versöhnt unterwegs

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2. Korinther 6,1-10
1 Als Mitarbeiter aber ermahnen wir euch, dass ihr nicht vergeblich die Gnade Gottes empfangt. 2 Denn er spricht (Jesaja 49,8): »Ich habe dich zur willkommenen Zeit erhört und habe dir am Tage des Heils geholfen.« Siehe, jetzt ist die willkommene Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!
3 Und wir geben in nichts irgendeinen Anstoß, damit dieser Dienst nicht verlästert werde; 4 sondern in allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten, 5 in Schlägen, in Gefängnissen, in Aufruhr, in Mühen, im Wachen, im Fasten, 6 in Lauterkeit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im Heiligen Geist, in ungefärbter Liebe, 7 in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, mit den Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken, 8 in Ehre und Schande; in bösen Gerüchten und guten Gerüchten, als Verführer und doch wahrhaftig; 9 als die Unbekannten und doch bekannt; als die Sterbenden, und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten und doch nicht getötet; 10 als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts haben und doch alles haben.
Ich habe euch etwas mitgebracht: Meine Wanderschuhe. Die Experten unter euch sehen gleich, dass ich nicht der größte Wanderer bin; richtige Wanderschuhe gehen ja bis über die Knöchel. Aber — so dachte ich mir — habe ich gleich auch Schuhe, die ich bei schlechtem Wetter draußen anziehen kann.
Inzwischen sind sie über 6 Jahre alt, denn ich hatte sie mir für unsere Hochzeitsreise nach La Palma gekauft, also diese Insel, die jetzt den langen Vulkanausbruch hinter sich hat. Dort gibt es nicht nur schöne Strände und viel Sonne, sondern auch steile Berge und beeindruckende Wanderrouten, wie das bei einer Vulkaninsel zu erwarten ist. Natürlich hatte ich diese Schuhe dann im ganzen Hochzeitstrubel zu Hause vergessen und durfte mich in meinen Turnschuhen über die steinigen Wege mühen…
Unser Leben, das Leben jedes einzelnen, aber auch das Leben einer Gemeinde ist ja wie so eine Wanderung. Es gibt ganz verschiedene Etappen und Abschnitte. Aufstiege und Abstiege. Unwägbarkeiten, die gemeistert werden wollen. Unerwartete Begegnungen. Wetterbedingungen, die sich — v. a. im Hochgebirge — sehr plötzlich ändern können. Auch so manche Gefahr, durch die man hindurch muss. Aber v. a. wunderschöne Aussichten und letztlich ja das Ziel, auf dem Berggipfel anzukommen und für alle Strapazen entlohnt zu werden.
Ganz vereinfacht könnte man sagen: So eine Wanderung hat verschiedene Zeiten, verschiedene Etappen — und sie hat ein Ziel. Unser Ziel als Christen und als Kirchgemeinde ist es, bei Gott anzukommen; in Seine Ewigkeit zu gehen, wenn unsere Zeit hier auf der Erde vorbei ist; den Siegespreis für den Lauf des Lebens zu erlangen, wie es Paulus im ersten Korintherbrief geschrieben hatte.
Die Möglichkeit, dass das gelingen kann, hat Gott uns eröffnet. Er selbst hat die Welt mit Sich versöhnt, schreibt Paulus nun im zweiten Korintherbrief wenige Verse vor unserem Predigttext. Jesus Christus hat unsere Schuld getragen, damit wir sie nicht mehr tragen müssen, hat sie für uns auf sich genommen und uns stattdessen Seine Gerechtigkeit geschenkt.
So ruft Paulus der Gemeinde in Korinth und gleichermaßen auch uns zu: „Lasst euch mit Gott versöhnen!“ (2Kor 5,20) Nehmt dieses Geschenk an!! Ihr müsst das nicht selbst tragen, das ihr gar nicht tragen könnt! Ihr müsst das nicht selbst sühnen, das ihr gar nicht sühnen könnt! Gott tut es für euch! Ihr seid eingeladen, Ihm alles zu geben, was euch belastet, bedrückt und plagt, was euch von Ihm trennt. Er nimmt es gern; Er hat schon längst dafür bezahlt!
Und Paulus hört an dieser Stelle mit seinem bittenden, ja flehenden Appell nicht auf. Er fährt fort — und damit sind wir endlich in unserem Predigttext angekommen: Achtet darauf, dass ihr Gottes Gnade nicht vergeblich, nicht umsonst empfangt! Dass ihr sie nicht achtlos wieder wegwerft und Gott den Rücken zukehrt. Bleibt bei Gott, haltet Seine Gnade fest — haltet sie jetzt fest! „Denn jetzt ist die Zeit der Gnade, jetzt ist der Tag des Heils!“ (V.2)
Wenn wir dieses Heil, die Versöhnung mit Gott, jetzt nicht ergreifen, kann es zu spät sein. Niemand von uns weiß, wie viel Zeit er hat. Es können noch viele viele Jahre sein oder das Leben hier auf der Erde kann plötzlich ein Ende finden. Der Krieg in der Ukraine malt uns aktuell wieder ganz neu vor Augen, wie fragil unser Leben ist. Jetzt ist die Zeit der Gnade, die Zeit der Annahme; jetzt ist der Tag des Heils.
