Alt werden

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Alt werden

Microsoft hatte vor einigen Jahren eine Werbung für die XBOX herausgebracht, die schnell verboten wurde, diese im Fernsehen auszustrahlen. Aber wie das so ist, kann man diese Werbung dennoch in den Medien sehen. So findet man sie unter anderem auch bei Youtube. Da wird ein Mensch geboren und dann geht es im rasanten Sturzflug bis zum Tod. Das Resümee der Werbung: “Das Leben ist zu kurz - darum spiele!”
An diese Werbung musste ich denken, als ich den Predigttext aus Kohelet las. Er ermahnt besonders junge Menschen einmal an das Alter zu denken und schon das Verhältnis zu Gott in der Jugend zu ordnen und nicht zusagen: “Das kann ich auch noch machen, wenn ich alt bin.”
Wir hören Worte aus dem Buch des Prediger oder auch Kohelet Kapitel 12:
Prediger 12,1-7 (BB)
1 Denk an deinen Gott, der dich geschaffen hat! Denk an ihn in deiner Jugend, bevor die Tage kommen, die so beschwerlich sind! Denn wenn du alt geworden bist, kommen die Jahre, die dir gar nicht gefallen werden. 2 Dann wird sich die Sonne verfinstern, das Licht von Mond und Sternen schwinden. Dann werden die dunklen Wolken aufziehen, wie sie nach jedem Regen wiederkehren. 3 Wenn der Mensch alt geworden ist, zittern die Wächter des Hauses und krümmen sich die starken Männer. Die Müllerinnen stellen die Arbeit ein, weil nur noch wenige übrig geblieben sind. Die Frauen, die durch die Fenster schauen, erkennen nur noch dunkle Schatten. 4 Die beiden Türen, die zur Straße führen, werden auch schon geschlossen. Und das Geräusch der Mühle wird leiser, bis es in Vogelgezwitscher übergeht und der Gesang bald ganz verstummt. 5 Wenn der Weg ansteigt, fürchtet man sich. Jedes Hindernis unterwegs bereitet Schrecken. Wenn schließlich der Mandelbaum blüht, die Heuschrecke sich hinschleppt und die Frucht der Kaper aufplatzt: Dann geht der Mensch in sein ewiges Haus, und auf der Straße stimmt man die Totenklage an. 6 Denk an deinen Gott, der dich geschaffen hat, bevor die silberne Schnur zerreißt und die goldene Schale zerbricht –bevor der Krug am Brunnen zerschellt und das Schöpfrad in den Schacht stürzt. 7 Dann kehrt der Staub zur Erde zurück, aus dem der Mensch gemacht ist. Und der Lebensatem kehrt zu Gott zurück, der ihn gegeben hat.
Ja irgendwie finde ich mich langsam in diesem Text wieder. Noch treffen nicht alle Angaben zu. Aber hier und da zwickt und zwackt schon das Alter und daher finde ich diesen Text doch recht spannend.
Ich möchte aber anders einsteigen: Mehrgenerationen ist das große Schlagwort in unserer Zeit. Überall werden sogenannte Mehrgenerationenhäuser gebaut. Hier sollen alt und jung miteinander wohnen. Ja es gibt sogar ehemalige Bauernhöfe, die zu sogenannten Mehrgenerationenhöfe umgewidmet werden. Einer der nächsten von hier ist Burtschütz bei Zeitz, wo auch unsere Kirche mitwirkt. Es gibt Kombinationen von Altenheimen und Kindergärten, wo sich die Generationen begegnen sollen.
Es schein also in unserer Gesellschaft heute im normalen Leben Begegnungsprobleme zwischen der ganz jungen Generation und den Alten zu geben. Nun wir wissen, dass das nicht neu ist, sondern schon länger existiert, besonders seit die Kleinfamile und jetzt die Patchworkfamilie das Lebensideal ist.
Dabei war es früher kein Problem, dass mehrere Generationen in einem Haushalt oder wenigstens in einem Haus wohnten. Natürlich war das bei Arbeiterfamilien der Enge des Wohnraums und bei Bauerfamilien einfach des höflichen Lebens geschuldet. Sicher kam es auch zu Spannungen und Streit. Aber man lebte in den Generationen miteinander und gab sich die Lebenserfahrungen weiter.
Und wenn heute wieder Mehrgenerationenhäuser und -höfe gegründet werden, scheint das doch etwas wichtiges für das Leben und das Miteinander gewesen zu sein.
