Ans Licht bringen!
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Ans Licht bringen!
Ans Licht bringen!
Wir leben jetzt in der dunkelsten Zeit des Jahres. Gerade in diesen Tagen ist die Dunkelheit besonders zu spüren. Ein wenig werden sie von der Adventsbeleuchtung aufgehellt. Aber auch unsere Welt, in der wir leben, hat dunkle Seiten, und eine dunkle Seite , die uns in diesen Tagen bestimmt, ist eben Corona. Genau in diese dunkle Welt hinein wollen zu uns die adventlichen Worte der Bibel sprechen. Sie weisen uns hin auf das Licht, auf das Licht von Weihnachten. Denn zu Weihnachten kommt Jesus Christus in unsere Welt. Er bringt uns das Licht des Lebens und damit die Hoffnung für unser Leben. Darum zünden wir auch gerade in der Advents- und Weihnachtszeit Kerzen und Lichter an. Sie sind Zeichen des Glaubens gegen die Dunkelheit in unserer Welt, auch gegen die Dunkelheit, die uns Corona und andere Krankheiten bringen.
Heute nimmt uns der Apostel Paulus mit hinein in die Dunkelheiten und Schattenseiten einer christlichen Gemeinde und des christlichen Gemeindelebens. Wir sehen, wie da das Licht Jesu alles wieder aufdeckt, was im Verborgenen geschieht, und so vor Gott das Gute seine Anerkennung findet, aber auch das Schlechte gerichtet wird.
Wir lesen aus dem 2. Korintherbrief Kapitel 4 die Vers 1-5:
1 Gott hat uns diesen Dienst übertragen und uns dazu sein Erbarmen geschenkt. Deshalb lassen wir den Mut nicht sinken. 2 Im Gegenteil: Wir verzichten auf alle Heimlichtuerei, als ob wir uns für etwas schämen müssten. Wir treiben kein falsches Spiel und verdrehen das Wort Gottes nicht. Weil wir uns vor Gott verantwortlich wissen, verkünden wir frei und offen die Wahrheit. Dadurch empfehlen wir uns jedem Menschen, der auf sein Gewissen hört. 3 Und dennoch kann die Gute Nachricht, die wir verkünden, wie von einem Schleier verhüllt erscheinen. Sie ist aber nur für die Menschen verhüllt, die verloren gehen. 4 Der »Gott« unserer Zeit hat die Sinne der Ungläubigen mit Blindheit geschlagen. Denn für sie sollte das Licht nicht scheinen, das die Gute Nachricht bringt. Dieses Licht ist die Herrlichkeit von Christus, der das Abbild Gottes ist. 5 Wir verkünden schließlich nicht uns selbst. Vielmehr verkünden wir Jesus Christus, den Herrn. Uns hat Jesus nur dazu bestimmt, euch zu dienen.
Wir stehen alle ganz schnell in der Gefahr andere Christen zu verurteilen, weil sie anders sind als wir, vielleicht “böse” und in einer schlimmen Welt leben. Mir erging es in dieser Woche so, dass ich einen Kollegen verurteile, der am vergangenen Sonntag auf einer Corona-Demo predigte und betete und ja sogar Luther zitierte, obwohl ich selber von Luther ein anderes viel prägnanteres Zitat kenne, das gerade im Umgang mit der Corona-Pandemie auch viel hilfreicher ist. Ich weiß nur, er hat das Vertrauen der Pfarrerschaft in unserer Kirche verloren. Ihr merkt, wie stark es unter uns Christen auch menschelt.
Und wie schnell ziehen wir uns dann als Fromme und vielleicht auch als die, die verletzt wurden, gern in unsere vermeintlich so heilen und heiligen vier Wände zurück. Vor einigen Jahren haben das einmal zwei christliche Kabarettisten als den Kuschelclub der Erretteten besungen.
Könnt ihr euch vorstellen, dass an Weihnachten die anderen gerettet werden und der Stern des Heils über ihnen aufgeht? Dagegen sitzen wir selber vielleicht als die vermeintlich Frommen trostlos unter dem Weihnachtsbaum? Ich kann mir das gut vorstellen!
Wir werden heute mit hineingenommen in eine Powergemeinde - die Gemeinde in Korinth. Eine Gemeinde, wie man sich die als Christ wünscht. Jeder Pfarrer und jede Pfarrerin, deren Herzen für den missionarischen Gemeindeaufbau schlägt, würde gern hier aktiv sein. Sicher ist sie anstrengend. Da gibt es einfach das, was eine Gemeinde ausmacht, aktive Mitarbeiter mit Geistesgaben, Diakonie und Armenpflege, tolle Gemeinschaft und brillante Prediger. Menschen, die wirklich auf der Suche nach dem richtigen und erfüllten Leben sind. Der Apostel Paulus könnte als Gemeindegründer stolz sein auf das, was aus der Gemeinde geworden ist.
