Predigt (unbenannt)

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Notes
Transcript
Zu Gott zurückkehren
Leitgedanke: Die Erfahrung von der Gnade Gottes, die jedem gilt, hat Buße zur Folge.
Schriftlesung Jona 3.
Einleitung
Hallo, ich bin Melina, Leiterin unserer Jugendgruppe Connect und fülle mein Müsli zuerst in die Schale, dann die Milch und nicht anders rum, ich ziehe unter garkeinen Umständen verschiedene Sockenpaare an und esse Schokolade kühlschrank-kalt. Alles andere wäre falsch und ein absolutes Desaster. Je nachdem wie du drauf bist, höre ich vielleicht ein zustimmendes "preach it" oder du wirst mir nach dem Gottesdienst vielleicht eher aus dem Weg gehen.
Seit ein paar Wochen reden wir über den Propheten Jona von dem die Bibel erzählt, der 750 v.Chr. lebte. Propheten hatten die Aufgabe, den Menschen eine Botschaft von Gott zu überbringen, mit der sie in den meisten Fällen auf Kritik stießen. Sie sollten die Menschen ermahnen, dass sie nicht auf dem richtigen Weg sind, sie ihr Verhalten ändern und wieder nach den Weisungen Gottes leben sollen. Diese Botschaften stießen auf Kritik und gefielen nicht jedem. „Ermahnen“ klingt jetzt vielleicht erstmal etwas streng, aber so war das nicht gemeint. Dazu kommen wir später noch einmal.
Hier ein Recap der Geschichte, bevor wir einsteigen: Jona hatte den Auftrag, in die Stadt Ninive zu gehen und den Menschen dort zu sagen, dass sie nicht nach Gottes Weisungen leben. Die Menschen dort waren böse, denn sie lebten ein selbstgerechtes und sündiges Leben. Jona sollte ihnen die Zerstörung der Stadt ankündigen, doch er rannte vor dieser Aufgabe weg. Die Niniviten hatten es in seinen Augen nicht verdient, auf ihr Fehlverhalten hingewiesen zu werden. Jona war also auf einem Schiff in die entgegengesetzte Richtung, als Gott ihn durch einen Sturm die Möglichkeit gab, über sein Weglaufen nachzudenken und seine Richtung zu ändern. Und das tat Jona. Wir befinden uns nun am Ende von Kapitel 2, wo Jona nach dem Sturm ans Land gespült wurde.
Der Wunsch nach Gerechtigkeit
Die Niniviten glaubten nicht an Gott und waren nicht an einem Leben mit ihm, geschweige denn an Gott selbst, interessiert. Sie taten stattdessen grausame Dinge, die das Gegenteil von dem Leben waren, was Gott für die Menschen im Sinn hat. So befand Jona sich in Ninive und sollte den Menschen ausrichten: "Die Art und Weise, wie ihr lebt und miteinander umgeht ist nicht akzeptabel. Gott wird euch in 40 Tagen dafür richten und die Stadt zerstören. Eure Taten werden Konsequenzen haben." Jona ahnte, dass Gott den Niniviten die Möglichkeit geben würde auf die Ermahnung zu reagieren, indem sie ihr Verhalten ändern. Doch in Jonas Augen waren die Niniviten so schlecht, dass er sie lieber hätte auflaufen lassen wollen. Eine Stimme in Jona sagte ihm, dass die Niniviten eine fette Strafe verdient hätten.
Mit der Aufgabe, den Niniviten durch die Botschaft die Möglichkeit zu geben, ihr Verhalten zu ändern, war Jona innerlich herausgefordert. Jona wollte nicht, dass sie die Möglichkeit bekommen würden, auf Gottes Worte zu reagieren. Er wünschte sich Vergeltung! Er wünschte sich eine angemessene Strafe für ihre Taten, denn das war es, was sie verdient hatten. Er hatte den Wunsch nach Gerechtigkeit.
