Die Besonderheiten des Knechtes Gottes
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Die Besonderheiten des Knechtes Gottes
Die Besonderheiten des Knechtes Gottes
Es werden in wenigen Tagen 70 Jahre. So lange ist sie schon Regentin des britischen Königreiches und des Commonwealth, die Königin Elisabeth, die zweite. Nun ihre Regentschaft ist ja mittlerweile mehr oder weniger ein repräsentatives Amt, dennoch hört man auf ihre Stimme. Ihre Ansprachen sind gewichtig im Land. Sie hat den Thron länger inne als jeder britische Monarch vor ihr, und sie ist das derzeit am längsten amtierende Staatsoberhaupt der Welt. Vielleicht sogar eines der überhaupt am längsten regierenden Staatsoberhäupter in der Geschichte unserer Erde. Auf jeden Fall war schon damals vor fast 70 Jahren ihre Krönung wegweisend. Man kann sie noch heute bei YouTube sehen. Denn sie war eines der ersten Großereignisse, die im Fernsehen übertragen wurden. In England hat das bewirkt, dass im Vorfeld der Kauf der Fernsehgeräte von einigen Hunderttausend gleich auf vier Millionen Geräte stieg, und das in der Nachkriegszeit, wo man die Dinge sicher sonst für etwas anderes ausgegeben hätte.
Nun die Krönung damals war dann auch wirklich ein für die damalige Zeit mediales Großereignis.
Sicher danach sind noch andere Oberhäupter in unserer Welt gekrönt worden und vielleicht sogar mit noch größerem medialen Spektakel, aber England und sein Königreich sind eben etwas Besonderes, sind das Nonplusultra, auch heute noch.
Warum erzähle ich euch davon, weil es uns heute um eine Krönung geht. Es ist aber eine Krönung ganz anderer Art. Es ist eine Krönung, die Gott vollzieht. Wir sprechen von der Krönung des Gottesknechtes. Von ihm spricht das Alte Testament in verschiedenen Gottesknechtsliedern, besonders beim Propheten Jesaja. Und wir Christen beziehen ja diese Gottesknechtslieder auf Jesus Christus, der unser Herr und Heiland ist.
Hören wir heute einmal das erste dieser Gottesknechtslieder aus Jesaja 42,1-9:
Erstes Gottesknechtslied: Gott stellt seinen Knecht vor
1 Seht, das ist mein Knecht, zu dem ich stehe. Ihn habe ich erwählt, und ihm gilt meine Zuneigung. Ich habe ihm meinen Geist gegeben. Er sorgt bei den Völkern für Recht.
2 Er schreit nicht und ruft nicht laut. Seine Stimme schallt nicht durch die Straßen.
3 Ein geknicktes Schilfrohr zerbricht er nicht. Einen glimmenden Docht löscht er nicht aus. Er bleibt seinem Auftrag treu und sorgt für Recht.
4 Er wird nicht müde und bricht nicht zusammen, bis er auf der Erde das Recht durchgesetzt hat. Sogar die fernen Inseln warten auf seine Weisung.
Gott befreit durch seinen Knecht
5 Gott, der Herr, ist es, der den Himmel geschaffen hat und ihn ausspannt wie ein Zelt. Er breitet die Erde aus und lässt Pflanzen auf ihr wachsen. Er gibt den Menschen auf der Erde Atem und Lebensgeist denen, die auf ihr wohnen.
6 Er spricht: Ich, der Herr, bin dir treu. Ich habe dich gerufen, ich nehme dich bei der Hand und beschütze dich. Durch dich zeige ich meine Verbundenheit mit den Menschen. Ich mache dich zum Licht für die Völker.
7 Du wirst Blinden die Augen öffnen und Gefangene aus dem Kerker holen. Die im Dunkeln sitzen, befreist du aus der Haft.
8 Ich bin der Herr, das ist mein Name. Meine Ehre lasse ich mir von niemandem nehmen. Das Lob, das mir zusteht, überlasse ich nicht den Götzenbildern.
9 Was ich früher vorhergesagt habe, ist eingetroffen. Jetzt kündige ich Neues an. Noch ehe es zum Vorschein kommt, lasse ich es euch wissen.
