Kapitel 15: Der 3. Tempel (eine ganz andere Sicht)

NEUES HANDBUCH DER BIBLISCHEN PROPHETIE  •  Sermon  •  Submitted
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Der 3. Tempel (eine ganz andere Sicht)

Christen und Juden erwarten den Bau eines dritten Tempels in Jerusalem für die Endzeit. Insbesondere die Juden sind der Meinung, dass der dritte Tempel Voraussetzung für das Kommen des Messias sei. Mit der Kenntnis über die Wiedergeburt Jerusalems wird deutlich, dass die Stadt selbst ab dem Moment, in dem sie wiedergeboren wird, der dritte Tempel ist.
Immer wieder ist in christlichen Kreisen die Rede davon, dass in Jerusalem noch ein dritter Tempel gebaut werden soll. Die Juden gehen davon aus, dass vor der Wiederkunft des Messias dieser Tempel unbedingt gebaut werden müsse, ja dass er geradezu eine Vorbedingung für das Kommen des Messias sei.
Historisch gesehen gab es folgende Tempel:
· Der erste Tempel wurde von Salomo gebaut.
· Der zweite Tempel war der Tempel Serubbabels, den Herodes erweiterte und der 70 n. Chr. von den Römern zerstört wurde.
· Der dritte Tempel soll in der Endzeit in Jerusalem wieder gebaut werden. So ist zumindest die allgemeine Erwartung vieler Christen und mancher Juden.
Zur Untermauerung dieser Erwartung werden von christlichen Auslegern vor allem zwei neutestamentliche Bibelstellen zitiert:
Die erste steht in Offb. 11, 1 f.:
„Und es ward mir ein Rohr gegeben, einem Stecken gleich, und er sprach: Stehe auf und miß den Tempel Gottes und den Altar und die darin anbeten.“
Die zweite Stelle steht in 2. Thess. 2, 3 f.:
„Lasset euch niemand verführen in keinerlei Weise; denn er kommt nicht, es sei denn, daß zuvor der Abfall komme und offenbart werde der Mensch der Sünde, das Kind des Verderbens, der da ist der Widersacher und sich überhebt über alles, was Gott oder Gottesdienst heißt, also daß er sich setzt in den Tempel Gottes als ein Gott und gibt sich aus, er sei Gott.“
Aufgrund dieser beiden Bibelstellen sowie Aussagen von Hesekiel und anderen alttestamentlichen Propheten erwarten jüdische und christliche Ausleger, dass in der Endzeit in Jerusalem der Tempel wieder errichtet würde. Allerdings - und das ist wichtig - sagt die Bibel an keiner Stelle im Neuen Testament, dass der Tempel „gebaut“ würde. Sondern die Bibel setzt lediglich voraus, dass wieder ein Tempel „vorhanden“ sein wird. Sie sagt also nicht: „dann muß der Tempel wieder gebaut werden“ oder: „dann wird der Tempel gebaut“, sondern sie setzt voraus, dass er vorhanden ist, Johannes ihn messen soll und der Antichrist sich hineinsetzt. Die Ausleger schließen daraus, dass ein Tempel nur dann vorhanden sein könne, wenn er von Menschen aus Steinen und Holz gebaut wird. Aber das ist nicht zwingend notwendig, denn „es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth“.
In Offenbarung 11 ist mit dem Tempel Gottes und dem Altar die Stadt Jerusalem gemeint (Offb. 11, 8):
„Und ihre Leichname werden liegen auf der Gasse der großen Stadt, die da heißt geistlich "Sodom und Ägypten", da auch der HERR gekreuzigt ist.“
In der Stadt Jerusalem befinden sich die beiden Zeugen: das Haus David und die Bürger zu Jerusalem. Sie sind soeben wiedergeborene Christen geworden. Das ist der Grund, warum die Stadt Jerusalem dann ein Tempel Gottes ist. Sie ist ein Tempel Gottes, weil sie voller Menschen ist, die - aus wahrscheinlich jüdischem Hintergrund - zum Glauben an Jesus Christus gekommen sind. Weil aber die ganze Stadt Jerusalem wiedergeboren wurde, bezeichnet sie Johannes in Offenbarung 11 als Tempel.
