Von Gott lernen, großzügig zu sein!
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Von Gott lernen, großzügig zu sein!
Von Gott lernen, großzügig zu sein!
Liebe Gemeinde,
2020 und 2021 sind bis jetzt die Jahre, in denen auch bedingt durch Corono politisch eine regelrechte Spaltung durch unser Land geht. Das hat sich auch in den Wahlen vergangene Woche gezeigt.
Als ich vor ein paar Tagen in Sachsen im Urlaub war, musste ich wirklich zum erstenmal beim Besuch eines Museums, nämlich der Festung Königsstein, meinen Impfnachweis erbringen.
Aber 2020 und 2021 sind auch trotz Corona die Jahre mit einem ungeheuer hohen Spendenaufkommen in unserem Land. Die Deutschen spendeten im Jahr 2020 5,4 Milliarden Euro. Das ist das zweitbeste Ergebnis seit Beginn der Erhebung ab 2005 und ein Anstieg gegenüber 2019 von 1,6 % .
Und in diesem Jahr 2021 wurde bis heute bereits über 510 Millionen Euro für die vom Hochwasser betroffenen Menschen im Westen unseres Landes gespendet. Dass das die Menschen tun, ist gut und wichtig, auch für unser arg gebeuteltes gesellschaftliches Lebensgefühl und für unser gesellschaftliches Miteinander. Auch für die Beziehungen zwischen Ost und West. Es zeigt uns doch, dass wir als Menschen zusammengehören und füreinander da sein sollten.
Gerade auch als Christen ist das für uns besonders wichtig. Heute an diesem Erntedanktag werden wir besonders daran erinnert, wie notwendig das ist.
Danken und Geben hängen ganz eng miteinander zusammen. Wir danken Gott heute für die vielen Gaben unseres Lebens, nicht nur für die Früchte des Garten und des Feldes. Das Leben ist eben auf dieser Erde nicht allein möglich, sondern wir brauchen den anderen Menschen und er braucht uns. Unser Leben besteht aus Geben und Nehmen.
Daran will uns der Apostel Paulus erinnern:
6 Das aber sage ich euch: »Wer spärlich sät, wird spärlich ernten. Und wer reichlich sät, wird reichlich ernten.« 7 Jeder soll so viel geben, wie er sich selbst vorgenommen hat. Er soll es nicht widerwillig tun, und auch nicht, weil er sich dazu gezwungen fühlt. Denn »wer fröhlich gibt, den liebt Gott«. 8 Gott aber hat die Macht, euch jede Gabe mehr als aufzuwiegen. So habt ihr in jeder Hinsicht und zu jeder Zeit alles, was ihr zum Leben braucht. Und ihr habt immer noch mehr als genug für alle möglichen wohltätigen Zwecke. 9 So heißt es ja in der Heiligen Schrift: »Er verteilt Spenden unter den Armen. Seine Gerechtigkeit steht fest für immer.« 10 Gott gibt den Samen zum Säen und das Brot zur Speise. Er wird auch euch den Samen geben und eure Saat aufgehen lassen. Und euer gerechtes Handeln lässt er Frucht bringen. 11 Er wird euch so reich machen, dass ihr jederzeit freigebig sein könnt. Und aus eurer Freigebigkeit entsteht Dankbarkeit gegenüber Gott, wenn wir eure Gaben überbringen. 12 Diese Unterstützung ist ja wie ein Gottesdienst. Sie hilft nicht nur dem Mangel ab, an dem die Heiligen leiden. Sie ist auch deshalb so wertvoll, weil sie so große Dankbarkeit gegenüber Gott auslöst. 13 Weil ihr euch bei der Unterstützung so bewährt habt, werden sie Gott loben. Denn daran sehen sie, dass ihr euch gehorsam zu der Guten Nachricht von Christus bekennt. Und sie werden ihm für eure Freigebigkeit danken. Denn an ihr zeigt sich, dass ihr mit ihnen und allen Gemeinschaft haltet. 14 Und wenn sie für euch beten, werden sie das voll Sehnsucht nach euch tun. Denn sie haben erkannt, dass Gott euch in so reichem Maße seine Gnade geschenkt hat. 15 Dank sei Gott für seine Gabe, die so unbeschreiblich groß ist!
