Kapitel 10: Die 70 Jahrwochen (eine andere Berechnung)

NEUES HANDBUCH DER BIBLISCHEN PROPHETIE  •  Sermon  •  Submitted
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Die 70 Jahrwochen (eine andere Berechnung)

In Daniel Kapitel 9 steht, dass Daniel im Propheten Jeremia in Kap. 25 von der 70-jährigen Verwüstung Jerusalems gelesen hat. Auf sein Bußgebet kommt der Engel Gabriel zu ihm und unterweist ihn darüber, dass über sein Volk (Israel) und über die heilige Stadt (Jerusalem) insgesamt 70 Wochen bestimmt sind (Daniel 9, 24):
„Siebzig Wochen sind bestimmt über dein Volk und über die heilige Stadt, so wird dem Übertreten gewehrt und die Sünde abgetan und die Missetat versöhnt und die ewige Gerechtigkeit gebracht und die Gesichte und Weissagung versiegelt und ein Hochheiliges gesalbt werden.“
Die 70 Wochen heißen im Hebräischen eigentlich 70 „Siebener“. Sie bedeuten keine Wochen von Tagen, sondern Wochen von jeweils 7 Jahren. 70 mal 7 Jahre ergibt 490 Jahre. Allerdings werden diese 70 Jahrwochen vom Engel in 3 Teile aufgeteilt: 7 Jahrwochen von 49 Jahren, 62 Jahrwochen von 434 Jahren und die letzte, 70. Jahrwoche von 7 Jahren. Die 7 und die 62 Jahrwochen müssen beide vom Jahr 605 v. Chr. aus gerechnet werden[1], denn Daniel liest Jer. 25 und das Kapitel wurde im Jahr 605 v. Chr. geschrieben. Dann enden die ersten 7 Jahrwochen beim Regierungsantritt des Perserkönigs Kyros und die ersten 62 Jahrwochen beim Regierungsantritt von Antiochus Epiphanes.
Die 70. Jahrwoche schließt sich allerding nicht unmittelbar an die ersten Jahrwochen an, sondern zwischen den ersten Jahrwochen und der 70. liegt eine lange Zeitspanne von deutlich über 2.000 Jahren. Am Ende der Gemeinde-Zeit, wenn die Zeit der Nationen erfüllt sein wird, kehrt das Evangelium wieder zurück nach Jerusalem. Dann wird auch die 70. Jahrwoche beginnen, und zwar mit der Wiedergeburt Jerusalems. Dies soll jetzt im Einzelnen argumentiert werden.

1.1 Der Auftakt der 70. Jahrwoche

Ein Großteil christlicher Ausleger ist der Auffassung, dass die 70. Jahrwoche mit der Entrückung beginne. Manche glauben, dass sie kurz nach der Entrückung beginne. Wieder andere behaupten, dass sie mit dem 7-jährigen Bundesschluss des Antichristen mit Israel beginne. Letzteres mag sein, denn der Bund dauert, genau wie die 70. Jahrwoche auch, 7 Jahre.
Aber das eigentliche Ereignis, das den Beginn der 70. Jahrwoche auslöst, ist die Wiedergeburt Jerusalems. Wann genau Jerusalem wiedergeboren wird, weiß niemand. Der angebliche zeitliche Eintritt endzeitlicher Ereignisse wurde zwar oft berechnet, aber alle Berechnungen waren falsch. Jesus sagt, dass niemand von dem Tag und von der Stunde weiß, sondern allein der Vater im Himmel. Um zu verstehen, warum die 70. Jahrwoche mit der Wiedergeburt Jerusalems beginnt, müssen wir uns einige Bibelstellen in der Offenbarung anschauen, die von der 70. Jahrwoche handeln.

1.1.1 Offenbarung 11, 7

Oben haben wir gesehen, dass die beiden Zeugen das Haus David und die Bürger zu Jerusalem sind. In Offenbarung 11, 7 steht, dass ein Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, die beiden Zeugen besiegen und töten wird, wenn sie ihr Zeugnis geendet haben:
„Und wenn sie ihr Zeugnis geendet haben, so wird das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, mit ihnen einen Streit halten und wird sie überwinden und wird sie töten.“
In den prophetischen Texten der Bibel werden Königreiche bildhaft als Tiere dargestellt. Deshalb wird unterstellt, dass das Tier aus Offenbarung 11, 7 ebenfalls ein politischer Herrscher (ein König) ist. Das historische Vorbild schlechthin für dieses Endzeit-„Tier“ ist Antiochus IV. Epiphanes, dessen Seleukiden-Reich in der Endzeit erneut aufkommt.

1.1.2 Offenbarung 13,5

In Offenbarung 13, 5 steht, dass das Tier 42 Monate herrschen wird:
„Und es ward ihm gegeben ein Mund, zu reden große Dinge und Lästerungen, und ward ihm gegeben, dass es mit ihm währte zweiundvierzig Monate lang.“

1.1.3 Offenbarung 11, 2

In Offenbarung 11, 2 steht, dass die Nationen die Heilige Stadt 42 Monate lang zertreten werden:
„Aber den Vorhof außerhalb des Tempels wirf hinaus und miß ihn nicht; denn er ist den Heidengegeben, und die heilige Stadt werden sie zertreten zweiundvierzig Monate.
Die 2 Zeugen verfügen über große Macht. Sie töten ihre Feinde mit Feuer, das aus ihrem Mund geht, und alle, die ihnen schaden wollen, müssen so getötet werden:
„Und so jemand sie will schädigen, so geht Feuer aus ihrem Munde und verzehrt ihre Feinde; und so jemand sie will schädigen, der muß also getötet werden.“

1.1.4 Auswertung

Wenn die Stadt Jerusalem von den Nationen 42 Monate lang zertreten wird, kann das nicht während des Dienstes der 2 Zeugen sein, denn sie würden das nicht zulassen und sie hätten auch die Macht, es zu verhindern. Daher müssen diese beiden Zeiträume hintereinanderliegen: Zuerst kommen 1.260 Tage Verkündigungsdienst der 2 Zeugen, danach werden sie von dem Tier aus dem Abgrund getötet und dann folgen noch einmal 42 Monate Herrschaftszeit des Tiers, in der die Nationen die Stadt Jerusalem zertreten werden. Sowohl die Frist von 1.260 Tagen als auch die 42 Monate ergeben jeweils 3,5 Jahre und addieren sich zu den 7 Jahren der 70. Jahrwoche. Damit ist gezeigt, dass der Verkündigungsdienst der 2 Zeugen (1.260 Tage) in der ersten und die 42 Monate Herrschaftszeit des Tiers in der zweiten Hälfte der Jahrwoche liegen. Die beiden Zeugen (das Haus David und die Bürger Jerusalems), so haben wir oben festgestellt, kommen durch die Belagerung eines fremden Heeres zur Wiedergeburt. Danach folgt ihr Dienst der Verkündigung des Evangeliums in großer Kraft und Vollmacht. Und das wiederum bedeutet, dass die 70. Jahrwoche nicht mit der Entrückung beginnt, sondern mit der Wiedergeburt Jerusalems. Wann genau Jerusalem wiedergeboren wird weiß niemand. Aber wenn Jerusalem wiedergeboren wird, beginnt die 70. Jahrwoche zu laufen und 7 Jahre später wird Christus kommen.

1.2 Zeiten und Fristen der Jahrwochen

Daniel berichtet in Dan. 9, 2 davon, dass er im Buch Jeremia gelesen hatte. Er wurde auf die 70 Jahre aufmerksam, die Jerusalem wüst liegen sollte (Dan. 9, 2):
„In diesem ersten Jahr seines Königreichs merkte ich, Daniel, in den Büchern auf die Zahl der Jahre, davon der HErr geredet hatte zum Propheten Jeremia, dass Jerusalemsollte siebzig Jahre wüstliegen.“
Die 70 Jahre Babylonischen Exils werden sowohl in Jer. 25 als auch in Jer. 29 jeweils wörtlich erwähnt.
Jer. 25, 11:
„dass dieses ganze Land wüst und zerstört liegen soll. Und sollen diese Völker dem König zu Babel dienen siebzig Jahre.“
Jer. 29, 10:
„Denn so spricht der HErr: Wenn zu Babel siebzig Jahre aus sind, so will ich euch besuchen und will mein gnädiges Wort über euch erwecken, dass ich euch wieder an diesen Ort bringe.“
Jer. 29 besitzt kein eindeutiges Jahr der Abfassung. Jer. 25 hingegen bezieht sich eindeutig auf das Jahr 605 v. Chr., von dem aus sowohl die 70-jährige Babylonische Gefangenschaft als auch die der 70 Jahrwochen aus Dan. 9 berechnet werden müssen. Im Folgenden soll begründet werden, warum sich Daniel und Gabriel bezüglich der Berechnung der 70 Jahrwochen ausschließlich auf Jer. 25 beziehen und nicht auf Jer. 29 oder andere Bibelstellen. Gleichzeitig gebe ich schon jetzt zu Bedenken, dass in Jer. 29 kein Wort Gottes erging! Jeremia hat in Kap. 29 lediglich einen Brief an die Exilanten verfasst, in dem er das an ihn ergangene Gottes-Wort, das er fast 20 Jahre vorher in Kap. 25 erhalten hatte, lediglich noch einmal erläutert und auslegt. Der Engel sagt aber, dass von dem Ausgang eines solchen Wortes 7 und 62 Wochen gezählt werden sollten. Aber der Reihe nach.

1.3 Ergebnisse der neuartigen Berechnung

Die bisherige Lesart berechnet die ersten 69 Jahrwochen ausgehend vom Jahr 444 v. Chr. (dem Edikt des Artaxerxes) bis zu Christi Einzug in Jerusalem bzw. bis zu seiner Kreuzigung. Da die ersten Jahrwochen aber in zwei Abschnitte unterteilt sind (7 und 62 Wochen), berechnet die hier gezeigte Auslegung zwei Fristen, die beide vom Jahr 605 v. Chr. ausgehen, dem Jahr in dem nachweislich das Kapitel 25 des Jeremia-Buches entstanden ist, das Daniel gelesen hatte. Von 605 v. Chr. wird eine erste Frist von 49 Jahren (7 Jahrwochen) berechnet. Sie führt zu Kyros, dem gesalbten Fürsten aus Jes. 45. Neu ist, dass die zweite Frist von 62 Jahrwochen vom gleichen Jahr, nämlich ebenfalls von 605 v. Chr. aus berechnet wird und zu Antiochus Epiphanes führt.
Es geht mir nicht darum, die Ausleger, die die althergebrachte Version vertreten, zu diskreditieren. Aber ihre Berechnung und Auslegung von Dan. 9 darf und muß hinterfragt werden.
In Daniel 9 berichtet Daniel davon, dass er im Jahr 539 v. Chr. das Kapitel 25 des Propheten Jeremia gelesen hat. Er hatte verstanden, dass die babylonische Gefangenschaft 70 Jahre dauern würde (Dan. 9, 1 f.):
„Im ersten Jahr des Darius, des Sohnes des Ahasveros, aus dem Stamm der Meder, der über das Reich der Chaldäer König wurde, in diesem ersten Jahr seiner Herrschaft verstand ich, Daniel, in den Büchern die Zahl der Jahre, die sich an Jerusalem erfüllen sollte. So war das Wort des HERRN an den Propheten Jeremia ergangen: Siebzig Jahre soll Jerusalem wüst liegen.“
Jeremia 25 wurde im Jahr 605v. Chr. verfasst. Als Daniel das Kapitel im Jahr 539v. Chr. las, verstand er, dass laut Jeremia die babylonische Gefangenschaft vier Jahre später, also im Jahr 535 v. Chr., beendet sein würde und Israel in sein Land zurückkehren sollte. Er las in Jeremia, dass Israels Sünde die babylonische Gefangenschaft verursacht hatte. Darüber erschrak er und richtete ein ergreifendes Bußgebet an Gott, der daraufhin den Engel Gabriel zu Daniel sendete, um ihn über das Kommende zu unterrichten. Das ist in Kürze der Inhalt von Dan. 9.
In Jer. 25, 11 ist von der Verwüstung und Zerstörung Israels die Rede. Aber es wird nichts von seiner Rückführung erwähnt. Von einer Rückführung Israels spricht hingegen Jer. 29 (Jer. 29, 10 ff.):
„Denn so spricht der HERR: Wenn für Babel siebzig Jahre voll sind, so will ich euch heimsuchen und will mein gnädiges Wort an euch erfüllen, dass ich euch wieder an diesen Ort bringe. … denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen, spricht der HERR, und will eure Gefangenschaft wenden und euch sammeln aus allen Völkern und von allen Orten, wohin ich euch verstoßen habe, spricht der HERR, und will euch wieder an diesen Ort bringen, von wo ich euch habe wegführen lassen.“
Voraussetzung für die Rückführung Israels war Buße und die Aufforderung Gottes, ihn von Herzen zu suchen, was Daniel in seinem Bußgebet in Kap. 9 hingebungsvoll getan hat, und was dazu führte, dass Gabriel zu ihm geschickt wurde, um ihn zu unterrichten. Jer. 25 und Jer. 29 sprechen also beide von einer 70-jährigen Dauer der babylonischen Gefangenschaft. Jer. 25 wurde im Jahr 605v. Chr. geschrieben, Jer. 29 hingegen frühestens im Jahr 597v. Chr.
Daniel zitiert in Kap. 9 eine Passage aus Jer. 25. Wenn er vom Jahr 605v. Chr. gerechnet hat, kommt er bei einem 70-jährigen Exil ins Jahr 535v. Chr. Er selbst las den Text im Jahr 539v. Chr. Nach dieser Rechnung wären es also noch 4 Jahre bis zum Ende der babylonischen Gefangenschaft. Es war das, was Daniel aus dem Text verstanden hatte und weswegen er zu Gott betete. Daraufhin sandte Gott seinen Engel Gabriel und der beginnt nun, Daniel zu unterweisen und fordert ihn auf aufmerksam zuzuhören. Daniels ursprüngliche Frage war, ob die 70 Jahre babylonischer Gefangenschaft in vier Jahren vorbei sein würden. Der Engel antwortet sinngemäß: „Nicht 70 Jahre, sondern 7 mal 70 Jahre wird es dauern, bis alle Prophetien über Israel und Jerusalem erfüllt sein werden“. Denn er sagt (Dan. 9, 24):
Siebzig Wochen sind verhängt über dein Volk und über deine heilige Stadt; dann wird dem Frevel ein Ende gemacht und die Sünde versiegelt und die Schuld gesühnt, und es wird ewige Gerechtigkeit gebracht und Gesicht und Weissagung besiegelt und das Allerheiligste gesalbt werden.“
Zunächst steht hier, dass es sich um 70 „Wochen“ oder besser um „sieben Siebener“ handelt. Es sind nicht Wochen von Tagen, sondern Wochen von Jahren. Insgesamt handelt es sich also um 70 mal 7 Jahre, was insgesamt 490 Jahre ergibt. Danach kommt die Vollendung:
· dem Frevel wird ein Ende gemacht
· die Sünde wird versiegelt
· die Schuld wird gesühnt
· es wird ewige Gerechtigkeit gebracht
· Gesicht und Weissagung werden besiegelt
· und das Allerheiligste wird gesalbt werden.
Was das alles zu bedeuten hat und auf welche Zeit es gilt, soll später gesondert behandelt werden.
Der Engel sagt, dass die Daniel-Prophetie allein für Israel und Jerusalem gilt; und sich auf 70 Jahrwochen beschränkt. Ereignisse, die außerhalb dieser 70 Jahrwochen liegen, sind daher nicht Inhalt der Daniel-Prophetie. Sie sind also nicht in Daniel erwähnt und nicht gemeint. Die Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahr 70 n. Chr. liegt aber auch nach bisheriger Lesart mindestens 40 Jahre nach der Kreuzigung Christi und nach der hier gezeigten Lesart sogar rd. 200 Jahre nach Abschluß der ersten Jahrwochen. Daher kann die Zerstörung des Jerusalemer Tempels durch die Römer in Daniel nicht vorhergesagt worden sein. Das ist wichtig. Es soll jetzt geklärt werden, wann die 70 Jahrwochen Daniels beginnen und welches Ereignis sie auslöst.

