Glaube und Liebe
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Transcript
Wir haben in dieser Predigtreihe über die Bedeutung von Gefühlen für unser Leben und unseren Glauben nachgedacht. Wir sind darauf gestoßen, dass auch scheinbar negative Gefühle einen Sinn und eine Berechtigung haben können. Wir haben gemeinsam entdeckt, wie offen die Autoren der biblischen Texte mit ihren Gefühlen umgehen konnten und wie ehrlich sie im Gebet gegenüber Gott waren. Wir haben uns an Karfreitag mit den Tiefen der Einsamkeit befasst und gemeinsam die unbändige Osterfreude erlebt.
Den Abschluss der Reihe macht heute die Liebe. Und da muss man direkt zu Beginn einmal fragen: Ist Liebe überhaupt ein Gefühl? Ist lieben nicht vor allem etwas, was man tut oder wofür man sich entschließt?
Je nachdem wen man fragt, wird man dazu verschiedene Antworten bekommen. Dem kulturellen Mainstream entspricht sicherlich der Fokus auf das Gefühl der Liebe. Wer in einer Partnerschaft die Liebe nicht mehr fühlt, kann sich entweder um mehr Romantik bemühen oder gleich die Beziehung beenden.
Gleichzeitig gibt es wohl wenige Eltern in unserer Gesellschaft, die behaupten würden, sie lieben ihre Kinder nicht, nur weil sie diese Liebe womöglich gerade nicht so fühlen. Da ist also offenbar ein weiteres Verständnis von Liebe.
Und wenn Menschen in ganz Europa sich im Moment dazu bereit erklären, Flüchtlinge bei sich aufzunehmen, würden viele von ihnen sicherlich sagen, sie tun das aus Nächstenliebe. Aber kann man da von Liebe sprechen, wo es um wildfremde Menschen in einem anderen Land geht? Menschen, die man noch nie zuvor gesehen hat, die man gar nicht kennt?
Wir merken sofort, Liebe ist mehr als ein Gefühl und doch hat sie unbestreitbar wesentlich mit Gefühlen zu tun.
Unser Predigttext aus dem 1. Johannesbrief wählt einen anderen Zugang zum Thema Liebe. Er beginnt bei Gott.
Wer nicht liebt, kennt Gott nicht. Denn Gott ist Liebe.
Kurz und knackig bringt Johannes hier seinen wichtigsten Gedanken auf den Punkt. Gott ist Liebe.
Gott ist Liebe
Gott ist Liebe
Würdest Du diesem Satz zustimmen? Wenn ich dich frage: Wie ist Gott? Wäre das deine erste Antwort? Gott ist Liebe.
Nun, es ist schon eine besondere Aussage innerhalb der Bibel. Gott wird in der Heiligen Schrift mit vielen Eigenschaften bezeichnet: Gott ist heilig, gerecht, eifernd, barmherzig, geduldig. Aber die Liebe sticht hier aus all diesen Eigenschaften heraus, weil es eben nicht nur wie bei einer Eigenschaft heißt: Gott ist lieb. Oder bei einer Tätigkeit: Gott liebt.
“Gott ist Liebe” sagt mehr als das. Hier ist Gottes Wesen zusammengefasst mit diesem Wort Liebe.
Und manch einem einem ist das vielleicht zu weich. Zu lasch. Zu rosarot. Gott ist Liebe. Was ist mit seiner Heiligkeit? Was ist mit seiner Gerechtigkeit? Ist das dann alles nicht so wichtig.
Darauf möchte ich sehr deutlich entgegnen: Wenn wir so fragen, haben wir wahrscheinlich das innerste Wesen von Gottes Liebe noch nicht erfasst. Dann ist unsere Sicht davon, was Liebe bedeutet, noch nicht groß genug. Noch nicht weitreichend genug. Lasst uns deshalb nochmal einen Blick in die große Liebesgeschichte werfen, die uns die Bibel erzählt.
