Ostern heißt: Mit Christus auferstehen
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· 18 viewsDie Auferstehung als Zentrum der Osterbotschaft soll den Zuhörern neu ins Herz gelegt und als Fundament ihres Glaubens bestärkt werden.
Notes
Transcript
Einleitung
Einleitung
Guten Morgen zusammen! Ostern ist Einstellungssache. Und deshalb ist es auch kein Drama, dass wir Ostern heute Morgen eine Woche verspätet feiern. Denn das mit den Feiertagen ist ja sowieso so eine Sache: Man feiert sie einmal im Jahr und dann sind sie erstmal ne Weile rum. Dann gibt es doch auch keinen Grund, da sonst nochmal drüber nachzudenken, oder? Nehmen wir mal den Tag der Deutschen Einheit. Es hat doch durchaus seinen Sinn, dass wir diesen Tag zu einem Feiertag gemacht haben, oder? Das ist schließlich ein historisches Ereignis, das so in keinster Weise vorherzusehen war. Und ich bin mir sicher, dass Sie alle noch genau wissen, wo Sie an diesem Tag, am 9. November 1989 waren. Ich selbst war dort zwar noch nicht auf der Welt, aber ich habe noch keinen älteren Deutschen getroffen, der mir nicht sagen konnte, was er am Tag der Wende gemacht hat. Und das ist doch irgendwie erstaunlich, oder? - Es gibt Tage, die sind einfach besonders; die schreiben Geschichte. Wenn es diesen wundersamen Tag des Mauerfalls nicht gegeben hätte, würde ich Ihnen diese Predigt heute Morgen gar nicht halten können, sondern würde mit meinen Eltern irgendwo im Land Brandenburg jenseits der deutschen Grenze wohnen und wäre Ihnen nie begegnet. Es gleicht ja schon fast einem Wunder, dass die Mauer so, von einem Tag auf den anderen, plötzlich gefallen ist. Noch einen Tag vorher hätte das niemand für möglich gehalten. Und so hat man sich in Deutschland völlig zurecht entschieden, diesen Tag zu einem Feiertag zu machen. Man konnte sich zwar zuerst nicht auf einen Tag einigen, da auf den 09. November mit der Reichspogromnacht 1938 schon ein Trauertag fiel, aber dass dieser Tag ein Feiertag werden muss, darin waren sich alle einig. Am Ende hat man den dritten Oktober genommen, da an diesem Tag der Einigungsvertrag unterzeichnet wurde. Es ist der einzige nationale Feiertag der Bundesrepublik Deutschland. Alle anderen Feiertage sind Ländersache und könnten theoretisch abgeschafft werden. Doch wenn man mal eine Umfrage machen würde, würde wohl die klare Mehrheit bis heute sagen: “Der Tag der Deutschen Einheit muss bleiben! Dieser Feiertag kann nicht abgeschafft werden!” Aber ich kann mir gut vorstellen, dass das in 50 Jahren vielleicht schon anders aussieht. Da wollen die Leute diesen Tag vielleicht nur noch als Feiertag haben, weil sie dann frei haben, aber eine wirkliche Bedeutung messen sie diesem Tag nicht mehr bei: “Der Mauerfall? - Das ist doch schon ewig her!” Und sogar heute glaube ich nicht, dass es noch viele Leute sind, die am 03. Oktober wirklich mal innehalten und sich fragen: “Hm, warum habe ich heute eigentlich frei? Ach ja, wegen des Mauerfalls!” So wichtig es auch ist, besonderen Ereignissen zu gedenken, irgendwann geraten sie doch wieder in Vergessenheit. Seit 31 Jahren feiern wir nun schon den Tag der Deutschen Einheit.