1.3.1 Die Ermittlung des Beginns der 70. Jahrwoche

Der Engel nennt hierzu einen ganz bestimmten Zeitpunkt (Dan. 9, 25):
„So wisse nun und gib acht: Von der Zeit an, als das Wort erging, Jerusalem werde wieder aufgebaut werden, ...“
Die Frage, die es zu beantworten gilt, ist: welcher, der in der Bibel erwähnten Zeitpunkte, markiert den Beginn der 70 Jahrwochen?
Ist es der Befehl des Kyros? Oder der des Darius. Oder der Artaxerxes? Denn alle drei haben den Befehl zum Bau der Stadt Jerusalem oder des Tempels gegeben (Esra 6, 14b):
„und sie bauten und richteten auf nach dem Befehl des Gottes Israels und nach dem Befehl des Kores, Darius und Artaxerxes, der Könige in Persien.“
Die Regierungszeit der drei genannten Könige war wie folgt:
· Kyros (Kores): 559 - 530 v. Chr. (Ober-König von ganz Persien)
· Darius, der Meder: 539 - 486 v. Chr. (Unter-König von Chaldäa)
· Artaxerxes: 465 - 424 v. Chr. (Ober-König von ganz Persien)
Kyros gab den Befehl zum Bau des Tempels im Jahr 559 v. Chr.
Esra 1,1: „Im ersten Jahr des Kyrus, des Königs von Persien, erweckte der HERR – dass erfüllt würde das Wort des HERRN, das durch den Mund Jeremias gesprochen war – den Geist des Kyrus, des Königs von Persien, und er ließ ausrufen in seinem ganzen Königreich, auch durch Schrift, und ließ sagen: 2 So spricht Kyrus, der König von Persien: Alle Königreiche der Erde hat mir der HERR, der Gott des Himmels, gegeben, und er hat mir befohlen, ihm ein Haus zu Jerusalem in Juda zu bauen.“
Darius hingegen gab seinen Befehl um das Jahr 537 v. Chr. (Esra 4, 24):
„Da hörte auf das Werk am Hause Gottes zu Jerusalem und blieb nach bis ins zweite Jahr des Darius, des Königs in Persien.“
Artaxerxes schließlich gab seinen Befehl im Jahr 445 v. Chr. (Neh. 1, 1 ff.):
„Im Monat Nisan des zwanzigsten Jahres des Königs Artaxerxes, als Wein vor ihm stand, nahm ich den Wein und gab ihn dem König. … 4 Da sprach der König zu mir: Was begehrst du denn? … Gefällt es dem König und ist dein Knecht dir genehm, so wollest du mich nach Juda reisen lassen, in die Stadt, wo meine Väter begraben sind, damit ich sie wieder aufbaue. … Und als es dem König gefiel, mich reisen zu lassen, nannte ich ihm eine bestimmte Zeit.“
Da die Regierung Artaxerxes‘ im Jahr 465 begann, und er im 20. Jahr seines Königreiches den Befehl an Jeremia gab, Jerusalem wieder aufzubauen, war das das Jahr 445v. Chr. Aber welcher der 3 Befehle ist der richtige Zeitpunkt für den Beginn der 70 Jahrwochen? Laut dem Engel sind - ausgehend vom Stichtag - zwei Zeitpunkte zu ermitteln: ein erster nach 49 Jahren (7 Jahrwochen zu 7 Jahren) und ein zweiter nach weiteren 434 Jahren (62 Jahrwochen zu 7 Jahren). Deshalb werden in den üblichen Berechnungen 483 Jahre (also insgesamt 69 Jahrwochen zu 7 Jahren) vom gewählten Ursprungsdatum aus gerechnet. Rechnet man ab dem Erlass des Kyros (559v. Chr.) kommt man auf die Jahre 510 v. Chr. (nach 7 Jahrwochen) und 76 v. Chr (nach 69 Jahrwochen). Aber im Jahr 510v. Chr. ist kein gesalbter Fürst gekommen und die Kreuzigung Jesu (die man hier unterstellt) ist nicht im Jahr 76v. Chr. gewesen. Rechnet man ab dem Erlass des Darius (537v. Chr.) kommt man auf die Jahre 488 v. Chr. und 54 v. Chr. Im Jahr 488v. Chr. ist aber ebenfalls kein gesalbter Fürst erschienen und die Kreuzigung Jesu geschah auch nicht im Jahr 54v. Chr. Rechnet man ab dem Erlass des Artaxerxes (445v. Chr.) kommt man auf die Jahre 396 v. Chr. und 38 n. Chr. Im Jahr 396v. Chr. ist wiederum kein gesalbter Fürst gekommen und die Kreuzigung Jesu kann unmöglich im Jahr 38n. Chr. gewesen sein. Also passen alle drei Termine nicht. Um einen der drei Termine dennoch passend zu machen, bedient man sich eines Tricks, denn nach biblischer Zählweise hat jedes Jahr 360 Tage. Man rechnet also die Jahrwochen wie folgt um:
69 Jahrwochen x 7 Jahre = 483 Jahre
483 Jahre x 360 Tage = 173.880 Tage
173.880 Tage / 365 Tage = 476,38 Jahre Dann wählt man den Erlass des Artaxerxes im Jahr 445 v. Chr., denn das ist der einzige, mit dem die Rechnung „funktioniert“:
445 v. Chr. - 476,38 Jahre = 31,38 n. Chr.
(gerundet: 32 n. Chr.)
So glaubt man, die Frist von 69 Jahrwochen ausgehend vom Erlass des Artaxerxes bis zur Kreuzigung Jesu genau berechnet zu haben. Aber war bei dieser Art der Berechnung vielleicht der Wunsch Vater des Gedankens? Hat man die Berechnung so lange angepasst, bis sie einem im Voraus erwarteten Ergebnis entsprach? Hat man den Zeitpunkt des Erlasses von Artaxerxes willkürlich gewählt, weil nur er das gewünschte Ergebnis ermöglicht? Der Gedanke drängt sich auf, denn es bleiben wichtige Fragen unbeantwortet. Denn wenn die Frist im Jahr 445v. Chr. zu laufen begann, warum kam dann nach den ersten 7 Jahrwochen im Jahr 396v. Chr. kein gesalbter Fürst? Ist eine Umrechnung der Jahre von 360 Tagen auf 365 Tage überhaupt zulässig? Sollte laut Engel nicht die Ankunft eines gesalbten Fürsten berechnet werden? Warum aber rechnet man dann bis zur Kreuzigung Jesu und nicht bis zu seiner Geburt oder zumindest bis zu seiner Indienststellung?
Was wäre, wenn man den Beginn der Jahrwochen um 49 Jahre vorverlegt, sodass man bis Kyros rechnen kann? Denn er soll ja lt. Jes. 44 den Bau der Stadt und des Tempels ermöglichen und er wird in Jes. 45 sogar als Gesalbter bezeichnet!
Jes 44:28 – „der ich spreche von Kores: Der ist mein Hirte und soll all meinen Willen vollenden, dass man sage zu Jerusalem: Sei gebaut! und zum Tempel: Sei gegründet!“
Jes 45:1 – „So spricht der HErr zu seinem Gesalbten, dem Kores, den ich bei seiner rechten Hand ergreife, dass ich die Heiden vor ihm unterwerfe und den Königen das Schwert abgürte, auf dass vor ihm die Türen geöffnet werden und die Tore nicht verschlossen bleiben.“
Äußerst bemerkenswert ist dabei, dass Gabriel nicht auf das Edikt des Kyros abhebt, den Tempel zu bauen, sondern auf das eigentliche Kommen des gesalbten Fürsten! Denn das wird in so gut wie allen Auslegungen verwechselt!
Es soll jetzt geklärt werden, wann genau und mit welchem Ereignis die 70 Jahrwochen Daniels beginnen. Der Engel nennt hierzu einen ganz bestimmten Zeitpunkt (Dan. 9, 25 ff.):
„So wisse nun und gib acht: Von der Zeit an, als das Wort erging, Jerusalem werde wieder aufgebaut werden, ...“
Der Beginn der 70 Jahrwochen ist also durch den Ausgang eines Wortes markiert. Die Frage wird sein: wer hat dieses Wort ausgehen lassen? Waren es heidnische Könige oder war es Gott?

1.3.2 Eine andere Berechnung

Der Gedanke, bis auf Kyros zu rechnen, hat etwas Bestechendes. Denn wenn eine Berechnung möglich wäre, bei der Kyros nach 7 Jahrwochen bzw. nach 49 Jahren auftreten würde, dann wäre die Prophetie Daniels im Einklang mit der Prophetie aus Jes. 45, denn dann wäre in beiden Prophetien Kyrus der gesalbte Fürst!
Der Regierungsantritt des Kyros war um das Jahr 559v. Chr. Das exakte Datum ist aber nicht überliefert. Rechnet man von da aus zurück, kommt man in das Jahr 608 v. Chr. Das ist - bis auf 3 Jahre genau - das Jahr, in dem Jeremia sein Kapitel 25 verfasst hat. Es ist das Kapitel, das Daniel zweifelsohne gelesen und in Dan. 9 zitiert hat. Aber dürfen wir dieses Kapitel in Jer. 25 und damit den Zeitpunkt seines Entstehens tatsächlich für unsere Berechnung verwenden? Denn Jeremia erhielt in Kap. 25 lediglich eine Prophetie darüber, dass Israel 70 Jahre lang wüst und zerstört sein würde. Von einer konkreten Rückführung Israels ist dort nichts erwähnt. Davon schrieb Jeremia vielmehr in Kap. 29, das aber frühestens im Jahr 597v. Chr. verfasst wurde. Nun zitiert Daniel in Kap. 9 ausschließlich Jer. 25 und nicht Jer. 29. Die Unterweisung Gabriels bezieht sich also einzig auf Jer. 25 und deshalb darf und muss für die Berechnung des Beginns der 70 Jahrwochen das Jahr 605v. Chr., das Datum der Abfassung von Jer. 25, angesetzt werden.
Wenn das so sein sollte, und wir werden weitere Belege dafür finden, dann hat Gott selbst den Zeitpunkt für den Beginn der 70 Jahrwochen definiert, und zwar durch eine Prophetie an Jeremia! Der Beginn der 70 Jahrwochen wird also nicht durch die Erlasse des Kyros, des Darius oder des Artaxerxes markiert. Sie waren allesamt ausführende Werkzeuge Gottes, aber die Definition des Zeitpunktes für den Beginn der 70 Jahrwoche hat Gott sich selbst vorbehalten, durch den Propheten Jeremia niederschreiben lassen und schließlich Daniel offenbart. Das Wort also, das ausging, dass Jerusalem wieder gebaut würde, waren nicht die Erlasse heidnischer Könige, sondern es war das Wort Gottes, das an Jeremia in Kap. 25 geschah!
Jeremia nennt das Jahr der Abfassung von Kap. 25 schon zu Beginn des Kapitels und definiert gleich drei Zeitpunkte, um das Jahr der Abfassung genauestens festzulegen:
„Dies ist das Wort, das zu Jeremia geschah über das ganze Volk von Juda im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda; das ist das erste Jahr Nebukadnezars, des Königs von Babel. 2 Der Prophet Jeremia sprach zu dem ganzen Volk von Juda und zu allen Bürgern Jerusalems: 3 Vom dreizehnten Jahr des Josia an, des Sohnes Amons, des Königs von Juda, ist des HERRN Wort zu mir geschehen bis auf diesen Tag, und ich habe zu euch nun dreiundzwanzig Jahre lang immer wieder gepredigt, aber ihr habt nicht gehört.“
Die drei Zeitpunkte, die Jeremia nennt, sind:
· das 4. Jahr Jojakims, des Königs von Juda
· das 1. Jahr Nebukadnezars, des Königs von Babel
· das 13. Jahr Jeremias zzgl. 23 Jahre
Das 4. Jahr Jojakims (609-598 v. Chr.) war das Jahr 605v. Chr. Das 1. Jahr Nebukadnezars (605-562 v. Chr.) war ebenfalls das Jahr 605v. Chr. Das 13. Jahr Jeremias (640 bis 609v. Chr.) war das Jahr 628 v. Chr. (denn es heißt im13. Jahr), abzüglich 23 Jahre ergibt ebenfalls 605v. Chr. Alle drei Benennungen weisen also eindeutig in das Jahr 605v. Chr. für das Entstehen des Kapitels hin und markieren somit den Beginn der Laufzeit der 70 Jahrwochen.

1.3.3 Die Berechnung

Unterstellen wir also das Wort in Jes. 25 als den Startpunkt für die 70 Jahrwochen. Zählt man von da ab 7 Jahrwochen (49 Jahre), kommt man in das Jahr 556 v. Chr. Es ist das Jahr, in dem ein gesalbter Fürst auftreten sollte: Kyrus. Kyrus wurde ungefährum das Jahr 559v. Chr. König von Persien. Der genaue Beginn seiner Herrschaft ist historisch nicht exakt bestimmbar. Kyrus diente zunächst als ein Regional-König unter Astyages[2], der 559v. Chr. verstarb.
Auf Astyages folgte Kyros als König von Persien. Ob jedoch seine Krönung im unmittelbaren Anschluss an den Tod Astyages‘ oder einige Jahre später geschah, ist im Nebel der Geschichte untergegangen. Aber die biblische Zeitangabe nennt 556v. Chr. und ist bis auf 3 Jahre genau; oder die historische bis auf 3 Jahre ungenau. Denn die Krönung von Kyros könnte sich durchaus 3 Jahre verzögert haben, ein Umstand, den die historischen Quellen zulassen, denn aus dem o.g. Wikipedia-Eintrag wird die endgültige Übernahme der Meder-Konföderation durch die Perser erst auf 550 v. Chr. angesetzt, also 6 Jahre später als der aus der biblischen Prophetie errechnete Termin.
Kyros war bis ca. 559v. Chr. ein Regional-Fürst unter Astyages und wurde laut der einschlägigen historischen Berichte erst Jahre nach diesem Datum offizieller König von ganz Persien. Bis dahin war er also tatsächlich nur ein Fürst, was die biblische Prophetie über sein Kommen und seine Herrschafts-Bezeichnung als „Fürst“ bestätigt. Außerdem ist Kyros ganz eindeutig der Gesalbte, der in Jes. 44 und 45 erwähnt wird, was eine große Bestätigung der hier formulierten These bedeutet, die somit auf Gottes Wort und Prophetie gründet und ihr entspricht. Damit haben wir den Beginn der 70 Jahrwochen bestimmen können und auf das Jahr 605v. Chr. festgelegt.
Der wichtigste und naheliegendste Grund hierfür ist der, dass wir schlichtweg die Bibel-Stelle verwenden, die Daniel selbst in Dan. 9 zitiert und auf die der Engel Gabriel folgerichtig Bezug nimmt. Das Wort, das erging, „dass Jerusalem wieder aufgebaut werde“, ist somit kein Erlass von Kyros, Darius oder Artaxerxes. Es lohnt sich auch nicht, von deren Erlassen aus Fristen und Zeitpunkte zu berechnen, denn keiner der so ermittelten Zeitpunkte liefert ein sinnvolles Ergebnis. Das Wort, das erging, „dass Jerusalem wieder aufgebaut werde“, ist ganz einfach Gottes prophetisches Wort an Jeremia in Kap. 25!

