Abrams neue Gottes-Offenbarungen oder das Geheimnis fortschreitender Erleuchtung und Erkenntnis
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1. Die Erlangung der Glaubensgerechtigkeit. Gen 15, 1–6
Die göttliche Offenbarung erschöpft sich nicht in ihrem Reden und gibt sich nicht aus in ihrem Licht zur Erleuchtung und zum Heil des Menschen. Ihre Quelle ist unerschöpflich wie Gott selbst. Daher ist auch ihr Reden unendlich für jedes Ohr, das ihre Sprache zu vernehmen vermag. Sie will durch ihr Licht dem Menschen die unendliche Heilsfülle Gottes enthüllen, damit der Glaube aus derselben nehmen lerne Gnade um Gnade. Denn auch jeder innere Fortschritt eines begonnenen Glaubenslebens ist aufs engste gebunden an eine vermehrte Gottes-Offenbarung. Er sieht sich geweckt und bestimmt durch das Licht derselben.
[87] Wächst er darüber hinaus, so wird er zu einer jener Illusionen, die noch immer mit einer Enttäuschung endeten.
Auch einem Abram hatte die Offenbarung bereits manches enthüllen können, was ihn zu entscheidungsvollen Glaubensschritten geführt hatte. Aber alles war erst der Anfang, das weit Größere und Reichere stand noch vor ihm. Der Genesisbericht leitet daher das neue Gotterleben Abrams mit den Worten ein: „Nach dem bisher Erzählten ward das Wort Jahves dem Abram in der Fernschau: Fürchte dich nicht, Abram, Ich bleibe dir Schild, dein Lohn ist ungemessen.“
Die Wurzel חזה aus der das Wort במוחזה Fernschau gebildet ist, bezeichnet „das Sehen in die Ferne, oder das Sehen des dem gewöhnlichen sinnlichen Auge nicht Sichtbaren“. Die vorliegende Offenbarung sollte Abram nicht nur zur Glaubensgerechtigkeit führen, sondern auch Gott die Möglichkeit schenken, ihm die geschichtliche Zukunft seines Samens zu enthüllen.
Es ist verständlich, dass Abram nach dem Sieg über Kedorlaomer und dessen Verbündeten in eine innere Stimmung verfiel, die ihn niederdrückte. Offenbar sagte er sich, dass die überraschten und geschlagenen Ostkönige sich nicht mit der erlittenen Niederlage zufrieden geben, sondern versuchen würden, durch eine neue Sammlung ihrer Kräfte ihre Ehre und ihre Beute zu retten. Wie oft wagte der Glaube im entscheidenden Augenblick Schritte zu tun, die [88] ihn später angesichts der Ergebnisse erschütterten, da er nicht wusste, wozu dieselben noch führen könnten. Aber wo der lebendige Glaube zagte, da griff Gott ein, wo er stehen blieb bei der Macht und Größe des Menschen und der Verhältnisse, da lenkte Gott ihn auf sich selbst und sein göttliches Können.
„Ich bin dir Schild!“ - mit diesen Worten brachte die göttliche Offenbarung den zagenden Glauben Abrams wieder in Gott selbst zur Ruhe. Sie gab seiner zitternden Seele das innere Gleichgewicht wieder, das sie angesichts der bestehenden Situation verloren hatte.
Abrams Glaubensschritt mit der folgenschweren Glaubenstat zur Rettung Lots und der Könige von Sodom und Gomorra war aus reinem Herzen geflossen. Nicht Heldenmut, nicht Machtgier, nicht Siegesbeute hatten seinen Entschluss und sein Handeln bestimmt. Er hatte sich daher sein tapferes Eingreifen in die Not der Könige Sodoms und Gomorras auch nicht lohnen lassen, sondern alles zurückgewiesen mit den Worten:
„Auch nicht einen Schuhriemen!“ Nun erschloss der Herr ihm seinen Lohn und sprach: „Dein Lohn ist ungemessen“.
