Kapitel 8: Die 3+1 Struktur in der Bibel
NEUES HANDBUCH DER BIBLISCHEN PROPHETIE • Sermon • Submitted
0 ratings
· 46 viewsNotes
Transcript
Die 3+1 Struktur in der Bibel
Die 3+1 Struktur in der Bibel
1.1 Einleitung
1.1 Einleitung
Erstaunlich viele Aufzählungen in der Bibel weisen eine Struktur auf, in der drei Dinge mit einem vierten, ganz anderen kombiniert werden. Regelmäßig stehen sie in inhaltlichem Zusammenhang mit einem Gericht Gottes. Hier einige wenige Beispiele:
1.1.1 Jeremia 15, 3
1.1.1 Jeremia 15, 3
„Denn ich will sie heimsuchen mit viererlei Plagen, spricht der Herr: mit dem Schwert, dass sie erwürgt werden; mit Hunden, die sie schleifen[1] sollen; mit den Vögeln des Himmels und mit Tieren auf Erden, dass sie gefressen und vertilgt werden sollen.“
Thema der Bibelstelle ist das Gericht Gottes an Jerusalem, der die Stadt mit Plagen heimsuchen will. Drei der Plagen stammen aus der belebten Welt (Hunde, Vögel und Tiere) und eine Plage stammt aus der unbelebten (das Schwert). Sie ergänzen sich zur „3+1“-Ordnung.
1.1.2 Jesaja 34, 11
1.1.2 Jesaja 34, 11
„Sondern Rohrdommeln und Igel werdens innehaben, Nachteulen und Rabenwerden daselbst wohnen. Denn er wird eine Meßschnur darüberziehen, dass es wüst werde, und ein Richtblei, dass es öde sei.“
Hier und in 1. Mose 1, 2 steht zum einzigen Male in der Bibel „tohu ... wabohu“ (hier als „öde“ übersetzt). Es muss sich in Jesaja 34, wie in 1. Mose 1, um sehr große Gerichte gehandelt haben. Es werden 3 Vögel und 1 Igel aufgezählt. So finden wir auch hier die „3+1“[2] in Verbindung mit dem Gerichtshandeln Gottes.
1.1.3 Hiob 12, 13
1.1.3 Hiob 12, 13
„Bei ihm ist Weisheit und Gewalt, Ratund Verstand.“
Dieser Beschreibung der dreifachen Klugheit sowie der Gewalt, folgt in den anschließenden Versen sein Gerichtshandeln an der Welt:
„Siehe, wenn er zerbricht, so hilft kein Bauen.“
1.1.4 Jona 3, 3+4
1.1.4 Jona 3, 3+4
„Ninive aber war eine große Stadt …, dreiTagereisen groß. Und da Jona anfing hineinzugehen eine Tagereise in die Stadt, predigte er …: Es ist noch vierzig Tage, so wird Ninive untergehen.“
Jonas Botschaft an Ninive war die Nachricht über Gottes zukünftiges Gericht. Auch hier finden wir die „3+1“-Ordnung.
1.1.5 1. Mose 8, 7.8.10.12
1.1.5 1. Mose 8, 7.8.10.12
Auch bei der Sintflut ist die 3+1 zu finden:
„Und ließ einen Raben ausfliegen ...“
„1“
+
„Danach ließ er eine Taube ausfliegen ...“
„... und ließ abermals eine Taube fliegen aus dem Kasten.“
„... und ließ eine Taube ausfliegen ...“
„3“
Aber die 3+1 taucht noch ein weiteres Mal in der Geschichte auf:
ein Vater mit drei Söhnen
„3 +1“
und 1 Frau und ihre 3 Schwiegertöchter:
eine Mutter mit drei (Schwieger-)Töchtern
„3 +1“
1.1.6 Lukas 13, 6-9
1.1.6 Lukas 13, 6-9
„Er sagte ihnen aber dies Gleichnis: Es hatte einer einen Feigenbaum, der war gepflanzt in seinem Weinberge; und er kam und suchte Frucht darauf und fand sie nicht. Da sprach er zu dem Weingärtner: Siehe, ich bin nun drei Jahre lang alle Jahre gekommen und habe Frucht gesucht auf diesem Feigenbaum und finde sie nicht; haue ihn ab, was hindert er das Land? Er aber antwortete und sprach zu ihm: Herr, laß ihn noch dies Jahr, bis dass ich um ihn grabe und bedünge ihn, ob er wollte Frucht bringen; wo nicht, so haue ihn danach ab.“
Hier geht es gleichnishaft um das Gericht am Feigenbaum, der in der Bibel immer wieder ein Symbol für Israel darstellt. Drei Jahre suchte der Eigentümer des Weinberges vergeblich Frucht auf dem dort gepflanzten Feigenbaum zu finden und will ihn nun fällen. Der Weingärtner bittet aber um ein weiteres Jahr, um den Baum zu pflegen. Bringt er dann keine Frucht, soll er abgehauen werden. Auch hier finden wir die „3+1“-Ordnung.