Aber wie ist es denn mit Ostern? Das feiern die Menschen schon seit über 2000 Jahren. Dieser Feiertag hat sich irgendwie gehalten; er ist irgendwie anders als die anderen. Sogar die Weihnachtsfeiertage sind kirchengeschichtlich nicht so alt wie die Ostertage: Ostern feiert man schon seit Anbeginn des Christentums jedes Jahr. Wie kommt das, dass dieses Fest bis heute erhalten geblieben ist? Ich meine klar, Sie hier heute Morgen wissen alle warum: Ostern ist das bedeutende Ereignis der Bibel. Aber jetzt mal ganz im Ernst: Wer sonst weiß das denn heute noch? Fragen Sie mal einen wildfremden Menschen auf der Straße, warum wir Ostern feiern! Die Umfragen machen es deutlich: Die meisten Menschen in Deutschland verbinden mit Ostern eher Ostereier und den Osterhasen als das Sterben und Auferstehen Jesu. Und so, wie ich gerade angezweifelt habe, dass noch irgendjemand in diesem Land am 03. Oktober wirklich ernsthaft dem Mauerfall gedenkt, so gilt es noch mehr anzuzweifeln, dass jemand an Ostern Zuhause sitzt und sich wirklich diese Frage stellt: “Wozu gibt es diese Osterfeiertage eigentlich? Warum heißt Karfreitag Karfreitag?” Ich glaube, dass sich zumindest unter den Jugendlichen die meisten eher folgenden Frage stellen: “Warum besteht an Ostern Tanzverbot?” Und, was die Erwachsenen betrifft, so können wir das Kind doch auch einfach mal beim Namen nennen: Haben wir in diesem Land nicht nur deshalb noch so viele Feiertage, weil die Leute einfach frei haben wollen und es ihnen im Grunde völlig egal ist, worin der Anlass dafür besteht?
Es muss doch einen Grund dafür geben, dass seit inzwischen hundert Jahren mehr Menschen aus der Kirche ausgetreten sind als ihr beizutreten. In den letzten 50 Jahren hat sich die Zahl der Kirchenmitglieder der evangelischen und der katholischen Kirche in diesem Land mehr als halbiert. Von allen Mitgliedern der Evangelischen Kirche gehen noch maximal drei Prozent wöchentlich zum Gottesdienst; und diese Zahlen sind von vor Corona. Und in den Freikirchen sehen die Zahlen leider nur bedingt besser aus: Maximal ein Prozent der Bevölkerung geht sonntags in einen freikirchlichen Gottesdienst. Und auch diese Zahlen werden während Corona wohl nicht angestiegen sein. Und Sie können mir glauben, dass die Zahlen für den Rest Europas mit wenigen Ausnahmen ebenso ernüchternd aussehen. “Das christliche Abendland”, diese Bezeichnung für den Westen ist schon lange nicht mehr zutreffend. Und dennoch ist die Zahl der weltweiten Christen noch immer stark steigend. Es gab noch nie mehr Christen als heute. Doch wo sind sie denn hin, wenn nicht hier bei uns? - Ich kann es ihnen sagen: Sie befinden sich auf der südlichen Halbkugel. Seit einigen Jahrzehnten gibt es auf der südlichen Halbkugel mehr Christen als auf der nördlichen. Südamerika, Afrika und allen voran Südostasien sind die christlichen Hochburgen schlechthin geworden.
Aber wie kommt das? In manchen dieser Länder wie etwa China herrscht sogar Christenverfolgung. Und dennoch wächst die Zahl der Christen dort stärker an als bei uns. Was sorgt dafür, dass diesen Kulturen die christliche Botschaft mehr zusagt als unserer hier im Westen?
Ich glaube, zu einem ganz großen Teil liegt es an der Osterbotschaft. Der Glaube an einen auferstandenen Messias ist einer aufgeklärten Gesellschaft wie der unseren heute kaum noch zu vermitteln. Was soll ein leeres Grab vor 2000 Jahren schon mit meinem Leben zu tun haben!? - Und doch ist es gerade diese Botschaft, die unsere Gesellschaft mehr braucht als je zuvor.
Hauptteil
Hauptteil
Ich möchte mit Ihnen heute morgen einen Bibeltext anschauen, der grundlegender für unseren Glauben nicht sein könnte. Es handelt sich um das Auferstehungskapitel des Paulus: 1Kor 15. Wer von Ihnen eine Bibel dabei hat, kann den Text gerne aufschlagen. Das Kapitel hat 58 Verse, die alle von der Auferstehung handeln, und ist damit natürlich viel zu lang für eine Predigt. Aber irgendwo muss man ja anfangen. Ich beginne einfach mal mit den Versen 1-11. Paulus schreibt hier an seine Glaubensgeschwister in Korinth:
1 Ich erinnere euch, Brüder und Schwestern, an das Evangelium, das ich euch verkündet habe. Ihr habt es angenommen; es ist der Grund, auf dem ihr steht.
2 Durch dieses Evangelium werdet ihr gerettet werden, wenn ihr festhaltet an dem Wort, das ich euch verkündet habe, es sei denn, ihr hättet den Glauben unüberlegt angenommen.