1.3.4 Die zweite Frist

Die 70 Jahrwochen sind in 3 Teile gegliedert: 7 Wochen, 62 Wochen und 1 Woche. Oben haben wir gesehen, dass die ersten 7 Wochen deshalb von den übrigen getrennt werden, weil nach deren Ablauf ein großes Ereignis anstand: der gesalbte Fürst, nämlich der in Jes. 45 verheißene Kyros würde kommen. Danach würde Jerusalem für 62 Wochen gebaut sein (Dan. 9, 24):
„Und zweiundsechzig Wochen lang wird es [Jerusalem] wieder aufgebaut sein mit Plätzen und Gräben, wiewohl in kummervoller Zeit.“
Jetzt wird es spannend, denn jetzt berechnen wir den zweiten Zeitpunkt. Es gibt zwei Möglichkeiten, diesen zweiten Zeitpunkt zu ermitteln:
1. Man lässt – wie bisher auch – die 62 Jahrwochen unmittelbar auf die ersten 7 Jahrwochen folgen und rechnet insges. 69 Jahrwochen.
2. Man rechnet beide Zeitpunkte vom gleichen (!) Ausgangsjahr aus.
Zu 1:
Wenn man - ausgehend vom Jahr 605v. Chr. - 483 Jahre (also 69 Jahrwochen) rechnet, erreicht man das Jahr 122 v. Chr. In diesem Jahr geschah in Israel aber nichts, was von prophetischer Bedeutung gewesen wäre.
Zu 2:
Wenn man hingegen - ausgehend vom Jahr 605v. Chr. – nur 434 Jahre (also nur 62 Jahrwochen) rechnet, erreicht man das Jahr 171 v. Chr. Das ist aber ziemlich genau die Zeit, in der Antiochus IV. Epiphanes aufkam!
Er herrschte von 175-164 v. Chr als achter Seleukiden-König. Aber er begann seine politische Karriere im Jahr 175v. Chr. lediglich als Vormund für seinen Neffen Demetrios, der eigentlich der rechtmäßige Anwärter auf den Seleukiden-Thron war und dessen verwitwete Mutter Antiochus später heiratete. Im Jahr 173 v. Chr. schloss Antiochus einen Freundschaftsvertrag mit Rom. Demetrios starb im Jahr 170v. Chr. einen gewaltsamen Tod, der vermutlich auf die Veranlassung v. Antiochus Epiphanes zurückging[3]. Im Jahr 169/168 v. Chr. kämpfte Antiochos dann im sechsten syrischen Krieg erfolgreich gegen Ägypten. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich Antiochus Epiphanes in der Zwischenzeit (also zwischen 173 u. 169 v. Chr.) zum König ausrufen ließ und es würde bestens mit der biblischen Prophetie zusammenpassen.
Der Ablauf könnte also wie folgt gewesen sein: Antiochus schloss im Jahr 173 v. Chr. einen Friedensvertrag mit Rom. Im Jahr 171 v. Chr. ließ er sich zum König ausrufen und beseitigte im Jahr 170 v. Chr. seinen Neffen, denn durch seine Heirat mit dessen Mutter wurde Antiochus Epiphanes mehr oder weniger automatisch zum König der Seleukiden und der Tod seines Neffen machte seine Königsherrschaft unumkehrbar. Im Jahr darauf (169/168 v. Chr.) hat er dann den Krieg mit Ägypten angefangen, dessen Sieg er natürlich seiner eigenen Königsherrschaft zuschreiben wollte. Das alles würde bestens mit der aus der biblischen Prophetie ermittelten Jahreszahl (171 v. Chr.) zusammenpassen. Antiochus war also zunächst auch nur ein Fürst und das Jahr des Wechsels seiner Herrschaft vom Fürsten zum König korreliert recht genau mit der Vorhersage Gabriels. Der Text in Dan. 9, 25 sagt:
„Von der Zeit an, als das Wort erging, Jerusalem werde wieder aufgebaut werden, bis ein Gesalbter, ein Fürst, kommt, sind es sieben Wochen; und zweiundsechzig Wochen lang wird es wieder aufgebaut sein mit Plätzen und Gräben, wiewohl in kummervoller Zeit.“
Um die hier zur Berechnung verwendete Frist von 62 statt 69 Wochen anwenden zu können, müsste der Vers aber wie folgt umformuliert werden:
„Von der Zeit an, als das Wort erging, Jerusalem werde wieder aufgebaut werden, bis ein Gesalbter, ein Fürst, kommt, sind es (einmal) sieben Wochen und (einmal) zweiundsechzig Wochen.“
Der Vers ginge dann weiter:
„Und es (Jerusalem) wird wieder aufgebautsein mit Plätzen und Gräben, wiewohl in kummervoller Zeit.“
Diese Art der Übersetzung ist möglich und erlaubt, denn die Worte in diesem Vers sind dunkel und ihre Bedeutung nicht eindeutig, was zu einer Fülle unterschiedlicher Übersetzungen geführt hat. Tatsächlich übersetzt die Elberfelder Bibel aus dem Jahr 1871 den Vers 25 wie folgt (Dan 9:25):
„Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis auf den Messias, den Fürsten sind sieben Wochen und 62 Wochen. Straßen und Gräben werden wiederhergestellt und gebaut werden und zwar in Drangsal der Zeiten.“
Auch die Elberfelder Bibel aus dem Jahr 1905 übersetzt so:
„Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis auf den Messias, den Fürsten sind sieben Wochen und 62 Wochen. Straßen und Gräben werden wiederhergestellt und gebaut werden und zwar in Drangsal der Zeiten.“
Diese Übersetzung ist also erlaubt und existiert. Sie wird von denjenigen Auslegern verwendet, die von Artaxerxes aus 69 Jahrwochen bis zur Kreuzigung Christi konstruieren wollen, denn diese Art der Übersetzung ermöglicht es ihnen vermeintlich, 7 und 62 Wochen zu addieren, weil hier die 7 und die 62 in einem Satz zusammengefasst sind.
Aber die Sache verhält sich anders: die Tatsache, dass die 7 und die 62 sich beide (!) auf einen Fürsten beziehen legt die Berechnung nahe, zwei (!) Fürsten zu ermitteln, deren Auftreten jeweils (!) vom Jahr 605v. Chr. aus errechnet werden soll. Das ist eine der Neuheiten der hier gezeigten Auslegung. Denn es kommen zwei (!) „Fürsten“: Kyros und Antiochus Epiphanes.
Beide Fristen der Jahrwochen vom gleichen Datum aus zu berechnen, grenzt fast schon an Ketzerei, weil es auf den ersten Blick so sehr unwahrscheinlich und unrichtig klingt. Aber die Tatsache, dass diese Rechnung - ausgehend von 605 v. Chr. – zu gleich zwei richtigen Ergebnissen führt, nämlich zum Herrschaftsbeginn des Kyros und zusätzlich auch zum Herrschaftsbeginn von Antiochus Epiphanes ist außergewöhnlich. Denn ein zufälliges Zusammentreffen von drei (!) zeitlichen passenden Ergebnissen - dem von Daniel angegebenen Startpunkt in Jer. 25, dem Kommen des Kyros nach 7 Jahrwochen und dem Kommen des Antiochus Epiphanes nach 62 Jahrwochen - ist mehr als unwahrscheinlich und plausibilisiert das Ergebnis somit gleich dreifach!
Trotz der starken Beweise hinterfragen wir sicherheitshalber noch einmal unser Ergebnis: denn ist das alles nicht ebenso konstruiert, wie die bisher übliche Auslegung?

1.3.5 Ist eine solche Auslegung nicht ebenfalls bloß konstruiert?

Auf den ersten Blick scheint auch die hier gezeigte Art der Auslegung, nämlich zwei Herrscher vom gleichen Datum aus errechnen zu wollen, genauso konstruiert zu sein, wie die Variante von Artaxerxes bis zu Christi Kreuzigung zu rechnen.
Allerdings mit einigen wichtigen Unterschieden:
1. Der Zeitpunkt des Beginns der 70 Jahrwochen wird aus dem Text von Daniel 9 heraus entwickelt und argumentiert und nicht – wie bisher üblich - willkürlich auf Artaxerxes festgelegt, weil nur so die 69 Jahrwochen bis zu Christi triumphalem Einzug in Jerusalem bzw. bis zu seiner Kreuzigung reichen.
2. Es ist keine Umrechnung von Jahren in Tage und dann wieder in Jahre nötig, um den Regierungsbeginn beider (!) Fürsten zu finden.
3. Kyros ist ganz unstrittig einer der beiden gesalbten Fürsten, denn die Jesaja-Prophetie sagt ihn voraus und das sogar namentlich! Das Datum seiner Herrschaft muss - wenn die Prophetien der Bibel richtig angewendet werden - ganz ungezwungen aus einer Berechnung resultieren und das erfolgt ganz offensichtlich in der hier gezeigten.
4. Antiochus Epiphanes ist unbestritten der Haupt- und Zielpunkt der kompletten Prophetie Daniels, denn in ihm als Person kumulieren alle Visionen und Träume Daniels und die letzten drei Kapitel des Daniel-Buches befassen sich mit ihm in außergewöhnlicher Ausführlichkeit. Bei einer Berechnung von ausgehend vom Jahr 605v. Chr. wird sein Herrschaftsbeginn genau getroffen. Das ist eine weitere Begründung, warum auch die 62 Jahrwochen ab dem Jahr 605v. Chr. berechnet werden.
5. Nur in Jer. 25 werden gleich 3 Zeitangaben zur Abfassung des Kapitels erwähnt. Nur in Jer. 25 „geschieht ein Wort“.
6. Der Engel erwähnt 3 Fristen: sieben, 62 und eine Jahrwoche. Dem wird hier entsprochen. Die herkömmliche Berechnung hat aber nur zwei Fristen: 69 und eine Jahrwoche.
Da alle die oben genannten Umstände deutlich auf Kyros und insbesondere auf Antiochus Epiphanes hinweisen, wird er in dieser Auslegung als der zweite Fürst angesehen, den Gabriel angekündigt hat.
Aber warum werden beide Herrscher als „Fürsten“ angekündigt und nicht als „Könige“?

1.3.6 Kyros

Wie oben schon erklärt, war Kyros zunächst ein Regionalfürst, bevor er König von Persien wurde. Im Jahr 539v. Chr., als Daniel die Vision erhält, waren die ersten 49 Jahre bereits seit rd. 20 Jahren abgelaufen und Kyros war, pünktlich und wie in der Bibel vorhergesagt, lt. den historischen Quellen ungefähr um das Jahr 559v. Chr. tatsächlich gekommen. Aber da war er noch ein Fürst.
Auch Darius war nur ein „Fürst“. Daniel nennt ihn in Dan. 9, 1 zwar einen König, aber er war lediglich König über das Reich der Chaldäer, einer Provinz Persiens. Er war ein Unter-König, ein Fürst.
Das in der Bibel für „König“ verwendete Wort ist durchgängig „melek“. Das hebräische Wort für „Fürst“ ist „mâshal“ und bedeutet Feldherr, Regent, oder General. Daniel 11, 5 nennt Seleukus I., den ersten König der Seleukiden-Dynastie, der ursprünglich einer der Generäle von Ptolemaios war, ebenfalls einen „Fürsten“:
„Und der König [„melek“] des Südens wird erstarken; aber gegen ihn wird einer seiner Fürsten [„mâshal“; d. i. Seleukus I.] noch stärker werden und herrschen; dessen Herrschaft wird groß sein.“
Auch Joseph bezeichnet sich als „mâshal“ (Fürst). Denn der „König“ war der Pharao, Joseph aber war der zweite Mann im ägyptischen Reich und also ein „mâshal“, ein „Fürst“. In der Luther-Bibel wird „mâshal“ folgerichtig mit „Herrscher“ übersetzt (1. Mose 45, 8):
„Und nun, ihr habt mich nicht hergesandt, sondern Gott; der hat mich dem Pharao zum Vater gesetzt und zum Herrn über sein ganzes Haus und zum Herrscher („mâshal“) über ganz Ägyptenland.“
Die von Gabriel verwendete Bezeichnung Fürst ist also sehr genau gewählt!

1.3.7 Antiochus Epiphanes

Dan. 11, 21 bezeichnet Antiochus Epiphanes so ähnlich (NeÜ):
„An seine Stelle wird ein niederträchtiger Mensch treten, der keinen Anspruch auf das Königtum hat, es aber durch Intrigen an sich reißt.“
Antiochus Epiphanes war kein Monarch von königlicher Abstammung, sondern ein niederträchtiger Mensch, der keinerlei Anspruch auf das Königreich hatte. Zu Beginn war er nur ein „Fürst“, ein Regent. Denn er herrschte zunächst nur als Vormund für seinen Neffen, den er später aber hinterging, tötete und sich selbst zum König machte. Deshalb wird er von Gabriel als „Fürst“, als Regent angekündigt, aber nicht als König. Das Königtum hat er durch Intrigen an sich gerissen.
Somit waren Kyros und auch Antiochus Epiphanes zu Beginn ihres Auftretens nur „Fürsten“, weshalb Gabriel sie in seiner Erklärung an Daniel auch so nennt. Die Unterweisung Gabriels ist also exakt bis ins Detail! Selbst Nebensächlichkeiten, wie die der Herrschaftstitel Fürstbzw. Königund auch Gesalbter– wie wir gleich noch sehen werden - haben ihre ganz bestimmte Bedeutung. Die Tatsache, dass wir den Text so detailliert analysieren können und immer noch exakte und sinnige Ausformulierungen finden, ist sehr erfreulich, weil sie unser Ergebnis nur mehr bestätigt.
Auch die Beziehungen zwischen Dan. 7 und 8 einerseits und Dan. 10, 11 und 12 andererseits werden jetzt verständlich. Denn alle diese Kapitel reden von einem ganz bestimmten Herrscher: Antiochus Epiphanes. Er ist Inhalt all dieser Kapitel, denn sie bauen aufeinander auf und zeigen immer neue, sich ergänzende Eigenschaften von ihm.

1.3.8 Sinn und Zweck von Kapitel 9

Zusammenfassend können wir sagen, dass Dan. 9 eine gedankliche Hinführung zu Kap. 11 ist. In diesem Kapitel 11 führt die Prophetie Daniels ganz eindeutig zu Antiochus Epiphanes, dem dort überproportional viel Aufmerksamkeit gewidmet wird. Er wird ab Dan. 11, 36 zum Vorbild des endzeitlichen Antichristen, der Antiochus Epiphanes aufs Haar gleichen wird. Folgendes wird nunmehr deutlich: in Dan. 7 wird der Antichrist als kleines Horn gezeigt. Gleiches gilt für Dan. 8, wo der Antichrist ebenfalls als kleines Horn gezeigt wird. In Dan. 9 führt die Unterweisung Gabriels dann zu Antiochus Epiphanes. Und auch in Dan. 11 ist wieder die Rede von ihm:
· Dan. 7 und 8 beschreiben jeweils die geopolitische Herkunft des Antichristen.
· Dan. 9 beschreibt, wann er kommt.
· Und Dan. 11 beschreibt die Ausprägung seiner Herrschaft und sein Ende.
So bettet sich Dan. 9 zwischen Dan. 7+8 einerseits und Dan. 11 andererseits perfekt ein und ergänzt beide Passagen durch die zeitliche Komponente der Ankunft des Antichristen. Die Kapitel stehen jetzt in ihrer Bedeutung nicht mehr isoliert für sich, sondern sie hängen inhaltlich zusammen, bauen aufeinander auf und ergänzen sich, so dass ein umfassendes Bild von Antiochus Epiphanes und damit auch des endzeitlichen Antichristen entsteht. Es handelt sich um eine hochexakte, inhaltsvolle und fortschreitende Offenbarung der Person des Antiochus Epiphanes. Eine geradezu göttliche Didaktik.

1.3.9 Antiochus Epiphanes, ein Gesalbter?

Die Bezeichnung „Gesalbter“ („Messias“) ist ein Titel, der in der Bibel allgemein nur israelischen Priestern oder Königen zugebilligt wird und nicht zuletzt der Titel Jesu Christi selbst ist. Warum aber wird Antiochus Epiphanes von Gabriel ebenfalls als ein „Gesalbter“ bezeichnet?
Zunächst ist festzustellen, dass auch Kyros ein „Gesalbter“ genannt wird. Und zwar von Gabriel und von Jesaja. Natürlich: Kyrus ist als der König bekannt, der die babylonische Gefangenschaft beendet und Israels Rückkehr ermöglicht hat. Auch hat er in seinem Dekret Gott als den Gott aller Welt anerkannt. Dennoch ist er ein heidnischer König. Aber warum sollte auch Antiochus Epiphanes ein „Gesalbter“ sein? Dass Antiochus Epiphanes so genannt wird, ist deswegen ungewöhnlich, weil er der gottloseste Herrscher des ganzen Alten Testaments ist und den Tempel in Jerusalem geschändet und in der Stadt gemeuchelt hat, wie kein Zweiter. Dennoch führen alle bisherigen Berechnungen der 70 Jahrwochen eindeutig bis zu ihm.
Ein Grund könnte sein, dass das Leben des Antiochus Epiphanes genau dem des endzeitlichen Antichristen entspricht und dessen zukünftigen Charakter vorherschattet. Es mag sein, dass er insofern ein erwähltes (und somit „gesalbtes“) Werkzeug Gottes war. Denn sein Leben, seine Herkunft, seine Taten und seine Gottlosigkeit sind mit dem Charakter des endzeitlichen Antichristen geradezu kongruent. Ob das ein Grund für die Bezeichnung Gesalbter sein mag? Es möge zunächst so von uns akzeptiert sein, weil Gabriel ihn so bezeichnet. Weiter unten soll noch ein weiterer Grund angeführt werden, der die Bezeichnung erklären könnte.

