Seelsorge am Beispiel Jesu
Jesus kam, »um die Taten des Teufels zu vernichten« (1. Johannes 3,8b NLB). »In ihm war das Leben.« (Johannes 1,4a) Er selbst sagt: »Ich aber bin gekommen, um ihnen das Leben in ganzer Fülle zu schenken.« (Johannes 10,10b NLB) Er ist der »Geist, der lebendig macht« (1. Korinther 15,45b). Und er besitzt immer noch die gleiche lebenspendende Kraft, die er auf Erden besaß, als er Kranke heilte und Sündern Vergebung gewährte. Er vergibt »dir alle deine Sünde … und heilet alle deine Gebrechen« (Psalm 103,3).
Die Heilung des Gelähmten beeindruckte die Umstehenden tief. Ihnen war, als hätte sich der Himmel geöffnet und die Herrlichkeit einer besseren Welt offenbart. Der Geheilte ging durch die Menge und lobte Gott. Er trug sein Bett, als wäre es federleicht. Die Menschen wichen zur Seite, starrten ihn mit ehrfurchtsvollen Blicken an und flüsterten einander zu: »Wir haben heute seltsame Dinge gesehen.«
Die Pharisäer waren vor Erstaunen sprachlos und von der Niederlage überwältigt. Sie sahen, dass sich ihnen hier keine Gelegenheit bot, mit ihrer Eifersucht das Volk aufzuwiegeln. Die wunderbare Heilung dieses Mannes, den sie einst dem Zorn Gottes übergeben hatten, machte einen so gewaltigen Eindruck auf die Leute, dass sie die Pharisäer für eine Weile vergaßen. Sie erkannten, dass Christus eine Macht besaß, die ihrer Ansicht nach allein Gott zukam. Und doch stand die bescheidene Würde seines Wesens in auffallendem Gegensatz zu ihrem hochmütigen Benehmen. Sie waren betroffen und beschämt. Sie empfanden wohl die Gegenwart eines höheren Wesens, aber sie gaben es nicht zu. Je stärker der Beweis war, dass Jesus auf Erden die Macht hatte, Sünden zu vergeben, desto mehr vergruben sie sich in ihrem Unglauben. Sie verließen das Haus des Petrus, wo auf das Wort von Jesus hin, der Gelähmte heil geworden war, und schmiedeten neue Pläne, wie sie den Sohn Gottes zum Schweigen bringen könnten.
Jede körperliche Krankheit, wie bösartig und tief verwurzelt sie auch war, wurde durch die Macht von Christus geheilt. Aber die Krankheit der Seele hatte jene noch fester im Griff, die ihre Augen vor dem Licht verschlossen. Aussatz und lähmende Gicht waren nicht so schrecklich wie Engstirnigkeit und Unglaube.
Als der Geheilte in sein Haus und zu seiner Familie zurückkehrte, herrschte große Freude. Mit Leichtigkeit trug er sein Bett, auf dem er kurz zuvor noch behutsam getragen worden war. Alle umringten ihn, weinten vor Freude und trauten ihren Augen kaum. Er stand vor ihnen in voller Lebenskraft. Seine Arme, die so leblos ausgesehen hatten, gehorchten nun augenblicklich seinem Willen. Die zuvor bleiche und schrumpelige Haut war nun frisch und rosig. Sein Schritt war fest und unbehindert. Freude und Hoffnung strahlten aus seinem Gesicht, und die Spuren von Sünde und Leid waren einem Ausdruck von Reinheit und Frieden gewichen. Frohe Danksagungen erklangen aus diesem Haus. Gott wurde durch seinen Sohn verherrlicht, der dem Mutlosen Hoffnung und dem Zerschlagenen neue Kraft gegeben hatte. Dieser Mann und seine Familie waren bereit, für Jesus ihr Leben zu lassen. Keine Zweifel dämpften ihr Vertrauen, und kein Unglaube stellte ihre Treue zu dem in Frage, der Licht in ihr düsteres Leben gebracht hatte.