ICH-BIN - das Licht der Welt (Johannes 8,12-30)
Notes
Transcript
Wer ist Jesus von Nazareth? Das ist eine wichtige Frage, wenn man den christlichen Glauben verstehen will. Ich würde sogar sagen, es ist die wichtigste Frage, um den christlichen Glauben zu verstehen. Und es ist auf jeden Fall die entscheidende Frage, wenn man christlich glauben will.
Wir beginnen heute eine neue Predigtreihe über die Aussagen, die Jesus über sich selbst gemacht hat. Denn darin wird sein Selbstverständnis deutlich. Das Johannesevangelium überliefert uns davon sieben ganz prägnant formulierte Aussprüche, die jeweils mit der bewussten Formulierung “Ich bin” beginnen. Und für die Zuhörer Jesu war die Sache klar, worauf Jesus mit diesem “Ich bin” anspielte: Er bezog sich auf eine der Grundkoordinaten des jüdischen Glaubens, denn der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs hat sich Mose offenbart, als der “Ich bin, der ich bin”
Und wenn Jesus hier auftritt, und von sich sagt. Ich bin, dann wurde für die Menschen um ihn herum der Anspruch deutlich, dass Jesus für sich göttliche Autorität beansprucht. Jesus, der von sich selbst sagt, eins mit Gott zu sein.
Und deswegen zogen diese Aussagen Jesu auch Diskussionen nach sich. Und das kann ich auch verstehen, denn den Anspruch den Jesus hat, den kann man nur auf drei verschiedene Arten beantworten: Entweder ist er ziemlich krank im Kopf, oder er ist ein gefährlicher Verführer oder er ist, der er zu sein behauptet, nämlich Gott. Und solche Überlegungen hatten die Menschen damals auch und entsprechend haben sie auf den Anspruch Jesu reagiert. Die Predigtreihe ist also auch heute eine Einladung ins Gespräch zu kommen, darüber wer Jesus ist. Es ist eine Einladung das zu diskutieren und sich eine eigene Meinung über Jesus zu bilden. Und die Predigtreihe führt uns hin zu Ostern, denn bei fast allen Ich-bin Worten finden sich offensichtliche oder versteckte Andeutungen darauf, dass Jesus die Versprechen, die er gibt durch seinen Tod am Kreuz erfüllen wird.
Und so geht es heute um
Der Anspruch Jesu
Die Frage: Ist Jesus glaubwürdig?
Die Frage der Entscheidung
Also zunächst den Anspruch Jesu:
12 Ein anderes Mal, als Jesus zu den Leuten sprach, sagte er: »Ich bin das Licht der Welt, Wer mir nachfolgt, wird nicht mehr in der Finsternis umherirren, sondern wird das Licht des Lebens haben.«
Jesus trifft diese Aussage während dem Laubhüttenfest in Jerusalem. Während des Laubhüttenfestes wurden große goldene Leuchter im Tempel aufgestellt, deren Licht man in ganz Jerusalem sehen konnte. Der Zusammenhang macht zum einen deutlich: Wenn Jesus sagt, er ist das Licht der Welt, dann heißt das auch: Er ist mehr als das, was da gerade im Tempel passiert. Und zum anderen klingen da bei seinen Zuhörern auch die messianischen Verheißungen mit wie: Jesaja 9,1:
Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen die da wohnen im finstern Landa scheint es hell.
Oder Jesaja 42,6-7
6 Ich, der Herr, habe dich gerufen in Gerechtigkeit und halte dich bei der Hand. Ich habe dich geschaffen und bestimmt zum Bund für das Volk, zum Licht der Heiden, 7 dass du die Augen der Blinden öffnen sollst und die Gefangenen aus dem Gefängnis führen und, die da sitzen in der Finsternis, aus dem Kerker.
