Gottes neue Welt

Sermon  •  Submitted
0 ratings
· 52 views
Notes
Transcript
Ihr Lieben,
vor einem Monat ist der neue Film um den britischen Geheimagenten James Bond in die Kinos gekommen. Die Produktion des letzten James Bond-Films mit Hauptdarsteller Daniel Craig kostete schlappe 250 bis 300 Millionen Dollar — Geld, das er aber zweifelsohne wieder einspielt.
Bei Kinofilmen ist es üblich, dass lange vor dem eigentlichen Kinostart ein sogenannter Trailer veröffentlicht wird: ein Zusammenschnitt von 2 bis 3 Minuten, in dem einen die wichtigsten Bilder und Szenen aus dem Film nur so um die Ohren fliegen, ohne dabei allerdings zu viel zu verraten. So ein Trailer soll Spannung erzeugen und natürlich beim Zuschauer Interesse wecken, sich dann den Film auch tatsächlich anzusehen. Der Trailer des aktuellen James Bond-Films wurde bei YouTube über 22 Millionen mal angesehen.
Ein bisschen wie so ein Trailer erscheint mir das Buch der Offenbarung. Gott zeigt Johannes, der dieses Buch geschrieben hat, Dinge, die am Ende der Zeit geschehen werden. Johannes sieht sozusagen die wichtigsten Ausschnitte von etwas, das noch kommt, das in der Zukunft geschehen soll.
Da gibt es Abschnitte in der Offenbarung, die sehr bildreich sind und doch absolut rätselhaft anmuten; Abschnitte, an denen sich viele Ausleger über die Jahrhunderte hinweg versucht haben und zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen gekommen sind.
Aber es gibt auch Abschnitte — und zu diesen gehört unser heutiger Predigttext —, die gut zu verstehen sind, wenngleich sie unsere Vorstellungskraft dennoch bei Weitem übersteigen.
Johannes berichtet uns von nicht weniger als einer neuen Schöpfung: „Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde.“ (Offb 21,1) Damit erinnert er uns an die erste Schöpfung: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ (Gen 1,1) Er macht also gleich deutlich: Das ist hier keine Reparaturmaßnahme, kein Flicken von Altem, keine Umwandlung, nicht einmal eine Wiederherstellung, sondern etwas gänzlich Neues. So hatte Gott es auch schon dem Propheten Jesaja angekündigt: „Siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird.“ (Jes 65,17)
Gott schafft etwas Neues. Das Alte hat ausgedient, die alte Schöpfung war durch die Sünde irgendwann unbrauchbar geworden. So ist die neue Schöpfung keine Kopie des Alten, keine Erde 2.0. Sie ist etwas ganz Neues. Gott gibt sich nicht damit zufrieden, etwas Heruntergekommenes wieder aufzubereiten, sondern Er schafft alles neu. Etwas mit einer ganz eigenen Schönheit, die unsere Vorstellung weit übertrifft. Gott schafft einen neuen Himmel und eine neue Erde. Er schafft nun etwas Ewiges, das für immer Bestand hat und nicht mehr vergehen wird, anders als die Erde, auf der wir jetzt leben.
Das Besondere dabei ist: Die Trennung zwischen Himmel und Erde existiert nicht mehr! Beides wird zu einer Einheit. Denn nun wird Gott bei uns wohnen und nicht mehr weit entfernt von uns. Wir müssen dann auch keine Kirchen mehr bauen, damit Gott darin „wohnen“ könnte. Es ist die radikale Umkehr aller heutigen Verhältnisse. Denn das tief eingedrückte Charakteristikum unserer Zeit liegt ja eben in dieser Trennung von Gott und Menschen, von Jenseits und Diesseits, von unsichtbarer und sichtbarer Welt. Seit dem Sündenfall ist der Vorhang zu Gott hin verschlossen, den der Mensch nicht mehr zu öffnen vermochte und es nie aus sich können wird.
Selbst in der Zeit des Neuen Bundes, in der wir als Christen leben, ist Gott der eine, „der allein Unsterblichkeit hat, der in einem Licht wohnt, zu dem niemand kommen kann, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann.“ So bekennt es Paulus im 1. Brief an Timotheus.
In der neuen Schöpfung aber wird das völlig anders: Gott und die erlösten Menschen wohnen zusammen, noch enger als einst im Paradies. Gott ist in dieser neuen Schöpfung sichtbar für uns, alles ist klar, nichts mehr verborgen. Gott ist bei uns, ganz nah.
