Geistliches Wachstum - Wunsch und Zeiten
Gemeinsam wachsen - Entdecke dein geistliches Potential. • Sermon • Submitted
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Einleitung
Einleitung
Wir haben ja heute Erntedank-Sonntag. Ein Tag, in dem wir in besonderer Weise daran denken, dass Gott uns auch in diesem Jahr wieder eine gute Ernte geschenkt hat. Und an dem wir ihm dafür danken. Daran soll uns ja diese schöne Erntedank-Dekoration erinnern. Übrigens: Vielen Dank dafür, liebe Gerhild!
Und gleichzeitig beginnt heute unsere Predigtreihe zum Thema “Gemeinsam wachsen! - Entdecke dein geistliches Potential”. Irgendwie passt das ja super zueinander. Nehmen wir nur einmal diese Tomate hier. Ich habe mich in diesem Jahr auch einmal daran versucht und Tomatenstöcke gepflanzt. Aber - ganz ehrlich - irgendwie war ich da nicht so erfolgreich. Wir haben vielleicht gerade mal eine Hand voll Tomaten geerntet.
Und natürlich habe ich mich gefragt, woran das liegt. Wer ist eigentlich dafür verantwortlich, dass aus einer kleinen Tomatenpflanze ein großer Stock mit vielen roten Tomaten daran wird? Wer ist dafür zuständig? Und wer ist schuld daran, wenn das nicht so richtig funktioniert?
Ich vermute ich weiß, woran es bei mir gelegen hat. Nicht die Tomatenstöcke waren schuld. Denn die haben alles gehabt, was sie für Wachstum brauchten. Auch Gott hat nichts damit zu tun, obwohl ja alles Leben und damit auch Wachstum von ihm her kommt. Er hat es regnen lassen und die Sonne schien. Woran lag es dann?
Ich denke der eigentliche Grund für meine Missernte war, dass ich den Tomatenstöcken nicht die notwendigen äußeren Rahmenbedingungen gegeben habe. Tomaten mögen es nämlich - so hat man mir gesagt - gar nicht, wenn sie direkt im Regen stehen. Und das taten sie bei mir.
Warum ich das so ausführlich erzähle? Weil ich glaube, dass wir hier einiges zum Thema “Wachstum” lernen können. Damit eine Pflanze richtig wachsen und gedeihen kann, müssen viele Faktoren zusammen kommen. Natürlich liegen die eigentlichen Wachstumsvoraussetzungen in der Pflanze selbst. Wenn man ein Weizenkorn aussät, kann daraus eine fruchttragende Pflanze werden. Wenn man einen Stein aussät, wird kein Berg daraus.
Es muss also zunächst einmal Leben da sein, das sich entwickeln kann. Ohne Leben verändert sich auch nichts, gibt es kein Wachstum. Und alles, was aus einer solchen Pflanze einmal werden kann, ist schon in ihr angelegt. Nichts muss mehr von außen hineingelegt werden.
Aber dann müssen natürlich auch die Rahmenbedingungen stimmen. Die richtige Erde, genügend Dünger, Sonne und Regen, die Temperatur muss stimmen, Unkraut muss beseitigt werden - alles Dinge, die man tun kann, damit die Pflanze das in ihr liegende Potential wirklich entfalten kann. Diese Rahmenbedingungen machen das Wachstum nicht. Aber sie ermöglichen und fördern es - oder behindern es. Sie können Wachstum sogar unmöglich machen. Und für einen Teil dieser Rahmenbedingungen sind wir als Menschen zuständig, die anderen (wie das Wetter) können wir nicht beeinflussen. Das ist nämlich Gottes Sache.
Ich finde, das ist ein sehr gutes Beispiel für uns und unser Thema. So ist das nämlich auch mit geistlichem Wachstum. Eva wird am nächsten Sonntag darüber noch ausführlich sprechen. Und in den darauffolgenden Sonntagen wird es vor allem darum gehen, welche Rahmenbedingungen wir schaffen können, damit wir selbst geistlich wachsen können. Heute wollen wir über die grundlegenden Aspekte nachdenken: “Geistliches Wachstum - Wunsch und Zeiten” heißt unser Thema. In fünf Schritten wollen wir das tun: 1. Damit etwas wachsen kann, muss es leben. Also: lebst du? 2. Was ist eigentlich das Ziel unseres geistlichen Wachstums - oder anders ausgedrückt: Wie soll die Pflanze denn aussehen, zu der wir uns entwickeln sollen? 3. Wollen wir, willst du das denn überhaupt: geistlich wachsen? 4. Wachstum ist keine Möglichkeit für besonders geistliche Christen, sondern ein Muss für jeden Christen. Und 5. Geistliches Wachstum ist eine Reise, ein Weg, ein Prozess.
