Auf dem Weg zum Kreuz

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Auf dem Weg zum Kreuz

Eigentlich war für diesen Gottesdienst schon eine Reimpredigt vorbereitet. Es ist ja schließlich Faschingssonntag. Da ist eine Reimpredigt bei mir so etwas wie Tradition. Meistens habe ich Teile davon von Kollegen geklaut und noch etwas umformuliert. Ich selber bin gar nicht der große Textreimer. Aber die gegenwärtig politische Lage in der Ukraine lässt uns das Lachen im Hals stecken. Darum habe ich beschlossen die Reimpredigt nicht zu halten.
Mit diesem Sonntag endet ja die Vorpassionszeit und unser Blick richtet sich jetzt in den nächsten Tagen und Wochen immer mehr auf das Passions- und Ostergeschehen aus. Das beginnt schon mit dem heutigen Predigttext. Hier sagt Jesus das erste Mal seinen Leuten an, wie sein Weg auf dieser Erde enden wird. Und keiner will es wahrhaben. Ja sie sind fassungslos. Sie wehren sich regelrecht dagegen. Wir lesen aus dem Markusevangelium, Kapitel 8, 31-38:
Markus 8,31–38 (BasisBibel)
31 Danach erklärte Jesus seinen Jüngern zum ersten Mal, was Gott mit ihm vorhatte: »Der Menschensohn wird viel leiden müssen. Die Ratsältesten, die führenden Priester und die Schriftgelehrten werden ihn als Verbrecher behandeln. Sie werden ihn hinrichten lassen, aber nach drei Tagen wird er vom Tod «auferstehen.« 32 Das sagte er ihnen ganz offen. Da nahm Petrus ihn zur Seite und fing an, ihm das auszureden. 33 Aber Jesus drehte sich um, sah seine Jünger an und wies Petrus streng zurecht: »Geh weg von mir, Satan! Dir geht es nicht um das, was Gott will, sondern um das, was Menschen wollen.« 34 Dann rief Jesus das Volk und seine Jünger zu sich. Er sagte: »Wer mir folgen will, darf nicht an seinem Leben hängen. Er muss sein Kreuz auf sich nehmen und mir auf meinem Weg folgen. 35 Wer sein Leben retten will, wird es verlieren. Wer aber sein Leben verliert, weil er an mich und die Gute Nachricht glaubt, wird es retten. 36 Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber sein Leben dabei verliert? 37 Was kann ein Mensch einsetzen, um sein Leben dafür einzutauschen? 38 Denn es gilt: Wer sich schämt, anstatt zu mir und meinen Worten zu stehen vor dieser treulosen und schuldbeladenen Generation, soll wissen: Der Menschensohn wird sich auch für ihn schämen, wenn er wiederkommt in der Herrlichkeit seines Vaters und mit den heiligen «Engeln.«
Keiner will es also wahr haben, was da Jesus sagt. Von einem Moment auf den anderen sagt Jesus das seinen Leuten. Man muss sich diesen Schock vorstellen. Da haben sie mit Jesus gerade noch große Wunder erlebt, große Dinge, eine gute Gemeinschaft gehabt, und jetzt kündigt er so Knall auf Fall sein Leiden und sein Sterben an.
Das können wir gerade vielleicht etwas nachempfinden, als wir das Kriegsgeschehen in der Ukraine erfahren haben. Noch mehr die Menschen in Kiew, in Lwiw, in Odessa, in Marinopol und in den anderen Städten. Da pulsierte das Leben noch und dann ist plötzlich Krieg, den keiner will.
Wir sind froh, dass wir die Corona-Pandemie langsam beginnen zu überwinden, und dann dieser Krieg, der uns zwar nicht unmittelbar betrifft, aber doch Angst macht, da er vor unserer Haustür ist. Kiew ist nicht weiter entfernt als Rom. Vielleicht kennen wir auch Menschen in der Ukraine ganz persönlich. Dann leiden auch wir mit ihnen mit.
Die Jünger waren über die Ankündigung von Jesus geschockt. Aber Petrus wäre nicht Petrus, wenn er nicht als erster darauf reagiert. So nimmt er allen seinen Mut zusammen und spricht Jesus an, und versucht es ihm auszureden. Er tat es aber nicht in tadelnder Weise, sondern in liebender Zuneigung zu seinem Herrn, als vertrauter Freund.
Jetzt mal einen hinkenden Vergleich: Auch Marcron und Scholz haben Putin versucht den Krieg auszureden, auch sie kamen als Freunde. Doch es half nichts. Der Putin hatte es schon lange beschlossen und das war alles nur noch Geplänkel.
Und Jesus, wie reagiert er auf die Worte des Petrus? Er geht den Petrus richtig schroff an: “Geh weg von mir Satan.”
Mich hat diese Stelle immer, wenn ich sie gelesen habe, schockiert. Einen vertrauten Freund, der es gut meint, wenn es auch falsch ist, “Satan” zu nennen. Das ging mir nicht in den Kopf. Und auch heute habe ich mit dieser Aussage immer noch meine Probleme. Dennoch ist es gut, dass es auch Dinge in der Bibel gibt, die uns immer wieder zum Nachdenken fordern.