Als ich über Jonas Reaktion nachdachte, kam mir der Gedanke "Kenne ich dieses Verhalten nicht aus meinem eigenen Leben?!" Mir viel es wie Schuppen von den Augen: Ich musste an meinen ehemaligen Kollegen in der Kita denke. Bevor ich mein Theologiestudium begonnen habe, habe ich Erzieherin gelernt. Ich habe drei Jahre lang in einer Kita gearbeitet und erlebt, wie es ist 30 Kinder zu betreuen, wenn Personalmangel herrscht und man unzuverlässige Kollegen im Team hat. In dem letzten Jahr arbeitete ich mit einem Kollegen zusammen, der sich auf Kosten des Teams häufig hat Krankschreiben lassen.
Ich meine sind wir doch mal ehrlich, viele von uns haben das schon erlebt, dass sich Kollegen krankmelden, obwohl sie eigentlich Kern gesund sind. Natürlich hat jeder eine andere Schmerzgrenze und ich will da niemandem ein schlechtes Gewissen machen, aber in diesem Fall war es offensichtlich, dass er kerngesund war. Das hat mich richtig wütend gemacht, weil ich gesehen habe, wie sich sein Verhalten auf das Team auswirkte und am Ende sogar die Kinder unter seiner Unbeständigkeit litten. Er hatte sich den herausfordernden Situationen bewusst entzogen und seine Pausen meistens überzogen. Er saß ungelogen jedes Mal vor und nach Pausenbeginn 15min auf dem WC und es wurde immer deutlicher: er lässt andere für sich arbeiten. Oh, wie hat mich das wütend gemacht und macht es mich immer noch, wenn ich daran denke! Jedes Mal, wenn ich mich an die Situation erinnere steigt mein Puls auf 180. Manchmal wünsche mir, dass er auffliegt und für sein Verhalten bestraft wird. Er hat Vergeltung verdient!! Ich kenne den Wunsch nach Gerechtigkeit!
Ich erinnere mich auch noch gut an meine Schulzeit. Es hat mich wütend gemacht, wenn Personen in meiner Klasse gespickt haben und trotzdem gute Noten bekamen. Es hat mich auch wütend gemacht, wenn Leute ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben und jemand sie noch hat abschreiben lassen. Ich hingegen war meistens ehrlich und gewissenhaft. Ich habe für Tests und Klausuren gelernt und habe es mich Kraft und Zeit kosten lassen, stets mein Bestes zu geben. Ich habe bis spät abends meine Aufgaben fertiggestellt. Wenn ich mich so reden höre, dann war ich anscheinend ein kleiner Streber... Aber jetzt mal ehrlich, ich hätte doch wirklich die besseren Noten verdient, als jemand der spickt und abschreibt. Wie habe ich mir gewünscht, dass meine Klassenkameraden auffliegen und ich Gerechtigkeit erfahre! Keine Angst, verpetzt habe ich keinen. Aber es ist doch unfair, dass sie damit durchkamen, oder?! Es ist doch offensichtlich, dass es falsch ist, unehrlich zu sein und sich auf der Arbeit anderer auszuruhen. Dafür kann man doch nicht auch noch mit guten Noten belohnt werden?
Es gibt noch andere Situationen in denen wir uns nach Gerechtigkeit und Strafe sehnen: Sei es das Ticket für den Falschparker, die Gehaltskürzung der Person, die ihre Pause permanent überzieht oder das Bußgeld für die Personen, die ihre Maske in der Bahn nicht korrekt tragen. Wo erlebst du diese Spannung?
Manche Themen, lassen unseren Puls schneller schlagen und lösen in uns das Bedürfnis aus, laut aufzuschreien: Gerechtigkeit! In uns ist ein Gerechtigkeitsempfinden verankert, welches ich mir nicht anders erklären kann, als dass es einen Schöpfer gibt, der dieses in uns hineingelegt hat. Dieses Empfinden, diese Sehnsucht deuten auf einen Gott hin. Über viele Dinge brauchen wir uns nicht zu unterhalten, weil wir uns einig sind, dass sie schlecht sind. Bewegungen wie die Frauenbewegung, Fridays for Future, Black lives matter, Me too oder Stop War beweisen diesen gemeinschaftlichen Wunsch nach Gerechtigkeit. Wir haben eine Sehnsucht nach Gerechtigkeit, welches sich die Bestrafung der Unruhestifter und Übeltäter wünscht, weil Gott diese Sehnsucht in uns hineingelegt hat.