Wenn also die Stadt Jerusalem am Ende der Zeit wiedergeboren wird, dann wird die ganze Stadt im neutestamentlichen Sinne heilig sein. Sie selbst ist dann ein Tempel, wie Paulus auch in 1. Korinther 3, 17 die Korinther selbst als Tempel Gottes bezeichnet:
„… denn der Tempel Gottes ist heilig – der seid ihr.“
Paulus drückt damit aus, dass der Tempel Gottes im neuen Testament geistlich zu verstehen ist und aus lebendigen, wiedergeborenen Menschen besteht. Genau das wird dann auch mit der Stadt Jerusalem der Fall sein: die Stadt ist voller wiedergeborener Christen und deswegen ist sie ein Tempel Gottes im Heiligen Geist. Das ist für uns nicht ganz leicht zu verstehen, weil hier die geistliche Linie der neutestamentlichen Leibesgemeinde und die Linie Israels zusammentreffen. Dieses Zusammentreffen ist für uns neu und deshalb ungewohnt. Es entspricht aber dem Gesamtzusammenhang der Bibel und wird an vielen Stellen beschrieben.

1.1 Begründung

Paulus hat mit den Thessalonichern über die Wiedergeburt Jerusalems und über den Tempel Gottes gesprochen. Denn im 1. Thessalonicher-Brief nimmt er Bezug auf diese Gespräche, wenn er schreibt (1. Thess. 5, 1 f.):
„Von den Zeiten aber und Stunden, liebe Brüder, ist nicht not euch zu schreiben; 2 denn ihr selbst wisset gewiß, …“
Die Thessalonicher waren von Paulus in Allem bestens unterwiesen. So schreibt Paulus in 1. Thess. 5, 3 von der Wiedergeburt Jerusalems, wenn er sagt:
„Denn sie werden sagen: Es ist Friede, es hat keine Gefahr, so wird sie das Verderbenschnell überfallen, gleichwie der Schmerz ein schwangeres Weib, und werden nicht entfliehen.“
Wenn Paulus hier von den Wehen einer schwangeren Frau schreibt und das als „Verderben“ oder in anderen Übersetzungen als „Unheil“ beschreibt, dann meint er damit die Wiedergeburt Jerusalems durch eine Belagerung eines fremden Heeres. Hiervon hatten wir in den vorigen Kapiteln bereits gesprochen.
In 2. Thess. 2, 4 schreibt Paulus dann vom Tempel Gottes:
„… der da ist der Widersacher und sich überhebt über alles, was Gott oder Gottesdienst heißt, also daß er sich setzt in den Tempel Gottes als ein Gott und gibt sich aus, er sei Gott.“
In 2. Thess. 2, 5 erinnert Paulus sie erneut daran, dass er sie hierüber informiert hatte:
„Gedenket ihr nicht daran, daß ich euch solches sagte, da ich noch bei euch war?“
Wenn Paulus von einem Tempel Gottes schreibt, bedient er sich der Bildsprache des Alten Testaments, denn das Neue Testament war ja noch nicht geschrieben oder eben erst im Entstehen. Paulus meint daher keinen Tempel aus Steinen und Holz, in dem alttestamentliche Opfer gebracht würden. Das war überhaupt nicht mehr die Verkündigung des Paulus. Paulus kannte nur noch ein Opfer: das des Herrn Jesus Christus, und nur noch einen Tempel: den der Gemeinde Jesu. Wenn er also in 2. Thess. 2 von einem Tempel Gottes für die Endzeit spricht, dann meint er damit, dass Jerusalem wiedergeboren und die ganze Stadt dann ein Tempel im Heiligen Geist sein wird.