Darum sollte Abram seine Garantien für alle Zukunft nicht in günstigen Situationen und nicht im Wohlwollen seiner Umwelt sehen, sondern allein in dem, der ihn zur Gemeinschaft mit sich selbst berufen hatte. Nicht der Mensch in seinem jeweiligen Verhalten, sondern Gott in seiner fortschreitenden Offenbarung soll der Quell sein, aus dem Abram Deckung und Segen für immer werden sollen.
„Da sprach Abram: Adonaj, was könntest du mir geben, da ich doch als ein Kinderloser dahingehe und der Erbe meines Hauses wird Elieser von Damaskus sein.“ Die dem Abram soeben gewordene Gottes-Offenbarung: „Ich bin dir Schild, dein Lohn ist unbemessen“ stand für ihn im Widerspruch mit einer ganz bestimmten Führung in seinem Leben. Er war kinderlos. Knechte und Mägde, Esel und Kamele, Zelte und Herden besaß er genug. Erbe all der empfangenen Segnungen könne nur sein ältester Knecht, Elieser von Damaskus, sein. Was könnte Gott ihm darüber hinaus noch geben?
Gott selbst weckt durch seine Offenbarung im Menschen jene Freimütigkeit des Glaubens, in der er eines Tages ihm auch das offen zu sagen wagt, was er bisher wie eine Last und als eine für ihn völlig unlösbare Frage auf seiner Seele trug. Es ist, als ob Gott nur auf diesen Moment warte, wo der Mensch mit seiner ganzen inneren Not bewusst vor Ihn trete, um ihm alsdann mit seinem göttlichen Lichte antworten zu können. Und je offener und bestimmter der Mensch seine Not Gott nannte, desto bestimmter und unzweideutiger war auch vielfach Gottes Antwort. „Siehe, da ward das Wort Jahves an ihn: Der wird dich nicht beerben, sondern der aus deinen Eingeweiden stammen wird, der wird dich beerben.
Er führte ihn hinaus und sprach: Schaue doch gen Himmel und zähle die Sterne, falls du sie zählen kannst! Und er sprach weiter zu ihm: So wird dein Same!“
Solch eine Lösung der Frage nach einem Erben und Träger seiner Segnungen für die Zukunft hatte Abram nicht erwartet. Gottes Offenbarung eröffnete ihm Möglichkeiten, mit denen er nie gerechnet hatte. Da sein Weib unfruchtbar war, so schien ihm die Möglichkeit für immer genommen zu sein, in seinem eigenen Samen seinen Erben zu sehen. Gibt es doch auf dem Boden des organischen Lebens nur das Gesetz der Mittelbarkeit, um neues Leben verwandter Art zu erzeugen. Dieser Weg der Mittelbarkeit durch Zeugung und Empfängnis, ein ihm Seelen- und geistesverwandtes Leben hervorzubringen, war ihm aber durch Sarais Unfruchtbarkeit genommen.
Da kommt die Offenbarung Abram zu Hilfe und will ihm zeigen, dass es für Gott auch noch andre Gesetze des Entstehens und des Werdens gibt. Ist hier auf Erden alles organische Leben in seinem Werden gebunden an das ewige Gesetz der Mittelbarkeit, so herrscht droben in den Himmeln das Gesetz der Unmittelbarkeit. Daher heißt der Herr Abram hinausgehen und seinen Blick von der Erde auf die Sterne am Himmel richten. „Zähle die Sterne, falls du sie zählen kannst!“
Stern ist nicht aus Stern geboren, sondern jeder einzelne ist eine originelle, unmittelbare Gottesschöpfung, ein Macht- und Wunderwerk des Allmächtigen. „So“soll dein Same werden.
Dieses kleine Partikel „so“ (כה), die den Satz: „So wird dein Same!“ einleitet, ist nicht sowohl eine numerische Partikel zur Bezeichnung der quantitativen Größe als vielmehr eine Partikel der Art und Weise.
Die Verheißung, dass auch der Umfang des Samens Abrams unberechenbar, zahlreichsein werde, erfolgte erst später. Hier sollte Abram aber durch den Anblick der himmlischen Welten, - diese unmittelbaren Existenzen, die als Himmel das Werk Seiner Hände rühmen - veranlasst werden, in seinen Erwartungen auf einen Erben alle „natürlichen und menschlichen Berechnungen“ aufzugeben. Sein Blick sollte auf den gelenkt werden, der auch über die Gesetze der Unmittelbarkeit herrscht und sie in den Dienst seiner Liebe und Verheißung zu stellen vermag.