3 Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben, / gemäß der Schrift,
4 und ist begraben worden. / Er ist am dritten Tag auferweckt worden, / gemäß der Schrift,
5 und erschien dem Kephas (das ist Petrus), dann den Zwölf.
6 Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich; die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen.
7 Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln.
8 Zuletzt erschien er auch mir, gleichsam der Missgeburt.
9 Denn ich bin der Geringste von den Aposteln; ich bin nicht wert, Apostel genannt zu werden, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe.
10 Doch durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin, und sein gnädiges Handeln an mir ist nicht ohne Wirkung geblieben. Mehr als sie alle habe ich mich abgemüht - nicht ich, sondern die Gnade Gottes zusammen mit mir.
11 Ob nun ich verkünde oder die anderen: Das ist unsere Botschaft und das ist der Glaube, den ihr angenommen habt.
Paulus stellt den Korinthern hier noch einmal ganz klar vor Augen, was eigentlich die Grundlage ihres Glaubens ist: Sie haben damals eine Botschaft angenommen, die besagt, dass ein Mensch namens Jesus Christus vor 24 Jahren (wir schreiben hier das Jahr 51 n.Chr.) für ihre Sünden gestorben ist, anschließend begraben worden ist und schließlich am dritten Tag nach seinem Tod von den Toten auferweckt worden ist. Und das ist er nicht nur klammheimlich, sondern die folgenden Menschen haben den auferstandenen Jesus gesehen und können das bezeugen: Nämlich Petrus, die anderen Jünger Jesu und eine Menge von fünfhundert Menschen. Bei der Auferstehung Jesu handelt es sich also nicht um eine wahnwitzige Idee einiger religiöser Fanatiker, sondern Paulus betont, dass es Menschen gibt, die den auferstandenen Jesus mit eigenen Augen gesehen haben, und die auch noch am Leben sind, sodass die Korinther sie jederzeit nach Belieben ausfragen können. Und nun schreibt Paulus weiter, V12:
12 Wenn aber verkündet wird, dass Christus von den Toten auferweckt worden ist, wie können dann einige von euch sagen: Eine Auferstehung der Toten gibt es nicht?
13 Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, ist auch Christus nicht auferweckt worden.
14 Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer, leer auch euer Glaube.
15 Wir werden dann auch als falsche Zeugen Gottes entlarvt, weil wir im Widerspruch zu Gott das Zeugnis abgelegt haben: Er hat Christus auferweckt. Er hat ihn [dann] eben nicht auferweckt, wenn Tote nicht auferweckt werden.
16 Denn wenn Tote nicht auferweckt werden, ist auch Christus nicht auferweckt worden.
17 Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos und ihr seid immer noch in euren Sünden;
18 und auch die in Christus Entschlafenen sind dann verloren.
19 Wenn wir allein für dieses Leben unsere Hoffnung auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher daran als alle anderen Menschen.
Worum ging es in diesen Versen? Paulus hatte die Korinther gerade eben ja noch daran erinnert, auf welchem Fundament sie stehen: Sie glauben an den auferstandenen Christus, der für ihre Sünden bezahlt hat. Und nun stellt Paulus ihnen folgende Frage: Wenn ihr doch diese Glaubensbotschaft vom auferstandenen Jesus angenommen habt, warum glaubt ihr dann nicht, dass auch die Jesusanhänger auferstehen werden? Also anders formuliert: Wer A sagt, muss auch B sagen! Ihr könnt doch nicht glauben, dass Jesus auferstanden ist, ihr selbst aber nicht auferstehen werdet! In unseren Ohren klingt diese Argumentation doch auch irgendwie eigenartig, oder? Wenn ich, als aufgeklärter Mensch des 21. Jahrhunderts, schon glaube, dass dieses Wunder vom leeren Grab vor 2000 Jahren tatsächlich stattgefunden hat, dann ist es mir doch ein Leichtes, auch daran zu glauben, dass ich eines Tages auferstehen werde! In unserem Land müsste man eher noch einen Schritt zurückgehen: Da hakt es schon daran, dass man die Auferstehung Jesu nicht glauben kann. Aber lassen wir mal kurz unsere eigene Denkwelt und Kultur außer Acht und betrachten einmal die Denkweise eines antiken Korinthers:
Korinth liegt ja bekanntlich in Griechenland, das heißt, es ist stark davon auszugehen, dass die meisten Menschen, an die Paulus hier seinen Brief schreibt, aus der griechisch-römischen Kultur stammen. Wie hat man sich das Leben nach dem Tod denn damals vorgestellt? Zum einen gibt es einfach die Vorstellung, dass es ein Leben nach dem Tod überhaupt nicht gibt. Nach meinem Tod kommt nichts mehr. Und das bedeutet: Ich muss das Leben, das ich jetzt habe, genießen und darin glücklich werden. Ich kann mir alles gönnen, was ich will, und darin besteht auch der Sinn des Lebens: Glücklich werden (Lehre des Epikur). Eine ähnliche Lehre vertraten auch die Stoiker. Auch bei denen gibt es kein Leben nach dem Tod, sondern, wenn wir sterben, dann lösen wir uns im Universum auf und werden eins mit ihm. Und in unserem Leben kommt es dann genauso wie bei den anderen darauf an, dass wir glücklich werden. Und dann gibt es noch die Leute, die Platon gefolgt sind. Für Platon ist das Leben “die Kunst des Sterbens”. Denn: Das, was nach unserem Tod noch übrig bleibt, ist: unsere Seele. Die Seele, das ist für ihn sowas Immaterielles, so etwas Unsterbliches. Und unsere Seele ist für Platon in unserem Körper gefangen, das heißt, der Tod ist eigentlich etwas Gutes, weil dann kann die Seele endlich raus, dann ist sie endlich frei. Und was ist dann der Sinn des Lebens? Na der besteht darin, schon jetzt so zu leben, als gebe es unseren Körper nicht. Alles, was der Körper braucht und fühlt, das ist minderwertig, glücklich werden wir, wenn wir uns mit geistigen Themen beschäftigen, mit Ideen und Träumen usw. - So, es gibt noch ein paar Philosophen mehr, aber das hier sollte schon mal reichen, damit wir uns ein Bild davon machen können, zu was für Leuten Paulus hier spricht: Er hat hier mit Leuten zu tun, für die eine körperliche Auferstehung völlig undenkbar ist. Wenn überhaupt, dann lebt nur unsere Seele weiter, aber eine richtige Auferstehung mit neuem Leib? Vielleicht bei Jesus, ja, aber nicht bei uns, das glauben wir nicht.
Und jetzt können wir auch besser verstehen, was Paulus diesen Ansichten zu sagen hat, ich lese noch einmal ab V12:
12 Wenn aber verkündet wird, dass Christus von den Toten auferweckt worden ist (und das glauben die Korinther ja auch), wie können dann einige von euch sagen: Eine Auferstehung der Toten gibt es nicht? (Und was antwortet Paulus jetzt?) 13 Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, ist auch Christus nicht auferweckt worden. 14 Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer, leer auch euer Glaube. 15 Wir werden dann auch als falsche Zeugen Gottes entlarvt, weil wir im Widerspruch zu Gott das Zeugnis abgelegt haben: Er hat Christus auferweckt. Er hat ihn eben nicht auferweckt, wenn Tote nicht auferweckt werden. 16 Denn wenn Tote nicht auferweckt werden, ist auch Christus nicht auferweckt worden. 17 Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos und ihr seid immer noch in euren Sünden; 18 und auch die in Christus Entschlafenen sind dann verloren. 19 Wenn wir allein für dieses Leben unsere Hoffnung auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher daran als alle anderen Menschen.
Für Paulus ist das völlig klar: Das geht nicht. Wer daran glaubt, dass Christus von den Toten auferstanden ist, der muss auch daran glauben, dass er selbst von den Toten auferweckt werden wird. Für Paulus besteht da ein unlösbarer Zusammenhang: Die Auferstehung Jesu kann nicht ohne Folgen für uns bleiben. Das geht nicht überhaupt nicht. Und wenn es doch ginge, und wir nicht auferstehen werden, dann liegt das daran, dass auch Christus niemals auferstanden ist. Und noch deutlicher als Paulus kann man es nicht formulieren: Ihr Lieben, wenn Jesus Christus nicht von den Toten auferstanden ist, dann könnten wir unsere Gemeinden schließen. Dann brauchen wir uns nicht weiter zum Affen machen und das Christentum hochhalten, ohne die Auferstehung ist das Christentum nichts! Damit steht und fällt alles!
