Der Sabbat und die Hoffnung

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Der Sabbat und die Hoffnung

Die Liederdichterin Eleonore zu Stolberg-Wernigerode dichtete in dem bekannten Lied “Ich bin durch die Welt gegangen” in der 4. und 5. Strophe folgende Worte:
Es ist eine Ruh vorhanden für das arme müde Herz; sagt es laut in allen Landen: Hier ist gestillet der Schmerz.
Es ist eine Ruh gefunden für alle, fern und nah, in des Gotteslammes Wunden, am Kreuze auf Golgatha.
Mit diesen Versen will sie uns hinweisen, wo wir als Christen in schweren Zeiten Halt und Hoffnung finden, besonders wenn wir belastet sind und uns Nöte drücken. Aber eben nicht nur in solchen Zeiten, sondern an allen Tagen unseres Leben, ist Ruhe, ist Pause, ist der Sabbat wichtig.
Wir haben ja an den vergangenen Abenden schon einiges über den Sabbat und seine Bedeutung gehört, seine Bedeutung für Gott, in der Schöpfung, für die Menschen im Allgemeinen für das Volk Israel, aber auch für uns Christen. Und es wurde in den vergangenen Tagen deutlich, dass es Gottes Anliegen ist, dass es den Sabbat gibt, aber nicht für ihn, sondern für uns für seine Schöpfung ist dieser Tag wichtig.
Heute geht es uns darum noch einmal darüber nachzudenken, was es bedeutet, diesen Sabbat zu halten, heute in unserem Leben, auch mit dem Blick auf Gottes Ewigkeit.
Dazu lesen wir ein Wort aus dem Hebräerbrief, Kapitel 4,9-12:
Hebrews 4:9–12 BasisBibel
9 Es bleibt also dabei: Die endgültige Sabbatruhe steht für das Volk Gottes noch aus. 10 Denn wer in den Ort der Ruhe Gottes eingezogen ist, der ruht sich aus von seinen Werken – so wie Gott selbst es von seinen eigenen Werken getan hat. 11 Wir wollen uns also anstrengen, in jenen Ort der Ruhe einzuziehen. Denn niemand soll wie in dem Beispiel von damals zu Fall kommen, weil er ungehorsam war. 12 Das Wort Gottes ist lebendig und wirksam. Es ist schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch und durch – bis auf den Grund von Seele und Geist. Und es schneidet durch Mark und Bein. Es urteilt über die Gedanken und die Einstellung des Herzens.
Zur Zeit Jesu hatten die Stellen des mosaischen Gesetzes, die sich mit der Einhaltung des Sabbats befassten, sich zu einem derart eng umrissenen juristischen System entwickelt, dass die Menschen den Sinn, den Zweck und die Bedeutung der Regelungen vergaßen, der darin bestand, den Menschen zu dienen, dass ihnen Ruhe gewährt wurde. Die religiösen Menschen zur Zeit Jesu liebten ihre Religion der Regeln. Hauptsache die Vorschriften und Anordnungen wurden eingehalten. Sie stellten nicht nur alle möglichen Regeln für den Sabbat auf, sie hielten auch Ausschau nach den Menschen, die die von ihnen aufgestellten Regeln nicht befolgten. “Ha jetzt haben wir wieder einen erwischt!” Es waren aber von Menschen gemachte Regeln, doch sie waren genauso wichtig, ja, wenn nicht sogar wichtiger geworden als die Schrift selbst.
Jesus selber hat das ja ihnen deutlich gemacht, als man ihm vorwarf, dass das nicht geht, dass seine Jünger an einem Sabbat Ähren ausraufen. Markus 2,23-28
Mark 2:23–28 LU
23 Und es begab sich, dass er am Sabbat durch die Kornfelder ging, und seine Jünger fingen an, während sie gingen, Ähren auszuraufen. 24 Und die Pharisäer sprachen zu ihm: Sieh doch! Warum tun deine Jünger am Sabbat, was nicht erlaubt ist? 25 Und er sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen, was David tat, da er Mangel hatte und ihn hungerte, ihn und die bei ihm waren: 26 wie er ging in das Haus Gottes zur Zeit des Hohenpriesters Abjatar und aß die Schaubrote, die niemand essen darf als die Priester, und gab sie auch denen, die bei ihm waren? 27 Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen. 28 So ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat.
Der Sinn und Zweck des Sabbat aber war es nach Jesus nicht den Menschen weitere Lasten für das Leben und den Glauben aufzulegen, in dem man ihnen bis ins Detail hinein vorschrieb, was da alles am Sabbat verboten ist. Was da alles nicht erlaubt ist bsi ins letzte Detail zu beachten. Da musste Jesus durch sein Wirken und durch seine Botschaft diese Schranke der Verordnungen durchbrechen. Jan einer anderen Stelle in den Evangelien führte Jesus das Ganze sogar Gesetzesgebilde der Pharisäer und Schriftgelehrten adabsurdum.
Die Pharisäer und Schriftgelehrten dachten, es sei ein Verbrechen für Jesus, am Sabbat Gutes zu tun, aber sie sahen nichts Falsches an dem Bösen, das sie planten – was sie auch am Sabbat taten. Aber das ist bei Heuchelei immer der Fall. Jesus sprach davon, dass sie den Sinn und das Prinzip des Gesetzes Gottes eklatant verfehlten, indem sie zum Beispiel ihre Getränke durchsiebten, damit sie keine Mücke verschluckten, die sie für unrein hielten, und sie dadurch unrein machten. Aber sie würden am Ende ein ganzes Kamel verschlucken – ein Tier, das auch als unrein gilt (3. Mose 11:4). Er sagte, dass sie gut darin seien, in ihrer Werksgerechtigkeit streng die Vorschriften und Verordnungen einzuhalten, wie das Zehnten von Gewürzen – Minze, Dill und Kreuzkümmel , aber sie „vernachlässigten die wichtigeren Angelegenheiten des Gesetzes, nämlich Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue“ (Matthäus 23:23).