Aber scheinbar ist er es doch nicht so richtig. Denn obwohl in der Gemeinde so viele gute Sachen zu finden sind, gibt es doch Dinge, die nicht stimmen. Da kriselt es doch. Spannungen sind vorprogrammiert. All diese guten Dinge sind nicht lange nebeneinander auszuhalten, der Streit ist vorprogrammiert. Da müssen die Spannungen und Probleme schon vom Keim und Ansatz her: “Ans Licht gebracht werden!”
Auch der Apostel Paulus sah selber, in den Augen der Gemeinde bald richtig alt aus: Den Charismatikern war er nicht länger charismatisch genug, den Wohltätigen nicht sozial genug, den Hauskreisen nicht gesellig genug, den Predigern und Theologen nicht brillant genug, den Moralisten nicht gesetzestreu genug und den Liberalen nicht liberal genug. Und allen war er nicht menschliche Erscheinung genug und gesund genug. Kurz: Keiner wollte ihn eigentlich mehr so richtig haben.
Das was wir hier von Korinth lesen, ist in der Geschichte der Christenheit leider nicht die Ausnahme, sondern fast das normale. Durch die 2000 Jahre hindurch gab es in der Kirche und in der christlichen Gemeinde immer wieder Streit und Spaltung. Letztlich ist ja die vielgelobte Reformation auch das Ergebnis einer Spaltung. Und das geht bis heute in die Neuzeit. Wie viele Christen sagen auch heute: Ach uns passt dieses und jenes in der Gemeinde nicht, wir gründen eine neue. Und nach ein paar Jahren gibt es auch in der neuen Gemeinde die gleichen Probleme.
Zu dem englischen Prediger Spurgeon kam einmal ein junger Mann, der meinte: „Ich bringe es einfach nicht fertig, mich einer der bestehenden Gemeinden anzuschließen. Sie sind alle zu weit weg vom Ideal.“ Darauf antwortete Spurgeon: „Das ist wahr, eine vollkommene Gemeinde gibt es nicht. Wenn Sie warten wollen, bis Sie eine vollkommene Gemeinde gefunden haben, so können Sie warten bis zu Ihrem Eintritt in den Himmel. Wenn Sie aber jemals vorher eine vollkommene Kirche finden, sollte diese sich weigern, Sie aufzunehmen. Sie hätte sonst aufgehört, vollkommen zu sein.“
Wir sind mittendrin in dieser Unvollkommenheit. In der Unvollkommenheit der Gemeinde und in der Unvollkommenheit unseres Christseins. Wir wünschen uns dennoch Kompetenz und Weisheit von einem Diener Christi und Haushalter über Gottes Geheimnisse - und da geht der Streit schon los, vielleicht auch in unserer Gemeinde, was wir uns noch von ihm wünschen und was um Gottes Willen nicht.
Doch sehen wir einmal: Wie reagiert denn der Apostel Paulus auf alle diese Vorwürfe und Verurteilungen der Christen in Korinth? Scheinbar reagiert er mit Arroganz auf diesen Streit. Es spielt für ihn keine Rolle, welches Urteil die anderen über ihn fällen oder ob sonst irgendeine menschliche Instanz über ihn zu Gericht sitzt. Er sieht sich allein Gott verantwortlich. Er sagt: “Entscheidend ist das Urteil, das der Herr über mich spricht.”
Darum sagt er weiter: Urteilt also nicht vorschnell, „sondern wartet,“ bis der Herr kommt. Er wird alles Verborgene ans Licht bringen, alles, was jetzt noch im Dunkeln liegt, und wird die geheimsten Gedanken der Menschen aufdecken. Dann wird jeder von Gott die Anerkennung bekommen, die er verdient.
Paulus lässt also über der Dunkelheit einer in ihren Urteilen und Vorurteilen verstrickten und zerstrittenen christlichen Gemeinde, das Licht des Urteils Gottes aufleuchten. Es ist das Urteil, mit dem Gott den Gottlosen rechtfertigt, allein aus Gnade. Es ist das Urteil, welchem dem Jesus zu Weihnachten in der Dunkelheit der Welt, in einem schmutzigen Schafstall bei Bethlehem zur Welt kam und in einen Futtertrog gelegt wurde.
Paulus spricht hier von Gottes Gericht, vor welchem keiner von uns im Guten wie im Bösen Bestand hat, es sei denn, dass Gott ihn selbst aus seiner Gnade heraus gerecht spricht. Und das will er tun, deswegen wurde es Weihnachten.
Und das dürfen wir heute festmachen: Dass wir schließlich einmal sehen werden, wie Gott uns in seiner Liebe und Güte sieht. Dann wird einem jeden von Gott sein Lob zuteilwerden.
Die Zeit des Advents, mit dem Licht, ermutigt uns dem Kommen Gottes zu vertrauen, welcher uns nicht in der Finsternis alleine lässt. Er bring das Licht in all unserer Dunkelheit zum leuchten! Er gibt seine Göttlichkeit im Stall von Bethlehem auf, um unsere Menschlichkeit an sein Herz zu reißen.
Der Richter ist unser Retter, der barmherzige Gott und Vater von Jesus Christus. In seinem Urteil dürfen wir leben, frei und fröhlich sein.
Amen