1. Wachsen - lebst du?
1. Wachsen - lebst du?
Dass aus so einem einzelnen Weizenkorn einmal ein großer Halm wird, an dem viele Weizenkörner herangewachsen sind - das kann man einem Weizenkorn selbst überhaupt nicht ansehen. Aber es ist das, was an Möglichkeiten in dieses Korn hineingelegt ist. Ich habe eben schon gesagt, dass dies natürlich die Grundvoraussetzung dafür ist, dass Wachstum geschehen kann. Es muss Leben da sein. Wenn Du einen Stein einpflanzt, wird kein Berg daraus. Und es entsteht auch kein Baum, an dem Schokolade wächst, wenn Du ein Stück Schokolade pflanzst. Warum? Weil in dem Stein oder der Schoklade kein Leben ist, das wachsen könnte.
Eigentlich ganz banal. Aber auch ganz entscheidend. Bevor wir darüber reden können, wie Dein geistliches Wachstum gefördert werden kann, müssen wir zunächst darüber sprechen, ob da überhaupt schon geistliches Leben ist. Und was das denn ist - geistliches Leben.
Jesus hat es einmal dem Nikodemus, einen sehr frommen Menschen seiner Zeit, einem sogenannten Pharisäer, so gesagt:
„Ich versichere dir“, erwiderte Jesus, „wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht einmal sehen.“
Was meint Jesus damit? Von neuem geboren werden? Wie soll das gehen (übrigens eine Frage, die auch Nikodemus damals gestellt hat). Jesus hat es ihm daraufhin so erklärt:
Menschliches Leben wird von Menschen geboren, doch geistliches Leben von Gottes Geist.
Was Jesus damit sagen wollte ist, dass wir Menschen ja alle einmal geboren wurde. Aber bei dieser Geburt durch unsere Mutter ist nur menschliches Leben entstanden. In uns drin sind wir dagegen geistlich tot. Das ist schon so, seit damals Adam und Eva im Garten Eden gegen Gottes Gebot gesündigt haben und deshalb aus der Gegenwart Gottes vertrieben wurden. Seit damals fehlt uns diese lebendige Beziehung zu Gott, das, was wir mit den Worten “geistliches Leben” beschreiben. Im Alten Testament wird das einmal mit einem Herz aus Stein verglichen, das in uns allen von Geburt an ist. Geistliches Leben ist nicht von Natur aus in uns, sondern muss erst da hinein kommen.
Aber so, wie unser natürliches Leben durch eine Geburt beginnt, so muss auch unser geistliches Leben irgendwann geboren werden, muss irgendwann beginnen, indem Gott uns durch seinen Geist lebendig macht. Die Bibel beschreibt das mit dem Begriff “Wiedergeburt” oder “neue Geburt”.
Was du dafür tun musst? Du musst dazu Jesus in dein Leben einladen. Musst ihn bitten, dir deine Schuld zu vergeben. Dann geschieht das, was Jesus hier Nikodemus erklärt: Du wirst von neuem geboren. Du bist ab sofort ein Kind Gottes. Gottes Heiliger Geist ist in dein Leben hineingekommen. Geistliches Leben ist in dir entstanden. Und so wie menschliches Leben von dem Moment an wächst, wo es entsteht, ist auch dieses geistliche Leben auf Wachstum angelegt.
Bevor wir das jetzt vertiefen, will ich dir daher diese ganz persönliche Frage stellen: Lebst du eigentlich? Und ich meine natürlich nicht dein menschliches Leben. Lebst du geistlich? Bist du schon von neuem geboren worden? Ist deine Schuld durch Jesus vergeben? Bist du ein Kind Gottes geworden? Wenn nicht, oder wenn du noch Fragen dazu hast, dann lade ich dich herzlich ein, einfach einmal mit jemand, der schon länger Christ ist, darüber zu reden. Natürlich stehen auch wir als Älteste dafür bereit. Und selbstverständlich kannst du dich auch ganz allein dafür entscheiden. Du musst es nur Jesus sagen. Er freut sich schon darauf, dich zu einem Kind Gottes zu machen!
