Glaube heute!

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Predigttext: Prediger 12,1-7 (nach BasisBibel)
Ihr Lieben,
wann erledigt ihr Aufgaben, die euch gestellt sind oder die nun einmal anliegen? Zum Beispiel: Wann macht ihr die Steuererklärung? Sofort im Januar, wenn das alte Jahr vorbei ist oder doch erst im letzten Moment, wenn die Frist vor der Tür steht.
Wann habt ihr zu Schulzeiten eure Hausaufgaben erledigt (bzw. für alle, die es noch betrifft: Wann erledigt ihr eure Hausaufgaben?): Gleich bei der nächsten Gelegenheit oder erst auf den letzten Drücker?
Ich gehöre eher zur zweiten Kategorie. Mitunter merke ich auch, dass ich dann am produktivsten bin, wenn sich bereits ein gewisser Zeitdruck einstellt… Von meinem Vater habe ich das etwas abgewandelte Sprichwort gelernt: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe gleich auf übermorgen; denn für morgen, weißt du ja, ist noch das Zeug von gestern da…
So sind wir Menschen oft nun einmal. Was nicht drängt, wird gern vor sich hergeschoben; man kann sich ja später noch darum kümmern.
Eben dieses Thema greift der Prediger auf. In seinem kleinen philosophischen Buch beschäftigt er sich mit der Mühe des Lebens und der Sinnlosigkeit, die in seinen Augen so viele Dinge haben. „Alles ist Haschen nach Wind“, lautet eine seiner bekanntesten Aussagen, der sinnlose Versuch den Wind einzufangen. Nur ein Einziges gibt es für den Prediger, das dem Leben Sinn verleiht: Gott zu fürchten, Ihn zu suchen, sein Leben im Bewusstsein vor Gott zu leben. Und so kommt er im letzten Kapitel seines Buches zu eben diesem Gedanken: Schiebe das Leben mit Gott nicht auf, sondern denke schon dann an deinen Schöpfer, wenn du noch jung bist! Denn im Alter hast du vielleicht gar nicht mehr die Möglichkeit, zu Gott umzukehren.
Der Prediger malt uns das Alter — und besonders seine Leiden — regelrecht vor Augen, denn seine Begriffe müssen allegorisch verstanden werden, also als Bilder, die für etwas ganz anderes stehen. Es scheint, als beschreibe er den menschlichen Körper, der im Alter allmählich nachlässt:
Wenn der Mensch alt geworden ist, zittern die Wächter des Hauses… — Die Arme und die Hände, die Wächter des menschlichen Körpers, verlieren an Kraft. … und krümmen sich die starken Männer. — Ebenso lassen die Beine nach. Die Müllerinnen stellen die Arbeit ein, weil nur noch wenige übrig geblieben sind. — Gemeint sind die Zähne, die das Essen zermahlen sollen, aber ihrer Aufgabe nicht mehr gerecht werden. Die Frauen, die durch die Fenster schauen, erkennen nur noch dunkle Schatten. — Auch die Augen verlieren ihre Kraft und lassen in ihrer Fähigkeit nach. Die beiden Türen, die zur Straße führen, werden auch schon geschlossen. — Gemeint sind hier wohl die Ohren, die sich mehr und mehr verschließen. Und das Geräusch der Mühle wird leiser, bis es in Vogelgezwitscher übergeht und der Gesang bald ganz verstummt. — Damit könnte die eigene Stimme gemeint sein, die ebenfalls an Kraft verliert.
… so fährt der Prediger fort: Im Alter geht man nicht mehr gern aus dem Haus. Jeder Weg ist eine große Anstrengung, besonders wenn es bergauf geht oder ein Hindernis überwunden werden muss.
Und irgendwann ist es aus: Die silberne Schnur des Lebens zerreißt und die goldene Schale, die vielleicht als Öllampe daran hing, fällt herab und zerbricht. Die Totenklage wird angestimmt. Der Mensch zerfällt wieder zu Staub und der Geist, der Lebensatem, kehrt zu Gott zurück, der ihn einst eingehaucht hatte.