Und in dieser Nähe wird Gott ganz persönlich und ist ganz für uns da. Ich weiß leider nicht, wie es euch gerade geht, ob ihr über etwas traurig seid und verzweifelt oder ob jemand vielleicht sogar seit vielen Jahren eine schwere Last mich sich trägt. In der Nähe wird Gott persönlich; ihr dürft diese Worte, die für mich zweifelsohne zu den schönsten der Bibel gehören, einfach auf euch wirken lassen: „Gott wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“ (Offb 21,4) — Niemand geringeres als Gott selbst wird die Tränen von unseren Augen abwischen, die wir hier auf der Erde vergossen haben und noch vergießen werden. Nicht ein anderer Mensch, nicht irgendein Engel, sondern Gott selbst wird sich um jeden von uns kümmern, wird in all Seiner Sanftheit und Güte jedes Leid von uns nehmen, das wir erleben und tragen mussten und wird uns stattdessen mit Freude erfüllen, die ganz echt und tief ist und die keine Sorgen mehr kennt. — In Gottes neuer Welt gibt es kein Leid mehr; ebensowenig wird dort der Tod einen Platz haben, er gehörte der alten, schuldgeplagten Welt an. Nicht einmal Trauer wird mehr sein, denn es gibt keinen Grund mehr, zu trauern. In Gottes neuer Welt ist alles perfekt, da ist alles gut.
Bis hierhin hatte Johannes uns das beschrieben, was er gesehen hatte. Im letzten Vers unseres Predigttextes ergreift Gott nun selbst das Wort, indem er das alles bekräftigt und spricht: „Siehe, ich mache alles neu.“ (Offb 21,5a)
Zusammenfassend zu dem Vorhergehenden möchte ich zu diesem Satz noch vier Gedanken aufgreifen: Zuerst: Gott ist der, der handelt. Er schafft einen neuen Himmel und eine neue Erde. Wieder sind es keine Engelswesen, erst Recht keine anderen Menschen, die dabei mitwirken, sondern es ist Gott selbst, und zwar Gott allein. Wie am Anfang der Zeit, bei der ersten Schöpfung, so ist es nun erneut Gott, der alles schafft und der es gut macht.
Als zweites: Gott macht alles neu, nichts was zum ersten Himmel und zur ersten Erde gehörte, bleibt bestehen. Das ist nötig, denn nur so kann der Sünde endgültig ein Ende gesetzt werden. Sie wird nicht mehr zur neuen Schöpfung gehören und damit ist auch aller Verdorbenheit und Endlichkeit ein Ende gesetzt, damit ist aller Trauer und allem Leid ein Ende gesetzt, damit ist aller Krankheit und allem Schmerz ein Ende gesetzt. All diese negativen Dinge haben in der neuen Schöpfung keinen Platz. Vielleicht lässt uns das ein Stück weit erahnen, wie gut und wunderbar diese neue Schöpfung ist, in der wir dann zusammen mit Gott leben dürfen.
Drittens: Gott macht alles neu. Wie schon angedeutet, bedeutet das eine ganz andere und neue Qualität. „Neu“ heißt hier „gut“, „schön“, „wunderbar“. Aber nicht nur das, sondern „neu“ heißt in der Bibel auch, dass das Neue Gott entspricht, dass es von Ihm durchdrungen ist — mehr geht nicht! Alles in dieser neuen Schöpfung wird heilig sein, das heißt, alles wird ganz für Gott da sein, von Gott selbst auserwählt. Das gilt auch für die Heiligen, die in dieser neuen Welt mit Gott leben werden. Die neue Erde wird voller Menschen sein, die durch das Blut von Jesus Christus geheiligt sind, die heilig sind in dem Sinne, dass sie ganz zu Gott gehören. — So wie wir als Christen heute schon heilig sind und zu Gott gehören.
„Ich mache alles neu“, sagt Gott.
Und der vierte und letzte Gedanke: Gott stellt diesem Satz ein kleines Wort voran und sagt zu Johannes: „Siehe!“ — Johannes, schau genau hin, was ich dir da zeige. Sei ganz aufmerksam und dann schreibe alles auf. „Siehe!“ meint, dass wir aufmerksam sein sollen, dass wir genau zuhören und hinsehen sollen.
Man könnte fragen, warum Gott Johannes das überhaupt alles gezeigt hat und warum er es aufschreiben soll. Ich denke, es ist ein bisschen wie bei einem Filmtrailer, aber doch noch so viel mehr. Gott möchte uns einen Ausblick auf sein ewiges Reich geben, möchte uns Appetit und Lust machen auf die Zeit bei Ihm — vor allem aber möchte Er uns Hoffnung geben auf diese zukünftige Welt. Hoffnung, wenn wir an der Welt, in der wir zur Zeit leben, wieder verzweifeln. Wenn uns Trauer und Angst einschüchtern und gefangen nehmen wollen. Wenn wir mit unserer Kraft am Ende sind. Dann zeigt Gott uns, dass das alles nicht das Ende ist, sondern dass nach diesem Leben hier auf der Erde erst so richtig losgeht und wir endlich ganz in Seiner Nähe leben werden, in einer neuen Welt, die nur noch das Gute kennt und all unsere Vorstellung so unermesslich übersteigt, eine Welt, in der Gott und Menschen nicht mehr getrennt, sondern gemeinsam leben werden.
Das ist es, worüber und worauf wir uns freuen können: Selbst wenn unsere Kirche eines Tages in sich zusammenfallen sollte, unsere Hoffnung auf diese neue Welt bleibt für immer bestehen.
Amen.
Related Media
See more
Related Sermons
See more