Und hier ist meine heutige Frage: Ist uns das wirklich bewusst? Ist uns eigentlich klar, dass die Frage “Ist Jesus wirklich von den Toten auferstanden?” eine Frage ist, die alles verändert? An der alles hängt? Ist uns klar, dass, wenn wir Ostern abschaffen, wir das Christentum abschaffen? Wissen Sie, ich wohne ja in Gießen, und Gießen ist eine Stadt, in der über die Hälfte der Einwohner Studenten sind. Das heißt, ich wohne in einer Stadt, in der die allermeisten Leute richtig rational die Dinge verstehen wollen, die die Welt ergründen wollen, die nicht einfach alles glauben wollen, was man ihnen sagt. Und das ist auch in meiner Gemeinde so: Die ist voll von Menschen, die alle christlichen Glaubensinhalte intensivst hinterfragen und da machen sie natürlich auch vor der Auferstehung nicht Halt. Und dann kenne ich Leute, die sagen würden: “Hey, ich bin ja Christ und ich finde das Christentum echt spannend und ich glaube, da findet man echt ne Menge Antworten auf die brennenden Fragen, die man im Leben so hat. Aber … dass Jesus wirklich auferstanden ist, das kann ich einfach nicht glauben, das ist unmöglich.”
Und wenn ich dann diese Verse von Paulus lese, die wir uns heute Morgen näher angucken, dann kann ich nur sagen: “Hey, Du bist in unserer Gemeinde herzlich willkommen und ich freue mich, dass Du da bist und wünsche mir, dass Du weiter nach Gott fragst. Aber ohne die Auferstehung hast Du das Entscheidende des Evangeliums noch nicht begriffen. All die schönen Antworten, die Du im Christentum zu finden glaubst, sind nichts wert, wenn Du nicht daran glaubst, dass Jesus von den Toten auferstanden ist!” - Ihr Lieben, es gibt eine Menge Fragen, die werden wir in unserem Leben nie beantworten können: Warum gibt es Leid? Woher kommt das Böse? Warum muss der, der Gutes tut, leiden? Und noch so viele andere. Wer auf diese Fragen eine letzte Antwort zu haben glaubt: Chapeau! Ich glaube, Du hast da noch ein paar Punkte übersehen. Aber die Frage “Ist Christus wirklich von den Toten auferstanden”, das ist eine Frage, die können wir nicht unbeantwortet lassen, dazu müssen wir uns stellen! Denn diese Frage entscheidet wortwörtlich zwischen Leben und Tod. Denn, um es mal ganz deutlich auszudrücken: Wenn Sie glauben, dass Jesus von den Toten auferstanden ist, müssen Sie auch daran Glauben, dass Sie selbst von den Toten auferstehen werden, sonst haben Sie die Auferstehung nicht verstanden. Paulus schreibt es klipp und klar in V19: ‘Wenn wir allein für dieses Leben (also dieses irdische Leben hier auf der Erde) unsere Hoffnung auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher daran als alle anderen Menschen.’ - Der Glaube an Christus kann nur dann wahr sein, wenn er uns durch den Tod hindurchträgt! Sonst ist er bedeutungslos.
Aber warum ist das so? Warum hat mein Glaube an den Tod und die Auferstehung eines Menschen, der vor über 2000 Jahren gelebt hat, Auswirkungen auf mein Ergehen nach dem Tod? - Weil im Tod und der Auferstehung Jesu die ganze Heilsgeschichte Gottes zusammenläuft.
Denn wissen Sie? Ich bin Alttestamentler. Das sollten Sie nach all den Predigten, die ich bislang bei Ihnen gehalten habe, inzwischen gemerkt haben. Außer dieser und der letzten Predigt habe ich stets alttestamentliche Texte für meine Predigten bei Ihnen ausgewählt. Und ich mache das, weil ich felsenfest davon überzeugt bin, dass uns erst dann klar wird, welche Bedeutung die Person Jesu und sein Sterben und Auferstehen haben, wenn wir diese Ereignisse vom Alten Testament aus betrachten. Denn was für eine Geschichte bietet uns das Alte Testament?
Wir lesen am Anfang von einer Welt, die Gott gut gemacht hat und von zwei Menschen, die er liebevoll geschaffen hat und mit denen er in einem Garten in vollkommener Gemeinschaft lebt. Und diesen Menschen gibt er eine Aufgabe: Vermehrt euch und kümmert euch um diesen Garten und breitet ihn über die ganze Erde aus! Doch irgendwann beginnen die Menschen auf die Stimme einer Schlange zu hören und wollen so werden wie Gott und Gutes und Böses unterscheiden können. Und tatsächlich können sie das dann auch: Doch was ihnen nicht klar war, ist, dass sie nun nicht nur zwischen Gut und Böse unterscheiden können, sondern sich auch stets zwischen Gut und Böse entscheiden müssen und das kriegen sie nicht hin: Kain tötet Abel, die ersten Kriege brechen aus und schon nach einigen Generationen, sieht sich Gott genötigt, die Sintflut über die Menschen kommen zu lassen und einen Neuanfang mit der Menschheit zu machen.