Die Kollekte in Südgriechenland soll die Großzügigkeit zum Ausdruck bringen, von der der Apostel Paulus weiß, dass diese Gemeinden dazu fähig sind. Großzügigkeit ist also ein wichtiges Kennzeichen dieses Aufrufs. Paulus illustriert hier seinen Standpunkt anhand der Welt des Landwirtes mit dem Bild des Säens.
Zur Großzügigkeit fordert er auch uns auf, der Apostel Paulus. Er fordert uns auf von Gott zu lernen. Von Gott zu lernen, so großzügig zu sein, wie Gott es uns gegenüber ist. Gott hat uns seine ganze Liebe und Barmherzigkeit geschenkt, darum sollen wir auch dem anderen gegenüber großzügig sein.
Im modernen Unternehmensmanagment finden wir das Bild von der Großzügigkeit wieder. Normalerweise ist es ja so, wenn es einem Unternehmen wirtschaftlich schlecht geht, versucht es Kosten zu sparen und verzichtet zuerst auf die Werbung und entlässt das nicht erforderliche Personal. Viele Unternehmensberater sagen, dass das aber genau der falsche Weg ist. Sicher die Werbung muss überarbeitet und falsche Werbung eingestellt werden, aber gerade in die Werbung muss ganz neu investiert werden.
Und gutes Personal sollte man so lange wie möglich halten. Wenn es wieder wirtschaftlich besser geht, kann es recht teuer sein, neues Personal einzustellen und einzuarbeiten. Gerade auch wegen des Fachkräftemangels in der Wirtschaft. Das Gastronomiegewerbe erlebt es ja jetzt. Und da wo früher eine Gaststätte mit Bedienung war, ist auf einmal nur noch Selbstbedienung oder die Gaststätte ist ganz zu.
Robert Bosch, der große Erfinder und Unternehmer machte es so deutlich: “Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne bezahle.” Er war auch einer der ersten, der den acht-Stunden-Tag einführte.
Mag dieses Bild hier aus der Wirtschaft etwas hinken, aber erleben wir es nicht oft selbst: Da wo wir sparsam sind im Abgeben, wird es auch sparsam im Wiederbekommen sein, im Nehmen. Da ist so. Wer nicht bereit ist zu geben und abzugeben, wird keinen Segen empfangen. Wie soll denn sonst auch Gemeinschaft entstehen.
Selbst das Sprichwort sagt es ja “Geben ist seliger als nehmen.”
Eine kleine Geschichte zeigt, dass es gar nicht so einfach ist mit viel Geld umzugehen und dass man mit weniger manchmal bescheidener ist als mit viel:
Ein junger Mann ging zu seinem Pfarrer um mit ihm über seine berufliche Karriere zu beten und Gott um seinen Segen zu bitten. Er verdiente in der Woche 40 Euro und war bereit immer 4 Euro als Zehnten abzugeben. Das tat er auch. Nach ein paar Jahren hatte er dann einen Zehnten von 500 Euro pro Woche. Das war ihm doch zu viel immer so viel zu geben. So ging er zum Pfarrer und fragte ihn, ob er denn von seiner Zusage mit dem Zehnten Abstand nehmen könnte und ob Gott dennoch seine Karriere segnen würde. Da sagte der Pfarrer: „Eigentlich nicht. Aber wir können etwas anderes tun. Wir können Gott bitten, dass er ihr Einkommen auf 40 Euro in der Woche reduziert, denn bei 4 Euro hatten sie kein Problem mit dem Zehnten.“
Im Evangelium des Erntedankfestes und in der Kurzgeschichte haben wir gehört, wie das aussieht, wenn man sein Leben immer nur auf sich selbst bezieht. Wenn die wichtigste Aussage im Leben heißt: „Ich möchte haben!“ Dann kann eines Tages die Antwort lauten: “Wie dumm du bist” oder wie es bei Luther heißt „Du Narr!“ Das ist hart, aber es ist so.
