie sind bei mir allerenden.
Wenn ich schlafe, wachen sie,
wenn ich gehe, wenn ich stehe,
tragen sie mich auf den Händen.
Die Bibel sagt im Hebräerbrief dazu folgendes:
13 Zu welchem Engel hat Gott jemals gesagt: »Setze dich an meine rechte Seite, während ich deine Feinde zu Boden werfe. Ich mache sie zum Schemel für deine Füße«? 14 Sind sie nicht alle nur Geister, die ihren Dienst tun? Sie werden ausgesandt, um denen zu helfen, deren Erbe in der Rettung besteht.
Der Erzengel Michael hat diesem gestrigen Tag seinen Namen gegeben. Es ist der Gedenktag für alle Engel: der Kämpfer, Wächter, Musiker, Beschützer.
Sie alle sind eins: Sie sind Erscheinungsweisen Gottes. Als seine "Heerscharen" treten sie auf, machtvolle Boten, die dem Bösen widerstehen: Michael, der Drachenbezwinger, der mit dem Teufel kämpft, der Engel, der aus dem Gefängnis führt, und der Gottesgesandte, der unsichtbar, aber gewaltig, vom falschen Weg abbringt.
Auch von Schutzengeln weiß die Bibel zu berichten. Eines jedoch wird ganz deutlich. Die Engel haben keine eigene Macht. Sie sind Diener, die durch ihren Auftrag zu Himmelsboten werden, um Gott und uns Menschen im Namen Gottes zu dienen.
Amen
Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel.
Sie gehen leise, sie müssen nicht schrein,
oft sind sie alt und hässlich und klein,
die Engel.
Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand, die Engel.
Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand,
oder er wohnt neben dir, Wand an Wand,
der Engel.
Dem Hungernden hat er das Brot gebracht, der Engel.
Dem Kranken hat er das Bett gemacht, und hört,
wenn du ihn rufst, in der Nacht,
der Engel.
Er steht im Weg und er sagt: Nein, der Engel.
Groß wie ein Pfahl und hart wie ein Stein –
Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein,
die Engel.