Auch der Same nach der Verheißung wird nicht einfach das natürliche Ergebnis der Empfängnis Sarais sein, sondern das unmittelbare Wunder der schöpferischen Kraft Gottes: Leben aus den Toten!
Das war je und je Gottes Art, dass Er den Glauben heraushob aus jenem Kreis, wo alles individuelle und geschichtliche Werden und Wachsen sich allein durch „die kausalen Gesetze“ der physischen und geistigen Welt gebunden sah. Er versetzte ihn in jene Welt Gottes, wo allen natürlichen Voraussetzungen zum Wunder und allen erfahrungsmäßigen Berechnungen zum Trotz ein Neues unmittelbar aus Gottes Willen geschah. Ist denn nicht letzthin die ganze Geschichte des israelitisch-jüdischen Volkes bis in die jüngste Zeit hinein mitten im Werden und Untergehen der Völkerwelt solch ein Wunder der Geschichte geblieben? Welcher Historiker, welcher Staatsmann, welcher Ethnograph, welcher Exeget hat dieses Volk verstanden in seiner ewigen Existenz, wo doch andere Völker in ihren Katastrophen zugrunde gingen, in seinem unverwüstlichen Segen, wo andre doch unter denselben Verhältnissen zu Sklaven und Bettlern wurden, in seinen völkischen und seelischen Leiden, wo andre doch unter denselben Leiden für immer zusammenbrachen, in seiner stets sich wiederholenden Auferstehung, wo andre doch endgültig durch die weltgeschichtlichen Ereignisse begraben wurden?
Ja, wie der erste Same Abrams ist dieses Volk in seiner einzigartigen Geschichte im Verlauf der Jahrtausende ein Wunder Gottes geblieben - allem Fanatismus der Völker, aller Verneinung des Unglaubens, aller Berechnung der geschichtlichen Entwicklung zum Trotz. Sprach auch die ganze Welt nein, Gott sprach ja im Blick auf dieses Volk und machte gelegentlich selbst dessen tiefste Galuthzeiten zu einem Feuer-Ofen Nebukadnezars, der Daniels Freunde zwar gebunden aufnahm, aber unversehrt und ungebunden herausgeben musste.
Diese Offenbarung schuf in der Seele Abrams ein Vertrauen zu Gott, wie er es bisher nicht besaß. Nicht als ob Abram bis dahin dem Herrn nicht vertraut hätte. Aber in der Erwartung eines Erben wäre er nie darauf gekommen, denselben als ein unmittelbares Wunder Gottes zu erwarten. Er hatte da auf die physischen Kräfte seines Lebens und des Lebens seiner Sarai gehofft. Da die versagten, gab es für ihn auf diesem Gebiet kein Hoffen mehr. Nun eröffnete Gott aber durch seine Offenbarung dem Abram für das Werden eines Erben ganz neue Möglichkeiten. Da glaubte Abram der ihm gegebenen Gottesverheißung, denn es heißt: „Er aber hatte seine ganze Zuversicht auf Jahve gesetzt und das rechnete Er ihm als Gerechtigkeit.“
וְהֶאֱמִ֖ן. Offenbar steht אמן im Perfekt und nicht im Impf. consec., weil Abram an sich nicht nur sondern überhaupt auf jede empfangene Gottesoffenbarung mit entsprechendem Vertrauen geantwortet hatte. Nach S. R. Hirsch heißt אמן nicht bloß Festsein, sondern Festmachen, dem unentschiedenen stofflichen Sein eines andern die feste Form und die entschiedene Gestaltung und Richtung erteilen. וְהֶאֱמִ֖ן בַּֽיהוָ֑ה heißt also: Gestaltung, Bildung, Erziehung, Leitung seines ganzen Seins und Strebens in Gott setzen, sich ganz Gott überlassen, sich Gott als bildungsgefügigen Stoff hingeben, kurz: sich und alles Seine Gott anheimstellen. Mit אמן einem ausgesprochenen Satze begegnen, heißt nicht nur ihn für wahr erklären, sondern sich der Wahrheit des Satzes hingeben, den Ausspruch einer Wahrheit zu dem Seinen machen und geloben, sich von ihr leiten zu lassen.“
Der Inhalt dieses Verses diente dem Apostel Paulus Jahrtausende später als Beleg aus der alttestamentlichen Heilsgeschichte für jenes Rechtfertigungs-Evangelium, dass nämlich die Gottesgerechtigkeit dem Menschen nicht auf Grund seiner gesetzlichen Werke zu gesprochen wird, sondern allein auf Grund des Glaubens.
