Die neue Welt Gottes

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Die neue Welt Gottes

Totensonntag oder auch als christliche Bezeichnung Ewigkeitssonntag ist heute an diesem Tag.
Manche und mancher von uns macht sich darum auf den Weg zum Friedhof oder hat sich schon auf den Weg gemacht, um die Gräber lieber verstorbener Angehöriger und Freunde zu besuchen, um ihrer zu gedenken und sich zu erinnern.
Mancher und manche hat den geliebten Menschen erst in den vergangenen 12 Monaten verloren, vielleicht auch als Folge der Corona-Pandemie. Und dann war bei manchen von den Verstorbenen wegen der Auflagen noch nicht einmal eine richtige Trauerfeier möglich. Und jetzt sind sie wieder dabei, Schritte in den Alltag zu tun, ohne diesen geliebten Menschen. Sie sind dabei sich neu zu orientieren, wieder nach vorn ins Leben zu schauen.
Das gelingt uns unterschiedlich gut. Bei dem einem geht es leichter und der anderen fällt es schwer.
Dann helfen uns Bilder, damit das Leben wieder besser gelingt, und wir wieder Hoffnung finden. So kann es etwa das Bild vom neuen Himmel und von der neuen Erde sein, wie es der Prophet Jesaja im Namen Gottes dem Volk Israel weitergibt. Er will die Menschen damals in ihrer Situation ermutigen. Wir hören aus dem Buch des Propheten Jesaja Kapitel 65:
Jesaja 65,17-25
Ein neuer Himmel und eine neue Erde
17 Seht, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde. Dann denkt niemand mehr an das, was früher war. Es ist für immer vergessen.
18 Freut euch und jubelt ohne Ende über das, was ich jetzt erschaffe! Ich mache Jerusalem zu einer Stadt des Jubels, und seine Bewohner erfülle ich mit Freude.
19 Auch ich will über Jerusalem jubeln und mich über mein Volk freuen. Man wird dort niemanden mehr weinen hören, die Klage ist für immer verstummt.
20 Es gibt dort keinen Säugling mehr, der nur wenige Tage lebt. Man findet keinen Greis, der nicht ein hohes Alter erreicht. Wenn einer mit Hundert stirbt, sagt man: Er war noch jung. Und wer die Hundert nicht erreicht, gilt als gestraft.
21 Dann wird man Häuser bauen und selbst darin wohnen. Man wird Weinberge pflanzen und selbst ihren Ertrag genießen.
22 Man baut keine Häuser mehr, in denen dann andere wohnen. Man pflanzt nichts mehr, das dann andere essen. Die Menschen in meinem Volk werden so alt wie Bäume. Meine Erwählten werden das genießen, was sie mit eigenen Händen erarbeitet haben.
23 Keiner müht sich mehr vergebens. Niemand bringt Kinder zur Welt, die früh sterben. Denn sie sind die Nachkommen derer, die der Herr gesegnet hat. Darum werden sie mit ihren Kindern leben.
24 Schon ehe sie rufen, antworte ich ihnen. Während sie noch reden, erhöre ich sie.
25 Wolf und Lamm weiden friedlich zusammen, der Löwe frisst Stroh wie das Rind. Doch die Schlange muss sich von Erde ernähren. Man tut nichts Böses mehr und begeht kein Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berg. Das sagt der Herr.
Nach dem Tod soll und wird das Leben weitergehen. Auf der einen Seite spüren wir immer noch den Verlust des geliebten Menschen. Wir erinnern uns an ihn und an sie. Auf der anderen Seite sind da schon die neuen Erfahrungen und Erlebnisse, die wir in der dazwischen liegenden Zeit gemacht haben. Wir spüren das Leben geht weiter. Vielleicht sind uns schon wieder neue Menschen ins Leben getreten. Wir haben wieder neue Erfahrungen gemacht, die wir in unserer Trauer für nicht möglich gehalten haben, die uns über unsere Trauer hinweghelfen, ohne dass wir den geliebten Menschen vergessen.
Aber auch die anderen, die vielleicht in diesem Jahr keinen Verlust erlitten haben, haben ja Menschen, an die sie sich gern in diesen Tagen besonders erinnern. Und wir alle stellen uns gerade angesichts der vielen durch Corona-Verstorbenen auch die Fragen nach dem Leben und dem Tod.
Für manchen Verschwörungstheoretiker, auch manchen Christen, ist ja Corona so eine Art Ankündigung des Untergangs dieser alten Welt und der Ankunft einer neuen Welt beziehungsweise eines Gerichtes davor, vielleicht sogar von Gott. Ich lasse das einfach mal so stehen.
