Glaube - Einbildung oder Tatsach
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· 59 viewsIn einer Zeit der Neujahrsvorsätze soll der Glauben als die tragende Säule christlichen Lebens in dieser Welt hochgehalten werden; ein Glaube, der auf eine feste Zuversicht gegründet ist und nicht mit dem Tod abbricht, sondern gerade im Tod und Auferstehen zur Erfüllung gelangen wird.
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Mit Glauben ins neue Jahr
Mit Glauben ins neue Jahr
1 Einstieg
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Ein frohes neues Jahr! Machen Sie sich eigentlich noch Neujahrsvorsätze oder haben Sie das inzwischen aufgegeben? Die berühmte Anmeldung im Fitness-Club, die bis Mitte Januar hält? Oder sind Sie über das Vorsätze-Machen schon längst hinaus, weil Sie über die Jahre eingesehen haben, dass Sie ein Neujahrsvorsatz eh nur ein paar Wochen lang motiviert? Lohnt es sich dann überhaupt noch, sich etwas vorzunehmen?
Oder mal etwas größer gefragt: Mit welcher Perspektive gehen Sie in ein neues Jahr? Mit einer Perspektive der Hoffnung? Dem Glauben daran, dass sich die Dinge alle verbessern werden und mit hohen Erwartungen? Oder haben Sie vielmehr Jahr ein Jahr aus die Erfahrung gemacht, dass sich die Dinge sowieso nie verändern werden und Ihre Neujahrseuphorie fällt daher etwas nüchterner aus als bei den anderen?
Ich meine, ich könnte das verstehen. Praktisch jeder von Ihnen hier in diesem Raum ist älter als ich. Sie alle haben das schon häufiger erlebt: ein neues Jahr. Ein neuer Anfang. Und die meisten von Ihnen werden auch einen viel breiteren Erfahrungsschatz besitzen als ich. Sie kennen das, wenn man sich Hoffnungen macht und dann zerplatzen sie; wenn man große Erwartungen hat und die erfüllen sich dann nicht. Und ich kann mir gut vorstellen, dass das manchen von Ihnen schon so häufig passiert ist, dass Sie es inzwischen aufgegeben haben, an Neujahr noch an die große Wende in ihrem Leben zu glauben. Sie haben einfach zu oft die Erfahrung gemacht, dass sich eine Hoffnung, auf die Sie Ihre Zukunft gebaut haben, am Ende als leer erweist. Und das kann einen noch viel tiefer runterziehen, als wenn man sich gar keine Hoffnungen macht. Für viele Menschen steckt da ein ganzes Lebensmotto drin: Wer nicht hofft, kann auch nicht enttäuscht werden. Mit der Einstellung leben viele Menschen in diesem Land, da bin ich mir sicher. Wer nichts hofft, kann auch nicht enttäuscht werden.
Nun weiß ich nicht, wie Sie zu einem solchen Satz stehen würden. Ist das eine kluge Lebenseinstellung? Ist es klug, so durchs Leben zu gehen? “Wer nichts erwartet, wird nicht enttäuscht.” Würden Sie das jemandem raten, oder sogar selbst so leben? Oder leben Sie vielmehr nach der gegenteiligen Auffassung? Sie erwarten immer Großes im Leben, machen sich viele Hoffnungen, setzen immer auf eine glorreiche Zukunft. “Irgendwann wird alles besser”, “Nichts Schlimmes bleibt für immer.” Vielleicht finden Sie sich in den folgenden Gedanken wieder: Wenn ich erstmal das und das geschafft habe, wenn erst einmal diese und jene Phase vorbei ist, dann kann’s so richtig losgehen! Ich muss nur mal gesund werden, nen neuen Job kriegen, diesen einen Kredit abbezahlt haben und dann, dann wird alles besser. Ist das die klügere Lebenseinstellung? Sollten wir mit oder ohne Erwartungen an die Zukunft leben? Hoffnung haben und sich was vornehmen oder realistisch bleiben und sich mit der Gegenwart abfinden? Was ist besser?