Nun Jesus will hier sicher nicht sagen, dass Petrus der Satan ist, sondern, dass seine Gedanken satanisch sind, dass sie ihn, Jesus, verführen und von seinem Weg abbringen wollen. Denken wir an das Geschehen als Jesus, der 40 Tage in der Wüste gefastet hatte, dann vom Satan versucht wurde. Ihm hatte da auch der Satan, den Himmel auf Erden versprochen, wenn Jesus sich von Gott abwendet.
Es steht also heute die Frage im Raum: “Wes Geistes Kind bist Du mit deinem Reden, mit deinem Handeln und mit deinem Tun?” Petrus hatte hier nur die Wünsche im Blick, die wir Menschen haben, aber nicht den Heilsplan Gottes, dass durch das Leiden und das Sterben Jesu dieser Heilsplan erst vollendet wird.
Wie heißt es in dem Gleichnis vom Weizenkorn, das Jesus auch erzählt:
So wie ein Weizenkorn erst in der Erde sterben muss, damit aus ihm eine neue Pflanze wächst, die vielfache Frucht bringt, so ist das auch bei Jesus und seinem Sterben.
Dann ruft Jesus seine Jünger und die Menschen, die um ihn herum waren, zur Nachfolge auf. Er ruft auch uns zur Nachfolge auf. Er macht deutlich, Christsein gibt es nicht für ein Apfel und ein Ei. Christsein ist kein Sonntagsspaziergang in guten Kleidern.
Jesus fordert die, die ihm nachfolgen wollen, ihr Kreuz auf sich zu nehmen. Das gilt auch uns heute im 21. Jahrhundert . Es gilt auch uns als Christen hier in Kriebitzsch, Großröda und Mehna.
Vor uns liegt die Passionszeit. Da haben wir das Kreuz Jesus wieder im Blick. Dieses Kreuz steht für die Ablehnung und Erniedrigung, die mit der Kreuzigung Jesu verbunden ist. Und warum soll es den Nachfolgern Jesu besser gehen als ihrem Herrn und Meister.
Jesus macht von Anfang an deutlich, dass ein Jünger wissen muss, dass die Ablehnung durch die Menschen, die mit der Nachfolge Jesu einhergeht, auch zum Tod führen kann. Warum soll es dem Jünger besser ergehen als seinem Meister?
Und wenn wir in die ersten Christenheit schauen, sehen wir, dass viele Christen den Märtyrertod gestorben sind. Die meisten Jünger Jesu sind einem Märtyrertod gestorben. Aber auch heute im 21. Jahrhundert geht es den Christen nicht überall so gut, wie bei uns hier in Deutschland. In vielen Teilen unserer Welt werden Christen wegen ihres Glaubens in Gefängnis geworfen oder sterben den Märtyrertod. Davon berichtet die Organisation Opendoors und ermutigt uns für unsere Schwestern und Brüder zu beten und auch für sie einzustehen.
Jesus fordert die Menschen auf sich über die Konsequenzen der Nachfolge klar zu werden. Weil Jesus gelitten hat, werden die die ihm nachfolgen das Gleiche erleiden. Manche Menschen werden das bedenken und werden dann lieber von Verfolgung und Ablehnung verschont bleiben wollen, als Jesus und seiner Botschaft zu vertrauen und ihm nachzufolgen. Man muss sich entscheiden, ob man am Leben und an der Akzeptanz in der Welt festhält, oder ob man dem Evangelium Jesu vertraut und ihm nachfolgt. Wer am Leben und an den Dingen dieser Welt festhält, bei dem geschieht das dann auf Kosten der eigenen Seele und des Lebens mit Gott. Der, dem das irdische Leben wichtig ist, wird nicht die Ablehnung durch andere in der Welt erfahren, aber er wird das Leben in der kommenden Welt Gottes verlieren.
Doch Jesus ermutigt gerade hier seine Nachfolger, sich auf die Ablehnung durch die Welt einzulassen und dadurch das ewige Leben und die ewige Gemeinschaft mit Gott zu bekommen. Es geht also um mehr als nur um den Verlust des physischen Lebens. Was verloren geht, ist etwas, das durch die Erhaltung des physischen Lebens geschützt und bewahrt werden soll. Die Entscheidung, die Welt zu gewinnen, aber die eigene Seele zu verlieren, endet in der Ablehnung durch Gott. Wer Jesus in diesem Leben ablehnt, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen am jüngsten Gerichts. Am jüngsten Tag, wenn der Richter in .Macht und Herrlichkeit kommt, wird er sich derer schämen, die ihn verworfen haben.
Vielleicht klingen diese Worte für uns hart, weil wir doch immer vom lieben und liebenden Gott reden. Vielleicht reden wir manchmal auch zu wenig davon, dass es auch ein Jüngstes Gericht geben wird. Einen Tag an dem Gott richten wird. Aber es kann auch ein Tag der Gnade sein, nämlich für die, die auf Jesus vertrauen und ihm nachfolgen, der dann sagt: “Für diese Schuld habe ich schon am Kreuz gebüßt.”
Doch das setzt eben Gottvertrauen und Nachfolge im Heute voraus. Dazu möchte ich euch heute ermutigen. Tut es, vertraut auf Jesus. Mögen die Zeiten noch so schlimm und schwierig sein. Und heute betet für die Menschen in der Ukraine und ganz besonders für unsere Schwestern und Brüder.
Amen.
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