Trotzdem galt nach wie vor auch für Jesus und es gilt in der ganzen Bibel von der ersten bis zu letzten Seite und auch heute noch, dass das in 1. Mose 1 niedergelegt Prinzip: ein Ruhetag pro Woche, der dem Ruhetag Gottes am Ende der Schöpfung entspricht.
Bei uns als Christen heute hat sich seit Ostern dieser Ruhetag vom Sabbat auf den Sonntag verschoben, weil wir den Tag der Auferstehung Jesu feiern.
Nun kommt heute in unserem Text beim Thema der Ruhe, der Sabbatruhe noch etwas anders zum Tragen.
Da werden wir heute an die Vorstellung der Ruhe Gottes erinnert, die dem Volk Israel verheißen war, sobald sie ihr Ziel in Kanaan nach der vierzig Jahren Wüstenwanderung erreicht haben.
Aber so richtig scheint das Volk Gottes nicht auf den Weg gewesen und dann zur Ruhe gekommen sein. Denn am Schluss zieht Gott in Psalm 95 einen anderen nicht unbedingt positiven Schlussstrich:
Psalm 95:10–11 LU
10 Vierzig Jahre war dies Volk mir zuwider, dass ich sprach: Es sind Leute, deren Herz immer den Irrweg will und die meine Wege nicht lernen wollen, 11 sodass ich schwor in meinem Zorn: Sie sollen nicht zu meiner Ruhe kommen.«
Nun das Volk hat ja eine Ruhe erreicht, nach 40 Jahren herumwandern, sind sie ja unter Josua sesshaft geworden. Sie haben ja eine gewisse Ruhe erreicht. Sie haben das Land kultiviert, Häuser gebaut, Städte errichtet, Verwaltungsstrukturen aufgebaut. Es gab sogar ein Königtum.
Doch nun denkt einmal darüber nach, sagt der Hebräerbrief. Das alles war bereits geschehen – Josua hatte ihnen bereits diese „Ruhe“ gegeben –, und zwar lange bevor diese Worte im 95. Psalm aufgeschrieben wurden. Und dennoch fehlt doch die eigentliche Ruhe, die Ruhe bei Gott, denn euer Verhältnis zu Gott ist noch nicht in Ordnung. Immer wieder sagt ihr euch von ihm los.
Die eigentliche Ruhe Gottes, ein ungetrübtes Verhältnis zu ihm steht noch aus. Darum weist der Hebräerbrief gerade hier noch einmal auf die endgültige Sabbatruhe hin, die noch aussteht. Auf den Tag der Vollendung, der auch für das Volk Gottes, für Israel gilt. Er weist uns mit dem Blick nach vorn, aber da geht es nicht um Geschäftigkeit, sondern es geht um Gemeinschaft mit Gott.
Und das Evangelium von Jesus Christus ist der Weg dahin, für uns und auch für Israel. Wichtig ist es, dass wir uns bei aller irdischen Geschäftigkeit immer diese Verheißung von Gottes letztendlicher und ewiger „Ruhe“ vor Augen halten.
In Hebräer 4 bezieht sich diese „Sabbatruhe“ sowohl auf einen verheißenen Ort in der Zukunft, ein sicheres und herrliches Land für Gottes Volk, als auch auf einen gegenwärtigen Zustand, der mit Gottes Schöpfungsruhe und der Feier seines Werkes verbunden ist. Sie ist also sowohl das köstliche, verheißene Land, in dem Milch und Honig fließen, als auch der Moment des gemeinsamen Jubels in Gottes Gegenwart, den Lobpreis. Eines Tages werden auch wir das Ende unserer Reise erreichen, so wie das Volk Gottes Kanaan erreichte. Eines Tages werden wir ewige Gemeinschaft mit Gott haben.
Aber ab heute, und an jeden weitern Tag und besonders an diesem Tag, sind wir eingeladen, diese Ruhe zu kosten, die Gott uns gibt, uns Gott zuzuwenden, seine Herrlichkeit zu betrachten, uns an seine vergangenen Werke zu erinnern und unser Vertrauen auf ihn zu setzen.
Gerade wer jetzt nicht einen solchen Sabbat in seinem Leben und auch keinen Blick auf die endgültige “Sabbatruhe” hat, verliert den Bezug zur Realität – sozial, psychisch, physisch und spirituell. Denn der Sabbat ist kein Luxus, sondern etwas, was wir zum Leben und zum Überleben brauchen. Wenn wir weniger tun, tun wir am Ende tatsächlich mehr. Es ist wie bei einem Bogen. Wenn der immer mit der Spannung der Sehne gebogen wird, schießt am Ende weit weniger Pfeile als ein Bogen, dessen Sehne täglich eine Zeitlang abgezogen wird.
Wir dürfen wissen: Wenn Gott gekommen ist, um uns das Leben zu geben, können wir auch dieses Leben in vollen Zügen erleben. Denn das gefällt Gott. Jesus erinnerte uns daran: „Der Sabbat ist für den Menschen geschaffen, nicht der Mensch für den Sabbat“ (Markus 2:27).
Amen.
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