Wir können ja mal durchspielen, wozu die beiden genannten Lebensstile führen können. Überlegen wir doch einmal, wie das Leben einer Person aussehen könnte, die sich eher keine Hoffnungen für die Zukunft macht. Wie könnte eine Person zu solch einer Lebenseinstellung gekommen sein? Vielleicht hat sie schon als Kind erlebt, wie sich alle ihre Hoffnungen zerschlagen haben. Sie bekam fast nie das zu Weihnachten, was sie sich eigentlich gewünscht hatte, war in der Schule eher so mittelmäßig und arbeitet nun schon seit vielen vielen Jahren in einem Betrieb, in dem sie eigentlich gar nicht arbeiten will. Aber den Job wechseln und neu anfangen? Da kann ja alles mögliche passieren! Und so geht schon wieder ein Jahr rum und die Person sitzt am Küchentisch und denkt über ihr Leben nach. Soll sie mal etwas wagen? Sich Hoffnungen auf ein besseres Leben machen? “Nein”, denkt sich diese Person, “mein momentanes Leben mag zwar nicht berauschend sein, aber immerhin weiß ich, woran ich bin.” … Eine ziemlich pessimistische Lebenseinstellung.
Wie könnte demgegenüber das Leben einer Person aussehen, die sich viel vornimmt und Großes auf ihre Zukunft setzt? Womöglich kommt eine solche Person aus einer Familie, in der die Eltern sich wünschen, dass ihr Kind all das erreicht, was ihnen versagt war. Ständig bekommt diese Person als Kind gesagt: “Aus Dir wird mal ein ganz Großer!” Und mit dieser Einstellung startet diese Person dann in ihr Leben: Strengt sich in der Schule an, gibt im Studium alles und tatsächlich ergattert sie als einzige den Traumjob, auf den sich noch hundert andere beworben hatten. Was wird solch eine Person am Ende des Jahres am Küchentisch von ihrer Zukunft denken? “Wenn das weiter so gut läuft, hab ich nächstes Jahr meine Studienschulden abbezahlt und kann anfangen, auf ein Haus zu sparen. Das ist zwar noch ne Weile hin, aber das wird schon klappen!” … Eine ziemlich optimistische Lebenseinstellung.
Was würden Sie sagen? Wer von beiden hat die bessere Lebenseinstellung? Nun gut, würden Sie vielleicht sagen, dem Optimisten hat seine Lebenseinstellung offenbar mehr gebracht als dem Pessimisten. … Aber wer garantiert es dem Optimisten denn, dass alles so gut für ihn weitergehen wird wie bisher? Das Problem ist doch, dass egal, wie sich die beiden zu ihrer Zukunft verhalten, ihre Zukunft bestimmen können sie nicht. Es kann durchaus passieren, dass sich der Person, die sich keine Hoffnungen macht, plötzlich, völlig unerwartet, eine großartige Gelegenheit bietet und die hoffnungsvolle Person plötzlich ihren Traumjob verliert. Wer weiß das denn? Hat die hoffnungsvolle Person deshalb etwas falsch gemacht? Oder ist die hoffnungslose Person deshalb für ihren Pessimismus belohnt worden?
Was ist denn nun die bessere Lebenseinstellung? Naja, wir können zunächst mal festhalten: Der, der nichts erwartet, wird zwar nicht enttäuscht, hat aber auch keine Zuversicht, dass sich die Dinge, die bei ihm gerade schlecht laufen, nochmal ändern könnten. Eine Hoffnung, die ihn in schweren Zeiten tragen könnte, hat er nicht. Und der, der sich viele Hoffnungen macht und jeden Tag das große Los im Lotto erwartet, hat keine Garantie, dass sich irgendeine seiner Hoffnungen einmal erfüllen wird. Eine bodenlose Hoffnung kann einen in schwierigen Zeiten auch nicht durchtragen. ...