1.3.10 Die Auslegung von Dan. 9, 25 und 26

Wenn das mit den Fristen der 70 Jahrwochen so sein sollte, wovon ich fest ausgehe, dann ist der Inhalt von Dan. 9, 25-26a brisant. Die Passage darf nunmehr wie folgt gelesen und gedeutet werden:
„So wisse nun und gib acht:
Daniel soll achtgeben, denn das, was jetzt kommt, ist ein Geheimnis, das nicht leicht zu verstehen ist.
Von der Zeit an, als das Wort erging, Jerusalem werde wieder aufgebaut werden,
Das ist Gottes Prophetie an Jeremia in Kap. 25 im Jahr 605 v. Chr.
bis ein Gesalbter, ein Fürst, kommt,
Ein gesalbter Herrscher wird kommen. In jedem Fall ist hiermit Kyros gemeint. Denn er begann seine Herrschaft 7 Jahrwochen (49 Jahre) nach der Prophetie aus Jer. 25 und er wird von Jesaja in Kap. 45 eindeutig ein „Gesalbter des Herrn“ genannt.
sind es sieben Wochen und zweiundsechzig Wochen
Hier werden ZWEI Fristen genannt: zum einen 7 Wochen und zum anderen 62 Wochen. Beide Fristen sind von Jer. 25 aus zu rechnen. Eine Frist von 7 Wochen (49 Jahre) führt ins Jahr 556 v. Chr. (zu Kyros). Die andere Frist von 62 Wochen (434 Jahre) führt (ebenfalls ausgehend von 605 v. Chr.) direkt ins Jahr 171 v. Chr. (zu Antiochus Epiphanes). Wenn aber der Herrscher nach 7 Wochen Kyros war, dann muss der Gesalbte nach 62 Wochen zwingend Antiochus Epiphanes sein. Antiochus Epiphanes ist der Herrscher, in dem die gesamte Prophetie Daniels in Kap. 11 gipfelt. Denn er ist das alttestamentliche Vorbild des Antichristen schlechthin.
Dann wird es wieder aufgebaut sein mit Plätzen und Gräben, wiewohl in kummervoller Zeit.
Jerusalem wird wieder aufgebaut sein. Der Vers deutet die Erfüllung einer großen Verheißung an, aber er macht keine Aussage über die zeitliche Dauer dieser Phase.
Und nach den zweiundsechzig Wochen
Nach den 62 Wochen wird ein Gesalbter ausgerottet werden. Antiochus Epiphanes starb 164 v. Chr., also genau 7 Jahre nach dem Beginn seiner Regierung im Jahr 171 v. Chr., was im Übrigen exakt der Dauer der 70. Jahrwoche entspricht und diese somit vorherschattet. Auch ist wichtig, dass nach 62 Jahrwochen ein Gesalbter ausgerottet werden wird und nicht nach 69. Aber das haben wir ja oben schon erklärt.
wird ein Gesalbter
Es ist nicht Christus, der hier als Gesalbter bezeichnet wird, sondern Antiochus Epiphanes, der Typus des Antichristen schlechthin.
ausgerottet werden
Dieser Gesalbte wird "ausgerottet". Das ist ein starkes und abfälliges Wort. Es bedeutet abschneiden, zerstören, verbrauchen, abhauen. Diese Formulierung passt gut auf das schändliche Ende des Antiochus Epiphanes.
und niemand wird ihm helfen.“
Diese Formulierung ist sehr interessant. Denn sie wird von der Luther-Bibel 2017 auch in Dan. 11, 45 verwendet, wo steht: „aber es wird mit ihm ein Ende nehmen und niemand wird ihm helfen.“ Diese Formulierung in Dan. 11, 45 bezieht sich aber auf Antiochus Epiphanes bzw. auf sein endzeitliches Pendant, den Antichristen und nicht auf Christus. Diese Parallele zu Dan. 9 ist sehr wichtig, denn sie verbindet die Prophetie in Dan. 9 aufs Engste mit der in Dan. 11, 45 und stützt die hier gemachte Hypothese sehr, so ungewohnt sie auf den ersten Blick auch sein mag.
Es ist überaus bemerkenswert, wie gut verständlich die Verse jetzt werden. Man kann jedes Detail verstehen und auch unter der Lupe genauerer Betrachtung, bleiben die Worte des Engels sinnhaft. Dem muss Nichts hinzugefügt oder durch fadenscheinige Argumentationen oder Berechnungsweisen angepasst oder verschlimmbessert werden. Wohl dem, der aufmerksam zuhört, wenn der Engel spricht …
Auch wenn die hier gezeigte Auslegung von Daniel 9 auf den ersten Blick mehr als befremdlich erscheint, hat sie doch sehr gewichtige Vorzüge zu der Fülle bisheriger Auslegungen.
· Sie hält sich eng an den Text aus Jer. 25, den Daniel gelesen hat und der Ausgang der Konversation Gabriels mit Daniel war.
· Die sich ergebenden Fristen sind stimmig und inhaltsvoll.
· Die Formulierungen im Text sind äußerst exakt, sinnvoll und bedeutungstief.
· Die inhaltlichen Beziehungen der Kapitel und der Personen stehen aufs Engste miteinander in Einklang.
· Kapitel 9 fügt sich inhaltlich perfekt zwischen Kapitel 7 und 8 einerseits und Kapitel 10-12 andererseits ein.
Der Engel Gabriel ruft Daniel zu äußerster Aufmerksamkeit auf: „Sei achtsam und verstehe das“, denn jetzt will er Daniel zur letzten großen Offenbarung führen: der des Antiochus Epiphanes, der in Kap. 11 vollends enthüllt werden wird, der ein Vorbild des Antichristen ist und dessen Herrschaft bis zum letzten Ende reicht. Gewaltig! Sei also äußerst aufmerksam, Daniel!

1.4 Der Beginn der 70 Jahrwochen

Gabriel sagt zu Daniel, dass er vom Ausgang des Wortes, dass Jerusalem wieder gebaut würde, rechnen müsse (Dan. 9, 25):
„So wisse nun und merke: von der Zeit an, da ausgeht das Wort, dass Jerusalem soll wiederum gebaut werden, bis auf den Gesalbten, ...“
Dieses Wort, das ausgeht, ist das hebräische „dabar“ - דָבָ֗ר (Strong-Nr. 1697). Man findet es in Jer. 25 und in Jer. 29. Einer der wichtigen Unterschiede zwischen beiden Kapiteln ist der, dass Jeremia in Kap. 25 ein Wort Gottes „empfängt“ [4]! Auf dieses „Wort“ bezieht sich offensichtlich Gabriel. Denn in Kap. 25 „geschieht“ ein Wort an Jeremia, während er in Kap. 29 lediglich einen Brief an die Weggeführten in Babylon schreibt und sich darin auf das in Kap. 25 ergangene „Wort“ bezieht (Jer. 29, 1):
„1 Dies sind die Worte [דָבָ֗ר - (Strong-Nr. 1697)] in dem Brief, den der Prophet Jeremia sandte von Jerusalem an die übrigen Ältesten, die weggeführt waren, und an die Priester und Propheten und an das ganze Volk, das Nebukadnezar von Jerusalem hatte weggeführt gen Babel.“
In Jer. 29 „geschieht“ also kein Wort Gottes zu Jeremia. Jeremia schreibt lediglich einen Brief an die Weggeführten, in dem er sich auf das bezieht, was er in Jer. 25 als Wort Gottes empfangen hatte. In Kap. 29 predigt und erklärt er das an ihn ergangenen Gottes-Wort aus Jer. 25 den Obersten Israels und dem Volk. Er erläutert ihnen also lediglich das Wort (דָבָ֗ר), das er fast 20 Jahre vorher empfangen hatte. Das ist wichtig: in Jer. 25 „geschieht“ das Wort an Jeremia. In Jer. 29 hingegen gibt er es nur weiter. Gabriel sagte aber:
„Vom Ausgang(!) des Wortes bis zu einem Gesalbten, einem Fürsten sind es …“
Damit ist gezeigt, dass allein Jer. 25 das Kapitel ist, von dem aus Zeiten und Fristen berechnet werden müssen.

1.4.1 Der Zeitpunkt in Jer. 25

Kapitel 25 ist das einzige Kapitel im Buch Jeremia, das gleich drei Zeitangaben zum Datum seiner Abfassung enthält, ab dem die 70 Jahre Exil und die 70 Jahrwochen gezählt werden können. Wie schon erwähnt, sucht man in Jer. 29 vergeblich nach einem Datum. Jer. 29 wurde zu einem Zeitpunkt verfasst, der irgendwann nach der Wegführung der Oberschicht nach Babylon liegt.
„1 Dies sind die Worte [דָבָ֗ר] in dem Brief, den der Prophet Jeremia sandte … nachdemder König Jechonja und die Königin mit den Kämmerern und Fürsten in Juda und Jerusalem samt den Zimmerleuten und Schmieden zu Jerusalem weg waren.“
In Jer. 29 „geschah“ also nicht nur kein Wort an Jeremia, sondern es enthält auch kein Jahr, in dem es abgefasst wurde. Jeremia schreibt seinen Brief irgendwann, „nachdem“ der König und seine Handwerker weggeführt worden waren. Es muss irgendwann nach 586 v. Chr. gewesen sein. In welchem Jahr genau das war, wird aber im Text nicht erwähnt. Kap. 29 taugt also weder als Anfangsjahr zur Berechnung der 70 Jahre Babylonischer Gefangenschaft noch der 70 Jahrwochen, so daß das Jahr 586 v. Chr. als Startpunkt für keine der beiden Fristen in Frage kommt.
In Jer. 25 hingegen wird gleich in dreifacher Weise das Jahr definiert, in dem Gottes Wort an Jeremia bezüglich des Endes der Babylonischen Gefangenschaft „geschah“ – wann also das Wort ausging (Jer. 25, 1ff.):
„1 Dies ist das Wort, welches zu Jeremia geschah über das ganze Volk Juda im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs in Juda (welches ist das erste Jahr Nebukadnezars, des Königs zu Babel), 2 welches auch der Prophet Jeremia redete zu dem ganzen Volk Juda und zu allen Bürgern zu Jerusalem und sprach: 3 Es ist von dem dreizehnten Jahr an Josias, des Sohnes Amons, des Königs Judas, des HErrn Wort zu mir geschehen bis auf diesen Tag, und ich habe euch nun dreiundzwanzig Jahre mit Fleiß gepredigt; aber ihr habt nie hören wollen.“
Es scheint geradezu so als ob es Gott ganz besonders wichtig war, dieses Jahr exakt zu definieren:
· das vierte Jahr Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs in Juda: 605 v. Chr.
· das erste Jahr Nebukadnezars: 605 v. Chr.
· der Dienst Jeremias (vom dreizehnten Jahr Josias aus dreiundzwanzig Jahre): 605 v. Chr.
Die Jahreszahlen in Jer. 25 werden also jeweils durch ein Datum eines israelischen Königs, eines heidnischen Königs und eines Propheten Gottes definiert. Wenn Jer. 29 davon spricht, dass Gott Sein „gnädiges Wort“ über Sein Volk erwecken will, ist es naheliegend hier zu unterstellen, dass Er damit eben dieses Wort meinte, das Er Jeremia knapp 20 Jahre vorher gegeben hatte und sich somit in Jer. 29 auf Jer. 25 bezieht (Jer. 29, 10):
„Denn so spricht der HErr: Wenn zu Babel siebzig Jahre aus sind, so will ich euch besuchen und will mein gnädiges Wort[das aus Jer. 25] über euch erwecken, dass ich euch wieder an diesen Ort bringe.“
Damit ist Jer. 29 also lediglich eine Erinnerung an die Exilanten an das Wort, das Gott in Kap. 25 an Jeremia gegeben hatte.

1.4.2 Die rabbinische Auslegung

Jüdisch-rabbinische Ausleger deuten die Dauer der 70 Jahrwochen aufgrund von Aussagen des Talmuds auf die Zeit zwischen der Zerstörung des 1. und des 2. Tempels. Da der 1. Tempel im Jahr 586 v. Chr. und der zweite im Jahr 70 n. Chr. zerstört wurden, ist dies eine Dauer von 656 Jahren. 70 Jahrwochen sind aber nur 490 Jahre. Bei dieser talmudischen Berechnung besteht also eine zeitliche Differenz von 165 Jahren zur profanen Zeitrechnung. Diese Jahre löscht der Talmud aus der historischen Geschichtsschreibung einfach aus, was man in der jüdisch-talmudischen Auslegungs-Tradition als „die fehlenden Jahre“ bezeichnet. Das führt aber an anderer Stelle zu schwerwiegenden Widersprüchen der talmudischen Zeitrechnung zur Bibel.
Um den falschen Vorgaben des Talmuds gerecht werden zu können, unterstellen die Rabbiner, Daniel habe die Angabe von 70 Jahren in Jer. 25 und 29 falsch verstanden, und zwar als konkrete Zeitangabe. Das erlaubt nach ihrer Vorstellung, zwei Fristen zu unterstellen: eine 70-jährige Frist des Exils ausgehend von Jer. 25 (im jüd. Jahr 3320 - 605 v. Chr.) und eine 490-jährige Frist ausgehend von Jer. 29 (im jüd. Jahr 3338 - 586 v. Chr.), dem Jahr der Zerstörung des 1. Tempels. Die erste Frist (ausgehend von Jer. 25 im Jahr 605 v. Chr.) benötigen sie nicht allein, um die Zeit des Exils zu berechnen, sondern auch um 49 Jahre (7 Jahrwochen) bis auf Kyros rechnen zu können, denn er wird in Jes. 45 als der Gesalbte erwähnt, der nach 7 Jahrwochen kommen soll. An dieser Prophetie kommen sie nicht vorbei, aber das funktioniert von Jer. 29 (586 v. Chr., dem Jahr der Tempelzerstörung) aus nicht.
Um aber gleichzeitig den Vorgaben des Babylonischen Talmud entsprechen zu können, der die Dauer der 70 Jahrwochen zwischen der Zerstörung des 1. und des 2. Tempels verortet, behaupten sie, es gäbe eine zweite Frist, die von Jer. 29 (im angeblichen Jahr 586 v. Chr.) aus starten und bis zur Zerstörung des 2. Tempels dauern würde.
Da sie zwischen Bibel und Talmud hin und hergerissen sind, helfen auch sie sich mit einem Taschenspieler-Trick und behaupten ohne nähere Begründung zwei unterschiedliche Fristen, um der Bibel einerseits und dem Talmud andererseits genüge leisten zu können. Dabei unterstellen sie Daniel, sich in seinen Texten und persönlichen Erwartungen gleich dreifach geirrt zu haben. Einer näheren Betrachtung hält also auch die rabbinisch-talmudische Deutung nicht stand. Sie ignoriert die historische Zeitrechnung eklatant und – mehr noch – sie widerspricht ganz offen dem Text der Bibel zugunsten des Talmuds!
Weder die Christen noch die Juden haben also nach bisheriger Lesart einen fest definierten Zeitpunkt für ihre Berechnungen: weder der 70-jährigen Gefangenschaft, noch des Tempelbaus, noch der 70 Jahrwochen, wenn sie nicht alle diese Fristen von Jer. 25 aus berechnen.