Hier wird deutlich, welch große Erkenntnis Paulus aus der Schrift hatte. Das ist auch der Grund, warum er in 1. Thess. 5, 2 f. als Erkennungszeichen für die baldige Wiederkunft Jesu Christi eine Schwangerschaft (mit nachfolgender „Geburt“) anführt:
„… denn ihr selbst wisset gewiß, daß der Tag des HERRN wird kommen wie ein Dieb in der Nacht. Denn sie werden sagen: Es ist Friede, es hat keine Gefahr, so wird sie das Verderben schnell überfallen, gleichwie der Schmerz ein schwangeres Weib, und werden nicht entfliehen.“
Diese Wehen überfallen die Tochter Zion, die in der Endzeit dann auch gebiert. Auch hierüber hatte Paulus mit den Thessalonichern gesprochen, denn er leitet den Vers 2 wie folgt ein:
„denn ihr selbst wisset gewiß, …“
Paulus wusste von dem Geheimnis der Wiedergeburt Jerusalems und er erwähnt dies in 1. Thess. 5 in enger Verbindung mit der Wiederkunft Jesu Christi. Denn die Wiedergeburt Jerusalems findet zu Beginn der 70. Jahrwoche statt. Dann ist es nicht mehr lange bis Christus kommt. Auch das haben wir bereits in dem Kapitel über die beiden Zeugen behandelt. Der Dienst der beiden Zeugen dauert 1.260 Tage. Dann werden sie von einem „Tier“, das aus dem Abgrund aufsteigt, getötet. Dann herrscht das Tier noch einmal 42 Monate. Das macht zusammen 7 Jahre und entspricht der noch fehlenden 70. Jahrwoche Daniels. Dann kommt Christus wieder: zuerst in Wolken zur Entrückung und dann zum Tag des Zorns auf dem Ölberg mit seiner Gemeinde.
Wenn Jesus Christus nach der 70. Jahrwoche sein irdisches Königreich für 1.000 Jahre auf der Erde aufrichtet, wird noch einmal ein Tempel aus Steinen gebaut werden, wie er in Hesekiel beschrieben ist. Das wäre dann aber ein vierter Tempel und nicht der sogenannte „Dritte Tempel“. Dieser vierte Tempel wird erst nach der Wiederkunft Jesu Christi gebaut werden.
Der „Dritte Tempel“ (also die Gemeinde Jesu und in der Endzeit die wiedergeborene Stadt Jerusalem) hingegen entsteht durch Gottes Geist, durch die Wiedergeburt im Geist und in Wahrheit. Das sollten wir als Christen, die wir durch Gottes Geist die Bibel verstehen sollen, eigentlich wissen. Es handelt sich um einen geistlichen Tempel und nicht um einen Tempel aus Holz und Steinen.
Hier müssen wir geistlich denken und nicht jüdisch. Denn es macht aus neutestamentlicher Sicht keinen Sinn, einen dritten Tempel aus Steinen und Holz zu erwarten. Welche Gott angenehmen Opfer sollten denn noch darin geopfert werden, nachdem Gott Seinen Sohn für uns zum Schuldopfer gegeben hat und die christliche Botschaft an die Welt seit 2.000 Jahren das alleinige Opfer Jesu Christi ist, das alle alttestamentlichen Opfer erfüllt und abgelöst hat?
Würde in der Endzeit tatsächlich noch einmal ein Tempel in Jerusalem errichtet, in dem Tieropfer gebracht würden, wären diese Opfer und der Tempel Gott nicht angenehm, ja, der ganze Gottesdienst wäre nach dem alleingültigen Opfer Christi verwerflich und geradezu ein Rückschritt in der göttlichen Offenbarung. Denn nachdem Gott Seinen Sohn Jesus Christus geopfert hat, erkennt Er keine alttestamentlichen Opfer mehr an. Das sagt uns das Neue Testament überdeutlich. Nach Golgatha gilt nur noch das Opfer Jesu Christi und es erstaunt sehr, dass führende christliche Ausleger in diesem Punkt irdisch und jüdisch denken statt geistlich.