Letzten Endes sind doch beide Lebensanschauungen irgendwie brüchig, oder? Es ist doch egal, ob ich mir Hoffnungen mache oder nicht, wenn die Zukunft in beiden Fällen ungewiss bleibt. Aber was ist denn eigentlich “Hoffnung”? Hoffen ist ja etwas anderes als pokern. Hoffen ist ja nicht nur ein “Es wird schon alles gut werden!”, nein, wenn man hofft, dann pokert man nicht nur auf eine gute Zukunft, sondern man ist regelrecht überzeugt von ihr. Hoffen lässt einen nicht Angst haben vor der Zukunft. Wer hofft, der bezieht Stellung zur Zukunft und lässt sie nicht einfach auf sich zukommen. Ja in gewisser Weise rechnet jemand, der hofft, sogar mit einer bestimmten Zukunft.
Aber ist das nicht einfältig? Es ist doch eben Tatsache, dass ich nicht weiß, was die Zukunft bringen wird. Warum sollte ich dann hoffen? Wenn die Zukunft ungewiss ist, warum sollte ich dann darauf bauen, dass sie gut sein wird? … Was gibt mir das Recht, eine Hoffnung zu haben, die nicht unbegründet ist?
Ich möchte mit Ihnen heute Morgen einen Bibeltext anschauen. Einen Bibeltext, der uns eine Perspektive vor Augen stellt, in der “Hoffnung” nicht einfach nur eine leere Hülle ist, sondern die vernünftigste Art ist, mit der Zukunft umzugehen. Ich lese Hebräer 11 Vers 1-3:
1 Es ist aber der Glaube die Verwirklichung der Dinge, auf die man hofft, der Beweis für Tatsachen, die man nicht sieht. 2 Durch diesen (also durch den Glauben) nämlich sind die Alten bezeugt worden. 3 Durch Glauben verstehen wir, dass die Welten durch Gottes Wort erschaffen worden sind, sodass das, was man sieht, nicht aus Sichtbarem entstanden ist.
Ich gebe zu, das ist jetzt nicht die einfachste Übersetzung, aber wir werden jetzt auch Stück für Stück durch diese drei Verse durchgehen. Ich lese noch einmal Vers 1: Es ist aber der Glaube die Verwirklichung der Dinge, auf die man hofft, der Beweis für Tatsachen, die man nicht sieht.
Ich habe Ihnen gerade eben die Frage gestellt, welchen Grund es überhaupt dafür gibt, auf etwas zu hoffen. Was macht Hoffnungen zu mehr als nur zu leeren Hirngespinstern, weil doch eh niemand garantieren kann, dass die erhoffte Zukunft eintreffen wird? Nun, dieser Bibeltext gibt uns eine überraschende Antwort: Es ist der Glaube. "Es ist aber der Glaube die Verwirklichung der Dinge, auf die man hofft”.
Was ist das denn für eine Antwort? Was hat denn der Glaube damit zu tun, dass sich Hoffnungen erfüllen? Nehmen wir mal an, ich habe eine Hoffnung, zum Beispiel die Hoffnung, dass jemand gesund wird, der mir wichtig ist. Was hat denn dann der Glaube mit dieser Hoffnung zu tun? Ob ich da jetzt dran glaube oder darauf hoffe, das ist doch nur ein anderer Begriff für dieselbe Sache! Oder? Was unterscheidet denn Glaube und Hoffnung? Was ist “Glaube”? Was würden Sie sagen?
Man kann ja mal den Duden fragen; der ist ja meistens repräsentativ für die allgemeine Ansicht in Deutschland. Machen wir das doch mal kurz. Der Duden definiert den Begriff “Glaube” wie folgt: Glaube ist eine “gefühlsmäßige, nicht von Beweisen, Fakten oder Ähnlichem bestimmte unbedingte Gewissheit”, Glaube ist eine “Überzeugung”. Das heißt nach dem Duden ist Glaube eine innere Haltung, etwas in einem drinnen, von dem man so sehr überzeugt ist, dass das schon fast eine Gewissheit ist, aber ein Fakt ist es nicht, es ist nur ein Gefühl, etwas Inneres, das nicht zwingend mit der Wirklichkeit zu tun hat.
