Getröstet trösten

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Notes
Transcript
3 Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, 4 der uns tröstet in aller unserer Bedrängnis, damit wir auch trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott. 5 Denn wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus. 6 Werden wir aber bedrängt, so geschieht es euch zu Trost und Heil; werden wir getröstet, so geschieht es euch zum Trost, der sich wirksam erweist, wenn ihr mit Geduld dieselben Leiden ertragt, die auch wir leiden. 7 Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: Wie ihr an den Leiden teilhabt, so habt ihr auch am Trost teil.
2Kor 1,3-7
Ihr Lieben,
an was denkt ihr, wenn ihr das Wort „Leid“ hört? Welche Bilder kommen euch in den Sinn?
Die Nachrichten, die uns zur Zeit täglich aus der Ukraine ereilen? Der Verlust eines lieben Menschen, der kürzlich zu beklagen war? Die Krankheitsdiagnose, die mein Leben komplett aus der Bahn wirft?
Oder es mögen auch vermeintlich kleinere Dinge sein: Der Streit mit meinem Partner, der mir sehr zu Herzen geht. Die schlechte Note in der Schule, obwohl ich doch so viel gelernt hatte. Das Abgewiesenwerden durch einen guten Freund, mit dem ich viele Jahre unterwegs war.
Jeder von uns hat seine ganz eigenen Erfahrungen. Manche sind schwerer, manche etwas leichter, doch alle fordern uns heraus. Oft kommt die Frage nach dem „Warum?“, nach dem Sinn. Und häufig muss sie unbeantwortet bleiben.
Auch Paulus erzählt uns vom Leiden. Er hat es wahrlich nicht einfach gehabt. Er wurde mehrmals geschlagen und übel zugerichtet; er wurde solange mit Steinen beworfen, bis andere dachten, er sei tot; er musste erleben, wie ein Schiff mitten auf dem Meer unterging und er — auch hier — nur knapp mit dem Leben davon kam. Durch viele dieser Leiden musste er, weil er den Menschen von Jesus erzählte, weil er Umkehr und Vergebung predigte; doch leider gefiel das nicht allen. Er berichtet uns auch von einem „Stachel im Fleisch“, vielleicht müssen wir uns darunter eine Krankheit vorstellen. Oft flehte er Gott an, dass Er diesen Stachel wegnehmen möge, doch Gott tat es nicht.
Paulus wusste, was Leid bedeutet. Und doch wird auch er seine Fragen gehabt haben, die für ihn offen blieben. Nicht jedes „Warum?“ bekommt eine Antwort. Selbst als Christen bleibt uns manches verborgen.
Die Christen in Korinth sind davon irritiert, dass Paulus soviel durchleiden muss. Sie erwarten von einem Apostel vielmehr, dass er unangefochten und mit einer gewissen Herrlichkeit daherkommt und allen die Botschaft Gottes verkündigt. Sie gehen deshalb sogar soweit, infrage zu stellen, ob Paulus wirklich dieser Apostel ist.
Doch Paulus macht ihnen klar: Wenn wir als Christen Jesus nachfolgen, warum sollte es uns dann besser gehen, als ihm? Warum sollten uns die Menschen lieben, die Jesus doch hassen und ihn ablehnen? Warum sollte uns jedes Leid erspart bleiben, wenn Jesus doch schon selbst gesagt hat, dass man uns hassen wird, weil wir eine Botschaft verkündigen, die so anders ist.
Für Paulus ist es also überhaupt keine Frage, dass das Leid nicht auch uns trifft. Natürlich bleibt auch ihm manches unklar, doch gehört das Leid zu diesem Leben hier auf der Erde dazu. Wir haben die feste Hoffnung und die Verheißung Gottes, dass es in der Ewigkeit anders sein wird.
So schwer uns das fällt und so wenig wir es manchmal verstehen: Leid gehört zu unserem Leben dazu. Rückschläge gehören zum Leben dazu. Schwere Zeiten gehören zum Leben dazu.
Doch — und nun kommt das große göttliche „Aber“ — wir sind in diesen schweren Zeiten niemals allein! Niemals verlässt uns Gott! „Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur — noch das größte Leiden der Welt — uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ (Röm 8,38-39)
Wir müssen nicht allein durch schwere Zeiten. Gott ist bei uns. Er hält uns. Er liebt uns. Und er tröstet uns!