1.4.3 Das Wörtlein „wüst“ ist wichtiger als die „70 Jahre“

Die allermeisten Ausleger konzentrieren sich auf die 70 Jahre, die in Dan. 9, 2 erwähnt werden. Aber der Text enthält einen wichtigen Hinweis, der uns ein tieferes Verständnis der Weissagung in Jer. 25 und der Nachricht Gabriels an Daniel eröffnen kann: es ist die Formulierung „wüst“ (Dan. 9, 2):
"In diesem ersten Jahr seines Königreichs merkte ich, Daniel, in den Büchern auf die Zahl der Jahre, davon der HErr geredet hatte zum Propheten Jeremia, dass Jerusalem sollte siebzig Jahre wüst liegen.“
Das Wort „wüst“ ist das hebräische „chorbah“ - חָרְבָּה (Strong-Nr. H 2723). Dieses Wort kommt (in Verbindung mit der Ankündigung des Endes des 70-jährigen Exils!) nur in Jer. 25 und nicht in Jer. 29 vor.
Jer. 25,9:
„Siehe, so will ich ausschicken und kommen lassen alle Völker gegen Mitternacht, spricht der HErr, auch meinen Knecht Nebukadnezar, den König zu Babel, und will sie bringen über dieses Land und über die, die darin wohnen, und über alle diese Völker, die umherliegen, und will sie verbannen und verstören und zum Spott und zur ewigen Wüste (חָרְבָּה - Strong-Nr. H 2723) machen.“
Jer. 25,11:
„Dass dieses ganze Land wüst (חָרְבָּה - Strong-Nr. H 2723) und zerstört liegen soll. Und sollen diese Völker dem König zu Babel dienen siebzig Jahre.“
Jer. 25,18:
„Nämlich Jerusalem, den Städten Judas, ihren Königen und Fürsten, dass sie wüst (חָרְבָּה - Strong-Nr. H 2723) und zerstört liegen und ein Spott und Fluch sein sollen, wie es denn heutigestages steht.“
In Jer. 25, 9 bezieht sich das Wort „wüst“ auf alle Völker und in Jer. 25, 11 auf das Land Israel. Nur in Jer. 25, 18 bezieht es sich auf Jerusalem, was darauf schließen lässt, dass Daniel insbesondere auf diesen Vers sein Augenmerk gelegt hatte, denn er schreibt (Dan. 9, 2):
„In diesem ersten Jahr seines Königreichs merkte ich, Daniel, in den Büchern auf die Zahl der Jahre, davon der HErr geredet hatte zum Propheten Jeremia, dass Jerusalem sollte siebzig Jahre wüst liegen.“
Das zeigt, dass sich Daniel und Gabriel auf Jer. 25 und hier insbesondere auf Vers 18 beziehen. Es wird also erneut deutlich, dass eine Berechnung der 70 Jahre Exil bzw. der 70 Jahrwochen von Jer. 29 bzw. irgendeinem anderen Datum (z. B. von Artaxerxes, 444 v. Chr.) aus zu rechnen falsch ist. Alle Fristen, das 70-jährige Exil, die ersten 7 Jahrwochen und die 62 Jahrwochen müssen allesamt von Jer. 25, also von 605 v. Chr. aus, gerechnet werden, dem Kapitel in dem
· allein 3 (!) Zeitangaben enthalten sind, die alle eindeutig auf das Jahr 605 v. Chr. weisen
· in dem ein „Wort“ an Jeremia „ausging“
· und in dem Jerusalem als „wüst“ bezeichnet wird

1.4.4 Warum steht in Jeremia nichts davon, Jerusalem zu bauen?

Weder in Jer. 25 noch in Jer. 29 steht wortwörtlich etwas vom „Wiederaufbau Jerusalems“ oder wortwörtlich etwas vom „Bau des Tempels“. In Kap. 25 wird zwar der Untergang Babylons nach 70 Jahren angekündigt und in Kap. 29 die Rückführung Israels erwähnt. Aber in keinem der beiden Kapitel wird explizit ein „Wiederaufbau Jerusalems“ oder ein „Bau des Tempels“ genannt oder befohlen. Gleichwohl könnte mit dem Untergang Babylons (Jer. 25) und der Rückführung Israels (Kap. 29) der Wiederaufbau der Stadt und damit die Wiedererrichtung des Tempels unterstellt werden. Eine wortwörtliche Nennung fehlt dennoch in beiden Kapiteln. Allerdings wird in 2. Chr. 36 und in Esra 1 gesagt, dass durch das Edikt des Kores eben das „Wort“ des Herrn, geredet durch den Mund Jeremias, erfüllt wurde (2. Chr. 36, 22.23):
„Aber im ersten Jahr des Kores, des Königs in Persien (dass erfüllt würde das Wort des HErrn, durch den Mund Jeremias geredet), erweckte der HErr den Geist des Kores, des Königs in Persien, dass er ließ ausrufen durch sein ganzes Königreich, auch durch Schrift, und sagen: So spricht Kores, der König in Persien: Der HErr, der Gott des Himmels, hat mir alle Königreiche der Erde gegeben, und er hat mir befohlen, ihm ein Haus zu bauenzu Jerusalem in Juda. Wer nun unter euch seines Volks ist, mit dem sei der HErr, sein Gott, und er ziehe hinauf.“
Esra 1,1-3 ist gleichlautend. Dieses „Wort“, das 2. Chron. und Esra 1 jeweils erwähnen, „geschah“ in Jer. 25 und wurde in Jer. 29 durch den Mund des Jeremia „geredet“. Das Edikt des Kyros enthielt zwar ausdrücklich den Befehl, den Tempel zu bauen, aber noch nicht wortwörtlich Jerusalem wiederaufzubauen. Das ergänzt erst Gabriel in Dan. 9, 25 wenn er sagt:
„So wisse nun und merke: von der Zeit an, da ausgeht das Wort, dass Jerusalem soll wiederum gebaut werden, bis auf den Gesalbten, sind 7 Wochen und 62 Wochen.“
Hier schließt sich dann der Kreis. Denn Gabriel nennt eine Frist von 7 Wochen (49 Jahre), die mit dem Ausgang des Wortes, Jerusalem wieder zu bauen (d. i. Jer. 25 im Jahr 605 v. Chr.) beginnt und bis zum Kommen eines Gesalbten (d. i. Kyros) dauert. Es sind 49 Jahre: 556 v. Chr.
Wenn Gabriel sagt, dass es vom Ausgang des Wortes, Jerusalem wieder zu bauen bis auf Kyros 49 Jahre sind, kann aber nicht das Edikt von Kyros der eigentliche Beginn der 70 Jahrwochen sein! Das wäre ein gedanklicher Zirkelschluss. Denn wenn Kyros der verheißene Fürst und Gesalbte ist, der 49 Jahre nach dem Ausgang des Wortes, Jerusalem zu bauen kommen würde, muß wiederum 605 v. Chr. den Beginn der 70 Jahrwochen markieren.
Im Jahr 605 v. Chr. geschah also ein Wort an Jeremia, dass Babylon zerstört würde. Fast 20 Jahre später schreibt er einen Brief an die Weggeführten und erklärt, dass Gott eben dieses Wort über sie erwecken würde und es nicht allein die Zerstörung Babylons, sondern auch die Rückführung Israels bedeute. 2. Chr. 36 und Esra 1 ergänzen dann, dass das Wort in Jer. 25, 1 ff. nicht allein die Rückführung bedeute, sondern auch die Errichtung des Tempels. Und schließlich ergänzt Gabriel in Dan. 9, dass es auch den Wiederaufbau Jerusalems bedeutet habe. So und nicht anders ist der Ablauf im biblischen Offenbarungsfortschritt.

1.5 Der zeitliche Abstand der 70. Jahrwoche

Es gibt noch weitere starke Gründe, die hier aufgemachte Sichtweise belastbar zu argumentieren. Und die schauen wir uns jetzt an.
Stellen wir eine Frage: Warum liegt die 70. Jahrwoche von den übrigen in so weitem zeitlichem Abstand? Müsste sie nicht zeitlich unmittelbar an die ersten Jahrwochen anschließen? Nicht unbedingt. In profaner Zeitrechnung liegt sie in einem über 2.000 Jahre dauernden Abstand. Inhaltlich hingegen schließt sie unmittelbar an die 70. Jahrwoche an, denn Dan. 9, 26b springt unmittelbar in endzeitliche 70. Jahrwoche! Dazu gleich mehr. Denn erst muß die Frage beantwortet werden, ob es überhaupt erlaubt ist, einen solch langen zeitlichen Abstand zwischen den ersten 69 Jahrwochen und der 70. Jahrwoche anzunehmen.

1.5.1 Zeitsprung

Um das zu beantworten, begeben wir uns zum Standbild Daniels.
· Das goldene Haupt war Babylon.
· Die silberne Brust mit den beiden silbernen Armen war Medo-Persien.
· Der bronzene Bauch und die bronzenen Seiten waren Alexander der Große.
· Die eisernen Schenkel waren die Diadochen.
Alle diese Weltreiche sind Geschichte, sie sind Vergangenheit. Aber der Stein, der das Standbild an seine Füße schlägt, der ist noch Zukunft. Es ist ein Bild auf Christus (der Stein), der von einem Gebirge (dem Reich Gottes) herabkommt und das Standbild an seine Füße schlägt, es zerstört und selbst zu einem Berg wird, der die ganze Erde füllt (d. i. Christi weltweites Friedensreich). Diese Art der Auslegung des kommenden Steins als ein Bild für Christus ist allgemein anerkannt und steht in Übereinstimmung mit dem Text der Bibel. Wenn aber Christus wiederkommt, um sein Reich zu errichten, und er das Standbild an seine Füße schlägt, dann müssen zu dem Zeitpunkt, wenn er kommt, die beiden Füße „herrschen“, denn das Standbild zeigt die zeitliche Abfolge der Weltreiche. Das bedeutet aber, dass zwischen den Schenkeln und den Füßen eine zeitliche Spanne von über 2.000 Jahren liegt. Diese Zeitspanne reicht vom Ende der Diadochen-Zeit bis zur Wiederkunft Christi. Es ist im Wesentlichen die gleiche Zeitspanne, wie die hier gezeigte. Denn die Zeitspanne, die zwischen den Schenkeln und den Füßen liegt, ist ziemlich genau die, wie die von Antiochus Epiphanes bis in die Endzeit. Wenn also zwischen den Schenkeln und den Zehen eine Zeitspanne liegt, kann auch zwischen dem Ablauf der ersten Jahrwochen und der letzten 70. Jahrwoche eine Zeitspanne liegen und das tut es auch. Denn nach der 70. Jahrwoche sollen beispielsweise die Gesichte und Weissagungen versiegelt werden. Das ist aber noch nicht geschehen, denn Paulus schreibt über 20 mal von der Weissagung und insbesondere die Johannes-Apokalypse enthält viele Weissagungen, die noch nicht erfüllt sind. Unterstellt man daher, dass die 70. Jahrwoche schon gewesen sei, muss man gleichzeitig die Johannes-Apokalypse und die Briefe des Paulus verwerfen. Akzeptiert man aber die Johannes-Apokalypse und Paulus, kann die 70. Jahrwoche noch nicht gewesen sein, denn nach ihr gibt es keine Weissagungen und Gesichte mehr. Warum nicht? Weil dann die ganze Welt mit der Erkenntnis des Herrn[5]erfüllt sein wird, wie Jesaja 11 sagt. Somit ist gezeigt, dass es lange Zeitsprünge in der Bibel gibt und damit ist es auch möglich und erlaubt und dem Bibeltext mehr als angemessen, die 70. Jahrwoche als von den ersten Jahrwochen zeitlich abgetrennt zu sehen.

1.5.2 Daniels zeitlicher Sprung in Vers 26

Kehren wir zu obigem Punkt zurück, in dem behauptet wurde, dass Dan. 9, 26b in die 70. Jahrwoche springt! Der Text lautet wie folgt (Dan. 9, 26a):
„Und nach den zweiundsechzig Wochen wird der Gesalbte ausgerottet werden und nichts mehr sein.“
Oben wurde festgestellt, dass mit dem Gesalbten Antiochus Epiphanes gemeint ist. Denn er wird nach den ersten 62 Wochen ausgerottet und niemand wird ihm helfen. Übergangslos fährt der Text fort (Dan. 9, 26b):
„Und das Volk eines Fürsten wird kommen und die Stadt und das Heiligtum verstören, dass es ein Ende nehmen wird wie durch eine Flut; und bis zum Ende des Streits wird’s wüst bleiben.“
Ein Gesalbter, Antiochus Epiphanes, wird also ausgerottet und das Volk eines Fürsten, des Antichristen, wird kommen. Denn dieser Fürst ist es, der für eine Woche (7 Jahre lang) einen Bund mit den vielen schließen wird. Denn Vers 27 sagt:
Er wird aber einen Bund schließen mit den vielen eine Woche lang.“
Wer ist dieser „er“? Daniel sagt, dass das Volk eines Fürsten kommen wird, das die Stadt (Jerusalem) und das Heiligtum zerstören wird. Der Gesalbte aus Vers 26a war Antiochus Epiphanes. Er wurde aber nach 62 Wochen (im Jahr 164v. Chr.) ausgerottet. In Vers 26 b aber kommt ein Fürst, der für eine Woche einen Bund mit den „vielen“ schließen wird. Diese Jahrwoche ist aber noch Zukunft, sie hat noch nicht begonnen. Antiochus Epiphanes kann es also nicht sein. Tatsächlich verweist Vers 26 auf den Antichristen. Er ist eine endzeitliche Wiederholung des antiken Antiochus Epiphanes und er ist der zukünftige Fürst. Wenn dieser Fürst, der Antichrist, einen 7-jährigen Bund in der letzten Jahrwoche schließen wird, müssen aber Fürst und Bund noch zukünftig sein. Dann muß aber auch sein Volk noch zukünftig sein. Dann aber können es aber nicht die Römer sein, die Jerusalem im Jahr 70 n. Chr. zerstört haben, auch wenn man es als eine Zwischenerfüllung der Prophetie Daniels deuten mag. Vers 27 spricht also von der letzten 70. Jahrwoche, die noch fehlt, denn die ersten 7 Jahrwochen und die 62 Jahrwochen wurden in Dan. 9 bereits abgehandelt und sind Geschichte. Es fehlt jetzt nur noch die letzte 70. Jahrwoche und die wird in Vers 27 mit folgenden Worten beschrieben:
„Er wird aber einen Bund schließen mit den vielen eine Woche lang.“
Gabriel springt also in seinen Ausführungen zeitlich von Antiochus Epiphanes (dem Gesalbten in Vers 26a) zur endzeitlichen 70. Jahrwoche (Vers 26b) zu einem Fürsten, der noch kommen soll, zu seinem Volk, das noch kommen soll und zu einem Bund, der noch kommen soll. Vers 26b ist also gänzlich zukünftig zu verstehen. Warum aber geht Gabriel von dem historischen Antiochus Epiphanes übergangslos zu einem Fürsten, der in der letzten 70. Jahrwoche noch kommen soll? Weil Antiochus Epiphanes das Vorbild des endzeitlichen Antichristen ist und der Antichrist die endzeitliche Wiederholung des historischen Antiochus Epiphanes. Beide verschmelzen buchstäblich zu einer einzigen politischen Figur in Gottes Prophetie-Geschichte. Gabriel überspringt also die ganze alttestamentliche Zeit von Antiochus Epiphanes bis Christus - und sogar über die ganze Zeit der neutestamentlichen Gemeinde Jesu Christi hinweg – bis in die letzte Zeit des Endes, bis zur endzeitlichen Wiederholung des antiken Antiochus Epiphanes: bis zum Antichristen, und damit bis in die Zeit des Endes, denn er sagt (Vers 26c):
„und bis zum Ende wird es Krieg geben und Verwüstung, die längst beschlossen ist“
Da Gabriel diese ganze lange Zeit überspringt, tut er so, als ob auf Antiochus Epiphanes unmittelbar der Antichrist folgt. Warum? Weil sich die beiden bis aufs Haar gleichen. Nach irdischer Zeitrechnung liegen zwischen der letzten und der 70. Jahrwoche weit über 2.000 Jahre. Aber nach prophetischer Zeitrechnung schließen beide Jahrwochen unmittelbar aneinander an. Warum das? Weil die Endzeit ganz und gar der antiken Zeit und der damaligen geopolitischen Situation z. Zt. von Antiochus Epiphanes entsprechen wird. Sie ist geradezu deckungsgleich und wird sich wiederholen. Je genauer wir also die Bibel kennen, desto genauer wissen wir, was in der Endzeit kommen wird. Das alles ist sehr komplex, und deshalb sollte Daniel - und sollen auch wir - sehr aufmerksam sein bei dem, was der Engel redet. Seine Unterweisung ist deswegen so komplex, weil er die Antike und die Endzeit gleichzeitig beschreibt und beide im Text dennoch unterscheidbar bleiben. Das ist tatsächlich genial.