1.1.7 Joel 1, 4
1.1.7 Joel 1, 4
„Was die Raupenübrig lassen, das fressen die Heuschrecken, und was die Heuschrecken übrig lassen, das fressen die Käfer, und was die Käfer übrig lassen, das frisst das Geschmeiß.“
1.1.8 Römer 3, 10
1.1.8 Römer 3, 10
Da ist nicht, der gerecht sei, auch nicht einer.
Da ist nicht, der verständig sei;
Da ist nicht, der nach Gott frage;
„3“
Sie sind allesamt abgewichen und allesamt
untüchtig geworden.
+
Da ist nicht, der Gutes tue, auch nicht einer.
„1“
Auch wenn der Apostel Paulus seine große Anklageschrift gegen eine gerichtsreife, gottlose Menschheit vorträgt, ist diese Ordnung zu finden.
1.2 Sprüche 30 – der Text
1.2 Sprüche 30 – der Text
1. Block
… Drei sind nicht zu sättigen, und vier sagen nie: »Es ist genug«: das Totenreich und der Frauen verschlossner Schoß, die Erde, die nicht des Wassers satt wird, und das Feuer, das nie spricht: »Es ist genug!«
Ein Auge, das den Vater verspottet, und verachtet, der Mutter zu gehorchen, das müssen die Raben am Bach aushacken und die jungen Adler fressen.
2. Block
Drei sind mir zu wundersam, und vier verstehe ich nicht: des Adlers Weg am Himmel, der Schlange Weg auf dem Felsen, des Schiffes Weg mitten im Meer und des Mannes Weg beim Weibe.
So ist der Weg der Ehebrecherin: sie verschlingt und wischt sich den Mund und spricht: Ich habe nichts Böses getan.
3. Block
Ein Land wird durch dreierlei unruhig, und viererlei kann es nicht ertragen: einen Knecht, wenn er König wird; einen Toren, wenn er zu satt ist; eine Verschmähte, wenn sie geehelicht wird, und eine Magd, wenn sie ihre Herrin beerbt.
EINSCHUB
Vier sind die Kleinsten auf Erden und doch klüger als die Weisen: die Ameisen - ein schwaches Volk, dennoch schaffen sie im Sommer ihre Speise; die Klippdachse - ein schwaches Volk, dennoch bauen sie ihr Haus in den Felsen; die Heuschrecken - sie haben keinen König, dennoch ziehen sie aus in Ordnung; die Eidechse - man greift sie mit den Händen, und sie ist doch in der Könige Schlössern.
4. Block
Drei haben einen stattlichen Gang, und vier gehen stolz einher: der Löwe, mächtig unter den Tieren und kehrt um vor niemandem; der stolze Hahn, der Widder und der König, wenn er einhergeht vor seinem Heerbann.
1.3 Die Auslegung der Verse
1.3 Die Auslegung der Verse
Die Verse handeln von einem großen Gericht Gottes, und zwar von dem Gericht Gottes an der ganzen Welt und an Israel. In diesen Versen ist die komplette Weltgeschichte oder besser die Heilsgeschichte Gottes verborgen. Agur konnte das zu seiner Zeit noch nicht verstehen und leitet daher seine Verse mit den Worten ein:
„Weisheit hab ich nicht gelernt, und Erkenntnis des Heiligen habe ich nicht. … Wer hat alle Enden der Welt bestimmt? Wie heißt er? Und wie heißt sein Sohn? Weißt du das?“
Wer die Welt geschaffen hat, wissen wir: Gott, der Herr. Und Sein Sohn heißt Jesus Christus. Agur lässt uns jetzt teilhaben an seiner prophetischen Schau.
1.3.1 Der 1. Block, Vers 15+16: „Das Wesen der Welt“
1.3.1 Der 1. Block, Vers 15+16: „Das Wesen der Welt“
Agur spricht von dreien und einem vierten Ding, die nicht zu sättigen sind und die nie genug haben:
· der Sheol (oder: „das Totenreich“)
· der verschlossene Mutterleib,
· die Erde, die an Wasser nie satt wird
· das Feuer, das nie sagt: Genug!
Das alles sind Eigenschaften der Welt. Die Verse beschreiben die egoistische Haltung der Menschen. Es ist die unstillbare Sucht der Welt nach Reichtum, Ehre, Macht, usw. „Drei Dinge sind nicht zu sättigen und das vierte spricht nicht: es ist genug“. Die ersten Verse beschreiben also das Wesen der Welt in ihrer gottfernen Gier nach „Mehr“.