Das griechische Wort, dass wir mit „trösten“ übersetzen, kann ganz wörtlich auch heißen: jemanden herbei rufen, jemanden zu sich rufen. Wenn Gott uns tröstet, dann ruft Er uns also zu sich. „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ (Jes 43,1b) Gott tröstest uns. Er ist der Gott allen Trostes. Das heißt: Gott selbst ist der Ursprung, der Grund jeglichen Trostes. Mögen die Umstände und das Leid auch noch so katastrophal und ausweglos erscheinen: Gott ist der Grund unserer Zuversicht, Er ist der Grund unserer Hoffnung! Er ist der, der uns tröstet. „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.“ (Jes 54,10)
Wenn es uns schlecht geht, nimmt Gott uns in den Arm, drückt uns an sich, hält uns fest — und er weint mit uns. Denn Er weiß, was es bedeutet zu leiden. Er wurde in Jesus Mensch, kam mitten in diese Welt. Er musste fliehen, weil andere ihm nach dem Leben trachteten. Nicht wenige kehrten ihm den Rücken zu, wegen dem was er sagte. Andere verbreiteten Lügen über ihn, weil sie eifersüchtig waren. Einer seiner engsten Freunde verriet ihn. Und dann wurde er brutal hingerichtet und durchlitt selbst die schlimmsten Qualen. Und der Vater musste mit ansehen, wie Sein geliebter Sohn grauenvoll starb. — Gott weiß, was es heißt zu leiden.
Gott weiß auch um unser Leid, um die Sorgen und Rückschläge unsere Lebens. Und er hält uns und tröstet uns. Jesus hat uns versprochen: „Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.“ (Mt 28,20b)
Gott ist da, sieht uns, kennt uns und hält uns fest. Wenn wir keine Kraft mehr haben, trägt Er uns. Und er gibt uns eine unermessliche Hoffnung: Denn in dem ganzen Leid, dass Jesus getragen hat, hat er alles Leid überwunden. Jesus hat selbst den Tod besiegt. Es gibt nichts mehr, vor dem wir uns zu fürchten brauchen. Mögen wir Tage erleben, die noch so dunkel scheinen und uns in die Enge treiben: Gott ist bei uns! Und er verheißt uns für die Ewigkeit: „Gott wird alle Tränen von unseren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein.“ (Offb 21,4)
Gott, der der Gott allen Trostes ist, tröstet uns in aller Bedrängnis, in all unserem Leid. Und selbst wenn das Leid noch so groß sein mag, das uns trifft, Gottes Trost ist größer. Er wird uns wieder aufrichten. Er gibt uns durch Jesus Christus eine unerschütterliche Hoffnung. Er hat selbst alles Leid überwunden, damit auch wir eines Tages ein Leben ganz ohne Leid in Gottes Gegenwart führen können.
Aus all dem, wie groß Gottes Trost für uns ist, ergeben sich für uns zwei Dinge. Erstens: Wir können Gott loben und preisen. So beginnt auch Paulus unseren Predigttext heute: „Gelobt sei Gott!“ Wir haben allen Grund, Gott zu loben, der uns nicht allein lässt, sondern uns ganz nah bei sich hält und trägt. Wie wunderbar ist doch dieser Gott! Ihm gebührt aller Dank und alles Lob!
Und zweitens — und damit gibt Paulus uns tatsächlich eine Antwort auf das „Warum?“: Weil wir den Trost Gottes erleben, können wir andere trösten. Weil wir selbst erleben, wie Gott unser Leid mit uns trägt, können auch wir das Leid unserer Mitmenschen mit ihnen tragen. Wer selbst getröstet wurde, kann andere trösten.
Solange wir auf dieser Erde leben, werden wir immer wieder Leid zu tragen haben. Es wird Dinge geben, die wir nicht verstehen. Es wird Zeiten geben, in denen wir Gott nicht verstehen. — Doch wir dürfen glauben und daran festhalten: Gott wird uns niemals verlassen! Niemals sind wir allein. Gott hält uns und trägt uns. Er tröstet uns. Gott, der uns zuspricht: „Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.“ (Jer 31,3)
Amen.
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