Und deswegen gibt es ja auch so viele Menschen in unserem Land, die im Glauben ja überhaupt keinen Sinn sehen, denn der kann ja eh nichts an der Realität verändern. Ob ich jetzt am Krankenbett stehe und daran glaube, dass die Person gesund wird, oder nicht, das ändert doch nichts daran, ob sie es wirklich wird, das ist nur eine innere Einstellung.
Wie ist das denn in unserem heutigen Bibeltext? Wir haben es hier im Hebräerbrief ja auch irgendwie mit einer Art Definition zu tun. Was sagt denn der Hebräerbrief, was Glaube ist? Ich lese noch einmal Vers 1: Es ist aber der Glaube die Verwirklichung der Dinge, auf die man hofft, der Beweis für Tatsachen, die man nicht sieht. … Das ist doch irgendwie anders als der Duden, oder? Im Hebräerbrief hat Glaube irgendwie verdächtig viel mit der Wirklichkeit zu tun. Hier hat der Glaube etwas damit zu tun, dass erhoffte Dinge Wirklichkeit werden. Das ist ja mal gar nicht das, was man im Volksmund über Glauben sagen würde. … Und es geht sogar noch “krasser”: Hier steht, der Glaube ist der “Beweis für Tatsachen, die man nicht sieht.” Was soll das denn bedeuten? Kann man Tatsachen, die man nicht sieht, beweisen? Ich meine klar, es gibt Luft, die kann man nicht sehen und doch ist sie da und man kann sie untersuchen, es gibt Funkwellen, die kann man mit dem bloßen Auge nicht sehen und trotzdem nutzen wir sie für Radio und Funkanlagen. Natürlich kann man Dinge, die man nicht sieht, beweisen. Aber das ist nicht das, was der Hebräerbrief meint und wir würden einen so einen Beweis auch nicht “Glauben” nennen. Nein, was ich hier mit “Beweis” übersetzt habe, meint nicht einfach eine hinzunehmende Tatsache. Das Wort meint vielmehr einen Beweis, von dem ich erst überzeugt werden muss, etwas, das mich überführt, sodass ich nach eingehender Analyse sagen muss: So ist es! Glaube macht also etwas mit mir … und er hat mit Dingen zu tun, die ohne den Glauben nicht so ohne Weiteres ersichtlich sind.
Ist das nun schon unsere fertige Definition des Glaubens, wie ihn der Hebräerbrief malt? Noch nicht ganz, aber wir nähern uns dem Ganzen so langsam. Nehmen wir nochmal Vers 3 dazu. Dort steht: 3 Durch Glauben verstehen wir, dass die Welten durch Gottes Wort erschaffen worden sind, sodass das, was man sieht, nicht aus Sichtbarem entstanden ist. (14:30)
Ist das nicht eine interessante Perspektive? Für den Schreiber des Hebräerbriefs ist ganz klar: Die Welten, also Himmel und Erde, sind durch Gottes Wort erschaffen worden. Und das ist für ihn nicht einfach eine offenkundige Tatsache, sondern etwas, das man nur durch den Glauben verstehen kann. Denn wie sollte man das auch anders verstehen können? Der Schreiber formuliert es ja ganz bewusst so: Die Welten sind durch Gottes Wort entstanden, also dadurch, dass Gott spricht, entstehen die Dinge. Und nur so kann der Hebräerbriefschreiber nun schreiben: Die Dinge, die man sieht, die Dinge, die wir anfassen und wahrnehmen können, die sind nicht aus Sichtbarem entstanden. Wenn Gott spricht: “Es werde Licht!” und es wurde Licht, wenn Gott spricht: “Es soll die Erde Gras sprossen lassen” und es geschieht, dann ist das Sichtbare, unsere Erde und unser Sonnensystem, das, was wir jeden Tag um uns haben und ohne das wir nicht leben könnten, dann ist all das aus etwas Unsichtbarem entstanden: Gottes Wort. Und das ist es, was den Glauben für den Hebräerbriefschreiber in ganz besonderem Maße ausmacht: Nur durch den Glauben kriegen wir das Verständnis für die unsichtbaren Dinge, der Glaube ist der Beweis dafür, dass auch Dinge existieren, die man nicht sieht, die für die Sinne nicht wahrnehmbar sind. Der Glaube macht uns klar, dass die Wirklichkeit aus mehr besteht als nur aus dem, was man sieht. Gott selbst ist unsichtbar, ist nicht so anwesend, dass wir sagen könnten: “Guck mal, da hinten is’ er ja!”. Nein, Gott und seine Schöpfung, das ist uns letztlich nur durch den Glauben zugänglich.