1.3.2 Der 2. Block, Vers 18+19: Gottes Wege mit seinem Volk Israel
1.3.2 Der 2. Block, Vers 18+19: Gottes Wege mit seinem Volk Israel
In diesen Versen (dem 2. Block) beschreibt Agur Israel, das Volk Gottes im Alten Bund, und Gottes Wege mit seinem Volk.
1.3.2.1 „Des Adlers Weg am Himmel“
1.3.2.1 „Des Adlers Weg am Himmel“
In 5. Mose 32, 11 stellt sich Gott selbst als Adler vor, der sein Volk Israel auf seinen Flügeln trug. In Spr. 30 ist es ein Bild auf Gott, der alles auf der Erde sieht und so, wie der Adler, die Erde aus großer Höhe im Blick hat.
1.3.2.2 „Der Schlange Weg auf einem Felsen“.
1.3.2.2 „Der Schlange Weg auf einem Felsen“.
Wann suchte die Schlange ihren Weg auf dem Felsen? Als Jesus Christus (der Fels) vom Teufel (der Schlange) versucht wurde. Wie konnte es möglich sein, dass die Schlange ihren Weg auf dem Felsen suchte? Nur indem Gott Mensch und damit versuchbar wurde. Hier wird ein wenig davon deutlich, welchen Anfechtungen der Herr in den Momenten, als „die Schlange ihren Weg auf ihm suchte“, standgehalten hat.
1.3.2.3 „Des Schiffes Weg mitten im Meer“:
1.3.2.3 „Des Schiffes Weg mitten im Meer“:
Das Meer ist in der Bibel ein häufig gebrauchtes Bild für das „Meer der Völker“. Hier haben wir ein Bild darauf, wie Israel (das Schiff) seinen Weg mitten im Meer der Völker hat. Gott bestimmt den Weg des Schiffes im Meer.
1.3.2.4 „... und eines Mannes Weg an einer Jungfrau.“
1.3.2.4 „... und eines Mannes Weg an einer Jungfrau.“
Das ist eines der wunderbarsten Geheimnisse! Deuten wir es auf Israel und Christus. Die neutestamentliche Gemeinde können wir hier nicht einsetzen. Warum nicht, das wird im Verlauf unserer Ausführungen später noch deutlich. Dieses Bild beschreibt das Werben des Gottessohnes um die Braut oder auch um das Mädchen Israel[3].
1.3.3 Der 3. Block, Vers 21-33: „Der Hochmut Israels“
1.3.3 Der 3. Block, Vers 21-33: „Der Hochmut Israels“
Das Bild des Knechts, des Narren, der Verschmähten und der Magd, beschreibt Charaktere, die entweder übermütig oder faul waren. Der Abschnitt zeichnet ein Bild des Hochmuts Israels, der Israel letztlich zu Fall brachte und „gerichtsreif“ machte.
1.3.4 Der 4. Block, Vers 29-31: „Der König offenbart sich in seiner Herrlichkeit“
1.3.4 Der 4. Block, Vers 29-31: „Der König offenbart sich in seiner Herrlichkeit“
Wir überspringen zunächst die Verse 24-28, um die „3+1“ zu vervollständigen. Israels Hochmut machte es „gerichtsreif“. Wir wissen aus dem Römerbrief, dass Israel für eine bestimmte Zeit von Gott beiseitegesetzt worden ist. Das geschah aber nicht, um sein Volk endgültig zu verwerfen. Israel ist nur so lange blind, bis die Fülle der Heiden eingegangen ist. Dann wird Israel wieder ein Volk der Zuwendungen Gottes sein[4]. Wenn dann der König sein Reich aufrichtet, „offenbart er sich in seiner Herrlichkeit“. Hier sehen wir Christus nicht mehr als den Verachteten von Jesaja 53, sondern als den König, der sein Reich in Herrlichkeit und Kraft einnimmt: der letzte Block spricht von der Herrlichkeit der Regierung Christi im Tausendjahr-Reich.
Nun ist die „3+1“-Ordnung abgeschlossen. Wir sehen, dass auch hier das Obengenannte zutrifft: die Zahlenkombination „3+1“ steht in engem Verhältnis zu Gerichten Gottes. Die Bildrede des Agur zeigt das Heilshandeln Gottes in der Welt und insbesondere an seinem Volk Israel bis zu dessen Abfall, und bis zu Christi Wiederkehr und der Aufrichtung seines Reiches. In diese Ordnung sind - quasi als Einschub - die Verse 24 bis 28 eingeschoben, die die 3-1-Ordnung nicht aufweisen.