Alle Gesetzeswerke fließen aus dem Vermögen der menschlichen Kraft und aus dem Geiste einer gesetzlichen Frömmigkeit.
Der Weg zur Gottesgerechtigkeit führt allein durch Erlösung, d. h. durch den Glauben an Christus Jesus, der von Gott „um unseres Falles willen dahingegeben und um unsrer Gerechtigkeit willen auf erweckt worden ist“.
Röm. 9,25
Vor Gott ist aber jeder Mensch infolge des Falles tot in Sünden und Übertretungen. Was daher von dem Menschen kommt, auch die höchste moralische Leistung, bleibt dem Geiste und dem Wesen Gottes fremd, weil es aus dem Geiste und dem Wesen des von Gott gelösten Menschen floss. Daher gibt es für Paulus keine Rechtfertigung auf Grund menschlicher Werkgerechtigkeit.
Als Menschen, die verzweifelt sind an aller naturhaften Frömmigkeit und aller rein menschlichen Religion, verstehen wir den Apostel der Neuschöpfung in seinem Evangelium von der Rechtfertigung durch den Glauben.
Gott kann niemals rechtfertigen, was dem innersten Wesen und der tiefsten Geistesrichtung nach wider Gott ist. Auch in Abram erklärte Gott nicht etwas für Gerechtigkeit, was Er in Abram vorfand, sondern allein jenes Vertrauen, das Er durch seine Offenbarung in ihm wecken konnte. Es war nicht ein Glaube, wie er jedem natürlichen Menschen innewohnt, den Gott als Gerechtigkeit erklärte, sondern allein den von seiner Offenbarung geschaffenen.
Nur dieser ist von der Art, dass er sich solidarisch, eins machen lässt mit der Offenbarung und daher Gott zur Basis seines weiteren Wirkens dienen kann.
Mit Barth, Gogarten u. a. sind wir daher der Überzeugung, dass es seit dem Fall niemals mehr einen Weg vom Menschen zu Gott gegeben hat. Nachdem der Mensch sich durch die Inspiration des Schlangenevangeliums in den Ursprung und in das Wesen dieser Tierbotschaft hinabziehen ließ, ging ihm jede göttliche Kraft für Göttliches verloren. Sein Suchen und Schaffen blieb rein menschlich und brachte ihm trotz aller Sehnsucht nicht das Verlorene zu rück und erlöste ihn nicht für ein Göttlich-Neues.
Zwar schuf sich der Mensch je und je eine Religion, welche zwischen Gott und Mensch vermitteln, über die unüberbrückbare Kluft hinüberleiten sollte, die beide voneinander trennt. Aber jede Religion erwies sich nur als der große Versuch, dem Menschen das zu geben, was allein Gott gehört, den Menschen auch in seiner Erlösung zum Subjekt zu machen und Gott nur Objekt sein zu lassen. Daher kam nie eine Religion über eine Selbstgerechtigkeit und letzthin Selbsterlösung hinaus. Bei jeder Selbsterlösung bleibt aber alles, „wenn auch nicht, wie es war, so doch dasselbe, was es war“ (Gogarten).
Vermitteln zwischen Gott und Mensch kann nur die Offenbarung.