Jona erlebte diese Spannung am eigenen Leib. Er hatte dieses Gerechtigkeitsempfinden, welches ihn zunächst dazu trieb, Gottes Auftrag zu ignorieren. Jona rannte in die andere Richtung und wünschte sich Vergeltung für die Niniviten. Er wollte, dass sie zur Rechenschaft gezogen werden. Er wünschte sich Gerechtigkeit, wie er sie für richtig hielt. Seine Forderung nach Vergeltung ist doch auch völlig gerechtfertigt. Die Menschen waren ja schlecht. Oder?
Überleitung
Ich will jetzt mit euch zwei Dinge anschauen: Erstens, wie die Niniviten auf die Botschaft von Jona reagieren und zweitens, wie wir mit unserer Sehnsucht nach Gerechtigkeit umgehen.
Wie reagieren die Niniviten auf die Botschaft?
Als Jona nach Ninive kam, lesen wir in Jona 3,2, dass er ihnen predigte "was Gott ihm sagte". Die Niniviten reagierten erstaunlicher Weise, indem sie Reue über ihr Handeln und Denken zeigten, welches nicht dem Weg Gottes entsprach. Sie vollzogen symbolische Handlungen, die Ausdruck dieser Reue waren. Ihre Reue war für alle nach außen sichtbar (äußerliche Umkehr). Sie fasteten, trugen Säcke und streuten sich Asche über ihren Kopf. Wir lesen von einem gemeinschaftlichen Bußfasten der gesamten Stadt, von dem sogar die Tiere Teil waren. Es war üblich, dass die Menschen zu der Zeit so reagierten. Die Säcke waren Tücher aus einem rauen und sehr unbequemen Gewebe und wurden in Zeiten der Trauer und des Leides als Bekleidung auf der bloßen Haut getragen. Die Reaktion der Niniviten bewegte Gott letztendlich dazu, die beschlossene Zerstörung abzuwenden.
Die Reaktion der Niniviten kennen wir auch aus unserem Leben: Wenn wir uns bei jemandem entschuldigen, dann schreiben wir eine Nachricht oder einen Brief, wir machen dem anderen ein Geschenk und besorgen vielleicht Blumen. Vielleicht tun wir dem anderen etwas Gutes und sagen "es tut mir leid". Wir handeln, wie es uns angemessen zu sein scheint und drücken Reue in Taten aus.
Was passiert hier eigentlich? Wieso reagieren die Niniviten so? Die Bibel gebraucht dafür einen Spezialbegriff: "Buße". Buße hat zwei Bedeutungen: „zurückkehren/ umkehren“ und „bereuen“. Das Wort meint das Zurückkehren des Menschens zu Gott. Es folgt aus der Erkenntnis, nicht nach Gottes Wegen zu leben und von ihm getrennt zu sein. Ein Mensch der Buße tut, bereut sein Handeln. Es ist die Erkenntnis über die Trennung, welche man sich selbst verschuldet hat.