Übrigens: Wir feiern heute ja auch Abendmahl. Dazu sind alle eingeladen, die dieses Geschenk der Vergebung angenommen haben und dadurch dieses geistliche Leben bekommen haben. Denn genau das feiern wir im Abendmahl. Das Brot ist ein Zeichen dafür, dass du Teil dieser großen Gemeinschaft von Christen bist, und der Wein ein Zeichen dafür, dass du durch Jesus die Vergebung deiner Schuld erlebt hast. Wir feiern also sozusagen im Abendmahl diesen Start unseres geistlichen Lebens, erinnern uns daran, dass wir von neuem geboren worden sind, und dass dadurch wirklich alles anders und neu geworden ist.
2. Wachsen - wohin denn?
2. Wachsen - wohin denn?
Unsere älteste Enkeltochter erzählt uns jedes Mal, wenn wir sie wieder sehen, wie groß sie schon geworden ist. Sie hat ein klares Ziel: 1,50 will sie werden. Letztes Mal fehlten dafür nur noch etwa 3 Zentimeter. Denn wenn sie 1,50 ist, kann sie im Auto mitfahren, ohne einen Kindersitz benutzen zu müssen. Weil sie für ihr Alter ziemlich groß ist, wird sie die 1,50 eher schaffen als sie 12 Jahre alt wird (wenn sie aufgrund ihres Alters den Kindersitz nicht mehr braucht).
Ich selbst kann mich noch gut daran erinnern, wie sehr ich auf meinen 18ten Geburtstag hingefiebert habe. Warum? Weil ich dann endlich Auto fahren durfte. Und später? Im Studium habe ich hart dafür gearbeitet, alles das zu lernen, was meine Aufgabe war, denn ich wollte den Abschluss haben, wollte Pastor werden. Dann, als im feststellte, dass ich doch nicht auf Dauer Pastor bleiben, sondern Lehrer werden wollte, habe ich alles daran gesetzt, mein Weiterstudium zum Dr. theol. zu schaffen.
Warum ich das erzähle? Weil es in unserem Leben um so viele Dinge geht, wo wir wachsen wollen - körperlich, von unserem Wissen her, im Blick auf unsere Reife - weil wir ein Ziel vor Augen haben. Manch einer geht regelmäßig ins Fitness-Studio und nimmt nur spezielle Nahrung zu sich, weil er ein bestimmtes Ziel vor Augen hat - eine körperliche Fitness, einen muskelbepackten Körper. Oder schauen wir uns einen Sportler an, der für die Olympia-Teilnahme trainiert. Dieses Ziel motiviert ihn zu Höchstleistungen, aber hilft ihm auch, die vielen harten Trainingseinheiten und den Verzicht, der auf diesem Weg nötig wird, zu schaffen.
Wenn wir geistlich wachsen wollen und wenn das - wie wir in den nächsten Wochen noch sehen werden - auch viel mit uns und unserer Motivation zu tun hat, dann ist es absolut erforderlich zu wissen, was denn eigentlich das Ziel dieses Wachstums ist. Paulus hat das im Epheserbrief so beschrieben:
Und er hat die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten. Er gab Evangelisten, Hirten und Lehrer, damit sie die, die Gott geheiligt hat, zum Dienst ausrüsten und so der Leib des Christus aufgebaut wird mit dem Ziel, dass wir alle die Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes erreichen; dass wir zu mündigen Christen heranreifen und in die ganze Fülle hineinwachsen, die Christus in sich trägt.
Das Ziel des geistlichen Wachstums ist also ganz klar angegeben hier: “dass wir zu mündigen Christen heranreifen und in die ganze Fülle hineinwachsen, die Christus in sich trägt.” Oder anders ausgedrückt: Wir sollen so werden, wie Jesus ist.
Das ist eigentlich gemeint, wenn wir davon sprechen, dass wir Nachfolger oder “Jünger” von Jesus sind. Wenn damals ein Rabbi Menschen einlud, sich mit ihm auf den Weg zu machen, ihm als seine Jünger nachzufolgen, dann hatte das ein klares Ziel. Wer sich auf diesen Weg der Nachfolge machte, der wollte nicht nur Sachen lernen oder erleben. Er wollte so werden, wie sein Rabbi war. Er wollte selbst einmal Rabbi werden. Damit bin ich bei der entscheidenden Frage:
3. Wachsen - willst du?
3. Wachsen - willst du?
Willst du das eigentlich? Willst du Jesus immer ähnlicher werden? Ist das dein Ziel? Ich habe oft den Eindruck, dass es vielen Christen hauptsächlich darum geht, dass Gott ihnen ihre Schuld vergibt und sie einmal in den Himmel kommen. Damit sind sie völlig zufrieden.