1.5.3 Ein Sprung in die 70. Jahrwoche

Genau genommen springt Gabriel in seiner Rede in die Mitte der 70. Jahrwoche. Warum?
1. Weil er nicht allein vom historischen Antiochus Epiphanes, sondern ausgehend von ihm, eigentlich vom endzeitlichen Antichristen spricht.
2. Weil das Volk dieses Fürsten - und nicht der Fürst selbst - die Stadt und das Heiligtum verwüsten wird. Der Antichrist ist dann noch nicht König dieses Volkes, sondern nur ein Fürst unter der Ägide des Falschen Propheten. Er herrscht als König erst ab dem Beginn der 2. Hälfte der Jahrwoche. Dazu gleich mehr.
Erinnern wir uns: die Stadt Jerusalem wird in der Endzeit von einer Koalition aus Ephraim und Damaskus angegriffen. Ephraim, der abgespaltene Norden Israels, steht dann noch unter der Führung des Falschen Propheten und Damaskus unter der Führung des Antichristen, der zu Beginn aber nur ein Fürst des Falschen Propheten ist. Die Führung dieser Koalition übernimmt der Antichrist erst ab der Mitte der 70. Jahrwoche. Erst dann herrscht er während der 2. Hälfte der 70. Jahrwoche für die Dauer von 42 Monaten.
In diesem ersten Angriff - zu Beginn der 70. Jahrwoche - wird die Stadt noch nicht erobert. Stattdessen kommt die Stadt Jerusalem in dieser Belagerung zur Wiedergeburt: die Tochter Zion „gebiert“ in großen Wehen. Dieser Tag der Wiedergeburt Jerusalems markiert gleichzeitig den Beginn der letzten 70. Jahrwoche. Danach wird für 1.260 Tage das Evangelium Christi aus Jerusalem heraus der ganzen Welt verkündigt.
Aber in der Mitte der Jahrwoche (nach 1.260 Tagen) nämlich, kommt ein zweiter Angriff der oben genannten Koalition gegen Jerusalem. Bei diesem Angriff bricht die angreifende Armee („das Volk des Fürsten“) in die Stadt und nimmt sie ein. Dann erdreistet sich der Antichrist, alle Wiedergeborenen in Jerusalem zu töten. Er tötet gleichsam die Priesterschaft im Tempel! Damit ist die Verkündigung des Evangeliums Jesu Christi aus Jerusalem heraus beendet („das Opfer ist abgetan“).
Hierüber werden sich die ungläubigen Juden der Endzeit freuen. Sie werden den Antichristen als ihren „Meschiach ben David“ feiern. Sie werden diesen göttlichen Titel, der allein Jesus Christus vorbehalten ist, dem Antichristen verleihen. Mit diesem göttlichen Titel wird sich der Antichrist von den ungläubigen Endzeit-Juden in Jerusalem verehren lassen. Denn er setzt sich in den Tempel Gottes als ein Gott und gibt sich aus, er sei Gott. Das meint Paulus in 2. Thess. 2. Ab dann übernimmt der Antichrist die Führung der Koalition. Ab dann ist er auch kein Fürst mehr, sondern ein König, dessen Reich schnell zu ungeahnter Größe anwächst. Er regiert dann für die Dauer der 2. Hälfte der 70. Jahrwoche, nämlich für 42 Monate (Offb. 13, 5):
„Und es ward ihm gegeben ein Mund, zu reden große Dinge und Lästerungen, und ward ihm gegeben, dass es mit ihm währte zweiundvierzig Monate lang.“
Jetzt ist klar, warum Gabriel von einem kommenden „Fürsten“ spricht. Es wird auch verständlich, warum „das Volk eines kommenden Fürsten“ die Stadt Jerusalem und den Tempel verwüstet, denn er ist zu dem Zeitpunkt noch nicht König dieses Volks, sondern nur ein Teil von ihm. Aber er wird durch seine Gräueltaten als gottgleicher König, als „melek“ verehrt werden. Und er wird im Heiligtum (in Jerusalem) einen Gräuel der Verwüstung anrichten, bis das Verderben, das beschlossen ist, sich über den Verwüster (den Antichristen) ergießen wird, dann nämlich, wenn Jesus Christus kommt.

1.5.4 Der Gesalbte

Jetzt fehlt noch eines: Die Erklärung, warum der Antichrist von Gabriel „ein Gesalbter“ genannt wird. Die Erklärung wird uns u. a. zu 2. Thess. 2, einer sehr prominenten Stelle von Paulus führen. Gehen wir gedanklich noch einmal zurück zu Antiochus Epiphanes, der ja von Gabriel als Gesalbter bezeichnet wird. Dieser antike Antiochus Epiphanes steht in engster Übereinstimmung mit dem endzeitlichen Antichristen, der bei der Eroberung Jerusalems und nach der Tötung der Wiedergeborenen in der Stadt von den ungläubigen Juden als ihr Messias ben David gepriesen und somit göttlich verehrt wird. Könnte es sein, dass der Antichrist bei dieser Gelegenheit von den Juden gesalbt wird? Dann wäre er tatsächlich ein Fürst, ein König und auch ein Gesalbter. Diese Salbung wäre keine Salbung Gottes, aber so wäre zumindest erklärlich, warum Gabriel Antiochus Epiphanes und mittelbar durch ihn auch den kommenden Antichristen als Fürsten und gleichzeitig auch als einen gesalbten König bezeichnet. Ist das nicht schön? Das ist Gottes Wort! Welch eine Tiefe und welch ein Reichtum!
Jetzt sind wir am Ende der Lehrstunde Gabriels angelangt. Das alles ist sehr umfangreich, komplex und verschachtelt. Die Bedeutung von Dan. 9 ist nur dann wirklich zu ergründen, wenn vertiefte Vorkenntnisse aus der Bibel vorhanden sind, die wir in den letzten Folgen zusammengetragen haben. Das alles ist weitaus komplexer als es die landläufige Auslegung vermuten lässt. Hier noch einmal eine Zusammenfassung der Gründe für die vorliegende Sichtweise:
· Daniel las Jer. 25.
· Für den Beginn der 70 Jahrwochen wurde das Datum dieser Bibelstelle angenommen (nämlich das Jahr 605v. Chr.).
· Das Wort, das ausging, dass die Stadt Jerusalem und der Tempel wieder gebaut würden, stammt von Gott selbst. Er ließ es durch Jeremia aufschreiben und Kap. 25 mit einer dreifachen Datumsangabe versehen. Daniel las dann später dieses Kapitel.
· Vom Zeitpunkt der Entstehung von Jer. 25 wurden 7 Wochen gerechnet, was in die Zeit des Regierungsantritts von Kyros (559v. Chr.) führt. Er ist der Gesalbte aus Jes. 45. Kyros gab als erster den Befehl zum Aufbau des Tempels.
· Ein zweites Mal wurden - erneut von Jer. 25 aus - 62 Jahrwochen gerechnet: dann kommt man exakt in die Zeit von Antiochus Epiphanes (im Jahr 171v. Chr.).
· Vom antiken Antiochus ausgehend springt Gabriel gedanklich übergangslos bis in die Endzeit, bis zum Antichristen, und bis in die Mitte der 70. Jahrwoche.
· So fügt er die 70. Jahrwoche in prophetischer Zeitrechnung unmittelbar an die ersten Jahrwochen an.
· Die ersten Jahrwochen enden aber nicht mit dem Datum der Kreuzigung Christi, bzw. mit seinem triumphalen Einzug in Jerusalem, sondern sie enden mit dem Kommen von Antiochus Epiphanes im Jahr 171 v. Chr.
· Die prophetische Zeit beginnt laut Gabriel erst wieder in der Endzeit mit der 70. Jahrwoche zu laufen. Alles, was dazwischen liegt, ist nicht Gegenstand der Prophetie Daniels. Damit ist auch die Zerstörung des Tempels 70 n. Chr. in Daniel nicht enthalten denn sie liegt außerhalb der von Gott durch Gabriel angeordneten Jahrwochen. So erstaunlich es auch immer wieder klingen mag.
· Dan. 9 ist eine gedankliche Hinführung zu Dan. 11, wo Antiochus Epiphanes 50 % des Kapitels einnimmt, und fügt sich perfekt zwischen Dan. 7 und 8 einerseits bzw. Dan. 11 andererseits ein.
Diese prophetische Sicht ist also hochkomplex, sehr exakt und tatsächlich jeglicher Aufmerksamkeit wert.

1.5.5 Harmagedon

Aber warum werden gerade Kyros und Antiochus Epiphanes als Zielpunkte der Prophetie in Dan. 9 erwähnt? Weil derer beider Weltreiche am Ende der Zeit eine Verwüstung in Israel und in Jerusalem anrichten und in Harmagedon [zur großen Endzeitschlacht[6]] aufeinandertreffen.
In der Endzeit wird ein „neuer“ Antiochus Epiphanes aufkommen, der Antichrist. Er kommt aus Damaskus und ist zu Beginn nur ein schwacher Herrscher, ein „Kleines Horn“, denn das heutige Syrien wird derart zerschlagen, dass nur Damaskus als Stadtstaat übrigbleibt. In dieser Zeit bricht auch Israel in einen nördlichen und einen südlichen Teil auseinander. Ephraim und Damaskus suchen dann Bündnispartner, um ihr politisches Überleben sicherzustellen. Der Antichrist geht daher einen Bund mit dem Norden Israels ein. Damit bilden Syrien und Ephraim in der Endzeit genau die gleiche Koalition, wie im syro-ephraimitischen Krieg im 8. Jhdt. v. Chr. (s. Jes. 7 und folgende). Der Antichrist erstarkt unerwartet schnell und übernimmt bald die Führung des Bündnisses. Er zieht gegen den Süden Israels und gegen Jerusalem und erobert beide. Ihm gelingt, was dem historischen Antiochus Epiphanes nicht gelang: er erobert sogar Ägypten, Libyen und Kush (Äthiopien) und damit ganz Nordwest-Afrika. Dann ist die biblisch-politische Welt in zwei Teile geteilt: diesseits des Euphrat regiert der Antichrist, jenseits des Euphrat die dortigen Herrscher: Persien und die Könige vom Osten.
Beide Weltreiche treffen in Harmagedon [zur großen Entscheidungsschlacht] aufeinander. Denn während der Antichrist in Nordafrika erfolgreich alle Länder erobert, überschreiten die „Könige jenseits des Euphrat“ (Offb. 9 und Offb. 16) den Fluss und stoßen nach Westen und Süden in das Reich des Antichristen vor. Sie erobern Damaskus (die Hauptstadt des Antichristen) und zerstören sie für immer (Jes. 17). Die persischen Truppen überfluten auch Ephraim und erobern es. Dann setzen sich die Perser in Harmagedon fest. Davon hört der Antichrist auf seinem Feldzug. Denn er hört „Gerüchte von Norden und Osten“ (Dan. 11). Er zieht sofort nach Nordosten den Persern entgegen, um „viele zu vertilgen“. Dann treffen beide in Harmagedon aufeinander. Das ist es, was in der 70. Jahrwoche geschehen wird und davon berichtet der Engel Gabriel dem Daniel in Kap. 9! Antiochus Epiphanes und Kyros waren die beiden antiken Vorbilder, die in der Endzeit in Form dieser beiden Endzeit-Könige (Persien und der Antichrist) wieder aufkommen werden und sich in Harmagedon versammeln! Ihre Truppen durchströmen, überfluten und verwüsten das Land! Das ist es, was der Engel Gabriel dem Daniel schreibt.
Jetzt erst beginnen wir die ganze Tragweite der Botschaft des Engels zu verstehen. Es breitet sich eine Landschaft vor unserem inneren Auge aus, in der wir große endzeitliche Heere sehen, die wie Wasserströme die Länder durchfluten und überschwemmen werden. Das war der Inhalt der 70. Jahrwoche, die der Engel Daniel zeigte.

1.5.6 Die herkömmliche Auslegung

Wie eindimensional und wie mangelhaft begründet nimmt sich dagegen die landläufige Auslegung der 70 Jahrwochen aus:
· Sie setzt den Beginn der Jahrwochen willkürlich, ohne ein eindeutiges Datum zu kennen.
· Sie rechnet falsch, weil sie die beiden ersten Fristen von 7 und 62 Wochen unerlaubt addiert.
· Sie verwendet bei der Berechnung der 70 Jahrwochen einen Trick, um ein vordefiniertes Ergebnis zu erhalten (Einzug bzw. Kreuzigung Jesu in Jerusalem).
· Sie erhält ein Ergebnis, das ebenfalls zeitlich nicht eindeutig ist (Einzug und Kreuzigung Jesu in Jerusalem, denn deren Datum ist historisch nicht bekannt).
· Sie erwähnt einen Wiederaufbau Jerusalems nach den ersten 7 Jahrwochen, von dem der Engel aber nichts sagt. Denn er kündigt ja nach 7 Jahrwochen nicht den Wiederaufbau Jerusalems an, sondern das Kommen eines gesalbten Fürsten. Lediglich der Beginn der Frist geht von einem Wort aus, dass Jerusalems wieder gebaut würde. Mehr nicht.
Die Ausleger haben dem Engel offensichtlich nicht gut zugehört.
Aber das ist noch immer nicht alles. Denn diese große Vision erhält Daniel nach einem gottesfürchtigen Leben. Er erhält diese große Vision nach einem ergreifenden Bußgebet! Das kann nicht laut genug gesagt werden! Daniel tat Buße und erhielt Licht von Gott durch Gabriel. Ohne Umkehr, ohne Bekenntnis, ohne Buße: kein Licht.

1.6 Harmagedon in Jer. 25

Oben haben wir gesehen, dass sich Daniel und Gabriel auf Jer. 25, 18 bezogen haben. Also sollten wir den Vers im textlichen Zusammenhang lesen, denn der handelt von einer größeren Verwüstung als Daniel sie denken konnte. Denn Gabriel nimmt in seiner Rede immer wieder das Wort von der „Verwüstung“ auf, denn er kündigt zwei gesalbte Fürsten für die Endzeit an, die Israel und alle Lande schrecklich verwüsten und schließlich in Harmagedon aufeinandertreffen. Es wird in der Endzeit eine große „Verwüstung“ geschehen, es wird sogar ein „Greuel der Verwüstung“ in Jerusalem (!) aufgerichtet werden und „bis zum Ende wird’s wüst bleiben“ (Dan. 9, 26-27):
„Und nach den zweiundsechzig Wochen wird der Gesalbte ausgerottet werden und nichts mehr sein. Und das Volk eines Fürsten wird kommen und die Stadt und das Heiligtum verstören, dass es ein Ende nehmen wird wie durch eine Flut; und bis zum Ende des Streits wird’s wüst bleiben. 27 Er wird aber vielen den Bund stärken eine Woche lang. Und mitten in der Woche wird das Opfer und Speisopfer aufhören. Und bei den Flügeln werden stehen Gräuel der Verwüstung, bis das Verderben, welches beschlossen ist, sich über die Verwüstung ergießen wird.“
Wenn also Gabriel in Dan. 9 von der endzeitlichen Verwüstung und von Harmagedon spricht, und sich hierbei auf Jer. 25 bezieht, muß die eigentliche, verborgene Bedeutung der so schrecklichen Verse in Jer. 25 sich ebenfalls auf die Zeit von Harmagedon beziehen!
Jer. 25, 15 ff.:
„15 Denn also spricht zu mir der HErr, der Gott Israels: Nimm diesen Becher Wein voll Zorns von meiner Hand und schenke daraus allen Völkern, zu denen ich dich sende, 16 dass sie trinken, taumeln und toll werden vor dem Schwert, das ich unter sie schicken will. 17 Und ich nahm den Becher von der Hand des HErrn und schenkte allen Völkern, zu denen mich der HErr sandte, 18 nämlich Jerusalem, den Städten Judas, ihren Königen und Fürsten, dass sie wüst und zerstört liegenund ein Spott und Fluch sein sollen, wie es denn heutigestages steht; 19 auch Pharao, dem König in Ägypten, samt seinen Knechten, seinen Fürsten und seinem ganzen Volk; 20 allen Ländern gegen Abend, allen Königen im Lande Uz, allen Königen in der Philister Lande, samt Askalon, Gaza, Ekron und den Übrigen zu Asdod; 21 denen zu Edom, denen von Moab, den Kindern Ammon; 22 allen Königen zu Tyrus, allen Königen zu Sidon, den Königen auf den Inseln jenseits des Meeres; 23 denen von Dedan, denen von Thema, denen von Bus und allen, die das Haar rundumher abschneiden; 24 allen Königen in Arabien, allen Königen gegen Abend, die in der Wüste wohnen; 25 allen Königen in Simri, allen Königen in Elam, allen Königen in Medien; 26 allen Königen gegen Mitternacht, in der Nähe und Ferne, einem mit dem anderen, und allen Königen auf Erden, die auf dem Erdboden sind; und der König zu Sesach soll nach diesen trinken. 27 Und sprich zu ihnen: So spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israels: Trinket, dass ihr trunken werdet, speiet und niederfallt und nicht aufstehen könnt vor dem Schwert, das ich unter euch schicken will. 28 Und wo sie den Becher nicht wollen von deiner Hand nehmen und trinken, so sprich zu ihnen: Also spricht der HErr Zebaoth: Nun sollt ihr trinken! 29 Denn siehe, in der Stadt, die nach meinem Namen genannt ist, fange ich an zu Plagen; und ihr solltet ungestraft bleiben? Ihr sollt nicht ungestraft bleiben; denn ich rufe das Schwert herbei über alle, die auf Erden wohnen, spricht der HErr Zebaoth. 30 Und du sollst alle diese Worte ihnen weissagen und sprich zu ihnen: Der HErr wird brüllen aus der Höhe und seinen Donner hören lassen aus seiner heiligen Wohnung; er wird brüllen über seine Hürden; er wird singen ein Lied wie die Weintreter über alle Einwohner des Landes, des Hall erschallen wird bis an der Welt Ende. 31 Der HErr hat zu rechten mit den Heiden und will mit allem Fleisch Gericht halten; die Gottlosen wird er dem Schwert übergeben, spricht der HErr. 32 So spricht der HErr Zebaoth: Siehe, es wird eine Plage kommen von einem Volk zum anderen, und ein großes Wetter wird erweckt werden aus einem fernen Lande. 33 Da werden die Erschlagenen des HErrn zu derselben Zeit liegen von einem Ende der Erde bis ans andere Ende; die werden nicht beklagt noch aufgehoben noch begraben werden, sondern müssen auf dem Felde liegen und zu Dung werden. 34 Heulet nun, ihr Hirten, und schreiet, wälzet euch in der Asche, ihr Gewaltigen über die Herde; denn die Zeit ist hier, dass ihr geschlachtet und zerstreut werdet und zerfallen müsst wie ein köstliches Gefäß. 35 Und die Hirten werden nicht fliehen können, und die Gewaltigen über die Herde werden nicht entrinnen können. 36 Da werden die Hirten schreien, und die Gewaltigen über die Herde werden heulen, dass der HErr ihre Weide so verwüstethat 37 und ihre Auen, die so wohl standen, verderbt sind vor dem grimmigen Zorn des HErrn. 38 Er hat seine Hütte verlassen wie ein junger Löwe, und ist also ihr Land zerstört vor dem Zorn des Tyrannen und vor seinem grimmigen Zorn.“
Es ist das, was einer abgefallenen Christenheit wegen ihrer Sünden und ihrer Gottlosigkeit bevorsteht ...