Nun Israel hatte an dieser Stelle ja sein Gericht fast schon durch, denn es war, weil es seinem Gott nicht vertraute und dessen liebenden Handeln glaubte, in der sogenannten “Babylonischen Gefangenschaft” gewesen. Also in Babylon in der Gefangenschaft - fern von der Heimat von Jerusalem fast 70 Jahre. Die Stadt und besonders der Tempel als der Ort der Anbetung Gottes waren zerstört. Und jetzt kündigt eben der Prophet Jesaja dennoch das Heil durch Gott an: “Denn die früheren Ängste sind vergessen und vor meinen Augen entschwunden.”
Das Alte und Schicksalhafte ist vorbei - neues steht bevor.
Und dann geht es weiter: “Seht, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde. Dann denkt niemand mehr an das, was früher war. Es ist für immer vergessen.”
Ein neuer Himmel und eine neue Erde wird angekündigt.
Mancher wird sagen: “Das tut auch not! An dieser Erde und ihrer Menschheit ist nichts mehr zu retten.” -
Aber stimmt das wirklich? Nun vordergründig scheint das wirklich so, wir brauchen ja nur die Nachrichten einzuschalten oder ins Internet zu gehen: Fangen wir mit dem uns am meisten beschäftigenden Thema an: Corona - Da will ich gar nicht viel sagen.
Die Klimakrise - Friday for Future und auch der Klimagipfel in Glasgow haben uns das vor Augen geführt. Die Ergebnisse in Glasgow sind ja auch nicht unbedingt berauschend. Immer mehr wird die Unfähigkeit der Menschheit zu handeln deutlich.
Dann der Defacto-Krieg an unserer Haustür, an der Belarussischen und Polnischen Grenze, unter dem viele Flüchtlingen leiden.
Die Hungerkrisen in unserer Welt und noch vieles mehr.
Da tut es wirklich not, dass etwas wirklich Neues passiert!
Also das Alte weg und alles neu. Vielleicht warten, wir es einmal ab.
Schauen wir uns einmal die Bilder weiter an. Dann sehen wir, was Gott für den Menschen will, was er auch für uns will. Der Tod verliert hier an Macht. Hier bei Jesaja wird er noch nicht ganz machtlos, aber die Menschen werden richtig, richtig alt. Vielleicht wieder wie zu nachparadiesischen Zeiten.
Der Prophet beschreibt mit diesen 100 Jahren Minimum im Lebensalter diese neue Welt als eine Welt des Wohlergehens und des Wohlstandes. 100 Jahre ist das Alter eines Kindes. Also genügend Zeit zu haben, um das Leben zu genießen: Von Metuschelach spricht die Bibel, dass er 969 Jahre alt wurde. Wir kennen ihn besser unter Methusalem. So ungefähr soll das Lebensalter des Menschen sein.
Die Säuglingssterblichkeit, die damals ein riesen Problem war, gibt es nicht mehr. Alle Krankheit - auch Corona, Pest, Ebola, Sars, Krebs und andere Geiselkrankheiten der Menschheit sind überwunden. Der Tod ist besiegt.
Erst seit Jesus gibt es dann die Hoffnung auf die Auferstehung, ein Leben nach dem Tod und damit auch den endgültigen Sieg über die Macht des Todes.
Dann sind hier Bilder der Verheißung und der Zukunft - für Israel
Natürlich hat sich für das Volk Israel nicht gleich alles positiv verändert, als der Prophet Jesaja dieses wunderbare Bild im Namen Gottes verkündet hat. Die Rückkehr nach Jerusalem war für die Menschen recht beschwerlich und der Wiederaufbau von Stadt und Tempel war über die Maßen anstrengend. Das kann man alles im Buch Nehemia im Alten Testament nachlesen.
Aber es war für die Menschen damals ein wichtiges Hoffnungsbild. Ein Bild für die Zukunft. Der Glaube fragt und streckt sich nach vorn.
Bilder der Hoffnung und der Zukunft - auch für uns
Auch wir brauchen genau diese Bilder der Hoffnung, Bilder des Glaubens, Bilder einer Zukunft - diese Bilder vom neuen Himmel und der neuen Erde. Darum kommen sie eben nicht nur hier im Alten Testament vor, sondern werden noch einmal im Neuen Testament - im Buch der Offenbarung verstärkt. Sie wollen uns nicht vertrösten, sondern uns wie damals das Volk Israel ermutigen, mit frohem Glauben in unserer Welt zu leben, aber auch in dem Wissen, dass Neues kommen wird. Dass Gott was er in seiner Schöpfung begonnen hat, auch in dieser Neuschöpfung vollenden wird.