Gott muss in seinem Wort Fleisch werden, um durch die schöpferischen Kräfte seines Geistes im Menschen ein Neues schaffen, Leben aus den Toten rufen zu können. Das hat Gott je und je im Verlauf der ganzen Heilsgeschichte getan. Was daher in der Menschheit als Wahrheit, als Gemeinschaft mit Gott, als Dienst im Reich Gottes, oder an ewigem Leben sichtbar wurde, war daher niemals des Menschen Weg zu Gott, sondern Gottes Weg zum Menschen, nicht die Frucht menschlicher Religion, sondern das Wunder der göttlichen Erlösung.
Ihr Vollmaß und ihre Vollendung fand diese Offenbarung erst in der Person Jesu Christi. Was das Gesetz auch bezeugt, was die Propheten auch gekündet hatten, erst im Sohn wurde das Gottes-Evangelium von der Sohnschaft Fleisch und wohnte unter uns, damit wir, die wir unter der Knechtschaft des Gesetzes und unsrer Religionen lebten, die Sohnschaft empfingen. Daher kennt das Rechtfertigungs-Evangelium des Apostels Paulus auch keine Erlösung gelöst von der Person Jesu Christi. Ihm sind die Gnade, die Weisheit, die Gerechtigkeit, die Heiligungund die Erlösung nicht eine sachlich-sinnliche Gabe, die Gott gelöst von dem neuschaffenden Wirken des Gekreuzigten und Auferstandenen dem Menschen schenke, sondern aufs unzertrennlichste mit dem GeisteswirkenChristi im Menschen verbunden. Gottes große Gabe der Barmherzigkeit zu unsrer Erlösung besteht nicht in einem Segen, sondern in der Person seines Sohnes, den er für alle dahingab, damit nun alle, die an Ihn glauben, nicht verlorengehen, sondern ewiges Leben haben. Denn Er allein kann möglich machen, was keiner menschlichen Frömmigkeit möglich war. Er kann eine Gottesgerechtigkeit wirken auch in den Widergesetzlichen. Daher wendet sich der Gottesruf auch ohne Unterschied an Gerechte und Gottlose. Als Gottes Ruf an Abram erging, war er auch „noch nicht fromm, noch nicht Patriarch, noch nicht Theokrat“ (Barth). Christus will daher in seiner ganzen Persönlichkeit jedem Menschen zu jener Gottesoffenbarung werden, die ihm Gottes Gerechtigkeit zu seinem Heil und seiner Erlösung enthüllen und in ihm schaffen will.
Denn man kann
- keine Gottesgerechtigkeit haben ohne Gott,
- keine Erlösung gewinnen ohne den Erlöser,
- keine Sohnesstellung einnehmen ohne den Geist der Sohnschaft.
So bestimmt der Mensch die letzte Entscheidung für oder wider die ihm in Christo angebotene Erlösung auch immer wieder selbst zu treffen hat, die Erlösung als solche bleibt von ihren ersten Anfängen bis zu ihrer Vollendung Gottes ureigenste Schöpfertat. Sie kann in ihren einzelnen und tiefsten Phasen zwar vom Menschen erlebt, aber niemals erwirkt werden. Erlösung kann daher auch nur da beginnen, wo „des Menschen Handeln aufhört und Gottes Tun beginnt“ (Gogarten). Glauben an Christus ist mithin nichts Geringeres als ein Sich-solidarisch-erklären mit dem Kreuz und der Auferstehung Christi. Der Glaube an Christus bejaht das Kreuz in seinem Gericht über alle menschliche Gerechtigkeit, Selbsterlösung und Frömmigkeit und erschließt sich dem von Gott durch die Auferstehung gerechtfertigten Leben des Auferstandenen.
An Christus als dem Gekreuzigten und Auferstandenen kommt daher jeder Mensch, ob religiös oder gesetzlos, zur Entscheidung. Wer im Glauben des Sohnes Gottes gerichtet sein lässt, was Gott für immer durch das Kreuz verurteilt hat und sein Leben in dem findet, den Gott durch die Auferstehung für immer rechtfertigte, der ist vom Tode zum Leben durchgedrungen und wagt mit Paulus zu bezeugen: „Nicht aber lebe ich, sondern Christus lebt in mir.“