Von Zeichen, Licht und Windeln

Jes 9  •  Sermon  •  Submitted
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Zwei Zeichen begegnen den Hirten: Das Licht zeigt den Moment der Zeitenwende an, die Windel (und Krippe) das Kommen des Herrn in Niedrigkeit.

Notes
Transcript

Einleitung

In der Adventszeit bekamen wir mit einer christlichen Zeitschrift eine Karte. Auf der Rückseite war (relativ klein) der Vers aufgedruckt, der uns in der Adventspredigtreihe beschäftigt hat:
Jesaja 9,5 LU
Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst;
Dann drehe ich die Karte rum und sehe zwei Baby-Füße. Süß. Aber ist das der wunderbare Ratgeber? Ist das der starke Gott? Ist das der FriedeFÜRST? Der ewig Vater?
Genau diese Frage beschäftigt uns heute an diesem Heiligen Abend:
Nachdem unsere Tochter Judith ein paar Tage Mutter geworden ist, stöhnte sie - bei aller Liebe für den kleinen Emmanuel - über ihre Verantwortung: Der Kleine kann buchstäblich nichts alleine machen. Wenn sie ihn nicht füttert, verhungert er. Wenn sie ihn nicht wickelt, ...
Wenn wir uns heute Gedanken über die Geburt unseres Herrn machen, dann musste Maria als Mutter des kleinen Jesus in den ersten Jahren das gleiche Empfinden haben: Der Heiland brauchte sie - nicht umgekehrt.
Jesus hatte nicht nur eine Windel an - er benutzte sie auch!
Jesus schrie genauso “seine Mutter an”, wenn er Hunger hatte, wie alle anderen Kinder auf der Welt auch!
Nicht überliefert ist, ob Maria ihn wegen Masern, Mums und Röteln pflegen musste, aber ihr versteht, was ich meine!
Jesus kam an Weihnachten im Jahre 0 eben gerade nicht als
der Held aus dem Himmel gefahren, um die Römer mit einem Streich seines Schwertes aus dem Lande zu vertreiben.
der göttliche Ratgeber, der - Wikipedia gleich - stets online und für uns verfügbar ist
der ewige Vater, vor dem alle niederfallen
der Friedefürst, der sich an die Spitze seines Volkes setzt und die Scholzens, Putins und Bidens ersetzt.
sondern - ach das schauen wir uns heute doch mal genauer an.
Dazu betrachten wir heute zwei Zeichen:

1. Gott schaltet das Licht an

Lukas 2,8–14 LU
8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. 9 Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. 10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. 12 Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. 13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: 14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.
Die Engel begegnen den Hirten während der Nachtschicht (V.8)
Die Hirten waren gerade in der Nachtschicht. Damals gab es noch nicht “ganz so viel” Elektrizität wie bei uns. Die Nacht war also pechschwarz! Sternenklarer Himmel. Die meisten Hirten und auch Schafe schlafen. Nur noch vereinzelt hört man das Blöken einzelner Schafe.
Gott startet eine spektakuläre Lightshow (V.9)
Plötzlich wird die Ebene von Bethlehem zum Schauplatz eines der spektakulärsten Licht- und Tonspektakel der Menschheitsgeschichte.
Lukas 2,9 LU
Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.
Der Lichtschein, der die Felder von Bethlehem überflutete, kündigte die Ankunft des Erlösers an. Genau des Erlösers,
von dem die Rückseite meiner Karte,
die Predigten der letzten vier Wochen und
unzählige Prophezeiungen des Alten Testamentes
sprechen.
Dieser Erlöser ist der Christus, der lang erwartete Messias Israels, DER Retter schlechthin. Der Heiland.
