Seht, die gute Zeit ist nah!

Sermon  •  Submitted
0 ratings
· 58 views
Notes
Transcript
Ihr Lieben,
wir haben unsere Wohnungen und Häuser weihnachtlich geschmückt, inzwischen brennen alle 4 Kerzen auf dem Adventskranz. Die Räuchermänner verrichten treu ihre Arbeit und den kleinen Kurrendesängern wird ganz schlecht, wenn sie sich auf ihrer Pyramide pausenlos im Kreis drehen. „Seht, die gute Zeit ist nah!“ Ich weiß noch, wie wir als Kinder immer die geschmückten und beleuchteten Tannenbäume im Dorf gezählt haben; oder die Pyramiden in den Fenstern. Wobei es ja auch Regionen geben soll, da ist es am einfachsten, man zählt die Fenster, die nicht von einem Stern, einem Schwibbogen oder irgendeiner anderen Dekoration geschmückt sind… Es wird Weihnachten! „Seht, die gute Zeit ist nah!“
Unser Predigttext erzählt uns heute, wie diese gute Zeit angekündigt wurde.
Lesung Lukas 1,26-38
26 Elisabet war [gerade] im sechsten Monat schwanger. Da schickte Gott den Engel Gabriel zu einer Jungfrau in die Stadt Nazaret in Galiläa. 27 Sie war mit einem Mann verlobt, der Josef hieß und ein Nachkomme Davids war. Die Jungfrau hieß Maria.
28 Der Engel trat bei ihr ein und sagte: »Sei gegrüßt! Gott hat dir seine Gnade geschenkt. Der Herr ist mit dir.« 29 Maria erschrak über diese Worte und fragte sich: »Was hat dieser Gruß zu bedeuten?«
30 Da sagte der Engel zu ihr: »Fürchte dich nicht, Maria. Du hast Gnade bei Gott gefunden: 31 Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen. Dem sollst du den Namen Jesus geben. 32 Er ist zu Großem bestimmt und wird ›Sohn des Höchsten‹ genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vorfahren David geben. 33 Er wird für immer als König herrschen über die Nachkommen Jakobs. Seine Herrschaft wird niemals aufhören.«
34 Da sagte Maria zu dem Engel: »Wie soll das möglich sein? Ich habe doch noch nie mit einem Mann geschlafen!« 35 Der Engel antwortete: »Der Heilige Geist wird auf dich kommen. Die Kraft des Höchsten wird dieses Wunder in dir bewirken. Deshalb wird das Kind, das du erwartest, heilig sein und ›Sohn Gottes‹ genannt werden. — 36 Sieh doch: Auch Elisabet, deine Verwandte, erwartet einen Sohn trotz ihres hohen Alters. Sie ist jetzt im sechsten Monat schwanger, und dabei hieß es: Sie kann keine Kinder bekommen. 37 Für Gott ist nichts unmöglich.« 38 Da sagte Maria: »Ich diene dem Herrn. Es soll an mir geschehen, was du gesagt hast.« Da verließ sie der Engel.
Gott lässt es sich nicht nehmen, einen seiner wichtigsten Engel zu Maria zu schicken. Allein dass er uns mit seinem Namen Gabriel vorgestellt wird, zeigt, wie wichtig dieses Ereignis ist; den Namen eines Engels erfahren wir in der Bibel nur höchst selten. Das, was Lukas uns hier erzählt, ist nicht weniger als der Beginn einer neuen Ära, der Beginn einer neuen Zeitrechnung. Paulus wird reichlich 50 Jahre später im 2. Korintherbrief schreiben: „Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!“ (2Kor 6,2 LUT84) Es beginnt etwas ganz Neues. Gott läutet eine neue Zeit ein.
Bereits 6 Monate vor dieser Begebenheit mit Maria hatte Gott mit dieser neuen Zeitrechnung begonnen: Der alte Priester Zacharias erhielt die Verheißung eines Kindes mit seiner ebenso alten Frau Elisabeth. Und er bekam den Auftrag, dieses Kind Johannes zu nennen. Johannes bedeutet „Gott ist gnädig“. Gott beginnt eine neue Zeitrechnung.