Jemand kam einmal zu seinem Pastor und sagte: “Herr Pastor, mir genügt es schon, wenn ich einmal im Himmel auf einem der hintersten Plätze sein kann.” Darauf antwortete der Pastor: “Dann haben Sie aber ein Problem, denn die hintersten Plätze im Himmel sind schon alle besetzt. Es gibt nur noch vorne freie Plätze.”
Was er damit sagen wollte war, dass hier etwas mit der Einstellung nicht stimmt. Wachstum ist keine Option. Markus Schmidt schreibt in seinem Buch: “Genau wie unser Körper wächst, ist auch unser Geist auf Wachstum angelegt. Geistliches Wachstum ist kein Nebengleis, sondern die Hauptstrecke unserer geistlichen Reise. … Und dieser Weg beginnt mit einer tiefen Sehnsucht danach, vorwärtszukommen, mit der Neugierde nach Neuem, mit dem Drang danach, mehr von Gottes Wesen zu erleben.” (S. 17).
Woran liegt es eigentlich, dass es so viele Christen gibt, die ganz offensichtlich diesen Drang zu wachsen nicht bzw. nicht mehr spüren in ihrem Leben? Schmidt sagt, dass einer der Gründe die Tatsache ist, dass wir heute häufig durch unseren Alltag so sehr in Beschlag genommen werden, dass wir einfach keine Zeit, keine Energie mehr für unser geistliches Wachstum haben. Schmidt nennt unsere Generation die “Generation Zuviel” und er zitiert die Journalistin Susanne Gaschke, die das so charakterisiert: “Zu viel Information. Zu viele Wahlmöglichkeiten. Zu viel Konkurrenz. Zu viel Unsicherheit. Zu viele Verpflichtungen gleichzeitig.” (S. 15f). Dadurch, so Schmidt, “verblasst auch der Wunsch nach persönlicher Entwicklung, von geistlichem Wachstum ganz zu schweigen.”
Ich glaube, dass da wirklich etwas dran ist. Die Herausforderungen unseres Alltags lassen uns einfach keine Zeit mehr für das Wichtigste: für die Sehnsucht danach zu werden, wie Jesus ist. Es ist daher gut, dass wir uns in diesen Wochen einmal ganz intensiv damit befassen, was doch eigentlich das Entscheidende für uns als Christen sein sollte: dass wir geistlich wachsen und Jesus immer ähnlicher werden.
4. Wachsen - ein Muss!
4. Wachsen - ein Muss!
Denn Wachstum ist keine Option, es ist ein Muss, wenn wir geistlich gesund sein wollen.
Als Jesus seine Wirksamkeit auf dieser Erde begann und Jünger um sich sammelte, führte das dazu, dass ein anderer Rabbi, der ebenfalls Jünger um sich gesammelt hatte, an Einfluss verlor. Ich rede hier von Johannes, dem Täufer. Seine Jünger beschwerten sich darüber, dass jetzt alle zu diesem Jesus kamen und nicht mehr zu ihnen.
Daraufhin stellte Johannes klar, dass das genau so, wie es war, richtig war. Denn Jesus war der Eigentliche, der Bräutigam. Er war nur ein Wegbereiter, der Freund des Bräutigams. Und wenn der Bräutigam kommt, tritt der Freund zurück, denn er freut sich von Herzen darüber, dass der Bräutigam gekommen ist. Und dann sagt Johannes diesen ziemlich bekannten Satz:
Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.
“Er muss wachsen” - das beschreibt sowohl das Ziel als auch den Weg unseres geistlichen Wachstums. Denn darum geht es ja, wie wir gerade gesehen haben - dass wir immer mehr so werden, wie Jesus ist. Oder anders ausgedrückt: dass Jesus immer mehr in uns sichtbar wird. Er muss wachsen!