Das ist das Angebot und der Anspruch Jesu: Die im Dunkeln umherirren, die keine Orientierung in ihrem Leben haben, die weit weg sind von Gott, wenn diese Menschen anfangen Jesus nachzufolgen, wird Jesus das Licht ihres Lebens sein. Jesus ist der, der die Macht der Sünde gebrochen hat, die Augen der Blinden geöffnet hat und die Gefangenen frei gemacht hat. Jesus will dir das Licht des Lebens schenken, glaubst du das? Hast du das Licht des Lebens oder wandelst du noch in der Finsternis? Johannes sagt an anderes Stelle, dass wir Menschen manchmal ganz gerne im Dunkeln bleiben, weil wir nicht wollen, dass unsere bösen Werke aufgedeckt werden. Doch das ist fatal: Du bist eingeladen ins Licht zu treten und frei zu werden von deinen bösen Werken.
Die Pharisäer, die dieses Wort von Jesus hörten hielten nicht nur die Botschaft für nicht glaubwürdig:
13 Da sagten die Pharisäer zu ihm: »Du redest als Zeuge in eigener Sache. Was du sagst, ist nicht glaubwürdig.« 14 Jesus erwiderte: »Auch wenn ich als Zeuge in eigener Sache rede, ist das, was ich sage, wahr. Denn ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe. Ihr aber wisst weder, woher ich komme, noch, wohin ich gehe. 15 Ihr urteilt nach menschlichen Maßstäben; ich urteile über niemand. 16 Wenn ich aber doch ein Urteil ausspreche, dann ist mein Urteil richtig. Denn ich handle nicht allein, sondern in Übereinstimmung mit dem, der mich gesandt hat, dem Vater. 17 In eurem Gesetz heißt es: Wenn zwei Zeugen in ihrer Aussage übereinstimmen, ist das, was sie sagen, glaubwürdig. 18 So ist es auch hier: Ich bin mein eigener Zeuge, und mein Vater, der mich gesandt hat, ist ebenfalls mein Zeuge.« – 19 »Wo ist denn dein Vater?«, fragten sie. Jesus entgegnete: »Ihr kennt weder mich noch meinen Vater. Würdet ihr mich kennen, dann würdet ihr auch meinen Vater kennen.«
20 Jesus lehrte im Tempel in der Nähe des Kastens für die Geldopfer, als er diese Dinge sagte. Aber niemand nahm ihn fest; seine Zeit war noch nicht gekommen.
Den Einwand, den die Pharisäer hier bringen ist nach dem mosaischen Gesetz begründet: Denn in 4. und 5. Buch Mose wurde festgelegt, dass eine Rechtssache aufgrund von zwei oder drei übereinstimmenden Zeugen entschieden werden sollte, um Menschen vor Falschaussagen zu schützen. Den Einwand, den die Pharisäer hier also bringen, dieser ist durchaus berechtigt.
Und Jesus geht auf ihre Anfrage nach seiner Glaubwürdigkeit ein: Das erste was er sagt ist: Was ich sage ist wahr. Und zwar generell und selbst wenn ich dann über mich spreche ist mein Zeugnis wahr. Jesus hat den Anspruch die Wahrheit zu sagen. Mit so einer Aussage macht man sich auch angreifbar oder nicht? Weil man muss der betreffenden Person nur eine Falschaussage nachweisen und man hat dann keinen Grund der Person überhaupt noch irgendwas zu glauben, wenn sie einmal nicht die Wahrheit gesprochen hat. Zumindest funktionierte die Welt noch so vor den alternativen Fakten.
Kann man im Zeitalter von alternativen Fakten noch von Wahrheit sprechen? Ja unbedingt. Denn die Entwicklung in der Postmoderne und ihrem Wahrheitsverständnis hat uns in eine Sackgasse geführt: Viele nehmen das für wahr, was sich wahr anfühlt, oder was sie im Internet gelesen haben, egal wo sie es gelesen haben. Das eine faktische Wahrheit wichtig ist, zeigt meiner Meinung nach die Erfindung der Faktenchecker und Faktenfinder. Hier ist in den letzten Jahren ja eine ganz neues journalistisches Genre entstanden.
Jesus würde sich niemals hinstellen und sagen, ist mir egal, was du gesehen hast, ich habe da alternative Fakten. Nein er tritt mit dem Anspruch auf: Was ich sage ist wahr und was ich über mich sage ist wahr, auch wenn ihr manches davon nicht nachprüfen könnt.