Es sind drastische Bilder vom Alter und vom Tod, die uns der Prediger da vor Augen malt. Er will damit sein Anliegen unterstreichen: Denke an Gott, deinen Schöpfer, solange du noch jung bist und diese Leiden noch nicht tragen musst. In deiner Jugend hast du Kraft und Energie. Was du anpackst, das gelingt dir. Da ist im besten Fall ein Feuer, das dich und andere mitreißen kann!
Die Frage ist also: Was machst du mit deiner Jugend? Was machst du mit deinem Leben? Mit der Energie, die dir zur Zeit zur Verfügung steht. Der Prediger möchte uns keineswegs die Lebensfreude vermiesen, er möchte uns vielmehr warnen vor einer nichtigen und sinnlosen Oberflächlichkeit; vor einem Leben, das den Genuss im Leben sucht, ohne dabei an Gott zu denken; vor einem Leben, das an Gott vorbei lebt. Erst mit Gott in der Mitte wird das Leben zu seiner ganzen Entfaltung kommen.
Warum also warten, bis wir Gott in die Mitte stellen?
Und denken wir wirklich, dass Gott uns mit Freude in unserem Alter beisteht, wenn Er uns egal ist, solange wir noch jung sind? Gott ist doch kein Notnagel, den wir nur dann brauchen, wenn unsere eigenen Kräfte nachlassen. Er ist der Schöpfer, der uns gemacht hat, jeden einzelnen von uns. Er kennt uns, sieht, was wir tun, sieht, wie es uns geht. Er will für uns da sein, unser Leben mit uns gemeinsam gestalten, will uns nahe sein — schon hier und jetzt und nicht erst in der Ewigkeit.
Wie blöd und geradezu sinnlos ist es da, wenn wir die besten Tage unseres Lebens ohne Gott leben wollen, sie vergeuden und verschleudern, nur um Gott dann den letzten Rest unseres Lebens zu geben; wenn wir das Wertvolle lieber selbst verprassen, weil wir das Gefühl haben, dass es das Beste sei und Gott nur noch das anbieten, was halt übrig bleibt.
Gott ist so gut. Er wird uns nicht die Freude am Leben nehmen, ganz im Gegenteil: Er erfüllt unser Leben erst so richtig mit Seiner Freude. Ihn zu suchen, lohnt sich jeden Tag, nicht erst wenn man für alles andere zu alt geworden ist.
In der Jugend hat man noch Kraft und Energie. — Jeder kann dabei selbst für sich entscheiden, an welchem Punkt der Jugend er steht oder ob er schon im Alter angekommen ist… Der Prediger mahnt uns, die Jugend nicht zu verschleudern, ja unser Leben nicht zu verschleudern, nur um dann auf den letzten Metern reuevoll zurückzublicken. Er warnt uns, nicht den Versuchungen der Jugend zu erliegen, sondern das Beste aus ihren Vorteilen zu machen. Wir sollen die Verantwortung vor Gott, dem Herrn allen Lebens und des Todes, rechtzeitig einüben, ehe es zu spät ist.
Und wenn wir das tun, unser Leben an Gottes Wort ausrichten, uns Ihm zur Verfügung stellen, Jesus als unseren Herrn bekennen, dann wird sich erfüllen, was wir in der Epistellesung gehört haben: Wir selbst werden zu einem Brief Gottes an die Menschen dieser Welt — im besten Fall zu einem Liebesbrief, zu einem einladenden Brief, der um die Menschen wirbt, dass sie zu Gott umkehren und bei Ihm das Leben in seiner ganzen Fülle finden.
Der Prediger ruft uns zu, das nicht auf morgen oder gar übermorgen zu verschieben, sondern es heute in Angriff zu nehmen; heute schon mit Gott zu leben und nicht darauf zu warten, bis wir alt werden, damit wir in hohem Alter zurückblicken können auf ein Leben, in dem uns Gott begleitet hat und wir Ihm gedient haben; damit wir für unser Alter ein großes Vertrauen in Gott angesammelt haben, das nicht mehr erschüttert werden kann von all den Leiden, die das Alter mit sich bringt; und damit wir einen Erfahrungsschatz mit Gott haben, von dem wir an die Jugend weitergeben können.
Amen.
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