Dabei ist es ganz wichtig, dass es hier nicht um Wissen allein geht. Schmidt schreibt: “Das Ziel unserer geistlichen Entwicklung ist es nicht, alles über Jesus zu wissen. Das Ziel besteht darin, immer mehr wie Jesus zu sein. … Wachstumsspezialisten geht es um Jesus selbst. Es geht ihnen darum, dass er in ihnen mehr Raum einnehmen darf. Die beste theologische Bildung führt ins Leere, wenn man dadurch Jesus nicht ähnlicher wird.” (S. 20).
Wenn wir immer mehr so werden, wie Jesus ist, wenn Jesus in uns immer mehr sichtbar wird, dann ist das auch im Blick auf unser Zeugnis gegenüber den Menschen in unserer Umgebung das Beste, was wir tun können. Und umgekehrt: Wenn man uns als Christen nicht daran erkennen kann, dass wir Jesus immer ähnlicher werden, dann ist das das größte Hindernis für das Evangelium.
Schmidt erzählt von Mahatma Gandhi, der in seiner Jugend durchaus Interesse am Christentum hatte. Was ihn davon abhielt, Christ zu werden, war nicht die Botschaft von Jesus, sondern waren die Christen. Er hat später einmal geschrieben: “Ich mag euren Christus, aber ich mag eure Christen nicht. Eure Christen sind so wenig wie euer Christus.” (S. 23).
Wenn du Menschen für Jesus begeistern willst, werde mehr wie er. Sorge dafür, dass sie an dir erkennen können, wie liebevoll und Menschenzugewandt Jesus ist.
In dem Buch wird eine Geschichte wiedergegeben, die der amerikanische Soziologe und Pastor Tony Campolo einmal erzählt hat:
Joe war ein Alkoholiker, ein hoffnungsloser Fall. Er hatte sich schon so zugrunde gerichtet, dass er nicht mehr lange zu leben hatte. Dann begegnete er in einer christlich-sozialen Einrichtung Christen, die ihn zu Jesus führten und ihm halfen, mit seiner Alkoholabhängigkeit umzugehen. Und Joe veränderte sich. Er wurde zu einem liebevollen Menschen, der sich nun selbst in dieser Einrichtung um andere kümmerte, die Alkoholprobleme hatten. Er war sich für keinen Dienst zu schade.
Eines Abends, bei einem Gottesdienst, kam einer dieser Menschen nach vorne, war sich auf die Knie und flehte Gott an, ihn zu verändern. “Oh Gott”, so rief er, “mach, dass ich so sein kann, wie Joe.” Der Pastor hörte das und versuchte, ihn zu korrigieren. Er sagte: “Es wäre besser zu beten: Mach mich wie Jesus.” Der Mann sah den Prediger erstaunt an und frage: “Ist dieser Jesus denn wie Joe?”
Das würde ich mir wünschen, dass Menschen, die mich kennenlernen, in mir Jesus sehen.
5. Wachsen - eine Reise!
5. Wachsen - eine Reise!
Wenn man das alles so hört, dann klingt das nach viel Arbeit. Es hört sich nach großer Anstrengung und harter Arbeit an. Und ich will auch gar nicht leugnen, dass wir in den nächsten Wochen durchaus herausgefordert werden. Aber wir müssen dabei aufpassen. Wir können und müssen zwar einiges tun für unser geistliches Wachstum. Aber wir sollen dabei nicht in Aktionismus verfallen, sollen nicht meinen, dass wir nun dieses Wachstum irgendwie selbst bewirken müssen. Im Grunde schaffen wir nur die Rahmenbedingungen dafür, dass das geistliche Leben, das in uns begonnen hat, nun auch wachsen kann.
Man könnte den Satz von Johannes dem Täufer: “Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen” falsch verstehen. Denn Jesus wächst nicht dadurch in uns, dass wir abnehmen. Jesus wird nicht dadurch wichtiger, indem wir uns weniger wichtig nehmen. Es ist umgekehrt. Dadurch, dass Jesus immer mehr wächst, nehmen wir ab, sind wir uns selbst nicht mehr so wichtig.