Warum sollen wir umkehren (warum Umkehr?)? Auf den ersten Seiten der Bibel wird uns ein Bild beschrieben, wie Gott sich die Welt gedacht hat: Der Mensch war bei Gott und lebte in intimer Gemeinschaft mit ihm. Er hatte eine Beziehung zu ihm und vertraute ihm. Es herrschte ein übernatürlicher Frieden, ja sogar zwischen den Tieren! Dieses Bild erwarten Christen auch in Zukunft wieder zu erleben, wenn Jesus wiederkommt: "Gerechtigkeit und Treue werden sein ganzes Handeln bestimmen, sie umschließen ihn wie ein Gürtel seine Hüften. Dann werden Wolf und Lamm friedlich beieinander wohnen, der Leopard wird beim Ziegenböckchen liegen. Kälber, Rinder und junge Löwen weiden zusammen, ein kleiner Junge kann sie hüten. Kuh und Bärin teilen die gleiche Weide, und ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frisst Heu wie ein Rind. Ein Säugling spielt beim Schlupfloch der Viper, ein Kind greift in die Höhle der Otter." (Jes 11, 3-8) Nach diesem Miteinander sehnt sich Gott, denn er will nur das Beste für seine Schöpfung! Er wünscht sich für uns ein aufblühendes und harmonisches Miteinander. Er hat ein gelingendes Leben für uns im Sinn. Er hat ein Leben in Einheit und Frieden für seine Schöpfung vorgesehen. Das ist es, wozu wir zurückkehren bzw. umkehren sollen. Das ist es wonach wir uns in unserem Inneren doch auch sehnen, oder?! Wir sehnen uns danach, weil Gott es sich so von Anfang an gedacht hat. Deswegen ergibt das Gerechtigkeitsempfinden in uns Sinn. Und deswegen ist es auch keine Ermahnung, wenn Gott uns selbst oder durch Andere zurechtweist, sondern ein in erster Linie liebevolles Richtungsweisen, damit wir das erleben, was Gott für uns vorgesehen hat. Gott lädt uns ein, uns in diese Vision von dem harmonischen Miteinander einzuklinken.
Wie oft habe ich solche Situationen des Bereuens schon beobachtet. Durch meine Berufsausbildung als Erzieherin beobachte ich gerne, wie Eltern mit ihren Kindern interagieren. Schon häufig habe ich dabei folgende Situationen beobachtet: Anna nimmt Hanna das Spielzeug weg und kneift sie dabei in den Arm. Annas Mama sieht das, kommt auf sie zu und sagt "Anna, das macht man nicht. Entschuldige dich und gebe Hanna die Schaufel wieder." Anna guckt zu Hanna. Widerwillig gibt Anna Hanna die Schaufel zurück und bringt ein "Tschuldigung" über die Lippen. Die Mama lehnt sich zufrieden zurück. Eine "Entschuldigung" drückt aus, dass es der Person leidtut und sie Reue zeigt. Doch hat Anna verstanden, warum es nicht richtig ist, Spielzeug wegzunehmen?
Umkehr, wie die Bibel sie beschreibt meint mehr als symbolische Handlungen und das Befolgen von Ritualen. In der Bibel wird betont, dass Umkehr nicht nur eine äußerliche Handlung ist, sondern die Hinwendung des Herzens zu Gott meint.
In Johannes, Kapitel 2 lesen wir: "Doch auch jetzt noch, spricht der HERR, bekehrt euch zu mir von ganzem Herzen mit Fasten, mit Weinen, mit Klagen! Zerreißt eure Herzen und nicht eure Kleider und bekehrt euch zu dem HERRN, eurem Gott! Denn er ist gnädig, barmherzig, geduldig und von großer Güte, und es gereut ihn bald die Strafe. (Joh 2,12-14) Die Bibel spricht von einer ganzheitlichen Umkehr als Hinwendung zu dem Gott, der gerecht ist: äußerliche Umkehr und innerlicher gehören zusammen. Eine Entschuldigung können wir dann ernst nehmen, wenn die Person auch ihr Verhalten ändert. Ich glaube, dass es meiner Freundin wirklich leidtut, unehrlich gewesen zu sein, wenn sie beginnt ehrlich zu sein. Ich kann meinem Partner glauben, dass ihm das Begehren von anderen Frauen Leid tut, wenn er es ändert. Ich kann meiner Freundin ihre Entschuldigung abkaufen, wenn sie auf der nächsten Party nicht mehr hinter meinem Rücken Geheimnisse weitererzählt. Eine ernsthafte Entschuldigung zieht eine Verhaltensänderung nach sich. Sie verlangt nicht nur symbolische Handlungen, sondern die innerliche Umkehr.
