Das Gesetz des Geistes
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Römer 8,1-2.10-11
1 So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.
2 Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus,
hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.
…
10 Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot um der Sünde willen,
der Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen.
11 Wenn aber der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt,
so wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat,
auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt.
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Ihr Lieben,
heute feiern wir Pfingsten. Wir haben es in den Lesungen gehört: Jesus hatte den Jüngern angekündigt, dass die Zeit, in der Er als Mensch auf dieser Erde lebt, begrenzt ist. An Ostern hat er seinen Auftrag erfüllt, hat für uns den Weg zu Gott wieder frei gemacht. Doch Jesus ließ die Jünger nicht allein zurück. Er hatte ihnen versprochen, dass Er Seinen Geist schicken wird. 50 Tage nach Ostern kommt Gottes Geist auf die Erde, erfüllt die Nachfolger Jesu und wirkt durch sie große Wunder. An diesem Tag kommen 3.000 Menschen zum Glauben an Jesus Christus, was zum Anlass genommen wird, vom „Geburtstag der Kirche“ zu sprechen.
So einiges erzählt die Bibel über diesen Geist, mit dem wir uns heute ja irgendwie schwer tun. Selten wird in unserer Kirche über ihn gepredigt — immerhin taucht er im Glaubensbekenntnis auf.
Jesus beschreibt uns den Heiligen Geist als einen Beistand, als einen, der uns tröstet, wenn es nötig ist; Er beschreibt uns den Heiligen Geist aber auch als einen Fürsprecher für uns beim Vater, als einen der vor Gott für uns einsteht, der vor Gott für uns eintritt. Und gleichzeitig beschreibt uns Jesus den Heiligen Geist auch als einen Ermahner, der uns zurechtweist, wenn es nötig ist, weil wir mal wieder falsch abgebogen sind.
Paulus wird später an die Christen in der Stadt Korinth einen Brief schreiben, in dem er erklärt, was der Heilige Geist für übernatürliche Gaben mitbringen kann. Anscheinend wirkte der Heilige Geist in der Gemeinde in Korinth in besonderer Weise mit solchen übernatürlichen Gaben. Paulus schreibt u.a. von Prophetie und Heilung, von Geisterunterscheidung und einer besonderen Form des Gebetes. Alles ist dabei darauf ausgelegt, den eigenen Glauben und insbesondere den Glauben der ganzen Gemeinde zu stärken.
Der Heilige Geist ist dabei mehr als nur eine Kraft, auf die er oft reduziert wird. Auch Er ist Gott in Person. Auch Er ist ein gleichberechtigter Teil Gottes. Die Theologen sind für dieses Phänomen irgendwann auf die Bezeichnung „Trinität“ gekommen: Ein Gott und doch drei Personen. Und seit es diesen Begriff gibt, beißen sich die Theologen an ihm die Zähne aus. Wie geht das zusammen: 3 Personen und doch ein Gott? — Das ist eine Frage, die ich gern auf nächsten Sonntag vertagen möchte, wenn es explizit um die Dreieinigkeit geht…
Mir ist es aber wichtig zu sagen, dass der Heilige Geist eben mehr ist als „nur“ eine Kraft: Er ist eine Person Gottes. Das sehen wir zum Beispiel daran, dass Paulus schreibt, dass wir den Heiligen Geist nicht betrüben sollen. (s. Eph 4,30) Etwas, das nur Kraft ist, kann ich nicht betrüben; betrüben kann ich nur eine Person.
Und wenn der Heilige Geist nur eine Kraft wäre, würde es auch keinen Sinn ergeben, zu Ihm zu beten, wie wir es ja gerade im Lied gemacht haben: „Atme in uns, Heiliger Geist!“ Wir können zum Heiligen Geist beten, denn auch Er ist eine Person Gottes.
Paulus weist uns nun im Predigttext darauf hin: Dieser Geist Gottes — dieser Heilige Geist — ja, Gott selbst — wohnt in uns! Gottes Geist wohnt in uns. Wenn wir einmal darüber nachdenken, was dieser Geist alles bewirkt, welche Kraft er hat, welche Power, dann kann uns das regelrecht überwältigen. Er macht Kranke gesund, heilt zerbrochene Herzen. Er sorgt dafür, dass Menschen zum Glauben an Jesus Christus kommen und so endlich zum Leben durchdringen. Und dieser Geist hat sogar Jesus von den Toten auferweckt. Gottes Geist hat eine Kraft, der nichts etwas entgegenzusetzen hat.
Dieser Heilige Geist wohnt in uns! Der Tröster, der Beistand, der der unseren Herrn und Messias Jesus Christus von den Toten auferweckt hat, lebt in uns! Er wird auch uns auferwecken und zum Vater führen.