Nun, 6 Monate später spricht der Engel Gabriel zu Maria: „Fürchte dich nicht, Maria. Du hast Gnade bei Gott gefunden.“ Gott spricht Maria mit ihrem Namen an. Sie ist nicht irgendeine dahergelaufene junge Frau, die halt grad zufällig Zeit hatte. Nein, Gott kennt Maria. Wie viel Liebe und Würde allein schon in diesem kleinen Detail liegt, dass der Engel Maria mit ihrem Namen anspricht. — Zu Mose hatte Gott einst gesagt: „Du hast Gnade vor meinen Augen gefunden, und ich kenne dich mit Namen.“ (Ex 33,17b) Und genau das sagt Gabriel auch zu Maria: „Du hast Gnade bei Gott gefunden.“ — „Maria, Gott wendet sich dir zu. Gott sieht dich. Er kennt dich. Gott begegnet dir. — Du hast Gnade bei Gott gefunden!“
Gnade heißt: Gott wendet sich dir zu. Er sieht dich an mit einem Blick voller Liebe. Er möchte dich beschenken mit all dem, was du gar nicht verdient hättest. Gott möchte bei dir sein, möchte für dich da sein. Für diese Gemeinschaft sind wir geschaffen. In ihr erfüllt sich die Sehnsucht, die wir im Herzen tragen, die sonst durch nichts wirklich gestillt werden kann. — „Fürchte dich nicht. Du hast Gnade bei Gott gefunden.“
Woher wissen wir, dass diese Zusage auch für uns gilt? Sind wir denn gut genug? Haben wir uns genug angestrengt? So, wie Kinder in der Weihnachtszeit, denen Eltern gern sagen, sie müssen schön artig sein, wenn sie zu Weihnachten Geschenke bekommen wollen… Reicht das, was wir tun, um uns bei Gott Geschenke zu verdienen? Wohl kaum. Niemand von uns wäre in der Lage, von sich aus zu Gott zu kommen. Niemand von uns bleibt ohne Fehler. Wer sind wir schon — kleine Menschen vor dem großen Gott? Mit unseren Macken, unseren Ecken und Kanten. Gott weiß darum und dennoch liebt er uns. Das ist Gnade. Und deswegen ist Sein großer Heilsplan auch nicht mit einem Mann beendet, der Johannes heißt und Gottes Gnade verkündet, die jeden erwartet, der zu Ihm umkehrt, sondern deswegen beginnt Gottes Heilsplan sich mit dem Auftritt des Engels bei Maria erst so richtig zu entfalten.
Denn auch hier ist der Name Programm: Maria soll das Kind, das sie gebären wird, Jesus nennen, das bedeutet: Gott rettet! Gott schenkt uns in Seiner Gnade einen Weg der Rettung, einen Weg, wie wir unsere Schuld bei Ihm abgeben können, wie unsere Schuld getilgt wird — ohne dass wir dafür die Konsequenzen tragen müssen, die wir eigentlich zu tragen hätten. Jesus trägt unsere Schuld für uns. Gott rettet.
All diese Dinge sind so wunderbar, dass Maria sie zunächst nicht versteht; und dass sie bis heute von vielen Menschen, selbst von manchen Christen infrage gestellt werden.
Der Engel bezeugt deshalb, was wir in der Bibel immer wieder lesen: „Für Gott ist nichts unmöglich.“ Für Ihn ist es kein Problem, die Erde und das ganze Universum zu schaffen. Für Ihn ist es kein Problem, dafür zu sorgen, dass eine Frau schwanger wird, die noch nie mit einem Mann geschlafen hat. Für Ihn ist es zwar eine große Herausforderung, aber letztlich kein Problem, selbst Mensch zu werden, um uns Menschen ganz nah zu sein, um uns zu zeigen, wie das Leben funktioniert — und um uns zu retten. „Für Gott ist nichts unmöglich.“
Das Motiv, dass Gott Mensch geworden ist, um uns zu retten, ja, dass Er besonders auf die Armen und Benachteiligten zugeht, auf die, mit denen keiner etwas zu tun haben will, zieht sich durch das ganze Lukasevangelium. Lukas schien diese Seite des Wesens Gottes besonders wichtig zu sein. Denken wir an das Gleichnis vom barmherzigen Samariter, an die liebevolle Annahme der Kinder, an die Begegnung mit dem verachteten Zachäus, an die Zuwendung zu den Prostituierten, zu den Kranken und im letzten Grunde auch zu den Frauen, die zur damaligen Zeit eine niedrige Stellung hatten. Jesus verleiht ihnen allen die Würde, mit der Er sie sieht und mit der Er sie liebt.
Mit der Ankündigung der Geburt Jesu leitet Gott eine neue Zeitrechnung ein. Gottes Reich kommt auf die Erde. Es ist ein ewiges Reich, das niemals mehr untergehen wird. Es ist ein Reich, in dem wir jetzt schon leben und das uns einen Vorgeschmack gibt auf das, was uns im Himmel noch erwartet — ganz bei Gott zu leben.
So ist dieser 4. Advent für uns ein Tag der Freude, ein Tag der frohen Erwartung. „Seht, die gute Zeit ist nah!“ — Wir freuen uns, die Ankunft unseres Herrn zu feiern, zu feiern, dass Gott Mensch geworden ist, dass wir bei Ihm Gnade gefunden haben. Und gleichzeitig zu wissen, dass die Erfüllung aller Verheißung noch aussteht.
So spreche ich jedem von euch zu: Du hast bei Gott Gnade gefunden! Du darfst bei Gott sein, ohne dich verstellen zu müssen. Er kennt dich ganz genau und Er liebt dich mit all deinen Ecken und Kanten. Lasst uns diese noch verbleibenden Adventstage nutzen, um zu Gott umzukehren, um uns wieder neu auf Ihn auszurichten und in der Gewissheit Seiner Gnade zu leben.
Seht, die gute Zeit ist nah!
Amen.
Related Media
See more
Related Sermons
See more
Earn an accredited degree from Redemption Seminary with Logos.