Aber es wird und wird nicht besser: Die Menschen bauen den Turm zu Babel, wollen selbst sein wie Gott. Und so nehmen die Dinge ihren Lauf: Es ist die Sünde der Menschen, wegen der es Leid, Krieg, Hunger und Tod gibt. Die Menschen hassen sich, misstrauen sich, grenzen sich voneinander ab und denken nur an sich selbst.
Doch dann geht’s plötzlich los: Gott erwählt sich ein Volk, eine Gruppe von Leuten, denen er wieder ganz nahe sein will, und durch die er alle Menschen auf der Erde segnen will. Gott lässt sich von der Bosheit der Menschen nicht aufhalten, von allem Anfang an verheißt er den Menschen, dass er das Problem mit der Sünde lösen wird, indem er der Schlange den Kopf zertreten wird. Gott schreibt mit Israel Geschichte, mit einem Volk, das genauso sündig und verdorben lebt, wie alle anderen Völker auch und steht dennoch zu seinem guten Plan: Er wird das Problem mit der Sünde lösen. Er verheißt einen neuen Bund, einen gerechten Messias, einen Gottesknecht, der für die Sünde der Menschheit sterben wird.
Und dann kommt tatsächlich irgendwann Jesus von Nazareth auf die Welt und behauptet von sich, dass er derjenige ist, der all diese Verheißungen erfüllen wird. Und das wird von Gott bestätigt, etwa bei der Taufe: “Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.” Und dann lebt dieser Jesus 30 oder 33 Jahre, heilt Kranke, erweckt Tote auf und tut große Wunder und dann … stirbt er. Und zwar ohne Schuld und Sünde, er stirbt für die Menschen, die ihn gekreuzigt haben. Und verstehen Sie, hier kommen alle heilsgeschichtlichen Stränge zusammen, hier bündelt sich alles, was Gott mit dieser Welt vorhat und alle Welt hält den Atem an: Denn nun gibt es nur noch eine einzige Frage, an der sich alles entscheidet: Wird Jesus auferstehen? Wird das, was Gott mit dieser Welt vorhat, klappen? Das ist das, was Paulus hier alles im Hinterkopf hat, wenn er den Korinthern schreibt, V17: ‘Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos und ihr seid immer noch in euren Sünden’. Die Sünde ist erst an dem Tag besiegt, an dem Jesus den Tod besiegt, indem er von den Toten aufersteht. Wir können Gottes guten Willen in allen Ehren halten und an Jesus glauben, wie wir wollen, wenn Jesus aber nicht auferstanden ist, ist der Plan Gottes mit dieser Welt gescheitert. Dann gibt es für uns keine Hoffnung mehr. Paulus macht das in den folgenden Versen nocheinmal sehr deutlich, lassen Sie uns noch ein letztes Mal für heute zusammen einige Verse weiterlesen, V20:
20 Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden als der Erste der Entschlafenen.
21 Da nämlich durch einen Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch einen Menschen auch die Auferstehung der Toten.
22 Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden.
23 Es gibt aber eine bestimmte Reihenfolge: Erster ist Christus; dann folgen, wenn Christus kommt, alle, die zu ihm gehören.
24 Danach kommt das Ende, wenn er jede Macht, Gewalt und Kraft entmachtet hat und seine Herrschaft Gott, dem Vater, übergibt.
25 Denn er muss herrschen, bis Gott ihm alle Feinde unter seine Füße gelegt hat.
26 Der letzte Feind, der entmachtet wird, ist der Tod.
27 Denn: Alles hat er seinen Füßen unterworfen.
Christus ist von den Toten auferweckt worden. So lautet die frohe Botschaft des Paulus. Und hier wendet er sich zum ersten Mal auch an uns und nicht nur an die Korinther: Denn Christus ist nicht alleine auferweckt worden, sondern mit ihm werden wir eines Tages auferweckt werden: Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden. Gottes Plan hat mit uns zu tun.