Das heißt, es gibt einen himmelweiten Unterschied zwischen dem Glauben nach der Duden-Definition und dem Glauben nach der Hebräerbrief-Definition: Für die Autoren des Duden ist Glauben ein Gefühl, das ich mir selbst bilden kann, eine innere Einstellung, die aus mir selbst herauskommt. Aber mit diesem Gefühl, mit dieser inneren Einstellung kann ich nach dem Duden auch falsch liegen; dass ich das so glaube ist schön und gut, aber das kann nichts an der Wirklichkeit verändern. Für den Schreiber des Hebräerbriefes ist das völlig anders: Der Glaube, von dem er schreibt, kann nicht falsch liegen, er kann nicht versagen. Denn sein Glaube ist nicht einfach ein inneres Gefühl, das von heute auf morgen wechseln kann, nein, sein Glaube ist die feste Überzeugung, dass es noch mehr gibt, als man sehen kann, dass mein Hoffen, mein Wünschen sich nicht an den sichtbaren Dingen erschöpft und die Wirklichkeit nicht nur auf die sichtbaren Dinge beschränkt ist. Und das steht auch im Einklang mit dem Rest der Bibel: Dass in der sichtbaren Welt Wunder und wundersame Dinge geschehen, ist für die Autoren der Bibel keine Einbildung, sondern Fakt.
Genau das will der Schreiber des Hebräerbriefes in diesem Kapitel nämlich zeigen. In Vers 2 kündigt er an, was er mit dem Rest dieses Kapitels vorhat: “2 Durch den Glauben nämlich sind die Alten bezeugt worden.” Mit anderen Worten: Dass wir in der Bibel von so vielen Lebensgeschichten großer Persönlichkeiten lesen, liegt an ihrem Glauben. Was der Schreiber des Hebräerbriefes nun, nach diesen einführenden drei Versen, die wir gerade behandelt haben, macht, ist, all die wichtigen alttestamentlichen Gestalten nacheinander durchzugehen und uns klipp und klar aufzuzeigen, dass es schon immer der Glaube war, auf den es dabei ankam. In 36 Versen nimmt er uns mit hinein in das Leben von Abel, Henoch, Noah, Abraham, Isaak, Jakob, Josef, Mose und noch von anderen. Und immer ist es derselbe Tenor: Bei jeder Lebensgeschichte war es der Glaube, der sie im Leben durchgetragen hat.
Als Abel ein Opfer darbringt und Gott sein Opfer annimmt, das von Kain aber nicht, liegt das nicht daran, dass Kain irgendetwas in der Prozedur falsch gemacht hätte, nein, Abel glaubte an Gott, an seine Macht und Herrschaft, während Kain das nicht tat.
Als Noah eine Arche baute, obwohl noch gar kein Wasser da war, tat er das im Glauben daran, dass das, was Gott ihm angekündigt hatte, sich erfüllen würde und der Regen noch kommen würde.
Als Abraham seine Heimat verließ, tat er das in dem Glauben, dass Gott ihn tatsächlich in das Land führen würde, das er ihm verheißen hatte. Abraham wusste am Anfang nur, dass er sein Land verlassen sollte, wohin es geht und wie das neue Land aussehen würde, davon hatte er keine Ahnung.