Dieses Baby wird alle die Namen erfüllen, die wir in der Adventszeit betrachtet habe: Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friedefürst.
Und weil es dieser Erlöser ist, der alle Hoffnungen erfüllen wird, startet die Ankündigung seiner unmittelbaren Ankunft selbst in den bescheidenen Umständen seiner Geburt mit einem wunderbaren Zeichen:
Lukas 2,9 (LU)
9 … die Klarheit des Herrn leuchtete um sie…
Wenn die Lutherübersetzung “Klarheit” schreibt, dann ist damit eigentlich “Herrlichkeit” gemeint (Doxa). Eben eine Lightshow, wie sie die Menschen noch nie gesehen haben.
Das Leben Jesu war von Erniedrigung und Leiden geprägt. Sein Menschsein war wie ein Schleier über den Glanz seiner Gottheit geworfen.
Dennoch gab es Momente, in denen seine Herrlichkeit durchschien. Es war, als ob das Gefäß seiner menschlichen Natur nicht stark genug war, um seine Größe für immer zu verbergen. in dieser Nacht war so ein Moment.
Das unheimliche Licht, die Klarheit, die Herrlichkeit, die die Hirten umleuchtet, ist ein Zeichen dafür, das Gott in unsere Zeit und Welt eintaucht.
Wie mögen die Hirten darauf reagiert haben? Ich würde sagen: Menschlich. Sie haben Angst. Sie fürchten sich. Warum sonst sollten die Engel ihre Botschaft sonst mit der Aufforderung beginnen?
Lukas 2,10 (LU)
10 ...Fürchtet euch nicht! ...
Gott stellt uns an Weihnachten “ins Licht”. Momente wie diese beschreibt das Neue Testament nicht oft:
Paulus sieht ein solches Licht - und bekehrt sich Apg 26,13;
in der Ewigkeit wird uns permanent ein solches Licht leuchten - und wir beten an (Off 21,23)
Überlegt einmal, was passiert, wenn Gott in deinem Leben so das Licht einschaltet! Alles wird sichtbar! Und auf welcher Weste sind da keine Flecken?
Jules Brei-Mund bei schlechtem Licht
Jede Lüge, mit der du meintest durch zu kommen, wird aufgedeckt.
Jede Schuld, von der du meintest sie bleibt verborgen, steht auf einmal im hellen Licht Gottes.
Alles, womit du den Herrn an die zweite Stelle stellst.
Es liegt nahe, dieses schlechte Gewissen abzuschalten. Die Lampe auszuschmeissen. Diesen Jesus los zu werden - bevor er noch richtig gekommen ist. Aber wir greifen der Geschichte vor!
Denn die Engel sagen etwas ganz anderes:
Die Engel verkündigen große Freude
Lukas 2,10–11 LU
10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.
Was waren die Erwartungen an Jesus?
Wir stellen fest, dass die Engel den neugeborenen Retter "Christus, den Herr" nennen (Lk 2,11).
Jeder Jude wusste, dass Christus den Gesalbten bezeichnete, den, der schon lange angekündigt war. Der lange ERWARTETE. Der kommen würde, um Israel zu befreien. Dieser Messias und Retter ist auch der Herr. Er wird nicht nur sein Volk retten, in dem er sich als Gott-Held selber opfert, sondern auch sein König, sein Friedefürst sein.
Jeder Mensch sehnt sich nach einer Art Retter. Wir suchen nach jemandem, der unsere Probleme löst, unseren Schmerz lindert oder endlich Glück gewährt; wie immer das auch aussehen mag.
Jetzt ist er endlich da. Auch deshalb geht das Licht an.
Auch deshalb sagen die Jünger
Lukas 2,10–11 LU
10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.
Der 1. Punkt: Gott schaltet das Licht an. Ein Zeichen, dass Gott in unsere Welten Zeit hinein taucht, ja die Zeitenwende selbst sich gerade ereignet. Ein Licht aber auch, dass Furcht auslöst.