Am Anfang lesen wir in einenm wunderschönen Gedicht davon, wie Gott aus dem Ur-Chaos diese atemberaubende Welt erschafft. Wir lesen, wie er Land und Tiere macht und alles bekommt von Gott das Prädikat “gut” verliehen. Die Tiere sind “gut”. Die Vögel und Fische sind “gut”. Sonne, Mond und Sterne sind gut.
Und dann macht Gott sich die Menschen als ein Gegenüber und plötzlich wird er ganz euphorisch und sagt: “Oh, das ist aber mehr als gut geworden. Der Mensch ist seeehr gut.”
Und später haucht Gott dem Menschen in einem beinahe intimen Moment seinen Atem ein. Seinen Ruach. Seinen Lebensgeist. Damit schenkt er ihm das Leben. Er tritt von Anfang an in Beziehung mit den Menschen. Und dann lesen wir, dass Gott offenbar gemeinsam mit den Menschen Spaziergänge durch den Paradiesgarten macht. Und er beauftragt die Menschen, in seinem Namen die Erde zu bebauen und sich zu vermehren. Denn offenbar ist es ihm nicht genug, dass es nur 2 Menschen gibt. Es soll viele, viele mehr geben.
Das ist das Bild, das uns die Schöpfungserzählung vermitteln will: Gott ist so voller, überfließender Zuneigung und liebender Gemeinschaft, dass Er sich den Menschen als Gegenüber wünscht. Der Gott, der zu Dir sagt:
“Ich will, dass Du bist. Ich will, dass es dich gibt. Ich habe dich geschaffen, weil ich es so wollte und weil ich etwas mit Dir vorhabe.”
Das steht am Anfang über allem. Gott, der geradezu auf die Schöpfung hinfiebert, der es gar nicht abwarten kann.
Und als das ganze Projekt dann in Gefahr gerät, als die Menschen sich dazu entschließen, mehr und mehr ihre eigenen Wege zu gehen. Da entschließt sich Gott zu handeln.
Bund mit Abraham “Ich will dich segnen und durch dich sollen alle Völker gesegnet werden”
Bund mit Israel: “Ihr seid mein Volk und ich will euer Gott sein”
Propheten (Hosea):
Bedingungslos geliebt
Bedingungslos geliebt
So ist Gottes Liebe bei uns sichtbar geworden: Gott sandte seinen einzigen Sohn in die Welt, damit wir durch ihn das Leben bekommen.
Die Liebe besteht nicht darin, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat. Er hat seinen Sohn gesandt, der für unsere Schuld sein Leben gegeben hat. So hat er uns mit Gott versöhnt.
Darin ist Gottes Liebe bei uns ans Ziel gelangt: Am Tag des Gerichts werden wir voller Zuversicht sein. Denn wie Christus untrennbar eins ist mit dem Vater, so sind es auch wir – schon hier in dieser Welt.
"Gott fordert mich, den Unwürdigen, auf, meine eigene und die Unwürdigkeit meiner Brüder zu vergessen und es zu wagen, in der Liebe vorwärts zu gehen, die uns alle versöhnt und in Gottes Ebenbild umgestaltet hat. Und über die anmaßende Vorstellung, überhaupt würdig sein zu wollen, herzhaft zu lachen.” (Thomas Merton)
um deiner selbst willen
um deiner selbst willen
Ihr Lieben, wenn Gott uns so sehr geliebt hat, dann müssen auch wir einander lieben.
Wir können ja nur lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.
Wer behauptet: »Ich liebe Gott!«, aber seinen Bruder und seine Schwester hasst, ist ein Lügner. Schließlich sieht er seine Geschwister vor sich. Wenn er sie dennoch nicht liebt, kann er Gott erst recht nicht lieben. Denn Gott kann er ja nicht sehen.
Akzeptieren und Respektieren
Dienen (Fußwaschung)
Leben hingeben