Als die Israeliten siebenmal um die Stadtmauer Jerichos zogen, taten sie das im Vertrauen darauf, dass Gott die Mauer nach den sieben Malen auch tatsächlich einstürzen lassen würde. Da haben sie nicht drei Umrundungen schon gesehen “Oh, die Mauer bekommt ja schon Risse, weiter geht’s”. Sie mussten daran glauben, dass das klappt.
Glauben hat viel mit der Zukunft zu tun. Denn erst in der Zukunft entscheidet sich, ob das, woran man glaubt, eintritt.
Wenn Abraham seinen Sohn Isaak opfern soll, wäre es ja kein Glauben, wenn Gott ihm schon vorher sagen würde “Aber keine Angst, Deinen Sohn wirklich opfern wirst Du nicht müssen!”, nein, Abraham wusste das vorher nicht, sondern musste glauben.
Aber der Hebräerbriefschreiber geht sogar noch einen Schritt weiter. In den Versen 13-16 schreibt er Folgendes: 13 Diese alle (also all die Leute, die wir gerade aufgezählt haben, diese alle) sind im Glauben gestorben, ohne das Verheißene empfangen zu haben, sondern sie haben es nur von ferne gesehen und waren davon überzeugt, und haben es willkommen geheißen und bekannt, dass sie Gäste ohne Bürgerrecht und Fremdlinge sind auf Erden;
Machen wir hier erst einmal Pause. Dieser Vers allein ist schon ne Menge auf einmal. Nehmen wir einfach mal das Leben von Abraham als Beispiel, die meisten von Ihnen werden seine Geschichte ja kennen.
Die Geschichte von Abraham beginnt damit, dass er von Gott dazu aufgerufen wird, seine Heimat, die Stadt Ur in Mesopotamien, zu verlassen und in ein Land zu ziehen, das Gott ihm noch zeigen wird. Gott tut das, weil er aus Abraham ein großes Volk machen will, durch das alle Völker auf der Erde Segen erfahren werden.
Und dann kommt Abraham tatsächlich in das verheißene Land, nach Kanaan. Aber Gottes Verheißung scheint trotzdem nicht in Erfüllung zu gehen, weil Abraham kinderlos ist und er und seine Frau inzwischen zu alt sind, um Kinder kriegen zu können. Doch auf wundersame Weise lässt Gott Abrahams Frau dennoch schwanger werden, sodass sie in hohem Alter einen Sohn zur Welt bringt: Isaak. Gott bleibt seiner Verheißung also treu und schenkt Abraham mit Isaak einen Nachkommen.
Und nun kommen wir wieder zum Hebräerbrief zurück, der uns nämlich darauf hinweist, dass "diese alle", also auch Abraham, "im Glauben gestorben sind, ohne das Verheißene empfangen zu haben". Und das stimmt. Alles, was Abraham bekommen hat, war ein Sohn; das große Volk, von dem Gott gesprochen hat, war am Ende von Abrahams Leben noch nicht da. Und doch hat sich Gottes Verheißung erfüllt, aus Abraham ist am Ende ein großes Volk hervorgegangen: Die Israeliten. Nur ging diese Verheißung weit über Abrahams Lebenszeit hinaus. Und so war das auch mit anderen Gestalten des Alten Testaments, mit Mose zum Beispiel, der das verheißene Land, in das er die Israeliten zurückführen sollte, selbst nie betreten hat, sondern erst sein Nachfolger Josua.
Und das ist für den Hebräerbriefschreiber ein wichtiger Aspekt: Diese Glaubenshelden des Alten Testaments sind alle gestorben, ohne das sich das, was Gott ihnen verheißen hat, komplett erfüllt hat. Zu Zeiten Jesu war das die Verheißung, dass Gott die zerstreuten Israeliten wieder sammeln und Israel wiederherstellen wird. Und heute warten wir auf die Verheißung, dass Jesus eines Tages wiederkommen wird.