In Offenbarung 11 steht, dass Menschen im Tempel anbeten. Sie tun nicht so, als ob sie anbeten, sondern sie beten tatsächlich an. Das kann laut Neuem Testament aber nur der, der wiedergeboren ist. Ein wiedergeborener Christ wird aber keine alttestamentlichen Opfer mehr bringen, auch wenn er ein Christ mit jüdischem Hintergrund wäre, denn er hat für sich das alleinige Opfer Christi am Kreuz von Golgatha angenommen und weiß, dass kein anderes Opfer mehr gültig sein kann.
Offenbarung 11 spricht von Jerusalem, der Stadt, „in der auch ihr Herr gekreuzigt wurde“. Das ist ein zweiter Beweis dafür, dass es hier um Christen geht, denn in dieser Stadt wurde ihr Herr Jesus Christus gekreuzigt. Wenn Er aber ihr Herr ist, dann sind die Menschen, die dann in Jerusalem wohnen, Christen oder sie sind Christen geworden.
Somit gibt es also folgende Tempel in Gottes Heilsgeschichte:
· ein erster Tempel, der von Salomo gebaut wurde
· ein zweiter Tempel, der von Serubbabel bzw. Herodes gebaut wurde
· ein dritter Tempel, der durch Gottes Geist entsteht, nämlich die Gemeinde Jesu aus allen Völkern und in der Endzeit die Stadt Jerusalem selbst
· ein vierter Tempel, der in Hesekiel beschrieben wird und voraussichtlich im 1.000-jährigen Reich (dann wieder aus Holz und Steinen) in Jerusalem errichtet werden wird und dessen Opfer an das alleinige Opfer Christi erinnern
Vielleicht bauen die Juden tatsächlich noch einen Tempel in Jerusalem aus Steinen und Holz. Das ist zwar unwahrscheinlich, könnte aber sein. Allerdings ist dieser Tempel dann nicht im Willen Gottes, denn er kehrt zum aaronitisch-levitischen Priestertum zurück, das aber vom ewigen Priestertum Christi nach der Weise Melchisedeks abgelöst und für immer beendet ist. Ein dritter jüdischer Tempel wäre ein Tempel, der aus menschlichem Antrieb und Missverständnis der Heilsaussagen des Alten Testaments eigenwillig errichtet würde. Denn die Juden sollen keinen Tempel bauen, sondern sie sollen an Jesus Christus glauben. Glauben sie, dann brauchen sie keinen Tempel mehr und sie würden auch keinen mehr wollen.
Voraussetzung und Zeichen für die nahe Wiederkunft Christi hingegen ist der geistliche Tempel, der in Jerusalem durch die Wiedergeburt der Jerusalemer Bürger und des Hauses David durch Gottes Geist in Wahrheit entstehen wird. Das sagt Paulus in 1. Thess. 5.
Damit kommen wir zur folgenden Schlussfolgerung: die Bibel kündigt für die Endzeit keinen Bau eines Tempels in Jerusalem aus Steinen und Holz an. Sollte dennoch einer gebaut werden, wäre das zumindest keiner, der nach dem Willen Gottes ist. Wenn aber die Stadt Jerusalem wiedergeboren wird, dann ist der geistliche Tempel da, von dem Paulus im 1. und 2. Thessalonicher-Brief schrieb und dann dauert es laut Paulus nicht mehr lange, bis Christus wiederkommt. Hier sind wir jetzt an dem Punkt angelangt, wo wir verstehen, dass Paulus in den beiden Thessalonicher-Briefen die Wiedergeburt Jerusalems einerseits, und die Daniel-Prophetie andererseits, zusammenführt! Das ist etwas Großartiges!
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