Schmidt verwendet das Bild von Dunkelheit und Licht. Die griechischen Worte, die hier im Text benutzt werden, werden genau dafür benutzt: Je mehr das Licht wächst, umso mehr verschwindet die Dunkelheit. Nicht umgekehrt. Wir müssen nicht die Dunkelheit vertreiben, damit es Licht werden kann. Um es noch einmal mit den Worten von Schmidt zu sagen: “Es geht also nicht um die Konzentration auf die eigenen Fehler. Es geht darum Jesus an uns ranzulassen. Er ist selbst das Licht. Wenn er in unserem Leben zunimmt, wird es automatisch heller - in uns und um uns herum.” Das ist es ja, was Paulus schreibt:
So spiegeln wir alle mit aufgedecktem Gesicht die Herrlichkeit des Herrn wieder. Und wir werden seinem Bild immer ähnlicher, denn seine Herrlichkeit verwandelt uns. Das alles kommt vom Herrn, dem Geist.
“Seine Herrlichkeit verwandelt uns” - das ist geistliches Wachstum, und darum geht es. Und dieses Wachstum ist kein Instantprodukt, es ist ein Prozess, ein Weg. Leute, die auf dem Weg sind - so nannte man damals die Christen (Apg. 9,2). Nachfolger, die hinter Jesus her gehen und ihm dabei immer ähnlicher werden.
Ich habe ja viele Jahre Hebräisch unterrichtet. Das Ziel meines Unterrichtes war klar: die Studierenden sollten in der Lage sein, einen biblischen Text mit den nötigen Hilfsmitteln möglichst fehlerfrei übersetzen zu können. Der Unterricht ging über zwei Jahre. Dabei habe ich immer wieder Tests geschrieben. Und natürlich habe ich in diesen Tests nicht die Abschlussprüfung gemacht. Das würde ja immer nur zu Frusterlebnissen bei meinen Schülern führen. Ich habe stattdessen abgefragt, ob sie das, was sie bisher gelernt haben sollten, auch gelernt hatten. Sicher, ich hatte immer das Ziel vor Augen. Das ist auch nötig, damit man den Weg dahin schafft. Aber ich wusste auch, dass dieses Ziel noch nicht erreicht war. Und das war völlig normal und ok so. Wenn ein Studierender genau das wusste, was er zu diesem Zeitpunkt wissen sollte, waren das 15 Punkte. Eine 1+. Hebräisch-Unterricht ist nämlich - wie jeder Unterricht - eine Reise, ein Prozess.
Auch geistliches Wachstum ist eine Reise, ein Prozess. Diese Reise muss an einem ganz bestimmten Punkt losgehen. Sie startet, wenn ein Mensch sich für Jesus entscheidet. Wenn er ihn bittet, seine Schuld zu vergeben. Und sie endet erst dann, wenn wir hier auf dieser Erde die Augen schließen. Solange wir leben, sind wir auf dem Weg.
Das ist übrigens auch sehr ermutigend und entspannend. Denn auch Jesus erwartet nicht, dass wir schon am Ziel sind. Es geht darum, dass wir unterwegs sind. Dass wir das gelernt haben, was er uns auf dem bisherigen Lebensabschnitt mit ihm lernen wollte. Dass wir nicht stehen und damit stecken bleiben. Und auch da kann uns das gemeinsame Abendmahl eine Hilfe sein. Denn es erinnert uns immer wieder daran, dass wir dieses geistliche Leben von Jesus erhalten haben. Dass er alle Schuld vergeben hat, auch die unserer mangelnden Hingabe, unserer fehlenden Konsequenz im geistlichen Leben. Und das Abendmahl zeigt uns, dass wir dabei nicht allein sind, sondern dass wir ein Leib sind, eine Gemeinde. Dass wir gemeinsam unterwegs sind.
Gemeinsam wollen wir wachsen. Das ist das Thema der nächsten Wochen. Dieses Thema werden wir hier in den Gottesdiensten entfalten und dieses Thema wollen wir dann in den Kleingruppen vertiefen. Es werden immer zwei Gottesdienste ein Thema näher beleuchten und in den Kleingruppen nach dem zweiten Sonntag wollen wir dieses Thema dann weiter vertiefen und auch ganz praktisch werden lassen.
Deshalb möchte ich Dich noch einmal herzlich einladen. Wenn du dich noch nicht für eine Kleingruppe entschieden hast, kannst du das auch heute nach dem Gottesdienst noch tun. Entweder indem du dich selbst auf der Internetseite www.efg-woelmersen/wachstum einträgst, oder indem du nach dem Gottesdienst auf René oder mich zugehst. Wir können dich dann für eine der Gruppen eintragen. Mach mit dabei. Lass uns gemeinsam wachsen. Sei mit dabei, wenn es darum gehst, dein geistliches Potential zu entdecken und zu entfalten.
Amen