Wird's reichen?

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Lesung 1. Johannes 5,11-13
11 Gott hat uns ewiges Leben gegeben, und dieses Leben ist in seinem Sohn. 12 Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht.
13 Dies habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt, die ihr an den Namen des Sohnes Gottes glaubt.
Ihr Lieben,
ein befreundeter Pfarrer, ungefähr Mitte 40, erzählte mir einmal, wie er ein treues Gemeindeglied zu Hause besuchte. Der Mann, dem der Besuch galt, war inzwischen hochbetagt. Sein ganzes Leben hatte er engagiert seinen ehrenamtlichen Dienst in der Kirchgemeinde verrichtet; er war beliebt und bekannt für seinen Glauben.
Als dieser Mann und der Pfarrer so im Gespräch waren, wurde der Mann plötzlich still und nachdenklich. Es war zu spüren, dass ihm etwas schwer auf dem Herzen lag. Schließlich traute er sich, es auszusprechen; er brach sein Schweigen und fragte: „Herr Pfarrer, wird’s reichen?“ — Wird es reichen, wenn ich bald von dieser Welt gehen muss, dass Gott mich einlässt, dass ich bei Ihm in Seinem ewigen Reich leben darf? Wird das, was ich hier auf der Erde geleistet habe, wie ich gelebt und geglaubt habe — wird das vor Gott reichen?
Vielleicht ging euch diese Frage auch schon mal durch’s Herz: Wird’s reichen? Wird Gott mich einlassen in den Himmel, wenn meine Zeit hier abgelaufen ist?
Ehrlich gesagt finde ich, dass diese Frage heutzutage viel zu selten gestellt wird; so scheint es mir zumindest. Über das, was nach dem Tod kommt, wird in unserer Gesellschaft inzwischen höchst selten geredet. Und über ein Gericht schon gar nicht; wenn dann geht es nur um den lieben Gott, der sowieso alle annimmt und in sein Reich einlässt; ein Gott der keiner Fliege etwas zu leide tun kann.
Doch die Bibel spricht ganz klar von einem Gericht. Gott wird alle Menschen richten, Er wird Gerechtigkeit wiederherstellen.
Ehrlich gesagt, bin ich dafür sehr dankbar. So werden endlich auch die Gerechtigkeit bekommen, die im Leben keine Gerechtigkeit erfahren hatten. All die Opfer von Gewalt, sei es körperliche oder psychische Gewalt, deren Täter nie zur Rechenschaft gezogen wurden, erfahren dann Gerechtigkeit. Keine Schuld wird ungesühnt bleiben.
Doch natürlich drängt sich dann die Frage auf: Wie wird es uns in Gottes Gericht ergehen. Wir mögen zwar keine Mörder oder Schwerverbrecher sein, aber auch wir haben ja unsere Fehler, haben Dinge, in denen wir schuldig geworden sind.
Deswegen diese ganz existentielle Frage: Wird’s reichen? Wird es für mich reichen, in Gottes Ewigkeit zu kommen? — Erst wenn ich mir der Ewigkeit gewiss bin, kann ich hier auf der Erde in Frieden leben. So ist es gut, sich dieser Frage zu stellen: Reicht mein Leben, um in den Himmel zu kommen?
Die Antwort, die die Bibel uns gibt, ist ganz klar: Nein! Mein Leben reicht nicht, um in den Himmel zu kommen. Wir haben Gott nichts zu geben, was Er nicht ursprünglich uns gegeben hätte. Und dazumal sind wir fehlerhaft. Wir lügen, wir betrügen, wir verletzen einander, wir lassen Gott links liegen. Paulus schreibt es in seinem Brief an die Gemeinde in Rom ganz klar: Der Lohn für die Sünde ist der Tod. (Röm 6,23)
So müssen wir feststellen: Mit dem, was wir zu bieten haben, haben wir keine Chance auf den Himmel. Wir können uns noch so sehr anstrengen, niemals wären wir gut genug, um vor Gott zu bestehen.
Das weiß auch Gott. Aber Er will das nicht hinnehmen und wählt die eine Möglichkeit, die es gibt, um uns aus unserer Verlorenheit zu befreien: Er wird selbst Mensch, kommt auf die Erde, um das einzige Leben zu leben, das es tatsächlich verdient gehabt hätte, in Gottes Ewigkeit zu kommen.