Umkehr begegnet uns in der Geschichte von Jona insgesamt drei Mal:
1. Zunächst einmal ist da Jona. Er folgte bewusst nicht Gottes Auftrag. Er ging in die entgegengesetzte Richtung. Letzten Sonntag hat unser Pastor Matthias mit uns über den Sturm gesprochen, den Gott aufkommen ließ, um Jona zurück auf den richtigen Weg zu lenken. Jona reagierte darauf, indem er umkehrte und wieder Gottes Weg folgte.
2. Dann sind da die Seeleute auf dem Schiff, welches Jona nutzte um zu fliehen. Sie beteten verschiedene Götter an. Flehend baten sie ihre Götter den Sturm zu beenden, bis sie durch Jona den Gott Israels, den Gott, an den auch wir glauben, kennenlernten. Sie erlebten, wie der Gott Jonas den Sturm stillte und kehrten zu ihm um.
3. Und als drittes sind da noch die Niniviten. Als Jona in die Stadt kam, hörten sie die Botschaft Gottes und taten Buße.
Die Antwort auf Gottes Botschaft war Reue und eine Verhaltensänderung. Kurz gesagt: Umkehr. Obwohl Gott allen Grund dazu gehabt hätte, das schlechte Verhalten der Menschen zu richten, reagierte er in Gnade und Barmherzigkeit, da die Umkehr der Menschen ernst gemeint war. Das ist die gute Botschaft für dich und mich, über die wir uns freuen dürfen!! Wir dürfen uns über Gnade freuen!
Umkehren zu Gott passiert also immer auf äußerlicher und innerlicher Umkehr. Doch wie gehen wir nun mit unserer Sehnsucht nach Gerechtigkeit um?
Wie gehen wir mit unserer Sehnsucht nach Gerechtigkeit um?
GROßE PAUSE UND BEWEGEN/ SCHLUCK TRINKEN
Auf der einen Seite dürfen wir uns über Gnade freuen, aber auf der anderen Seite ist da immer noch der Wunsch nach Gerechtigkeit in uns. Wie begegnen wir den Menschen, die unseren Puls auf 180 schlagen lassen? Ich weiß nicht wer diesen Wunsch nach Gerechtigkeit bei dir auslöst: Vielleicht ist es deine Freundin, die es verdient hat, ausgeschlossen zu werden, weil sie dich immer versetzt! Vielleicht ist es dein Chef, der mit seinem Team respektlos umgeht. Vielleicht ist es deine Frau, die anderen Männern hinterherguckt. Vielleicht regen dich auch deine Nachbarn auf, weil sie immer so laut sind, sie das Treppenhaus dreckig machen und sie nie deine Pakete annehmen! Vielleicht ist es auch dein Pastor, der dich nicht grüßt und den du dann auch nicht zuhörst, wenn er predigt.
Für mich ist es mein ehemaliger Arbeitskollege, der mich wütend macht. Und während ich mich über ihn aufrege, erinnere ich mich an die Gnade Gottes, die ich an mir selbst erleben durfte und über die ich mich freuen darf. Ich erinnere mich an Momente, wo ich mich in meiner Teeniezeit auf Partys nicht cool verhalten habe und unweise Entscheidungen getroffen habe. Ich erinnere mich an Situationen, wo ich echt verletzende Dinge über Menschen in meinem Umfeld gedacht und gesagt habe. In solchen „mein Puls schlägt gerade auf 180 Momenten“, kann ich immer wieder die Entscheidung treffen, meinem Wunsch nach Gerechtigkeit selber nachzugehen oder mich an die zweite Chance die ich von Gott bekommen habe erinnern. Die Erkenntnis über meine eigene Ungerechtigkeit anderen Menschen gegenüber, lenkt meine Gedanken in eine andere Richtung. Während mir bewusstwird, wie ungerecht ich handle, spüre ich, dass meine Wut gegen meinen Kollegen nachlässt. Auch wenn sie gerechtfertigt ist, gilt ihm sowie mir die Gnade Gottes. Ihm, wie auch mir ist täglich die Möglichkeit gegeben umzukehren.