Das sieht auch der Prediger Kohelet so, denn gerade er erinnert am Schluss seines Buches noch einmal den jungen Menschen daran, wie es im Alter aussehen wird. Dabei erinnert er den jungen Menschen besonders daran, egal wie sein Leben aussieht, egal was er im Leben macht, wichtig ist es, dass es ein Leben ist, das vor Gott Bestand hat, dass es ein Leben ist, dass in Gottesfurcht geschieht.
Wenn er hier davon spricht, dass Gott ihn geschaffen hat, dann erinnert Kohelet den jungen Menschen daran, dass er sein ganzes Leben Gott verdankt, dass aber nicht nur die Jugend und die Tage des Glücks von Gott kommen, sondern auch die Tage des Unglücks und die schlechten Tage.
Kohelet erinnert daran, dass nach der Blüte des reifen Alters, wo der Mensch immer noch vieles wirken kann, dann die Zeit kommt, in der der Mensch hinfällig wird und schließlich stirbt. Genau diese Zeit ist die Grundlage für die Ermahnung von Kohelet hier. Er ermutigt die Menschen das Leben bewusst vor Gott zu leben. Es geht ihm dabei auch um eine verantwortungsvolle Lebensgestaltung. Er fragt uns: Wie gestalten wir unser Leben, solange wir es noch können? Oder lassen wir es schon heute fremdgestalten, vielleicht auch durch Fernsehen, Computer, Smartphone und Werbung und vieles andere?
Jetzt beschreibt er diese Zeit der Hinfälligkeit und des Zerfalls in allegorischen und recht drastischen Bildern, die wir dennoch recht gut verstehen. So beginnt Kohelet damit, dass sich die Gestirne «verfinstern» und dass die Wolken nach dem Regen wiederkehren. Beides sind ungewöhnliche Bilder – hier geht es um mehr als um die Beschreibung der «Finsternis» des Todes oder des «Sonnenuntergangs» des Alterns und Sterbens. Es ist vielleicht ein Bild für die oft beginnende Altersdemenz. Dann kommen Bilder für das Ausfallen der Zähne, der Verlust der Sehkraft und auch das Hörvermögen lässt nach.
Nun bei mir lässt letzteres schon lange nach, aber das hat nichts mit dem Altwerden zu tun.
Ältere Menschen haben Höhenangst, und sie fürchten sich auch vor Stürzen oder vor Gefahren im Straßenverkehr, d.h. davor, angerempelt zu werden, im Gegensatz zum Mut der Jugend. Altwerden hat auch etwas mit extremer äußerer Veränderung zu tun. Das Haar wird weiß, die Glieder werden schwer, die sexuelle Potenz nimmt ab.
Das Einzige, was bleibt, ist der Tod. Das ewige Haus bezieht sich auf den Tod selbst, auf den dann eine Beerdigung mit Trauernden folgt.
Jetzt wird noch einmal das Sterben eines Menschen in Bildern beschrieben - die silberne Schnur zerreißt, die goldene Schale zerbricht, der Krug am Brunnen zerschellt und das Schöpfrad in den Schacht stürzt. Es ist das Bild des Ziehbrunnen, an dem Lebenswasser geschöpft wird. Wir werden hier an die Worte Jesu bei der Frau am Jakobsbrunnen erinnert:
Johannes 4,13–14 (BasisBibel)
13 Darauf antwortete Jesus ihr: »Wer von diesem Wasser hier trinkt, bekommt wieder Durst. 14 Aber wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, wird nie wieder Durst haben. Denn das Wasser, das ich ihm gebe, wird in ihm zu einer Quelle: Ihr Wasser fließt und fließt – bis ins ewige Leben.«
Die blinde Sängerin Fanny Crosby komponierte:
Kommentar zum Alten Testament E. Verbreitung des Guten unter der Sonne (11,1–12,8)

Eines Tages wird die silberne Schnur reißen,

Und ich werde nicht mehr singen wie jetzt,

Doch welche Freude, wenn ich dann erwache

Im Palast des herrlichen Königs!36

Fanny J. Crosby

Nun könnte man sagen, die Worte des Kohelet sind ja recht deprimierend. Nein das wollen sie nicht sein, sie wollen uns daran erinnern, dass unser Leben in Gottes Hand ist, egal ob wir jung sind, in der Blüte des Lebens, oder im hohen Aler kurz vorm Sterben. Wichtig ist das wir unserem Gott vertrauen, dass wir jeden Lebensabschnitt aus Gottes Hand nehmen, aber dass wir uns auch beistehen und füreinander da sind, die Jungen für die Alten und die Alten für die Jungen.
Amen.
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