1.7 Die zeitliche Verortung der 70. Jahrwoche

Heute existieren im Wesentlichen zwei Varianten, wie die 70. Jahrwoche im Heilsplan Gottes zeitlich verortet wird: entweder in der Endzeit oder zur Zeit Jesu. Die am meisten verbreitete Meinung ist die, dass die 70. Jahrwoche erst noch kommt, also mit einem Abstand von rd. 2.000 Jahren von den ersten Jahrwochen in der Endzeit liegt. Gleichzeitig deutet man aber die Endzeitreden Jesu[7] und den dort erwähnten Gräuel der Verwüstung auf die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. Der Gräuel der Verwüstung soll in dieser Auslegungsweise eine Feldstandarte sein, die die Römer im Tempel aufgestellt hätten. Aber wenn Jesus in Mt. 24, 15 vom Gräuel der Verwüstung spricht, befiehlt er ausdrücklich, die Worte aus Daniel genauestens zu beachten. Denn Daniel verortet den Gräuel der Verwüstung in die Mitte der 70. Jahrwoche[8].
Die Ausleger müssen sich also entscheiden, wo sie die 70. Jahrwoche zeitlich anordnen wollen. Denn entweder kommt die 70. Jahrwoche erst noch, dann meinen Daniel und Jesus nicht die Römer und ihre Standarte im Jahr 70 n. Chr. Oder Daniel und Jesus meinen die Römer, dann muss aber die 70. Jahrwoche schon vorüber sein und kann in der Endzeit nicht mehr kommen. Die Ausleger müssen sich für eine der beiden Versionen entscheiden, weil beide gleichzeitig nicht möglich sind - auch nicht bei exegetischer Unterstellung einer doppelten Erfüllung! Zwar gibt es eine Doppel-Erfüllung der Stelle aus Dan. 11, 31[9], sie betrifft aber die Verwüstung Jerusalems durch Antiochus Epiphanes und durch den Antichristen, als dessen endzeitlichem Pendant und nicht die Zerstörung des Tempels durch Titus. Denn Antiochus Epiphanes und der Antichrist werden bzw. haben einen Gräuel der Verwüstung angerichtet. Die Doppel-Erfüllung betrifft Titus deswegen nicht, weil Antiochus Epiphanes Seleukide war und auch der Antichrist Seleukide sein wird. Rom wird aber, so unglaublich es auch klingen mag, von Daniel nicht erwähnt. Und bei genauem Studium: von Jesus auch nicht!
Laut der Mainstream-Auslegung soll der Gräuel der Verwüstung eine römische Feldstandarte sein, die die Römer in Jerusalem aufgestellt hätten. In dieser Art der Deutung ist angeblich die Zerstörung Jerusalems durch Titus die Erfüllung der Prophetie Daniels. Antiochus und Titus stehen aber für zwei ganz unterschiedliche politische Systeme, auch wenn beide Eroberungen (sollte die Feldstandarte überhaupt gemeint sein) am gleichen Ort, nämlich in Jerusalem, stattfanden.
Daniel hat aber in Kap. 11, 31 nur von Antiochus Epiphanes gesprochen, der den Gräuel der Verwüstung anrichtet und nicht von einem römischen Herrscher. Daher darf die Verwüstung Jerusalems in der 70. Jahrwoche nicht als Erfüllung unterstellt werden. Sollte aber dennoch eine Doppel-Erfüllung der Daniel-Passagen argumentiert werden, dann müsste, dem Text Daniels und den Worten Jesu gemäß, als Ersterfüllung die Eroberung Jerusalems und die Schändung des Tempels durch Antiochus Epiphanes im Jahr 167 v. Chr. angesetzt werden - denn die geschah 370 Jahre nachdem Daniel die Prophetie aus Kap. 11, 31 erhielt. Eine Enderfüllung müsste laut Dan. 11 aber ebenfalls durch einen Seleukiden erfolgen, denn Dan. 11, 36-45 beschreibt einen solchen Seleukiden-König, der bei der Belagerung Jerusalems („dem werten heiligen Berg“) umkommt.
Somit darf die Eroberung Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 n. Chr. nicht als Erfüllungszeitpunkt unterstellt werden. Das übergehen aber viele Mainstream-Ausleger. Denn sie achten nicht auf die Worte des Propheten Daniel. Die Erst-Erfüllung ist also Antiochus Epiphanes im Jahr 167 v. Chr. und die Enderfüllung ist der Antichrist in der Endzeit. Beide werden Seleukiden sein. Sollte dennoch jemand die Eroberung Jerusalems durch Antiochus Epiphanes als Erst-Erfüllung und die römische Eroberung als End-Erfüllung ansetzen wollen, stellt sich eine wichtige Frage: welches fest beschlossene Verderben[10] hat sich im Jahr 70 n. Chr. über die „Verwüstung“ Jerusalems durch die Römer ergossen? Keines.
Natürlich hat sich auch bei der Eroberung Jerusalems durch Antiochus Epiphanes kein fest beschlossenes Verderben über die damalige Verwüstung ergossen, gleichwohl wird sie von Daniel in Kap. 11, 31 eindeutig als Erst-Erfüllung genannt. Das fest beschlossene Verderben hingegen wird sich in der Endzeit über die Verwüstung ergießen, und zwar bei der endzeitlichen Wiederholung einer Eroberung Jerusalems, dann durch den Antichristen. Das ist dann die Enderfüllung, und zwar durch ein mit der antiken Vorgabe vollkommen kongruentes Ereignis in der Endzeit in Jerusalem.
Wenn hingegen die Eroberung Jerusalems durch die Römer als Enderfüllung gedeutet wird, sich damals aber kein fest beschlossenes Verderben über die damalige Verwüstung ergossen hat, wird erneut deutlich, dass das Jahr 70 n. Chr. von Daniel und von Jesus nicht gemeint war und eine Enderfüllung durch dieses Ereignis ausgeschlossen ist. Dann aber kann der in Daniel 9 beschriebene Gräuel der Verwüstung auch keine römische Feldstandarte sein.
Die Mainstream-Auslegung ist falsch. Sie ist deswegen falsch, weil sie in Ermangelung eines Besseren jüdische Interpretationen mit neutestamentlicher Lehre vermischt hat und diese seit Jahrhunderten wiederholt. Schlussendlich hat sich so eine Auslegungstradition gebildet, die sich wie Mehltau auf die Verse der Bibel gelegt hat. Diese Mischlehre hat sich so sehr in den Köpfen verfestigt, dass sie kaum mehr zu korrigieren ist. Denn die Daniel-Verse sind derart überinterpretiert, aus dem Zusammenhang gerissen und falsch gedeutet worden, dass bis auf die Geschichte im Feuerofen und die in der Löwengrube kein einziger Daniel-Vers mehr zitiert werden kann, ohne die üblichen Mainstream-Einwände.

1.7.1 Aufrichten oder anrichten?

Nach meiner festen Überzeugung handelt es sich bei dem Gräuel der Verwüstung um nichts anderes als um die Tötung der wiedergeborenen Menschen in Jerusalem in der Mitte der 70. Jahrwoche. Denn das ist der Gipfel der dann stattfindenden Verwüstung: die abscheuliche Gräueltat der Tötung der „Priesterschaft“ in Jerusalem, also im „Tempel Gottes“ durch den Antichristen. Im Folgenden soll gezeigt werden, dass aus den einschlägigen Passagen in Daniel nicht abgeleitet werden kann, dass dort das Aufrichten von römischen Feldstandarten in Jerusalem vorhergesagt wäre, sondern dass diese Deutung reine Fiktion bzw. Interpretation ist.
Daniel schreibt (Dan. 11, 31):
„Und es werden seine Heere daselbst stehen; die werden das Heiligtum in der Feste entweihen und das tägliche Opfer abtun und einen Gräuel der Verwüstung aufrichten.“
Das im Grundtext für „aufrichten“ verwendete Wort ist: „nathan - נָתַן“ (Strong-Nr. H 5414) und bedeutet nicht nur „aufrichten“, sondern auch „anrichten, einrichten oder erstellen“ und findet in einem sehr weit gefassten Sinnzusammenhang Anwendung. Hieraus das Aufstellen einer römischen Feldstandarte abzuleiten ist sehr weit hergeholt, hat sich bei den Auslegern aber eingebürgert.
Dan. 9, 27:
„Und bei den Flügeln werden stehen Gräuel der Verwüstung, bis das Verderben, welches beschlossen ist, sich über die Verwüstung ergießen wird.“
Im Grundtext existiert in diesem Vers das Wort „stehen“ nicht. Es ist dort in etwa so ausgedrückt: „Und bei den Flügeln: Gräuel der Verwüstung.“ Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch Dan. 8, 13:
„Ich hörte aber einen Heiligen reden; und ein Heiliger sprach zu dem, der da redete: Wie lange soll doch währen solch Gesicht vom täglichen Opfer und von der Sünde, um welcher willen diese Verwüstung geschieht, dass beide, das Heiligtum und das Heer, zertreten werden?“
Das Wort „geschieht“ ist das gleiche Wort wie in Dan. 11, 31: „nathan - נָתַן“ (Strong-Nr. 5414), das dort mit „aufrichten“ übersetzt wird, hier aber mit „geschehen“. Es wird also deutlich, dass die Übersetzungsmöglichkeiten vielfältig sind und das Aufstellen einer römischen Standarte allein hiermit nicht begründet werden kann[11].
Jesus selbst hatte Daniel die Kapitel 11 und 12 gegeben. Hierüber hatten wir an anderer Stelle schon gesprochen. In seinen Endzeitreden verweist Jesus also auf seine eigenen Worte, wenn er sagt (Mt. 24, 15):
„Wenn ihr nun sehen werdet den Gräuel der Verwüstung (davon gesagt ist durch den Propheten Daniel), dass er steht an der heiligen Stätte (wer das liest, der merke darauf!).“
In beiden Versen spricht Jesus also von einem Gräuel der Verwüstung der „steht“. Das Wort, das Jesus in Mt. 24 verwendet, ist das griechische „histémi -ἵστημι“(Strong-Nr.: 2476) und kann wie folgt übersetzt werden: etablieren, einrichten, erstellen, aufsetzen, einsetzen, etc. Das Wort hat also ebenfalls einen deutlich weiter gefassten Bedeutungsspielraum, als dass man es auf das „Aufstellen“ einer römischen Feldstandarte reduzieren müsste. Weil die Ausleger aber nichts von einer Wiedergeburt Jerusalems wissen und deswegen auch nicht wissen, dass der Antichrist in der Mitte der 70. Jahrwoche dort die wiedergeborenen Menschen gräulich ermordet, haben sie keine bessere Erklärung als hier eine römische Feldstandarte zu vermuten. Aber das wird dem Wortsinn nicht gerecht und ist auch keine ausreichende Erklärung mehr, wenn man von der Wiedergeburt Jerusalems weiß. Denn dann erschließt sich der tiefere Sinn der Worte Jesu in seinen Endzeitreden UND in den Worten Daniels!

1.7.2 Schlussfolgerung

Wenn also in Dan. 7, 8, 9 und 11 im Gegensatz zur Mainstream-Lehre von einem Seleukiden statt von einem Römer die Rede ist, kein göttliches Verderben über die Verwüstung im Jahr 70 n. Chr. ausgegossen wurde und nichts „aufgerichtet“ sondern vielmehr etwas „angerichtet“ wurde, dann können Daniel und Jesus die Ereignisse im Jahr 70 n. Chr. nicht gemeint haben. Dann muss aber die 70. Jahrwoche noch zukünftig sein.
Oben haben wir gesehen, dass die 70. Jahrwoche erst noch kommen wird. Der Herr Jesus hat uns befohlen, für die Endzeit sehr genau auf Daniel zu achten. Erstaunlich ist dabei, dass Daniel in Kap. 11, 31 den Gräuel der Verwüstung dem historischen Antiochus Epiphanes zuschreibt und nicht dem Antichristen in der Endzeit. Das würde auf den ersten Blick bedeuten, dass der Gräuel der Verwüstung bereits Geschichte wäre und somit in der Endzeit nicht mehr kommen könne. Das aber passt zunächst nicht zu den Worten Jesu in seinen Endzeitreden von den endzeitlichen Ereignissen[12]. Denn wie kann es sein, dass der historische Antiochus Epiphanes den Gräuel der Verwüstung angerichtet hat, wo Jesus ihn doch erst für die Endzeit ankündigt, wie wir oben gesehen haben? Kann das bedeuten, dass in der Endzeit ein Herrscher kommen wird, der dem antiken Antiochus Epiphanes aufs Haar gleicht? Kommt ein Herrscher, der dem antiken Antiochus so sehr gleicht, dass sich Dan. 9 und 11 und damit der Gräuel der Verwüstung in der Endzeit buchstäblich noch einmal wiederholen wird? Ist es das, worauf Jesus uns in seiner Endzeitrede aufmerksam machen wollte?
Die Antwort auf diese Frage ist wie folgt: nachdem der Bote in Dan. 12, 4 seine Unterweisung beendet hat, fragt Daniel, wann es ein Ende mit solchen Wundern haben werde. Der Mann antwortet (Dan. 12, 7)[13]:
„dass es eine Zeit und [zwei] Zeiten und eine halbe Zeit währen soll; und wenn die Zerstreuung des heiligen Volks ein Ende hat.“
Die Offenbarung des Johannes wurde aber im Jahr 90 n. Chr. geschrieben. Da waren sowohl Antiochus Epiphanes als auch die römische Eroberung Jerusalems bereits Vergangenheit. Da aber seit 2.000 Jahren keine neuerliche Eroberung Jerusalems mehr stattgefunden hat, müssen die Prophetien in Dan. 11 und in Offb. 12 in die Zukunft gerichtet sein: in die Endzeit. Dann liegt aber nichts näher, als für die Endzeit einen politischen Herrscher zu erwarten, der dem antiken Antiochus Epiphanes aufs Haar gleicht, denn nur so können alle diese Bibelstellen miteinander in Einklang gebracht werden. Und das müssen sie unbedingt, wenn die prophetische Auslegung richtig sein soll. Stimmen die Bibelstellen nicht überein, ist die Auslegung falsch und das scheint hier vielfach der Fall zu sein, insbesondere dann, wenn entgegen den Aussagen der Bibel die Rom-Theorie weiter aufrechterhalten wird.

