Erbsenzähler?

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Erbsenzähler?

 

Vor vielen Jahren lebte in Italien ein Mann. Immer wenn er das Haus verließ, füllte er sich eine Handvoll Erbsen in die linke Jackentasche. Jedesmal, wenn ihm an diesem Tag etwas Schönes begegnete oder ihm jemand eine Freude machte, holte er eine Erbse aus der linken Jackentasche und ließ sie unauffällig in die rechte Jackentasche fallen.

Manchmal hatte er am Ende des Tages nur eine oder zwei Erbsen in der rechten Tasche.

Doch auch darüber freute er sich: Ihm war etwas Schönes widerfahren. Viel öfter jedoch konnte er die vielen Erbsen der rechten Tasche kaum noch in einer Hand halten, so viel hatte ihn an diesem Tag erfreut: Ein angenehmes Gespräch, ein betörender Blütenduft, fröhliches Kinderlachen, wohltuende Musik.

Er stellte erstaunt fest, wie seine Sinne lernten, das Schöne aufzuspüren.

 

Ja, Gott hat die Menschen so geschaffen, dass sie ihre Sinne dahingehend beeinflussen können, das Gute zu sehen, sich des Angenehmen bewusst zu werden. Sicher wird davon die Welt nicht besser, das Leid, die Schmerzen nicht weniger - aber wir gewichten

sie anders, wenn wir auch Schönes wahrnehmen.

Die Lasten werden im wahrsten Sinne dann „erträglich", wir versetzen uns in die Lage sinnvoll handeln zu können.


Source: Magazine Name, January 1, 2006

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