Ist man denn im Leben wirklich dumm, wenn man alles nur auf sich selbst bezieht und den anderen nicht beachtet, wenn man sich selbst zum Raffke macht, also zu einem Menschen, der sich selbst im Mittelpunkt stellt: “Ich - ich und nochmal ich!”
Dazu sagt der Apostel Paulus:
Jeder soll so viel geben, wie er sich selbst vorgenommen hat. Er soll es nicht widerwillig tun, und auch nicht, weil er sich dazu gezwungen fühlt. Denn »wer fröhlich gibt, den liebt Gott«. Gott aber hat die Macht, euch jede Gabe mehr als aufzuwiegen. So habt ihr in jeder Hinsicht und zu jeder Zeit alles, was ihr zum Leben braucht. Und ihr habt immer noch mehr als genug für alle möglichen wohltätigen Zwecke.
Es ist also jedem seine ganz persönliche und freie Entscheidung, wie viel er und was er gibt. Dazu soll er dann auch stehen. Paulus macht deutlich: Gott liebt alle gleich, unabhängig davon wie viel oder wie wenig jemand gibt.
Und Paulus macht uns deutlich, dass Gott der Geber aller guten Gaben ist, wie wir es auch in unseren Erntedankliedern singen. Er liebt aber die besonders, die fröhlich geben. Denen hat er seinen Segen verheißen. Denen hat er verheißen, dass sie ein Leben in Fülle haben. Es ist eine Zusage, die auch uns heute gilt und die wir heute mit nach Hause nehem können.
Damals war es ein besonderes Spendenopfer für das der Apostel Paulus warb. Er ermutigte die Christen in Korinth für die verarmten Christen in Jerusalem zu sammeln und damit ihre Verbundenheit zu symbolisieren. Ein Opfer als Zeichen der Verbundenheit, als Zeichen der Gemeinschaft und der Zusammengehörigkeit. Es handelt sich hier nicht einfach um eine Übung der Nächstenliebe, sondern war auf den spezifischen Zweck gerichtet, der Jerusalemer Gemeinde in ihrer Not zu helfen. Das Endziel dieses und überhaupt allen Gebens ist die Ehre Gottes.
Wenn wir in unseren Gottesdiensten für andere sammeln ist das ebenso. Denn das zeichnet das Miteinander der christlichen Gemeinde aus. Auch die "Heiligen" in Jerusalem sind mit den Missionskirchen des Paulus - so schreibt er zumindest erwartungsvoll - durch Gebetsbande und gemeinsame Gnade verbunden.
Füreinander dazusein, wenn der andere meine Hilfe und meinen Beistand braucht. Auch in der Gemeinde. Das ist Nächstenliebe und Diakonie. Den Armen und den Leidenden aller Art gegenüber großzügiger sein, dazu werden wir heute ermutigt, damit viele Stimmen Gott in Dankbarkeit begegnen. Keine andere Frömmigkeit der Gläubigen ist Gott wohlgefälliger als diejenige, die sich auf die Armen richtet. Wo er barmherzige Fürsorge findet, erkennt er den Widerschein seiner eigenen Freundlichkeit.
Es ist Gottes Segenszusage an uns: „Wer bereit ist mit offenem Herzen zu geben, dem hat Gott auch seinen Segen verheißen.“
Gottes Segen wirkt im Weitergeben. Bei denen, die weitergeben und bei denen, die die Gaben empfangen. Es entsteht eine Gemeinschaft zwischen Gebenden und Empfangenden. Und da heraus entsteht Dank und Lob Gott gegenüber. Am Ende können wir dann mit Paulus sagen:
„Dank sei Gott für seine Gabe, die so unbeschreiblich groß ist!“
Das wünsche ich euch allen für den heutigen Erntedanktag und für alle Tage eures Lebens, dass ihr immer Grund findet Gott zu loben und zu danken.
Amen.