Denn in einer Hinsicht sind wir allen anderen Menschen gleich: Darin, dass wir einmal sterben werden. Und wenn Gottes Botschaft nur bis dahin reicht, dass wir uns ein schönes Leben machen, aber auf das danach keine Antwort haben, dann würde ich auch lieber auf die griechischen Philosophen hören: Genieß Dein Leben, Du hast nur dieses und danach kommt nichts mehr. Paulus wird das einige Verse später so ausdrücken: 32b Wenn Tote nicht auferweckt werden, dann lasst uns essen und trinken; denn morgen sterben wir! Er zitiert hier aus dem Jesajabuch, wo die Israeliten von den Assyrern belagert werden, hoffnungslos unterlegen sind und dann lieber nochmal richtig einen draufmachen, anstatt vor Gott Buße zu tun. Lasst uns essen und trinken, denn morgen sterben wir! Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann kann ich diese Einstellung niemandem verübeln. Dann muss ich einfach hinnehmen, dass wir in einer unperfekten, sündigen Welt leben, in der es entsetzliches Leid, aus tiefstem Herzen böse Menschen und den unaufschiebbaren Tod gibt, der manche Menschen schon im Kindesalter ereilt. Dann würde ich auch nichts Besseres sagen können als: Was soll man da machen? Das ist halt der Lauf der Dinge. … Doch genau diese Lebenseinstellung will Paulus so dringend vermeiden! Christus ist auferstanden und das heißt, dass es nicht umsonst ist, anderen Menschen Gutes zu tun, dass es nicht umsonst ist, die andere Wange hinzuhalten, ein anderes Leben als die anderen zu führen! Und das ist auch der Grund, aus dem das Christentum in Ländern, in denen Christenverfolgung herrscht, mitunter so stark am Wachsen ist. Weil diese Menschen tief in ihrem Innern wissen, dass da noch was kommt. Dass auch sie auferstehen werden. Dass all ihr Leid einmal ein Ende haben wird. Dass Gott noch immer die Zügel in der Hand hält.
Gott will die Macht der Sünde brechen und das geht nur, indem er selbst, und zwar in Form seines Sohnes, für die Sünden der Menschen stirbt und trotzdem wieder lebendig wird. Hierin liegt die großartige Osterbotschaft: Wir glauben nicht an irgendeinen x-beliebigen Menschen, der vor 2000 Jahren mal was Besonderes gemacht hat, sondern wir glauben, dass dieser Mensch Gott ist und die Macht über alle Mächte der Welt hat. Wir glauben nicht an den süßen Jesus, aus dessen Leben man eine nette Geschichte gemacht hat, wir glauben an den Christus, an den Sohn Gottes, der zur Rechten Gottes sitzt und über alles herrscht, sogar eines Tages über den Tod, nämlich dann, wenn er uns von den Toten zurückholen wird, damit wir bei ihm sind. Wir rufen ja auch an Ostern nicht einfach nur: “Jesus ist auferstanden!”, sondern wir rufen: “Der Herr ist auferstanden!”, der Herr, das ist die griechische Übersetzung des Gottesnamens Jahwe aus dem Alten Testament! Jesus ist der Christus, unser Herr, der Sohn Gottes und hat alle Macht im Himmel und auf der Erde.
Schluss
Schluss
Und dann will ich zu dem Mann aus meiner Gemeinde hingehen und sagen: Wenn Du daran glaubst, dass Gott existiert und lebt, dann kannst Du auch getrost daran glauben, dass es für den Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, ein Klaks ist, einen Menschen wieder vom Tod auferstehen zu lassen.
Und ich wünsche uns heute Morgen, dass wir diese Botschaft, diese Wahrheit wieder neu in unser Herz eindringen lassen können. Und dass Sie, falls Sie tatsächlich einmal in die Situation kommen sollten, wo jemand Sie nach der Bedeutung von Ostern fragt, diesem Menschen von ganzem Herzen sagen können: Ostern ist das freudigste Ereignis der Menschheitsgeschichte.
Und das ist der Grund, aus dem die Ostertage auch noch in tausend Jahren Feiertage sein sollten. Damit wir noch eine Gelegenheit mehr haben, den Menschen die frohe Botschaft zu verkündigen: Ob nun unseren Arbeitskollegen, unseren Kindern, unseren Freunden oder wildfremden Menschen, mit denen wir irgendwie ins Gespräch kommen. Wir haben uns nicht zu verstecken, weil wir eine Botschaft zu verkündigen hätten, die peinlich wäre oder die heutzutage niemand mehr glauben kann. Sondern wir haben einen Gott, der diese Welt regiert, und vor dem jedermann eines Tages knien und ihn anbeten wird. Lassen Sie uns niemals die Größe und Gewaltigkeit Gottes vergessen, der alles in seiner Hand hat: den Himmel, die Erde und Ihr und mein Leben. Und so möchte ich Ihnen zum Abschluss dieser Osterpredigt, eine Woche verspätet, sagen: Der Herr ist auferstanden! - Ich möchte beten.