2. … und doch kommt Jesus ganz leise

Die Engel nennen den Hirten ein Zeichen
Der neugeborene König ist für sie geboren. Ein Zeichen soll die Wahrheit der Ankündigung bestätigen.
Was ist ein Zeichen?
Ein Zeichen zeigt auf etwas anderes. Etwas, das viel größer ist als das Zeichen selbst. Ein Gefahrenschild selbst ist nicht die Gefahr, wohl aber die Ölspur, die es anzeigt, wenn man weiter mit 140 km/h darauf losfährt.
Lukas 2,12 LU
Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.
Oh. Ein neu geborenes Kind in Windeln? Was ist daran ein Zeichen? Ok, ein Baby in einer Futterkrippe kommt vielleicht nicht ganz so oft vor.
Sein bescheidener Eintritt in die Welt ist wie ein Schleier, der seine ewige Majestät verbirgt. Auch wenn das erste Zeichen, die Lightshow der Engel, beweist, dass dort mehr geschehen ist.
Der Engel macht den Hirten klar, dass sie soeben einer Stunde mit weltgeschichtlicher Bedeutung beiwohnen! Was für ein Moment! Wie viele Bücher werden darüber geschrieben werden, was die Hirten hier erlebten? Und das Zeichen dafür ist - ein Baby, gewickelt in Windeln, liegend in einer Futterkrippe.
Wie kann das sein?
Gerade sein Kommen ist uns ein Zeichen, wie er der Retter und Erlöser werden sollte.
Hebräer 2,10 LU
10 Denn es ziemte sich für den, um dessentwillen alle Dinge sind und durch den alle Dinge sind, der viele Kinder zur Herrlichkeit geführt hat, dass er den Anfänger ihrer Rettung durch Leiden vollendete.
- so ist Gott. Gerade dies Zeichen ist typisch Gott! Warum?
Der Dreh- und Angelpunkt der menschlichen Geschichte ist die Tür eines Stalls in Bethlehem.
In Weihnachten steckt eine Miniaturversion des göttlichen Plans mit drinnen. Gott macht sich arm für uns. Klein für uns. Niedrig für uns. Er macht sich als Baby in die Windeln, um gut 30 Jahre später für uns zu sterben. Noch niedriger. Noch gedemütigter.
Das war Gottes Plan. Von Anfang an. Das Problem sind unsere Erwartungen.
Vielleicht packt ihr heute ein paar Pakete aus. Wahrscheinlich sogar. Das Geschenk vom Partner. Wunderbar eingepackt. Goldene Schleife. Glänzendes Papier. Ist endlich das neue I-Phone drinnen? Komisches Kartonformat. Du packst es aus. Es ist ein PIEEEEP. Wird noch nicht verraten. Dir entgleiten die Gesichtszüge. Mit soviel Liebe ausgesucht oder sogar selber gemacht. Aber dummerweise nicht das, was ich erwartet habe.
Und Jesus?
Israel erwartete den Gott-Helden, den starken Gott - und bekam ein Baby, das neben Mutters Brust auch eine Windel brauchte.
Israel erwartete den wunderbaren Ratgeber - und bekam ein Kind, dass erst mal sprechen lernen musste.
Israel erwartete den Friedefürst - und bekam einen Erlöser, der sich von den Römern ans Kreuz schlagen lässt.
Israel erwartete den ewigen Vater - und bekam den Sohn.
Und du?
Möchtest du deinen Gott im IPhone-Taschenformat?
den du rausholen kannst, wenn du ihn brauchst?
der dich wieder auflädt, wenn dein Akku leer ist?
bei dem du im Gebet endlich hörst, was Sache ist, wenn dein Latein am Ende ist?
Das Zeichen von Windeln und Krippe zeigt den Hirten, dass Gott sich in Jesus ganz klein macht, um dich und mich zu retten. Aus unserer Schuld, die sichtbar wird, wenn Gott mal ganz heftig das Licht anschaltet.
Gott ist anders als du denkst. Gott handelt anders als du denkst. Er kommt nicht laut, sondern ganz leise.
Nur ein Beispiel aus der Bibel: Im Hauskreis haben wir von der blutflüssigen Frau gelesen (Mk 5,25-34). Jesus heilt sie und gibt ihr drei Dinge mit auf den Weg:
Er nennt sie Tochter, d.h. er nimmt sie in die Familie Gottes auf, aus der sie aufgrund ihrer Unreinheit 12 Jahre lang ausgeschlossen war.
Er spricht ihr Frieden, Shalom, zu. Umfassenden Frieden, der weit über die Abwesenheit von Krieg hinausgeht.
Für das Dritte würden wir heute sagen: “Bleib gesund!”. Behalte die Gesundheit, die du erfahren hast, weil du Jesus berührt hast.
Das was dieser Frau - verständlicherweise - am wichtigsten war - ihre Gesundheit - , nennt Jesus zuletzt.
Jesus stellt deine Erwartungen auf den Kopf. Aber glaubt mir: Seine Reihenfolge hat viel mehr Sinn als unsere. Und dafür steht die Windel!
Die Windel ist ein Zeichen. Ein Zeichen wie die Lightshow. Sie steht für Jesu Bereitschaft, seine Gottheit abzustreifen, klein, hilflos zu werden, in eine Windel zu machen, um dich und mich zu retten. Und dabei auch deine Erwartungen von und an Gott auf den Kopf zu stellen!

3. Die Hirten brechen auf - bist du dabei?

Als der himmlische Refrain zu Ende war, diskutierten die Hirten untereinander. Die Männer waren offensichtlich außer sich vor Angst, Aufregung, Ehrfurcht und überschwänglicher Freude. Sie beschlossen, sofort zu dem verheißenen Zeichen aufzubrechen.
Auch hier fragen wir uns, ob sie in ihrer Eile und Aufregung ihre Herden unbeaufsichtigt ließen. Ein solches Vorgehen wäre für jeden verantwortungsbewussten Hirten undenkbar.
Haben sie einen oder mehrere ihrer Kameraden zurückgelassen? Wenn ja, wie würden sich die Zurückgebliebenen fühlen, wenn sie diesen Moment der Zeitenwende verpassen würden?
Bist du dabei? Oder verpasst du es, diesen Retter kennen zu lernen? Die daheim Gebliebenen werden sich grün und blau geärgert haben.
Oder warst du schon dabei? Dann schau auf die Hirten:
Lukas 2,20 LU
20 Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.
Die Hirten kehrten zu ihren Herden zurück: begeistert, anbetend, lobend. Diese Männer würden nie wieder dieselben sein. Sie hatten mit ihren Augen gesehen und mit ihren Ohren gehört, wie sich die Herrlichkeit Gottes offenbarte. Dabei war es nur ein Baby.

Zusammenfassung

Wir erinnern uns:
1. Gott schaltet das Licht an.Er setzt ein Zeichen, dass seine Geburt vor 2000 Jahren die Zeitenwende einläutet. Ein Zeichen, dass uns Angst einflößt, wenn wir begreifen, dass wir vor Gott stehen. Aber wir müssen uns nicht fürchten, denn:
2. Gott gibt ein weiteres Zeichen. Typisch Gott. Ein Windel. Gott macht sich klein, damit wahr wird, was die Engel sagen. Fürchte dich nicht. Habe keine Angst vor seinem Licht. Der Retter ist da!
3. Aufbruch. Bist du dabei? Oder bleibst du zurück? Warst du dabei? Bist du genauso begeistert wie die Hirten?
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