1.3.5 Der „Einschub“, Verse 24-28: „Vier sind die Kleinsten auf Erden und doch klüger als die Weisen“
1.3.5 Der „Einschub“, Verse 24-28: „Vier sind die Kleinsten auf Erden und doch klüger als die Weisen“
Hier werden uns nun vier Tiere vor Augen gestellt:
· Ameisen, ein schwaches Volk
· Klippdachse, ein schwaches Volk
· Heuschrecken, die keinen König haben
· Eidechsen, die mit den Händen zu fangen sind
(nach der Elberfelder Übersetzung)
In diesem Abschnitt können wir die „3+1“ nicht finden und in jedem Punkt geht es um kleine und schwache Tiere. Was mag das bedeuten?
Wir befinden uns ja mit den Versen 24-28 in einem Textteil, den wir oben „Einschub“ genannt haben. Dieser „Einschub“ liegt zwischen dem beiseite gesetzten israelischen Volk (dem 3. Block) und dem Tausendjährigen Reich (dem 4. Block). Es geht hier um ein Geheimnis Gottes, welches „nicht kundgetan ist in den vorigen Zeiten den Menschenkindern“. Das ist das Zeitalter der Gemeinde Jesu Christi, die einen Einschub in dem Heilshandeln Gottes mit Israel darstellt. Hier ist nicht von Herrlichkeit und äußerer Kraft die Rede, sondern von einer kleinen, schwachen Schar, wie Gott durch Paulus schreibt, daß Gott in den Schwachen mächtig sein will. Gott hat das erwählt, was töricht ist und schwach, unedel und verachtet, auf dass sich kein Fleisch vor ihm rühme. Auch wenn die vier klein sind auf Erden, so sind sie doch klüger als die Weisen durch den Geist Gottes, damit sie wissen können, was ihnen von Gott geschenkt ist (1. Korinther 2.).
1.3.5.1 Vers 25
1.3.5.1 Vers 25
„Die Ameisen, ein schwaches Volk, dennoch schaffen sie im Sommer ihre Speise.“
Paulus schreibt zweimal „Kaufet die Zeit aus“(Epheser 5, 16; Kolosser 4, 5).
1.3.5.2 Vers 26
1.3.5.2 Vers 26
„Klippdachse, ein schwaches Volk, dennoch legt es sein Haus in den Felsen.“
Wir haben auch unser Haus in dem Felsen, der Christus heißt: „Bleibet in mir“[5].
1.3.5.3 Vers 27
1.3.5.3 Vers 27
„Heuschrecken haben keinen König, dennoch ziehen sie aus in ganzen Scharen.“
Auch die Gemeinde wird eines Tages ausziehen in ganzen Scharen und wird entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen[6].
1.3.5.4 Vers 28
1.3.5.4 Vers 28
„die Eidechse - man greift sie mit den Händen, und sie ist doch in der Könige Schlösser.“
Vielleicht ist dies ein Hinweis auf die verfolgte Gemeinde Jesu? Dennoch ist unser Platz im Palast des Königs. Das alles sind Spuren der neutestamentlichen Gemeinde tief verborgen im Alten Testament! Lange bevor Paulus das Geheimnis der Gemeinde offenbart wird[7], empfängt Agur diese Schau.
Die Tatsache, dass wir die „3+1“-Ordnung nicht innerhalb der Verse 24-28 finden, bedeutet, dass die „Christenheit“ nach ihrer Absetzung keine erneute Wiederannahme erfährt, so wie das bei Israel der Fall sein wird. Wir gehen nicht davon aus, dass die Gemeinde keine Leiden oder Verfolgung erfahren würde. Aber sie steht grundsätzlich nicht unter dem Gericht Gottes.
1.3.6 Die Bedeutung der Zwischenverse
1.3.6 Die Bedeutung der Zwischenverse
Abschließend wollen wir uns noch kurz mit der Bedeutung der Zwischenverse befassen:
1.3.6.1 Die Verse 17+20
1.3.6.1 Die Verse 17+20
Vers 17 redet vom Grundübel der Welt, dem Ungehorsam:
· Vers 17: „Ein Auge, das den Vater verspottet, und verachtet, der Mutter zu gehorchen, das müssen die Raben am Bach aushacken und die jungen Adler fressen.“
Vers 17 redet vom Grundübel Israels (der Unbußfertigkeit):
· Vers 20: „So ist der Weg der Ehebrecherin: sie verschlingt und wischt sich den Mund und spricht: Ich habe nichts Böses getan.“
[1] Elberfelder Übersetzung: "herumzerren"
[2] Vergleiche auch Anmerkung 1) der Scofield-Bibel zu dieser Stelle
[3] Elberf. ÜS
[4] Römer 11, 14f
[5] Johannes 15, 4
[6] 1. Thessalonicher 4, 17
[7] Kolosser 1, 26