Notizen
Notizen
Die Korinther glaubten nicht an eine leibliche Auferstehung. Doch diese ist für Paulus Grundlage des Glaubens: So, wie Christus leiblich auferstanden ist, werden auch wir leiblich auferstehen. Dieser Umstand birgt für Paulus eine weitreichende weitere Erkenntnis: So, wie die Wundmale Jesu auch noch seinen Auferstehungsleib prägten, so besteht auch ein Zusammenhang zwischen unserem jetzigen und unserem späteren Leib. Dies hat für Paulus ethische Konsequenzen: Wir können mit unserem jetzigen Leib nicht tun und lassen, was wir wollen, wenn wir von Gott einen neuen Leib bekommen werden: Wir sollen in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes des Schöpfers und Erlösers leben
Die Auferstehung Jesu und unsere eigene muss Konsequenzen in unserem jetzigen Leben(swandel) haben
Paulus hat die Gemeinde in Korinth von Februar/März 50 bis September 51 gegründet (Apg 18,1-18), sodass die Auferstehung Jesu um die 24 Jahre her ist
V1-34: Die Auferstehung der Toten als Grundbestandteil des Evangeliums (Jesus ist auferstanden; was unsere Auferstehung damit zu tun hat)
V35-58: Auferstehung der Toten = Verwandlung des Leibes (Auferstehungsleib; Sieg über den Tod in der kommenden Auferstehung)
—> Die gesamte Heilsgeschichte wäre vergebens, wenn Christus nicht auferstanden wäre und für alle, die in ihm sind, den Tod besiegt hätte
—> Ermutigen/Herausfordern: Zur Apologetik und christlichen Verkündigung gehört das Beharren auf der Auferstehung! Wir müssen ernst nehmen, dass tatsächlich alles zerfällt, wenn wir die Auferstehung Jesu nicht ins Zentrum stellen und der besseren Glaubwürdigkeit vor Nichtchristen wegen lieber unerwähnt lassen. Wir verkünden nicht die Botschaft eines Mannes, der gestorben ist und sich gewüscht hat, noch ein bisschen Nachwirkung zu haben. Wir verkünden die Botschaft von einem, der tot war und wieder lebt, mit anderen Worten, wir verkünden einen lebendigen, anwesenden, alles verändernden Gott!
Wer sich damit die Auferstehung Jesu leugnet, leugnet auch dessen Rettung der Welt und seiner selbst. Jesu Sieg über das Kreuz ist der einzige Weg aus der Sünde
Wenn Jesus nicht auferstanden ist, dann sind auch alle unsere Liebsten, die im Glauben an Christus gestorben sind, hoffnungslos verloren.
—> Warum ist unser Glaube sinnlos und sind wir bemitleidenswerter als alle Menschen, wenn Christus nicht auferstanden ist? Weil unser Glaube dann mit unserem Tod endet. Wir trösten uns nicht mit christlichen Glaubenssätzen durch unser Leben hindurch, sondern wir haben eine lebendige Hoffnung, eine Tatsache, an die wir glauben
Denken wir das doch einmal durch: Was bringt all die humanitäre Hilfe, alles praktische und emotionale Hilfe, was bringt jede gute Tat, die Menschen in ihren Leben tun, wenn am Ende immer noch jeder einzelne Mensch unter der Sünde steht und mit dem Tod alles endet? Ist es falsch, jemandem zu helfen, der in Not ist? Nein. Ist es falsch, alles dafür zu tun, ein glückliches Leben mit der eigenen Familien zu verbringen? Auch nicht. Doch für Paulus hat das alles einen Haken: Wenn es keine Hoffnung über den Tod hinaus gibt, dann ist auch unser Leben hier auf der Erde, vor unserem Tod, sinnlos. Wir können die Macht der Sünde nicht aufhalten. Egal, wie viel wir uns auch kümmern, Menschen vor dem Tod retten, am Ende werden wir doch wieder sterben.
Unser Verhalten mit und in unserem jetzigen Körper hat Auswirkungen auf das Danach! Außerdem gilt: Wer die wahre Größe und Reichweite der Herrschaft Gottes erkennt (die auch über den eigenen Leib besteht), der wird danach trachten, diesem Gott zu gehorchen und seiner Stimme zu folgen. Hierin besteht der ethische Aspekt in Paulus’ Ausführungen.