Und das gehört auch zum Glauben dazu, dass sich nicht alles, was Gott uns zusagt, in diesem unseren Leben erfüllen wird. Das heißt aber nicht, dass Gott unzuverlässig wäre und sein Wort dann nicht gehalten hat, nein, sondern seine Verheißungen reichen über unser Leben hinaus und wir werden erst nach unserem Tod bei Gott erleben, wie sie sich erfüllen. Denn das ist die Perspektive, die uns der Hebräerbriefschreiber einlädt, einzunehmen: Dass unsere Hoffnungen auf die Erfüllung von Gottes Verheißungen und Zusagen nicht mit dem Tod enden und damit alles aus und vorbei ist, sondern letztendlich warten wir alle auf das Leben nach dem Tod. Das ist der Ort, an dem sich alle diese Hoffnungen erfüllen werden und wir ein Leben in Fülle und Frieden mit und bei Gott leben werden. Und das wussten auch schon Abraham und Mose, wie es hier im Hebräerbrief heißt: Sie sind zwar im Glauben gestorben und haben das Verheißene auf Erden nicht empfangen und dennoch haben sie es von ferne gesehen, sie wussten, dass es eintreffen wird, sie waren bis zu ihrem Tod davon überzeugt und haben sich auf den Tag gefreut, da sie es erleben werden, weil sie nämlich bekannt haben, wie es der Autor des Hebräerbriefes schreibt, dass sie Gäste ohne Bürgerrecht und Fremdlinge sind auf Erden. Es war ihnen bewusst, dass sie womöglich nicht zufällig genau in der Zeitspanne auf der Erde leben, in der sich diese Verheißungen Gottes erfüllen werden und das war auch nicht schlimm, sie waren eh nur Gäste auf dieser Erde. Ihre wahre Heimat ist im Himmel und das ist es, was für sie zählt. Denn wie heißt es hier weiter: 14 denn die solches sagen (nämlich, dass sie Gäste ohne Bürgerrecht und Fremdlinge sind auf Erden), die geben damit zu erkennen, dass sie eine Heimat suchen. (Ne, sie wissen: Das, was wir hier auf der Erde erleben, ist nicht alles). Vers 15: Und hätten sie dabei jene (Heimat) im Sinn gehabt, von der sie ausgegangen waren (also auf gut deutsch: Hätten sie mit "Heimat" einfach ihr eigenes irdisches Zuhause gemeint), so hätten sie ja Gelegenheit gehabt, (dorthin) zurückzukehren. (Weil der Glaubensweg sie ja aus ihrer Heimat weggeführt hat). Vers 16: nun aber trachten sie nach einer besseren, nämlich nach einer himmlischen Heimat. Darum schämt sich Gott auch nicht dafür, ihr Gott genannt zu werden. Denn er hat ihnen eine Stadt bereitet (also eine Heimat im Himmel).
Das ist der Weg des Glaubens, den wir in diesem Jahr eingeladen sind zu gehen, dass wir einen Glauben haben, der weiß, dass, ob in diesem oder im nächsten Leben, Gott mit uns zum Ziel kommen wird. Wir haben allen Grund zu glauben, weil es bereits feststeht, dass der Glaube bis zur Heimat
durchtragen wird.
Woher sollen wir aber wissen, WAS wir glauben sollen, wenn wir nicht gerade zu den Abrahams und Moses gehören, denen Gott das klipp und klar gesagt hat? Ich kann ja auch felsenfest glauben, dass Gott mir in diesem Jahr einen Porsche schenken wird und mich dann wundern, dass das nicht eintrifft? Denn ich sollte ja nur das glauben und darauf hoffen, was Gott auch tatsächlich abgesegnet hat. Woher soll ich das aber wissen? Nun ja, wir haben ja immer noch die Bibel... Wir haben Zusagen. Gott hat uns in der Bibel Zusagen gemacht, an die er sich bindet, die er einhalten will. Ich kann ja einfach mal ein paar aufzählen. Die Bergpredigt: Wer bittet, dem wird gegeben, wer sucht, der wird finden, wer anklopft, dem wir aufgetan!, der Missionsbefehl: Und seid gewiss, ich bin jeden Tag bei euch bis ans Ende der Zeiten!, die Seligpreisungen: Selig sind die, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen!, und so weiter und so weiter. Diese Liste ist ellenlang, es gibt so viele Dinge, die Gott uns zugesagt hat!
