Andacht Volkstrauertag

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Andacht Volkstrauertag

Liebe Anwesende,
jetzt bei der Kranzniederlegung gedenken wir unserer Brüder und Schwester, die durch Krieg und Hader verschlungen wurden. So diplomatisch hat es viele Jahre auf einem Gedenkkreuz in Nobitz auf dem Friedhof gestanden, welches in den 50iger Jahren des vorigen Jahrhundert errichtet wurde, als eigentlich verboten war außerhalb von Kirchen für die Gefallenen des 2. Weltkrieges Gedenkbücher oder Gedenktafeln aufzustellen. Leider steht dieses Kreuz nicht mehr.
Es ist Tradition am Ende des Jahres der Opfer von Krieg und Hader zu gedenken,. Doch es ist ist wichtig, dass sich unser Gedenken nicht nur auf die Opfer aus unserem eigenen Land und aus unsere eigene Orte beschränken, sondern das wir der Opfer von Menschen gedenken, egal welchem Land, welcher Nation, welcher Rasse, welcher Religion und welcher Zeitepoche. Darum finde ich diese diplomatische Formulierung dieses Gedenkkreuz sehr passend, weil sie erst einmal den Verlust des Menschen im Allgemeinen sieht, auch unabhängig, ob er Opfer oder Täter war. Hier sieht man, dass eine Mutter ihren Sohn verloren hat, eine Frau ihren Mann, Kinder ihren Vater, der Vater die Tochter, der Mann die Frau und Kinder die Mutter.
Krieg und Hader bedeuten immer Verlust, Schmerz, Leid und Tod. Es bedeuten eben nicht das Heroische und die Verblendung, die oft vorgegaukelt werden. Sondern Leid und Leiden, Schicksal und Not.
Wenn wir der Menschen gedenken, die durch Krieg und Hader verschlungen wurden und werden, dann gedenken wir auch derer, die auf der Flucht waren und sind, die nie ein Ziel hatten und haben, die nie ankamen und ankommen, und das waren und sind nicht wenige.
Das war vor 100 Jahren so, das war vor 75 Jahren so und das ist heute so. Gegen dieses Elend und auch diesen Terror, den Menschen anderen Menschen zufügen, sagt Jesus zu uns Worte der Nächstenliebe. Es sind Worte die für das Leben oder auh das Nichtleben Folgen haben:
Matthew 25:31–36 BasisBibel
31 »Der Menschensohn wird wiederkommen in seiner Herrlichkeit mit allen Engeln. Dann wird er sich auf seinen Herrscherthron setzen. 32 Alle Völker werden vor dem Menschensohn versammelt. Und er wird sie in zwei Gruppen aufteilen – wie ein Hirte die jungen Ziegenböcke von der Herde trennt. 33 Die Herde wird er rechts von ihm aufstellen und die jungen Ziegenböcke links. 34 Dann wird der König zu denen rechts von ihm sagen: ›Kommt her! Euch hat mein Vater gesegnet! Nehmt das Reich in Besitz, das Gott seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt hat. 35 Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich war ein Fremder, und ihr habt mich als Gast aufgenommen. 36 Ich war nackt, und ihr habt mir Kleider gegeben. Ich war krank, und ihr habt euch um mich gekümmert. Ich war im Gefängnis, und ihr habt mich besucht.‹
Mancher mag nicht an das Wiederkommen von Jesus glauben, dennoch machen seine Worten deutlich, was für das Zusammenleben von uns Menschen auch im Jahr 2021, auch in Zeiten der Corona-Pandemie wichtig ist, besonders damit Krieg und Hader heute Menschen nicht so verschlingen, damit diesem sinnlosen Terror widerstanden werden kann, besonders dass wir Menschen Miteinander und Füreinander da sind.
Es gibt eine gewisse innere Abwehr gegen einen Gott, der alles sieht. Doch wie ist das mit einem Glauben ohne jegliche Gerichtsvorstellung? Würde dieser nicht die Gerechtigkeit preisgeben?