Ich möchte uns gerne fragen: Wer ist es in unseren Augen nicht wert diese gute Nachricht zu hören? Sind wir zu empört über die Gnade Gottes, die jedem Menschen gilt, als dass wir sie großzügig weitergeben? Jona will nicht, dass die Einwohner Ninives umkehren, denn die Menschen sind in seinen Augen zu schlecht und haben Vergeltung verdient! Gottes Plan für die Niniviten ist jedoch ein anderer. Er möchte die gesamte Stadt retten, wozu er Jona gebrauchen möchte. Doch dafür muss Jona selbst erkennen, dass er die Gnade Gottes braucht und umkehren. Er muss verstehen, dass die Vergebung von Schuld und das Angebot der Umkehr allen gilt! Er bekommt eine zweite Chance und erfährt dabei das Erbarmen Gottes. Auch meinem Exkollegen gilt die zweite Chance. Auch uns gilt die zweite Chance. Wenn Gottes Gnade bedeutet, dass wir eine zweite Chance bekommen, dann bedeutet sie auch, dass andere eine zweite Chance bekommen. Wir dürfen uns über Gnade freuen und wir dürfen Gnade weitergeben!
Schluss
PAUSE
Nun noch ein letzter Gedanke: So toll das klingt Gnade weiterzugeben, so sehr erleben wir, dass wir scheitern, unser Verhalten gegenüber Menschen zu verändern und der Wunsch nach Gerechtigkeit ist größer!
Diesem Wunsch können wir begegnen, wenn wir auf Jesus schauen: Jesus hat uns gezeigt, wie er den Wunsch nach Gerechtigkeit abgelegt hat. Er kam auf die Welt als Gottes Sohn, um uns den Vater vorzustellen und zu zeigen, wie ein Leben aussieht, dass dem Vater gefällt. Er zeigte uns, was es bedeutet, den Wegen Gottes zu folgen. Anders als Jona erfüllte er seine Aufgabe beim ersten Mal. Ihm viel es nicht leicht, am Kreuz zu sterben, aber er wusste, dass es Gottes Wille war.
Das beeindruckende ist, dass Jesus selbst allen Grund gehabt, sich Vergeltung für die Menschen zu wünschen, denn er hatte nichts falsch gemacht! Doch als er am Kreuz hing und für die Sünden der Menschen starb, sagte er: "Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." (Lk 23,34) Anders als Jona, reagiert Jesus mit der Bitte um Vergebung für die Menschen, die nicht nach Gottes Herzen lebten. Indem er als Unschuldiger starb, entmachtete er den Wunsch nach Gerechtigkeit in uns ein für alle Male. Jesus wünschte den Menschen keine Vergeltung, sondern Vergebung. Er hat unsere Schuld, die Momente, in denen wir es nicht schaffen, unseren Mitmenschen in Gnade zu begegnen, auf sich genommen. Uns trifft keine Vergeltung, sondern Gnade. Das ist das Evangelium. Das ist die frohe Botschaft.
Nehmen wir diese Gnade an, dann werden wir den Heiligen Geist empfangen, der als Unterstützer und Verwandler unserer Herzen an unsere Seite kommt. Er ist derjenige, der uns hilft, so zu handeln, wie Jesus es tun würde, der stets den Wegen Gottes folgte. Der Heilige Geist kann uns helfen, entgegen unseres Wunsches nach Gerechtigkeit, in Gnade zu reagieren. Wir können den Heiligen Geist täglich bitten, das Wunder der Herzensveränderung in uns zu bewirken. In Philipper 1,6 steht es geschrieben: „Ich bin ganz sicher, dass Gott sein gutes Werk, das er bei euch begonnen hat, zu Ende führen wird, bis zu dem Tag, an dem Jesus Christus kommt.“ Wenn wir Gott gegenüberstehen, dann ist da keine Vergeltung, sondern Gnade und eine helfende Hand.