Doch Er behält dieses Anrecht nicht für sich, sondern er tauscht es ein gegen unsere Verlorenheit. Er tauscht Seine Gerechtigkeit gegen unsere Sünde. Er trägt unsere Schuld ans Kreuz. „Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn aufgehoben und an das Kreuz geheftet“, schreibt Paulus. (Kol 2,14)
Was bedeutet das für uns? Es bedeutet, dass den Forderungen der Gerechtigkeit an uns Genüge getan sind.
Jesus sagt selbst: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.“ (Joh 5,24) — Wer an Jesus glaubt, muss gar nicht mehr ins Gericht, sondern ist längst freigesprochen worden; nicht weil wir unschuldig wären, sondern weil unsere Schuld längst gesühnt ist.
So kann Johannes in seinem Brief schreiben: „Gott hat uns ewiges Leben gegeben, und dieses Leben ist in seinem Sohn.“ (1Joh 5,11) Jesus Christus hat das Leben, ja, Er ist das Leben. Das, was Er getan hat, eröffnet uns den Weg zu Gott, den wir uns verbaut hatten. Gott selbst gibt uns durch Jesus ewiges Leben; man könnte auch übersetzen: Gott schenkt uns das ewige Leben, womit wir noch einmal bei Weihnachten wären.
Es ist ein Geschenk, das Gott uns macht. Wir müssen dafür nichts leisten, wir müssen Ihm nichts beweisen, nicht mal tolle Christen müssen wir sein. Jedem Menschen gilt dieses Geschenk.
Und es steht jedem Menschen frei, wie er mit diesem Geschenk umgeht. Man kann es annehmen, sich darüber freuen, dankbar sein. Man kann auch nur äußerlich „Ja“ dazu sagen, aber innerlich schon überlegen, wo man es am besten wieder abgibt; so wie die Pralinen, die keiner mag und die Jahr für Jahr weitergeschenkt werden… Oder man kann ein Geschenk ablehnen und ausschlagen. Es ist jedem seine Entscheidung: Nehmen wir Gottes Geschenk an? Nehmen wir Jesus Christus für uns an? Glauben wir dem, was Er gesagt und getan hat? Geben wir Ihm unser Leben, damit Er uns Sein Leben gibt?
Johannes bringt es auf den Punkt: „Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht.“ (1Joh 5,12) In diesem Punkt gibt es nur ganz oder gar nicht, schwarz oder weiß, keinerlei Grautöne dazwischen. Wir sind eingeladen, auf Jesus zu vertrauen.
Und Johannes setzt noch einen drauf: „Dies habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt, die ihr an den Namen des Sohnes Gottes glaubt.“ (1Joh 5,13)
Er sagt: Es ist nun nicht mehr nur ein Glauben und Hoffen auf das ewige Leben, sondern wir sollen es wissen, wir brauchen daran nicht zu zweifeln, sondern der festen Gewissheit sein, dass wir ewiges Leben haben! Wer an Gott glaubt, wer an Jesus Christus glaubt, der hat das ewige Leben; der muss nicht mehr im Gericht vor Gott treten, sondern der ist bereits gerecht gesprochen; der braucht vor dem Tod keine Angst mehr zu haben, denn Gottes ewiges Reich wartet auf ihn.
Und gleichzeitig ist es auch ein Angebot, denn wenn jemand „den Sohn nicht hat“, wenn jemand nicht an Jesus glaubt, dann ist das keine unveränderliche Tatsache. Jeder kann zu Gott kommen und Ihm sein Leben geben, damit Gott ihm dafür ein neues Leben gibt. Gott bietet es jedem an. Jeder kann dieses Geschenk annehmen, jeder kann an Jesus Christus glauben, kann Ihn „haben“. Denn: „Wer den Sohn hat, hat das Leben!“ (1Joh 5,12a)
Wenn du dir also die Frage stellst: „Reicht es? Werde ich in Gottes Reich kommen?“ Oder wenn dich diese Frage umtreibt, dann sollst du wissen: Wenn du an Jesus Christus glaubst, hast du das ewige Leben. Du musst nicht mehr ins Gericht, sondern du bist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen.
Amen.
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