Und dann gibt es ja nicht nur Gottes Zusagen, sondern auch noch Gottes Verheißungen! Zum Beispiel aus dem Predigerbuch: Gott wird jedes Werk, es sei gut oder böse, in ein Gericht über alles Verborgene bringen, oder aus 2Petr: Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt. Schon im Schöpfungsbericht: Der Schlange wird den Samen in die Ferse beißen und ihr selbst wird der Kopf zertreten werden, oder im Hesekielbuch, was 2017 die Jahreslosung war: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch! und so weiter und so weiter. Auch die Verheißungen könnten wir noch in langen Listen fortführen. Und auch an die Verheißungen bindet Gott sich. Wir können das erwarten, wir können darauf hoffen und wir wissen: Es wird eintreten. Aber viele Verheißungen stehen noch aus und deshalb müssen wir an sie glauben, sie sind noch nicht da. Aber dieses Glauben ist nicht nur ein “vielleicht”, sondern ein “ganz sicher”. Das ist der Unterschied zum Duden. Wir glauben an Zusagen und Verheißungen Gottes, nicht an irgendwelchen selbst ausgedachten Schnick Schnack! Der Hebräerbriefschreiber ist sich dermaßen sicher darüber, dass diese Zusagen und Verheißungen Gottes eintreffen werden, dass er sie, wie wir gesehen haben, sogar schon als Tatsachen bezeichnet.
Das ist Glauben. Der christliche Glaube ist nicht einfach nur ein “Wer’s glaubt, wird selig!”, im Sinne von: “Wer das glaubt, dem mag es zwar besser damit gehen, aber das ist ja letztlich nur irgendein leeres Hirngespinst!” Nein, wenn Gott wirklich existiert und sich in der Bibel offenbart hat, dann gilt sein Wort für immer und ewig, ob wir nun daran glauben oder nicht. Gottes Wort ist Wahrheit und er regiert für alle Zeiten. Und wenn wir an Ihn glauben und an den Sieg Jesu am Kreuz, dann sind wir Bürger des Himmels und haben, egal, wie schrecklich unsere jetzige Lebenssituation auch sein mag, noch einiges, das auf uns wartet und das all unser Leid in dieser Welt bei Weitem aufwiegt: Ein Leben bei Gott, der schon eine Stadt für uns bereitet hat!
Ja, es gibt Dinge, die wissen wir nicht und da ist unser Glauben und unser Hoffen tatsächlich nicht mehr als ein ungewisses Bangen. Wir wissen nicht, ob Gott dieses oder jenes Leiden in unserem Leben jemals wegnehmen wird, ob Gott diese oder jene Krankheit jemals heilen wird, wir wissen es nicht. Natürlich ist uns da nicht verboten, zu beten, zu hoffen und zu flehen, dass Gott sich erbarmen möge, aber es gibt Dinge, derer wir uns nicht sicher sein können, sondern die eher in die Kategorie "Dein Wille geschehe" fallen. Aber auch da können wir getrost im Glauben sterben, weil wir wissen, dass nach unserem Tod ganz sicher die Zeit eintreten wird, wo es kein Leid mehr zu ertragen und keine Tränen mehr zu weinen gibt.
Lassen Sie sich heute Morgen, am Beginn dieses neuen Jahres, daran erinnern, dass es sich zu glauben lohnt. Unser Glaube ist kein Zukunftshoroskop, sondern unser Glaube gründet sich auf den einzig wahren, ewig beständigen, dreieinen Gott, der im Leben und im Sterben mit uns ist. Ich möchte beten.