Die Königin Elisabeth II. wurde damals 1952 gekrönt, um dann Großbritannien und den Commonwealth zu repräsentieren. Sie scheint es in den vergangenen 70 Jahren, trotz mancher Skandale, die es auch in ihrer Familie gab, recht gut gemacht zu haben. Denn sie und das Königtum sind bei den Engländern immer noch recht beliebt. Es gibt nur wenige, die für die Abschaffung demonstrieren.
Ganz anders ist die Aufgabe des Gottesknechtes, den Gott hier ausgewählt hat. Nun die Theologen sind sich an der Stelle nicht ganz einig, wer mit dem Gottesknecht hier beim Propheten Jesaja gemeint ist, ob es eine besondere Person ist, ob es Israel selber ist oder sogar der damals herrschende Perserkönig Kyrus oder der Prophet selbst oder jemand anders. Für uns Christen heute ist das sicher wichtig, darüber nachzudenken, aber es ist nicht von entscheidender Bedeutung. Denn seit Jesus sehen wir ihn als diesen Gottesknecht, von dem der Prophet Jesaja hier spricht. Das bestätigt Jesus auch selbst, wenn von ihm im Matthäusevangelium gesprochen wird:
18 »Sieh doch: Hier ist mein Sohn. Ihn habe ich erwählt. Ihn habe ich lieb. An ihm habe ich Freude. Meinen Geist werde ich ihm geben, und er wird den Heiden meine Rechtsordnung verkünden. 19 Er streitet nicht und schreit nicht herum. Er hält keine lauten Reden auf den Straßen. 20 Das geknickte Schilfrohr wird er nicht abbrechen und den glimmenden Docht nicht auslöschen. So handelt er, bis er meiner Rechtsordnung zum Sieg verholfen hat. 21 Die Heiden werden ihre Hoffnung auf ihn setzen.«
Er bezieht diese Worte auf sich selbst.
Was ist aber nun das Besondere an diesem Gottesknecht, von dem hier der Prophet Jesaja spricht? Vier Besonderheiten habe ich gefunden.
Das Erste ist, dieser Gottesknecht wird von Gott berufen. Gott setzt ihn ein. Es ist die Inthronisation durch Gott. Er stellt ihn uns als seinen “Ebed”, als seinen Diener, Berater und Mittler vor. Damit wird er von Gott in sein Amt eingesetzt. Er ist der Mittler von Recht und Heil für die Völker.
Das ist so ungefähr wie unsere neue Regierung beim Bundespräsidenten auftauchen musste, um von ihm in ihr Amt eingesetzt zu werden. Es war bedingt durch Corona dieses Mal nicht ganz so feierlich. Ja sogar richtig schlicht. Der Landwirtschaftsminister kam sogar mit dem Fahrrad angeradelt.
Heute haben wir als Evangeliumstext die Taufe von Jesus gehört. Das war sozusagen die Einsetzung Jesu in seine Aufgabe in sein Amt als Messias. Es war seine Inthronisation, die Inthronisation Jesus als Messias. Vielleicht haben wir noch den letzten Vers im Ohr: Matthäus 3,17
17 Und sieh doch: Dazu erklang eine Stimme aus dem Himmel: »Das ist mein Sohn, ihn habe ich lieb, an ihm habe ich Freude.«
Damit wurde Jesus als der Gottesknecht, der von Gott berufene Mittler von Recht und Heil für die Völker eingesetzt. Also nicht nur für Israel allein, sondern hier gilt von Anfang an der universale Blick - für alle Völker. Diese universelle Sendung Jesu, die sich vom Auftrag des Gottesknechtes ableitet, macht er dann auch an der universellen Sendung seiner Jünger und uns heute durch den Tauf- und Missionsbefehl deutlich:
19 Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes 20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
Das zweite, was beim Gottesknecht besonders ist, und da hat er sogar etwas mit der britischen Königin gemeinsam, aber dennoch geht es bei ihm darüber hinaus, seinen Auftrag wird er ohne Gewalt ausführen. Also obwohl er seiner göttlichen Berufung gewiss ist, und obwohl er die beste Botschaft der Welt hat und den göttlichen Schalom, das göttliche Heil und Wohlergehen, für alle Völker dieser Welt bringt, ist sein Auftreten still, leise, sanftmütig und demütig.