1.7.3 Zur Zeit von Antiochus Epiphanes

Kommen wir jetzt zum letzten und gewichtigsten Grund, warum die 70. Jahrwoche nicht zur Zeit Jesu war und der Gräuel der Verwüstung nichts mit der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. zu tun hat. Laut Dan. 9 wird nach 7 Jahrwochen Kyros und nach 62 Jahrwochen Antiochus Epiphanes angekündigt. Dies alles ausgehend vom Jahr 605 vor Christus. Unterstellt man, dass sich die 70. Jahrwoche unmittelbar an die 62. Jahrwoche anschließt, beträfe sie exakt die Regierungszeit von Antiochus Epiphanes (175 – 164 v. Chr.), der zunächst bloß ein Vormund seines Neffen war, dann aber von 171-164 v. Chr., also 7 Jahre lang, als König regiert hat. Manche Quellen behaupten, dass er von einer aufgebrachten Menge erschlagen wurde, als er in Mesopotamien einen Tempel ausrauben wollte. Wikipedia schreibt dazu[14]:
„169/168 v. Chr. kämpfte Antiochos im sechsten syrischen Krieg erfolgreich gegen Ägypten. … Am so genannten „Tag von Eleusis“ [Anfang Juli 168 v. Chr., Anm. d. Verf.] wurde Antiochos daher vom römischen Gesandten Gaius Popillius Laenas zum Rückzug aus Ägypten aufgefordert … Antiochos [musste] auf die Forderung eingehen und sich nach Syrien zurückziehen. 167 v. Chr. brachte er Jerusalem wieder unter seine Kontrolle …. Um seine Herrschaft in Jerusalem zu stabilisieren, gründete Antiochos inmitten der Stadtmauern eine griechische Polis, verbot den JHWH-Kult und ließ den Tempel zu einer Kultstätte des Zeus umweihen. … Antiochos IV. unternahm einen Feldzug in die östlichen Provinzen …. Um seine Kriegskasse zu füllen, beabsichtigte er in der Landschaft Elymais einen der Artemis geweihten Tempel zu plündern. Damit scheiterte er jedoch an dem Widerstand der Einheimischen und starb auf dem Rückzug. Nach 2 Makk 9,28 EU starb er „eines jämmerlichen Todes in fremdem Lande in der Wildnis.“
Das wäre dann tatsächlich eine exakte Erfüllung der Aussage in Daniel 9, 26b denn das hebräische Wort für „ausgerottet“werden beschreibt ein schändliches Ende eines bösen Menschen:
„Und nach den zweiundsechzig Wochen wird der Gesalbte ausgerottetwerden und nichts mehr sein.“
Daniel informiert uns also in zweifacher Hinsicht: nach 62 Jahrwochen kommt Antiochus Epiphanes und irgendwann nach Ablauf dieser 62 Jahrwochen wird er „ausgerottet“ werden. Daniel sagt nicht, wie viele Jahre nach Ablauf der 62 Jahrwochen die Ausrottung des Antiochus Epiphanes stattfinden würde. Dazu später mehr. Aus den Geschichtsbüchern wissen wir, dass Antiochus Epiphanes 7 Jahre regiert hat. Das stimmt in erstaunlicher Genauigkeit mit der letzten 70. Jahrwoche überein, die ebenfalls 7 Jahre dauert. Wenn Antiochus Epiphanes im Jahr 171 v. Chr. seine Regierung begann, wäre die Eroberung Jerusalems im Jahr 167 v. Chr. nach seinem Rückzug aus Ägypten genau in der Mitte seiner Herrschaft erfolgt. Das sagt der Text in Dan. 9, 27, wo geschrieben steht:
„Und mitten in der Woche wird das Opfer und Speisopfer aufhören. Und bei den Flügeln werden stehen Gräuel der Verwüstung, bis das Verderben, welches beschlossen ist, sich über die Verwüstung ergießen wird.“
Opfer und Speisopfer hörten deshalb auf, weil Antiochus inmitten der Stadtmauern eine griechische Polis gründete, den JHWH-Kult verbot und den Tempel zu einer Kultstätte des Zeus umweihen ließ (s.o.). Dan. 11, 31 spricht ebenfalls vom Gräuel der Verwüstung, und ordnet ihn dem antiken Antiochus Epiphanes zu:
„Und es werden seine Heere daselbst stehen; die werden das Heiligtum in der Feste entweihen und das tägliche Opfer abtun und einen Gräuel der Verwüstung aufrichten.“
Dan. 11, 31 ordnet den Gräuel der Verwüstung also dem antiken Antiochus Epiphanes zu, weil erst ab Vers 36 von dem endzeitlichen Pendant des antiken Antiochus Epiphanes die Rede ist. Von Vers 21 bis Vers 35 ist noch vom antiken Antiochus Epiphanes die Rede. Erst ab Vers 36 springt der Text zu einem Herrscher, dem im Unterschied zu Antiochus Epiphanes, das gelingt, was er vorhatte. Vers 30[15] berichtet davon, dass die Römer Antiochus Epiphanes zur Aufgabe seines Ägyptenfeldzugs zwangen und er auf dem Rückweg Jerusalem überfiel. Es gelang dem historischen Antiochus Epiphanes also nicht, Ägypten zu erobern und Beherrscher der damaligen Welt zu werden. Aber der Herrscher, der ab Vers 36 beschrieben wird, wird tun, was er will und es wird ihm gelingen, denn es muss geschehen, was beschlossen ist[16].
Im Zusammenhang mit unserem Thema müssen wir daraus vorerst ableiten, dass die erste Hälfte der 70. Jahrwoche bereits zur Zeit des Antiochus Epiphanes geschah, denn der Gräuel der Verwüstung findet ja in der Mitte der Jahrwoche statt. In Offb. 13 steht nun, dass in der Endzeit das Tier aus dem Meer 42 Monate lang herrscht[17]. Das sind 3,5 Jahre und diese Prophezeiung ist noch nicht in Erfüllung gegangen. Denn auf den antiken Antiochus Epiphanes kann sie sich nicht beziehen, weil er nicht 3,5 Jahre, sondern volle 7 Jahre herrschte. Setzen wir allerdings nur die erste Zeit der Herrschaft von Antiochus Epiphanes an, nämlich die Zeit bis zu der er den Gräuel der Verwüstung in Jerusalem anrichtete, sind das 3,5 Jahre. Dann fehlen aber noch 3,5 Jahre oder 42 Monate und die ordnet Johannes in der Offenbarung dem Tier aus dem Meer, dem endzeitlichen Antichristen, zu. Und der kommt erst noch. Damit würde die erste Hälfte der 70. Jahrwoche unmittelbar auf die ersten 62 Jahrwochen folgen. Sie läge in der ersten Hälfte der Regierungszeit von Antiochus Epiphanes, während die zweite Hälfte in der Endzeit liegen würde. Denn die Herrschaft des Antichristen, der das endzeitliche Pendant des antiken Antiochus Epiphanes ist, beginnt ebenfalls mit einer Stürmung Jerusalems und der Tötung der dort wiedergeborenen Menschen: dem Gräuel der Verwüstung. Die Regierung des Antichristen dauert ab dann 42 Monate.
Damit endet also die 1. Hälfte der 70. Jahrwoche mit der Eroberung Jerusalems durch Antiochus Epiphanes und die 2. Hälfte beginnt übergangslos mit der Eroberung Jerusalems durch den Antichristen, so als ob beide Ereignisse zeitlich ineinander fallen.
Das beschreibt Dan. 9, 26 in genialer Exaktheit[18], die aber aufgrund fehlender Detailkenntnisse, wie die der Wiedergeburt Jerusalems, bisher den Anschein von Ungenauigkeit oder zumindest Rätselhaftigkeit erzeugte, was aber nicht der Fall ist. Weil aber BEIDE Eroberungen Jerusalems heilsgeschichtlich-prophetisch auf ein und denselben Zeitpunkt fallen, ist es Jesus möglich, einerseits auf den Gräuel der Verwüstung in Daniel zu verweisen, den eigentlich der historische Antiochus Epiphanes angerichtet hat, und mit eben diesem Text den Gräuel der Verwüstung zu beschreiben, der erst in der Endzeit stattfinden wird. Das ist tatsächlich genial.
Zusammenfassend kann also ausgelegt werden, dass die 7 Jahre Regierungszeit von Antiochus Epiphanes deckungsgleich mit den endzeitlichen 7 Jahren der 70. Jahrwoche sind. Genauso wie der antike Antiochus Epiphanes deckungsgleich mit dem endzeitlichen Antichristen ist. Beide entstammen der alexandrinisch-diadochisch-seleukidischen Linie, beide stammen aus der gleichen geopolitischen Ecke (Syrien), beide haben den gleichen Plan (Ägypten zu erobern), beide sind grausame Gegner Jerusalems, beide richten dort einen Gräuel der Verwüstung an, beide nehmen ein schändliches Ende, usw.
Wo bleibt da noch Rom?

1.8 Das Volk eines Fürsten

Die zehn Zehen des Standbildes in Daniel 2 sind keine modernen europäischen Staaten, sondern sie stehen für die Dekapolis, die in der Endzeit wieder entstehen wird, wenn auch nur für eine kurze Zeit. Johannes zeigt uns in der Offenbarung, dass das Tier mit den 7 Häuptern und den 10 Hörnern zunächst 10 gekrönte Hörner hat. Die politische Macht liegt also zunächst bei der Neo-Dekapolis. Später aber geht die Macht auf die 7 Häupter über, denn dann sind sie gekrönt und Johannes sagt ja auch deutlich, dass die 10 Hörner ihre Macht und Kraft dem Tier geben. Das Tier, der Antichrist, stammt aber nicht aus der Dekapolis, sondern er ist ein Neo-Seleukide und stammt aus der Dynastie der 7 Häupter, die in der Tradition der Seleukiden stand und stehen wird. Die Geschichte wiederholt sich also in umgekehrter Reihenfolge und führt quasi im Rückwärtsgang zur Wiedererstehung zunächst des antiken Syrien und schließlich des kompletten Seleukidenreichs und damit zu politischen Strukturen, die uns im Alten Testament bereits vorgestellt wurden. Dies hat Johannes in Offenbarung 13 angedeutet, wenn er ein Tier aus dem Meer aufsteigen sieht, das an einen Parder, einen Bären und einen Löwen erinnert, wobei Johannes die Tiere in umgekehrter Reihenfolge aufzählt[19]als dies Daniel tat. Der Endzeitherrscher wird 7 Jahre im Zentrum der Macht stehen, aber er selbst herrscht nur die letzten 42 Monate[20]. Es scheint so zu sein, als dass zunächst noch die Dekapolis das Sagen hat. Sie begibt sich schnell in Koalition mit Syrien (dem 7. König) und diese politische Koalition ist es, die Jerusalem belagert, genau wie in Jes. 7 vorhergesagt. Dabei kommt die Stadt zur Wiedergeburt und der Belagerer zieht wieder ab. Das ist der Beginn der 70. Jahrwoche.
Dreieinhalb Jahre später, also in der Mitte der 70. Jahrwoche, wird Jerusalem vom Neo-Seleukidenreich (vom Antichristen, dem 8. König) angegriffen. Der Antichrist bricht dann in die Stadt und tötet die beiden Zeugen, die bis dahin unbesiegbar waren. In Jerusalem gibt er sich nun selbst als Gott aus, denn er ist offensichtlich mächtiger als die beiden Zeugen, die bislang alle ihre Widersacher töteten, ihm selbst aber nicht widerstehen konnten. Dan. 9, 27a:
„Er wird aber vielen den Bund stärken eine Woche lang. Und mitten in der Wochewird das Opfer und Speisopfer aufhören.“
Der Angriff und die Belagerung Jerusalems hingegen, die zur Wiedergeburt der Stadt führen, werden bereits schon am Anfang der 70. Jahrwoche erfolgen, und zwar durch die Dekapolis in Koalition mit Syrien, ganz ähnlich wie in Jesaja 7 beschrieben.
Sie, die Dekapolis, ist das Volk des kommenden Fürsten! Denn sie ist in der Endzeit der zeitlich unmittelbare Vorläufer und Wegbereiter der Neo-Seleukiden und damit des achten Königs, des Antichristen.
[1] Siehe S. 301: Kap. 10.4 „Der Beginn der 70 Jahrwochen“ [2] Wikipedia, Abfragedatum: 10.07.2020: „Der Zylinder-Inschrift, der Nabonaid-Chronik und einem weiteren Keilschrifttext kann entnommen werden, dass Kyros um [!]559 v. Chr. als regionales Mitglied der medischen Konföderation seinem Vater Kambyses I. als König von Anschan [als „König-Fürst“ unter dem Meder-König Astyages] folgte. … Es ergibt sich aus diesen Angaben der wahrscheinliche Ablauf, dass der Sturz des Astyages sich in Teilschritten vollzog und Kyros über mehrere Jahre einzelne Feldzüge gegen die anderen Partner des Astyages führte, die im Jahr 553 v. Chr. in der Region Harran ihren Anfang nahmen. Die endgültige Übernahme der Meder-Konföderation durch die Perser wird deshalb zumeist auf 550 v. Chr. angesetzt.“ [3]Der gewaltsame Tod des Neffen im Jahr 170 v. Chr. ging vermutlich auf seine Veranlassung zurück.. [4]Jer. 25, 1: „Dies ist das Wort, welches zu Jeremia geschah über das ganze Volk Juda im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs in Juda …“ [5]Jes 11, 9b: „denn die Erde wird voll sein der Erkenntnis Gottes, gleichwie die Wasser den Meeresgrund bedecken.“ [6]Siehe hierzu Fußnote 159auf Seite 347 [7] Mt. 24,15: „Wenn ihr nun sehen werdet den Gräuel der Verwüstung (davon gesagt ist durch den Propheten Daniel), dass er steht an der heiligen Stätte (wer das liest, der merke darauf!).“ [8] Dan. 9, 27: „Er wird aber vielen den Bund stärken eine Woche lang. Und mitten in der Woche wird das Opfer und Speisopfer aufhören. Und bei den Flügeln werden stehen Gräuel der Verwüstung, bis das Verderben, welches beschlossen ist, sich über die Verwüstung ergießen wird.“ [9] Dan. 11, 31: „Und es werden seine Heere daselbst stehen; die werden das Heiligtum in der Feste entweihen und das tägliche Opfer abtun und einen Gräuel der Verwüstung aufrichten.“ [10] Dan. 9, 27b: „Und bei den Flügeln werden stehen Gräuel der Verwüstung, bis das Verderben, welches beschlossen ist, sich über die Verwüstung ergießen wird.“ [11] Gleiches gilt auch Dan. 12, 11: „Und von der Zeit an, wenn das tägliche Opfer abgetan und ein Gräuel der Verwüstung aufgerichtet wird, sind eintausend und zweihundertneunzig Tage.“ [12] Dan. 11, 31: „Und es werden seine Heere daselbst stehen; die werden das Heiligtum in der Feste entweihen und das tägliche Opfer abtun und einen Gräuel der Verwüstung aufrichten.“ [13] Diese Formulierung „eine Zeit und [zwei] Zeiten und eine halbe Zeit“ findet sich neben Dan. 7, 25 und Dan. 11, 31 nur noch in Offb. 12, 14: „Und es wurden dem Weibe zwei Flügel gegeben wie eines großen Adlers, dass sie in die Wüste flöge an ihren Ort, da sie ernährt würde eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit vor dem Angesicht der Schlange.“ [14] https://de.wikipedia.org/wiki/Antiochos_IV., Abfragedatum: 07.10.2020 [15] Dan. 11, 30: „Denn es werden Schiffe aus Chittim wider ihn kommen, dass er verzagen wird und umkehren muss. Da wird er wider den heiligen Bund ergrimmen und wird’s ausrichten; und wird sich umsehen und an sich ziehen, die den heiligen Bund verlassen.“ [16] Dan 11, 36: „Und der König wird tun, was er will, und wird sich erheben und aufwerfen wider alles, was Gott ist; … und es wird ihm gelingen, bis der Zorn aus sei; denn es muss geschehen, was beschlossen ist.“ [17] Offb. 13, 5: „Und es ward ihm gegeben ein Mund, zu reden große Dinge und Lästerungen, und ward ihm gegeben, dass es mit ihm währte zweiundvierzig Monate lang.“ [18] Dan 9, 26: „Und nach den zweiundsechzig Wochen wird der Gesalbte ausgerottet werden und nichts mehr sein. Und das Volk eines Fürsten wird kommen und die Stadt und das Heiligtum verstören, dass es ein Ende nehmen wird wie durch eine Flut; und bis zum Ende des Streits wird’s wüst bleiben.“ [19] Offb. 13, 2: „Und das Tier, das ich sah, war gleich einem Panther und seine Füße wie Bärenfüße und sein Rachen wie ein Löwenrachen. [20] Offb. 11, 2: „… und die Heilige Stadt werden sie zertreten zweiundvierzig Monate lang.“ und Offb. 13,5: „Und es wurde ihm ein Maul gegeben, zu reden große Dinge und Lästerungen, und ihm wurde Macht gegeben, es zu tun zweiundvierzigMonate lang.“