Deswegen die flehende Bitte, der ermutigende und einladende Ruf: Lasst euch mit Gott versöhnen! Heute. Und haltet diese Versöhnung fest. — Es gibt im Leben verschiedene Etappen, verschiedene Zeiten, leichte und schwere, schöne und herausfordernde, einfache und unwägbare. Wartet nicht so lange, bis die willkommene Zeit verstreicht, bis der Tag des Heils zur Nacht geworden ist. Wer am Tag das Heil ergreift, dem wird auch in finsterer Nacht das Licht Gottes leuchten, dem wird auch in der dunkelsten Stunde Jesus Christus beistehen, der von sich selbst sagt: „Ich bin das Licht der Welt! Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Joh 8,12)
Und nun kommt Paulus zu einem längeren Abschnitt, der sich im Besonderen an uns Pfarrer richtet, die wir Gottes Wort verkündigen, aber letztlich doch an alle, die Diener Gottes sind, die Jesus nachfolgen und andere in diese Nachfolge einladen wollen. Es geht darum, dass unsere Botschaft glaubwürdig ist, dass das, was wir von Gott sagen, die Wahrheit ist, ja dass wir überhaupt die Autorität haben, gehört zu werden, weil wir unser Leben authentisch und ehrlich leben, weil wir das selbst leben, was wir predigen.
Paulus zählt die ganzen Anfechtungen auf, die er durchlitten hat und immer wieder durchleiden muss, weil er die Botschaft der Versöhnung mit Gott predigt. Es geht ihm dabei nicht darum, sich selbst groß zu machen oder toll dazustehen, sondern zu zeigen, dass seinen Worte wahr sind und dass er tatsächlich der berufene Apostel ist und die Autorität besitzt, die er beansprucht.
Als Diener Gottes hat er innerliche Anfechtungen erlebt: Bedrängnisse, Nöte und Ängste. Er musste mit äußerlichen, zum Teil ganz spürbaren Anfechtungen zurechtkommen: Er wurde übel geschlagen und ins Gefängnis geworfen, erlebte Tumulte und mühte sich ab für seine Gemeinden; er durchwachte Nächte im Gebet und fastete.
All dies tat er mithilfe der guten Eigenschaften, die Gott ihm gegeben hatte und mithilfe des Heiligen Geistes; stets bereit, den guten Kampf des Glaubens zu kämpfen.
Da haben wir eine große Aufgabe, Paulus nachzueifern. Wie gesagt: Nicht, weil wir so toll wären oder damit uns jeder auf die Schulter klopfen kann, sondern damit unsere Botschaft von der Versöhnung mit Gott glaubhaft, lebendig und einladend ist! Damit wir es anderen leicht machen, selbst das Heil zu ergreifen, das Gott ihnen schenken möchten.
Gewiss wird uns das mal besser und mal schlechter gelingen, doch selbst mit unseren Fehlern dürfen wir zu Gott kommen und sie bei Ihm wieder abgeben.
Und schließlich kommt Paulus zu diesen verrückten Antithesen, die sich erst beim 3. oder 4. Lesen wirklich erschließen und die doch das ganze Leben eines Christen durchziehen. Als Christen sind wir schon jetzt errettet, leben schon jetzt mit Gott und müssen uns doch noch gedulden, bis wir ganz bei Ihm leben.
Als Christen werden wir von der Welt verspottet und verschmäht — aber von Gott geehrt.
Als Christen müssen wir böse Worte über uns ergehen lassen — aber dürfen Gottes wunderschöne und so viel wichtigere Worte über uns hören.
Als Christen bezeichnen uns andere als „Verführer“, als solche, die anderen etwas aufschwatzen — aber wir laden ein, vom Irrweg weg in die Wahrheit zu gehen, dass Menschen bei Gott das wahre Leben finden.
Als Christen sind wir unbekannt und absolut unbedeutend — aber Gott kennt uns und unsere Namen stehen im Buch des Lebens.
Als Christen werden auch wir eines Tages sterben und unsere Körper vergehen — aber bei Gott leben wir in Ewigkeit.
Als Christen müssen wir manches erdulden und über uns ergehen lassen — aber wir gehen daran nicht zugrunde; Gott hält Seine schützende Hand über uns.
Auch als Christen haben wir reichlich Gründe, Tränen zu vergießen — aber die Gründe fröhlich zu sein, sind viel zahlreicher und größer.
Als Christen mögen wir arm sein — aber wir haben so viel zu geben.
Als Christen haben wir nichts — und doch haben wir in Jesus alles!
Das Leben als Christ, als Nachfolger Jesu, ist nicht immer einfach. Es hat seine Herausforderungen und Anfechtungen. Es hat seine wunderschönen Zeiten und kann uns gleichsam in die Wüste führen. Es kann uns in Bedrängnis bringen, doch niemals sind wir allein.
Auch das Leben als Christ ist wie eine Wanderung. Eine Wanderung, die wir als Gemeinde jetzt neu beginnen und auf die ich mich und wir als ganze Familie uns unendlich freuen. Eine Wanderung mit vielen Sonnenstunden, aber sicherlich auch manchem Gewitter. Es werden schöne Zeiten kommen, ebenso wie herausfordernde, Zeiten des Lachens und Zeiten des Weinens, Zeiten des Friedens und Zeiten des Streits. Gott weiß, was uns erwartet. Und wir als Gemeinde wissen, dass wir diesen Weg nicht allein, nicht nur für uns gehen, sondern dass Gott selbst mit uns geht, sich mit uns freut, wenn wir fröhlich sind — und uns trägt, wenn der Weg zu schwer wird.
Deshalb wollen wir die Versöhnung mit Gott ergreifen, uns an Seiner rettenden Liebe festhalten — und dabei doch wissen, dass Er es ist, der uns festhält.
Amen.
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