Spielräume gewinnen - beflügelt

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Spielräume gewinnen beflügelt

Begrüßung - Karte „bewegt" austeilen
Ich lade sie zu einer kleinen Andacht ein, die unter dem Thema steht „ Spielräume gewinnen - Beflügelt“.
Dazu habe ich Ihnen auch heute ein Bild von einer Bronzefigur der Künstlerin Annette Zappe mitgebracht. Ich lade sie ein es zu betrachten:
Zuvor ein Lied, das im vorigen Jahr zum Beginn der Corona Pandemie bekannt wurde als man an den Fenstern Kerzen anzündete, aber jetzt auch so ein modernes Adventslied ist:
Musik: Zünde eine Kerze an
Andacht
Die Karte, die Sie in Händen halten, erschließt sich uns nicht gleich. Vorne ist eine große, schwungvolle Schrift, aus der sich von unten nach oben, nach und nach das Wort „beflügelt" entziffern lässt. Dahinter ein Teil eines mächtigen, gefiederten Flügels, der sich bis über den Kartenrand ausbreitet. Schwung ist da und Dynamik. In alle Himmelsrichtungen.
Doch wozu gehört der Flügel? Öffnen wir die Karte, tritt uns eine feingliedrige, hochaufragende Gestalt entgegen. Fast lösen sich schon die Füße vom Boden. Alle Kraft strebt hinauf in die weit geöffneten Arme mit den breit ausladenden Schwingen.
Ist es ein Mensch oder ein Engel? Schaut sein Blick in die Ferne oder nach innen?
„Flügel für die Seele" nennt die Künstlerin diese filigrane Bronzefigur. So verbindet sie Engel und Mensch und Seele miteinander. Eines greift ins andere.
Beflügelte Seele - beseelter Mensch? Ich frage: Wie geht es mir, wenn ich beflügelt bin? Was beflügelt mich?
Leibhafte Erfahrung Ich vertraue diese Frage meinem Körper an und lausche in mich hinein.
Tiefe Atemzüge lassen mich den Rhythmus meines Herzschlags wahrnehmen. Der Brustraum öffnet sich, wenn die Lungenflügel sich weiten, wenn neuer Atem mich durchströmt. Dann atmet die Seele mit und ihre Flügel werden weit, strecken sich, entfalten sich und wachsen scheinbar einen Hauch über mich hinaus.
Ich kann eine Leichtigkeit spüren, die meinen Körper belebt, mir Energie schenkt, mich zur Bewegung einlädt.
Sie lässt mich einen Moment lang fast tanzen. Sie „be-schwingt" mich im wahrsten Sinne des Wortes!
So vieles kann dieses Gefühl in mir auslösen. Mich beschwingt, beflügelt: die unerwartete Freude über eine plötzliche Begeg­nung mit einem lieben Menschen, das gemeinsames Erlebnis z.B. einer langen Wanderung, deren Kraft sich in meinen Alltag hinein entfaltet. Auch der Blick in den Himmel, der mich erdet. Oder ein Segenswort, das durch mich hindurchfließt und nicht nur mich, sondern auch alles um mich herum berührt.
Was für ein Gefühl! Ich spüre: In mir rauscht der Flügelschlag, denn ich bin wie verliebt! Verliebt in die Lebendigkeit, verliebt in den, der alles geschaffen hat.
Verliebt in den Sternenhimmel, in das Schweigen der Nacht, in das Lachen einer Freundin, in den sonnengelben Geschmack von Pfirsichen, in das Schnurren eines Katers, in das Blau der Kornblume, in das Geräusch gra­sender Kühe, in den Tanz der Schmetterlinge, in das Rauschen der Pappeln, in den Geruch der Meereswellen. Ich erlaube mei­nen Sinnen, sich auszustrecken ...
Ich erlaube meinen Sinnen, sich auszustrecken. Wenn ich das tue, wahrnehme, was jetzt gerade ist, dann geschieht in dieser innerlichen Öffnung noch mehr: Ich kann plötzlich wieder mehr spüren, was noch in mir lebt, z.B. ein längst vergessener Schmerz, oder eine Erschöpfung, die mir tief in den Knochen steckt. Ich entdecke meine unausgesprochene Wut wieder. Ich entdecke mein zweifelndes Vertrauen in mich selbst, oder an­dere, verschattete Momente meines Lebens. Wundersamer­weise aber schwingen sich auch diese dunkleren Seelenseiten mit hinein in die Bewegung: Ich werde und bin ganz, wenn al­les in mir leben darf. Das Leichte und das Schwere.
Die Freude und der Schmerz. Und ich fühle mich beflügelt, wenn ich mich öffne, hingebungsvoll. Dann bin ich wie verliebt in die Leben­digkeit des Lebens.
Ich entdecke ihn in der biblischen Schöpfungsgeschichte. Gott hatte eine Idee.
So schuf ER am Anfang Himmel und Erde. Und Gott verliebte sich in seine Idee.
So schuf ER Tiere und Pflanzen.
Dann: Gott ist voller Liebe, er ist Liebe.
So schuf ER daraus den Menschen. (s. 1. Mose 1)
Wir alle sind also ins Leben geliebt worden, von Anfang an.
Im Neuen Testament finde ich im Johannesevangelium, wie sich dieser Anfang in Jesus fortschreibt. Da heißt es ganz zu Beginn:
„ Im Anfang gab es den, der das Wort ist. Er, das Wort, war Gott in allem gleich. Dieses Wort gehörte von Anfang an zu Gott. Und nichts, das geschaffen ist, ist ohne dieses Wort ent­standen. Er, das Wort, war zugleich das Leben in Person. Und das Leben war das Licht für die Menschen. Das Licht leuchtet in der Finsternis." (Joh. 1,1-5a nach Basisbibel)
Von Anfang an, immer schon gewesen. So ist unser Gott. Im Advent gehen wir auf diese heilige, dreieinige Liebe zu: Sie wird leibhaftig. Sie wird in Jesus Christus Mensch.
Und wir Menschen sind geborgen in dieser Liebe. Mit Jesus Christus un­terwegs lernen wir aus erster Hand, was es bedeutet, wirklich Mensch zu sein - was für ein Liebesbeweis an jeden einzelnen Menschen, an uns, an dich und an mich.
Lass dich beflügeln von der Lebendigkeit des Lebens!

Gebet

Lebendiger Schöpfergeist,
Du, der alles geschaffen hat.
Du, der alles Geschaffene liebt.
Du, der die menschgewordene Liebe ist beflügele uns je neu zu einem mutigen Menschsein,
Grenzen zu überwinden,
und zu einer Liebe, die alles Leben liebt.
Das bitten wir dich, durch Jesus Christus, Licht der Men­schen, Anfang und Ende der Welt. Amen.

Musik: Tragt in die Welt

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