Vielleicht fragen wir uns: Warum legt die Bibel überhaupt so viel Wert darauf uns diese Hoffnung auf die neue Welt Gottes zu vermitteln? Könnte Gott nicht einfach sagen: “Ich mache etwas ganz Neues ohne diese Menschen, die haben mir doch schon das letzte Mal alles versaut?”
Martin Luther gibt uns darauf in seiner Erklärung zum ersten Artikel des Apostolischen Glaubensbekenntnis die Antwort:
“Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat samt allen Geschöpfen, mir Leib und Seele, Augen, Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat und erhält, dazu Kleider und Schuhe, Essen und Trinken, Haus und Hof, Frau und Kind, Acker, Vieh und alle Güter; mich mit allem Notwendigen und Nahrung für Leib und Leben reichlich und täglich versorgt, in aller Gefahr beschirmt und vor allem Übel behütet und bewahrt; und das alles aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit, ohne all mein Verdienst und Würdigkeit. Für all das bin ich schuldig, Gott zu danken und ihn zu loben, ihm zu dienen und gehorsam zu sein. Das ist gewiss wahr.”
Eben weil wir von Gott einmalig geschaffen, darum will Gott genau mit uns Menschen dieses neue, seine Zukunft schaffen.
Und Gott will es; diese neue Gestalt der Welt, den neuen Menschen und ganz besonders die neue Gemeinschaft und Beziehung mit ihm. Und Gott hat darum ja noch mehr getan als uns dieses Hoffnungsbild gegeben.
Der Apostel Paulus macht es den Christen in Korinth so deutlich:
2 Corinthians 5:17 BasisBibel
17 Wenn jemand zu Christus gehört, gehört er schon zur neuen Schöpfung. Das Alte ist vergangen. Seht doch! Etwas Neues ist entstanden!
Genau: Gott hat uns einen ganz neuen Zugang zu ihm gegeben, durch seinen eigenen Sohn, durch Jesus Christus.
Weil Jesus diesen Weg ans Kreuz gegangen ist, weil er dort starb und am Ostermorgen auferstand, gibt es kein Hindernis mehr zwischen Gott und Mensch, muss kein Opfer mehr gebracht werden, hat der Mensch einen direkten Draht zu Gott und es geschieht das, was Gott hier verheißen hat: “Schon ehe sie rufen, antworte ich ihnen. Während sie noch reden, erhöre ich sie.”
Enger kann jetzt die Verbundenheit mit Gott nicht sein. Auch wir können so heute mit Gott in unserem Leben unterwegs sein.
Vielleicht haben wir noch nicht den Himmel auf Erden. Vielleicht gilt das für uns, was der Theologe und Märtyrer Dietrich Bonhoeffer so ausdrückt: »Noch will das Alte unsre Herzen quälen, noch drückt uns böser Tage schwere Last ...«
Dennoch haben wir sie, auch in den schweren Tagen, diese Hoffnung für unser Leben:
Seht, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde. Dann denkt niemand mehr an das, was früher war. Es ist für immer vergessen. Freut euch und jubelt ohne Ende über das, was ich jetzt erschaffe! Ich mache Jerusalem zu einer Stadt des Jubels, und seine Bewohner erfülle ich mit Freude.
Der Autor des Epos Narnia Clive Stapels Lewis schreibt:
„Strecke dich nach dem Himmel aus und du wirst auch die Erde bekommen, aber strecke dich nach der Erde aus und du wirst keins von beiden bekommen.“
Wenn wir uns nach dem Himmel ausstrecken, können wir hier auf Erden in einer fröhlichen Zuversicht leben. Und unter uns kann auch etwas von diesem wunderschönen Bild des Friedensreiches, wo Wolf und Lamm beieinander weiden und Löwe und Rind Stroh fressen wahr werden, eben wo Wildtier und Haustier Gemeinschaft haben, in dem wir auf den anderen, unseren Nachbarn, unseren Mitmenschen zugehen und ihm die Handreichen. Mancher Streit über den Gartenzaun kann so beendet werden.
Jesus sagt in der Bergpredigt dazu:
Matthew 5:9 BasisBibel
9 Glückselig sind die, die Frieden stiften. Denn sie werden Kinder Gottes heißen.
Für mich ist dieses Wort vom neuen Himmel und der neuen Erde ein Mutmachwort, dass mir Kraft und Freude gibt für meinen Glauben und für mein alltägliches Leben. Denn nur in diesem Glauben finden wir echten Trost, eine Hoffnung, die bis zuletzt nicht stirbt und vor allem eine Freude, die nicht von dieser Welt ist. Das wünsche ich Ihnen auch.
Amen.
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