Paulus zeigt uns in unserem Predigttext auf, dass dieser Heilige Geist uns zum Leben führt.
Bevor der Heilige Geist, bevor Jesus auf dieser Erde war, gab es nur den Weg des Gesetzes. Gott hatte uns Menschen sein Gesetz gegeben, das uns zeigt, wie wir leben sollen, wie Gott sich das Leben vorgestellt hat. Doch mehr konnte dieses Gesetz nicht. Es konnte uns den Spiegel vorhalten, konnte unsere Schuld aufdecken, aber es hatte keine Kraft, diese Schuld auch wegzunehmen. Paulus nennt es deshalb „das Gesetz der Sünde“. Das Gesetz brachte uns den Tod, weil wir nicht in der Lage waren, so zu leben, wie Gott es sich ausgedacht hat.
Dem entgegen steht das Wirken des Heiligen Geistes, das auf der Erlösung durch Jesus Christus gründet, auf Tod und Auferstehung des Sohnes Gottes. Paulus bezeichnet dieses Wirken als „Gesetz des Geistes“, sozusagen als Wirkungsprinzip des Geistes. Wer an Jesus glaubt, lebt in diesem Gesetz, in diesem Prinzip. Das erste Gesetz hat über uns keine Macht mehr, denn Jesus hat es für uns erfüllt. Wir stehen nun unter dem Gesetz des Geistes, das besagt: Für alle, die zu Jesus Christus gehören, gibt es keine Verdammnis mehr! — Alle, die an Jesus Christus glauben, Ihn als ihren auferstandenen Herrn bekennen, sind erlöst. Es gibt für sie keine Verurteilung mehr, keinen Schuldspruch! Denn im Gericht wird bei uns keine Schuld mehr gefunden werden, Jesus hat sie an unserer Stelle bezahlt.
„So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.“ (V.1) Wir können mit dem Heiligen Geist noch so verrückte und mächtige Dinge erleben — das Wichtigste, das Entscheidende ist, dass unsere Namen im Buch des Lebens stehen, dass uns der Heilige Geist dazu befähigt, an Jesus Christus zu glauben, Seinen Tod und Seine Auferstehung mit dem Herzen zu glauben und mit dem Mund zu bekennen. (s. Röm 10,9-10)
Für die, die zu Jesus gehören, gibt es keine Verdammnis mehr. Am letzten Tag, dem Gericht, das alle Gerechtigkeit wieder herstellt, denen wieder zu Recht verhilft, die hier auf der Erde geschlagen und misshandelt wurden — an diesem Tag werden die, die zu Jesus gehören nicht verurteilt. Es gibt kein Urteil mehr über uns — und demzufolge auch keine Verdammung. Der Heilige Geist ist unser Beistand, der dafür sorgt, dass wir nicht in das Gericht müssen.
Für die, die zu Jesus gehören, gibt es keine Verdammnis mehr. — Das beginnt natürlich auch schon heute.
Es gibt in unserem Leben Momente der scheinbaren Verdammung. Vielleicht hat jemand schon einmal zu dir gesagt: „Das verzeihe ich dir nie!“ — ein Satz der Verdammung. — Gott verdammt dich nicht! Er verzeiht dir — und mag deine Schuld noch so groß sein!
Für die, die zu Jesus gehören, gibt es keine Verdammnis mehr. — Das heißt auch: keine Selbst-Verdammnis. Vielleicht ist das sogar das Schwerste im Leben, dass wir den Stimmen dieser Welt nicht zu glauben beginnen, dass wir angeblich nichts wert sind oder dass wir uns nicht selbst vergeben können. Wie viele Fehler tragen wir gern mit uns durchs Leben und wollen sie nicht loslassen. Für die, die zu Jesus gehören, gibt es keine Verdammnis mehr. Gott verzeiht uns — auch wir dürfen uns verzeihen. Fehler geschehen. Auch große Fehler geschehen. Gott weiß das — und Er verzeiht uns, Er vergibt uns. Auch wir dürfen uns selbst vergeben.
Dazu möchte ich uns heute ermutigen: Wenn wir nachher gemeinsam Gott unsere Schuld bekennen und danach an Seinen Tisch kommen, um Brot und Wein zu empfangen, dann lass alles los, was dich verdammen will! Seien es fremde oder eigene Gedanken, lass sie los! Für die, die zu Jesus Christus gehören, gibt es keine Verdammnis mehr. Jesus hat alles, was gegen uns war, genommen und ans Kreuz geheftet, Er hat den Schuldbrief getilgt.
Stattdessen lebt der Heilige Geist in uns, die Kraft Gottes — Gott selbst. Der Geist, der sogar Jesus von den Toten auferweckt hat und der auch uns eines Tages wieder lebendig machen wird zum ewigen Leben.
Amen.