Ich möchte gerne mit der Geschichte von Greg Dimapilis schließen. Greg Dimapilis ist Filipino und in einer sehr religiösen Familie aufgewachsen. Er hat kein gottesfürchtiges Leben geführt. Als er zum Militär kam, begann er Alkohol zu trinken, bis er zum Trinker wurde. Bald entwickelte er zusätzlich eine Spielsucht. Um seiner Frau willen, versuchte er die Dinge zu unterlassen. Es gelang ihm jedoch nicht. Die Sucht war zu stark.
Bald hatte er eine Affäre und versuchte sie geheim zu halten. Das Militär nahm immer mehr Zeit ein, sodass er auch kaum noch Zeit für seine Familie hatte. Er und seine Ehefrau stritten immer mehr miteinander, aber er sah nicht ein, dass er sich falsch verhielt. Und so versuchte er immer mehr ausreden zu finden. Er fuhr mit seinem Lebensstiel fort und erkannte nicht, dass sich eine Mauer zwischen ihm und seiner Familie aufgebaut hatte.
Eines Tages wurde seine Affäre bekannt und er konnte nicht anders, als zu Gott um Hilfe zu schreien. Gott antwortete nicht sofort. Doch das Wunder war, dass seine Ehefrau ruhig blieb und die Zuversicht hatte, dass er eines Tages mit der Hilfe Gottes zu ihr zurückkehren würde.
Greg entschied sich, den Militärdienst zu beenden. Und Gott versorgte ihn mit einem Job als Seefahrer. Er erlebte, wie Gott ihm dabei half, die Affäre zu beenden. Er begann damit, die Bibel zu lesen und verstand nicht alles, las sie aber weiter in der Überzeugung, dass er eines Tages Antworten für seine Fragen finden würde.
Er schreibt:
„Dann – eines Tages traf ich in Deutschland einen Missionar von „Freunde für Seeleute“, der mich nicht im Unklaren darüber gelassen hat, dass die Bibel lehrt, dass Gott uns liebt. An diesem Tag übergab ich Gott mein Leben und nahm Jesus als meinen Herrn und Retter an. Ich konnte die Versuchungen nicht sofort überwinden, aber nach und nach gelang es. Auch wenn ich mich manchmal an die angenehmen Seiten dieses alten Lebens erinnere, erlaube ich es der Kraft Gottes mich zu überzeugen und in das Licht und die Güte seiner Gegenwart zu bringen.
Die Beziehung zu meiner Familie ist wieder hergestellt. Sie sind inzwischen alle Christen und dienen Gott mit Demut, wie er sie führt. Heute erzähle ich Menschen von Gottes Liebe. Auf den Schiffen lehre ich das Wort Gottes, über Seelsorge und bin ein Botschafter Christi.
Ich habe dieses aufgeschrieben, um die Liebe Gottes weiterzugeben und dich Wissen zu lassen, dass nichts für Gott unmöglich ist.“
Wir dürfen uns wie Greg über Gnade freuen und sie weitegeben.
Überleitung Lobpreis
Ich lade euch ein, darauf zu reagieren. Ich will dich ermutigen in einer kurzen Zeit der Stille darüber nachzudenken, wo es Momente gibt, in denen du anderen die an dir erfahrene Gnade vorenthältst.
Wir nehmen uns jetzt einen Moment, diese Gnade vielleicht zum ersten oder vielleicht zum hundertsten Mal auf uns wirken zu lassen. Ich will dich einladen in der Zeit des Lobpreises darüber nachzudenken, wo du Gnade brauchst oder erlebt hast. Ihr habt wie immer die Möglichkeit für euch beten zu lassen. Hinten steht ein paar Connecter, die gerne für euch beten.
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