Das Schicksal der Opfer bliebe ungesühnt. Das Handeln Gottes anders. Gerade um der Gerechtigkeit und der Liebe Gottes willen, müssen wir daher am Gericht festhalten. Auf jeden Fall wird hier deutlich, dass es Gott nicht gleichgültig ist, wer Opfer und wer Täter ist. Die Schrecken des Nationalsozialismus und auch die Erfahrung von Terror in unserer Zeit führen unsere Fragen nach Gerechtigkeit und Gericht bis an die Grenzen des Denk- und Aushaltbaren.
Dabei müssen wir nicht nur auf die Vergangenheit sehen, sondern auch heute auf unseren gesellschaftlichen Umgang mit Menschen, die vor Krieg und Hader auf der Flucht sind, aber auch auf den Umgang von uns Menschen in der Corona-Pandemie miteinander. Wie grenzen wir uns mit unseren Meinungsverschiedenheiten aus und machen uns zu Opfern und damit auch zu Tätern.
Ich weiß, dass unsere Gesellschaft tief gespalten ist im Bezug auf Corona und auch im Bezug auf dem Umgang mit Flüchtlingen. Dass viele Ängste vorhanden sind. Doch gerade so ein Tag heute lässt uns eben auch an die Opfer gedenken, die aus unserem Land nach dem Krieg und zu DDR-Zeiten auf der Flucht waren. Wir sind in Deutschland ein Land mit Fluchterfahrung.
Doch zurück zur Gerechtigkeit des „lieben“ Gottes. Wir sollen diesen Fragen nicht ausweichen, denn allein wird unserer Wirklichkeit und der Wirklichkeit des Krieges und des Terrors nicht gerecht. Gericht ist nicht nur immer etwas Negatives. Denn es beinhaltet ja die Chance des Neuanfangs und der Umkehr, indem hier die eigene Schuld und das Versagen zur Sprache gebracht wird. Dann ist ein Neuanfang möglich.
Gerade hier in der Erfahrung von Nächstenliebe, Gericht und Gnade geht es um Gott selbst und um die Offenbarung seiner Wahrheit und seiner Macht. Hier im Gericht entscheidet sich, was wir vorwegnehmend glauben: dass die Liebe Gottes die alles bestimmende Wirklichkeit sein wird. Das entspricht der Verkündigung Jesu, für den die Liebe das oberste Gebot ist. An der Liebe oder eben am Fehlen der Liebe entscheidet sich die Welt. Nicht nur zu einem bestimmten Zeitpunkt, sondern immer wieder. Wir werden nicht ein für alle Mal festgelegt, sondern haben die Möglichkeit der Veränderung.
Nicht nur als Gesellschaft sind wir gefordert, sondern auch jeder Einzelne. Am Ende der Tage wird es sich erweisen, wer sich an die Grundregel des menschlichen Lebens gehalten hat, so schreibt der Evangelist Matthäus. Am Ende werden wir spüren, ob wir die Hungrigen und Durstigen gesehen oder ob wir sie übersehen haben.
Wollen wir wirklich so lange warten? Ist nicht heute schon jeder Hungrige einer zu viel?
Auch direkt vor der Haustür, mitten in unserem Ort gibt es Menschen, die unsere Hilfe brauchen. Doch was machen wir ihnen?
Unser Helfen ist oft durch Angst und Bedenken gelähmt. Aber muss das wirklich sein? Sind denn unsere Bedenken gerechtfertigt? Vielleicht lässt uns die Erinnerung an Gottes Gericht uns neu finden. So wird das Gericht die große Hoffnung für die Glaubenden. Das eben in Gottes Liebe die Schuld nicht vergessen sein, aber bearbeitet sein wird.
Sehr oft bleibt die Liebe Gottes oft verborgen. Deshalb sehnen wir uns nach Veränderung und danach, neu aus-GERICHTET zu werden auf Gott hin. Mitten im Leben - hin zum Leben.
Amen
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