Wir haben die Worte von Weihnachten her aus dem Buch des Propheten Sacharja noch im Ohr.
9 Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.
Es ist kein machtvolles Daherschreiten, kein lautes Ausposaunen und auch kein Kriegs- und Kampfesgeschrei. Erst recht kein Einsatz von Waffen und Gewalt. Aber die Niedrigkeit des Knechtes darf nicht mit Schwäche und Machtlosigkeit verwechselt werden. Es ist die Macht der Ohnmacht.
Und da sind wir wieder bei Jesus und seinem Handeln. Denken wir nur an die neun Seligpreisungen aus der Bergpredigt, mit denen er uns ermutigt, als seine Nachfolger so nach seinem Vorbild zu handeln und zu leben.
Als seine Kirche und als christliche Gemeinde müssen wir uns fragen, wo haben wir falsch gehandelt und müssen dann um Vergebung bitten.
Die dritte Besonderheit des Gottesknechtes: Das Handeln und Wirken des Gottesknechtes ist öffentlich, aber es ist nicht öffentlich wirksam, kein zur Schaustellen. Es ist nicht medienwirksam. Es muss nicht auf der Titelseite der Bildzeitung stehen.
So war es auch bei Jesus. Auch Jesus hat seine Wunder immer öffentlich getan, aber er hat sich dagegen verwahrt, in der Welt nur als Wunderheiler verrufen zu werden. Oft hat er die Menschen vermahnt, die Wunder nicht weiter zu erzählen, was aber nichts half.
Die vierte Besonderheit: Der Gottesknecht wendet sich denen zu, die seine Hilfe und seinen Beistand brauchen.
Das war auch die Sendung von Jesus: Markus 2,17
17 Jesus hörte das und gab ihnen zur Antwort: »Nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, um die Gerechten zur Umkehr zu rufen, sondern die Menschen, die voller Schuld sind.«
Es geht also auch um die Zuwendung an den Einzelnen, der den Beistand und die Hilfe braucht, (Jes. 42.3a) gerade in der Zeit der Not und des nicht mehr weiter Wissens.
3 Ein geknicktes Schilfrohr zerbricht er nicht. Einen glimmenden Docht löscht er nicht aus.
So universell das Handeln des Gottesknechtes ist, so persönlich will er sich auch dem Einzelnen in seiner Not zuwenden. Das ist sowieso das Handeln Gottes - einerseits der Gott, der über allem steht und dann sogleich der Gott, der sich dem Einzelnen zuwendet.
Die Bilder vom geknickten Schilfrohr und vom glimmenden Docht beschreiben die hoffnungslose Lage der damals im Exil lebenden Israeliten. Fast 70 Jahre lebten sie im Exil - Hoffnungslosigkeit macht sich unter den Menschen breit.
Sie sind sogleich auch Bilder für Menschen überhaupt, die in hoffnungslosen Situationen sich befinden, sei es auf der Flucht, oder ganz aktuell in der Erkrankung durch Corona oder andere Notlagen. Gerade da wird der Beistand des Gottesknechtes zugesprochen. Auch uns heute wird gerade dieses Wort besonders zugesprochen. Nehmen Sie es doch als Wort für diese Woche mit nach Hause:
Ein geknicktes Schilfrohr zerbricht er nicht. Einen glimmenden Docht löscht er nicht aus.
oder nach der Lutherübersetzung
3 Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. In Treue trägt er das Recht hinaus.
Wir stehen jetzt am Anfang eines neuen Jahres. Wir wissen nicht, was es bringen wird. Gutes oder Schweres, dennoch können wir gerade jetzt und heute unserem Herrn unser Leben in besonderen Weise anvertrauen und gewiss sein, dass er uns in allen Situationen beistehen will. Er ist in seinem Handeln ganz und gar zuverlässig. Das sagt uns heute der Prophet vom Wirken des Gottesknecht zu.
Darum wird uns Jesus als Heiland und Gottesknecht in allen Situation unseres Lebens beistehen. Vertrauen wir ihm.
Amen.