Aber Jesu steht mit seinem Zeugnis nicht allein. Jesus hat noch einen zweiten Zeugen: Den Vater im Himmel, der von ihm zeugt: Du fragst dich jetzt vielleicht und wo finde ich das Zeugnis vom Vater im Himmel?
Nun im ganzen alten Testament ist prophetisch die Rede von einem Retter und Jesus sagt von sich und hat den Anspruch: ich bin dieser Retter. Jesus hat sich immer wieder auch auf die Schrift und was geschrieben steht berufen und das können wir nachprüfen: Stimmt das, was das alte Testament ankündigt mit dem überein, was wir von Jesus wissen? Auch da vertritt Jesus eine großen Anspruch und macht sich überprüfbar.
Und gleichzeitig macht es das für uns schwierig, Jesus ein bißchen nett zu finden, weil Jesus mit so einem umfassenden Anspruch aufgetreten ist, dass wir ihn nicht nur ein bisschen nett finden können. Die Frage ist glaubst du, dass Jesus die Wahrheit spricht? Und kannst du dir vorstellen, dass Jesus eines Tages wiederkommen wird, um ein gerechtes Urteil zu sprechen?
Diese Frage fordert eine Entscheidung und auch keine Entscheidung hat ihre Folgen:
21 Jesus wandte sich von neuem an seine Zuhörer. »Ich werde fortgehen«, sagte er. »Ihr werdet mich suchen, aber da, wo ich hingehe, könnt ihr nicht hinkommen; ihr werdet in eurer Sünde sterben.«
22 »Will er sich etwa das Leben nehmen?«, fragten sich die Juden. »Vielleicht sagt er deshalb: ›Da, wo ich hingehe, könnt ihr nicht hinkommen.‹« 23 Doch Jesus fuhr fort: »Ihr seid von hier unten, ich bin von oben. Ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt. 24 Darum habe ich zu euch gesagt, dass ihr in euren Sünden sterben werdet. Glaubt an mich als den, der ich bin; wenn nicht, werdet ihr in euren Sünden sterben.« –
Ich fand es überraschend, wie oft hier davon die Rede ist, dass die Menschen in ihrer Sünde sterben werden.Insgesamt steht das hier dreimal hintereinander. Besonders sticht Vers 24 heraus, ich dachte beim ersten Lesen, ich bin in der Zeile gehüpft. Doch in der Mitte dieser Rede steht der Ausweg aus dem Tod: Glaubt an mich, Glaubt an Jesus, glaubt dass er es ist, oder wie die NGÜ das hier treffend hervohebt:
Glaubt an mich als den, der ich bin. Jesus nennt das Problem und nennt die Lösung, den er ist in diese Welt gekommen um zu suchen und zu retten, was verloren ist. Und allen Menschen, die auf der Suche sind sagt er, ihr erkennt mich, wenn ihr auf das Kreuz schaut:
28 Deshalb sagte er zu ihnen: »Dann, wenn ihr den Menschensohn erhöht habt, werdet ihr mich als den erkennen, der ich bin, und werdet erkennen, dass ich nichts von mir selbst aus tue, sondern das sage, was mich der Vater gelehrt hat. 29 Und er, der mich gesandt hat, ist bei mir. Er lässt mich nie allein, denn ich tue immer, was ihm gefällt.«
30 Als Jesus das sagte, glaubten viele an ihn.
Du fragst dich vielleicht, was ist die Motivation Jesu, warum tritt er so auf, wie er auftritt. Dann sagt Jesus dir: Schau auf das Kreuz und was ich da getan habe, dann wird auch meine Motivation klar. Jesus ist weder größenwahsinnig noch machthungrig, sondern er ist gekommen um zu dienen, und sein Leben als Lösegeld für viele zu geben.
Wenn Jesus sagt, Ich bin das Licht der Welt, dann lädt er dich ein aus der Finsternis herauszutreten und in das Licht zu kommen. Glaubst du, dass er die Wahrheit sagt? Dann glaube, dass er ist, damit du nicht in deinen Sünden stirbst. Amen.