Wer ist schuld?
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Wer ist schuld?
Wer ist schuld?
Liebe Gemeinde,
Geht es Euch nicht aus so? Da stehen wir da, mit unseren Fehlern, mit unserer Schuld und mit unserem Versagen. Aber sind wir wirklich dafür verantwortlich? Vielleicht sind wir es gar nicht, sondern andere sind die eigentliche Ursache dafür. Wir waren nur zur falschen Zeit am falschen Ort.
Stehen wir nicht oft in der Versuchung, die Schuld für unsere eigenen Fehler auf andere zu schieben. Wie oft sagen Menschen, die Fehler gemacht haben: Ja die anderen sind schuld, die müssen doch sehen, dass ich etwas falsch mache und es mir rechtzeitig sagen. Oder wenn junge Menschen auf die schiefe Bahn geraten, wie oft hören wir dann, ja die Eltern sind schuld, die haben sie falsch erzogen, sie haben die Kinder nicht an die Kantare genommen.
Sicher das Milieu, in dem ein Mensch aufwächst, hat schon Einfluss auf das spätere Leben, doch so einfach kann man dennoch nicht dem anderen die Schuld geben. Auch der, der Fehler macht und der, der auf die schiefe Bahn gerät, hat selbst an seinem Versagen Schuld. Das kann man nicht auf andere abschieben.
Nun ist das mit der Verantwortung auf andere schieben etwas, was es nicht erst seit dem Jahr 2022 und nicht nur in Goldschau und Osterfeld gibt. Wir entdecken es überall und zu allen Zeiten. Gerade auch heute sehen wir es ganz gut, wie so etwas geht. Wer ist schuld an Corona, an der Klima-Krise und natürlich auch am Ukraine-Krieg? Bei letzterem sind es die Russen, oder die Ukrainer selbst, oder gar der “böse” Westen oder sonst jemand anders? Ein Schuldiger muss auf jeden Fall gefunden werden!
Auch im alten Israel war es so. Da waren die Väter des Volkes vor Gott schuldig geworden und die Kinder, die nachfolgende Generation, wurden nach Babylon geführt. Wer war nun an dem ganzen Geschehen, an dem Dilemma schuld?
Auf jeden Fall waren die Israeliten nicht um Ausreden verlegen und schoben nun die Schuld an die Alten, an die vorhergehende Generation, an die Väter ab. Das ist leicht zu machen, da kann man ja niemanden mehr zur Rechenschaft ziehen.
Nun in der vergangenen Woche wurde ein 101 Jahre alter Mann, der im KZ Wachmann war, zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt. Aber, ob das noch sinnvoll ist, kann man fragen?
Auf jeden Fall als der Prophet Hesekiel immer wieder die Ausreden der Leute im Volk Israel hörte, hatte er es langsam satt, dass seine Landsleute um eine Ausrede nie verlegen waren. Sie bedienten sich sogar eines Sprichwortes als Erklärung für die traurigen Umstände, in denen sie leben mussten. Es war ja auch eine absolute Katastrophe, welche über das Volk Israel gekommen war: Da war die Stadt Jerusalem, das Zentrum Israels zerstört, der Tempel war nur noch ein Trümmerhaufen und auf jeden Fall kein Ort mehr zur Begegnung mit dem lebendigen Gott. Es war fast so als wenn sich Gott von seinem Volk verabschiedet hat. Dann war ein großer Teil des Volkes Israels in der Verbannung nach Babylon geführt worden. Nur noch ein paar Nomaden und Viehhirten hausten auf den Feldern Israels.
Wie ein erdrückendes Verhängnis lagert die Not auf allem Leben. Sie nahm den Menschen die Luft zum Atmen. Jegliche Hoffnung ist verschwunden. Aber auch aller Hochmut ist vergangen, aller Glaube an eine Zukunft ist erloschen.
So flüchten die Menschen in diese abstrusen Redensarten. Und diese Flucht soll dann von der eigenen Verantwortung für das Geschehe ablenken.
Hören wir die Worte, die der Prophet Hesekiel zu dem Volk Israel sagt. Wir lesen aus dem Buch des Propheten Hesekiel, Kapitel 18:
1 Das Wort des Herrn kam zu mir:
2 Was ist das für eine Redensart, die ihr bei euch im Land Israels verwendet? Ihr sagt: »Die Väter haben saure Trauben gegessen. Deshalb sind die Zähne der Söhne jetzt ruiniert!«
3 Bei meinem Leben, spricht Gott, der Herr: Niemand in Israel wird diese Redensart noch verwenden!
4 Jedes Leben gehört mir, das Leben des Vaters genauso wie das Leben des Sohnes. Wer von den beiden eine Sünde begeht, der muss sterben.
21 Weiter sagte Gott: Was geschieht jedoch, wenn sich der Frevler von seinen Sünden abwendet? Wenn er meine Ordnungen achtet und nach Recht und Gerechtigkeit lebt? Dann wird er gewiss am Leben bleiben. Er muss nicht sterben.
22 Keines der Verbrechen, die er begangen hat, wird mehr berücksichtigt. Wegen seiner gerechten Taten wird er am Leben bleiben.
23 Ich habe gewiss keine Freude daran, wenn ein Frevler sterben muss. Ich freue mich aber, wenn er sein Verhalten ändert und am Leben bleibt. – Ausspruch von Gott, dem Herrn.
24 Was aber geschieht, wenn ein Gerechter seine Gerechtigkeit aufgibt und Unrecht tut? Wenn er die ganzen Schandtaten begeht, die der Frevler verübt hat? Sollte er dann am Leben bleiben? Von seinen gerechten Taten wird dann keine mehr berücksichtigt. Wegen seiner Vergehen und seiner Sünden wird er sterben.
30 Darum werde ich jeden von euch nach seinem Verhalten beurteilen, ihr Israeliten. – Ausspruch von Gott, dem Herrn – Kehrt um und wendet euch ab von euren Verbrechen! Dann wird es für euch nicht länger einen Anlass zur Schuld geben.
31 Trennt euch von all euren Verbrechen! Verschafft euch ein neues Herz und einen neuen Geist! Warum wollt ihr sterben, ihr Israeliten?
32 Ich freue mich nicht über den Tod von jemandem, der sterben muss. Aber ich freue mich darüber, wenn er umkehrt und am Leben bleibt! – So lautet der Ausspruch von Gott, dem Herrn.
Eins macht Gott durch den Propheten Hesekiel deutlich: Das zynische Bildwort, das in Israel die Runde macht: Die Väter haben saure Trauben gegessen, aber den Kindern sind die Zähne davon stumpf geworden. Dieses Bildwort gilt bei ihm nicht. Er toleriert und akzeptiert dieses Wort nicht. Ja es ist für Gott dummes Gerede, um seine eigene Schuld und sein eigenes Versagen zu verdrängen.
Man kann vor Gott seine Schuld, sein Versagen nicht auf andere abschieben. Jeder von den Menschen damals im Volk Israel und auch wir heute stehen unmittelbar in der Verantwortung vor Gott. Alle Menschen« stehen in einer unmittelbaren Beziehung zu Gott, »alle« sind ihm gleich nahe. Gott hat ein unmittelbares Verhältnis zu jedem Menschen, auch zu dir und zu mir.
Mit jeder Generation, mit jedem Einzelnen in jeder Generation, auch zu unserer Generation heute, hat Gott eine ganz eigene und eine ganz lebendige Geschichte.
Wenn unsere Vorfahren fromm waren, bedeutet das noch lange nicht, dass wir automatisch diese Gerechtigkeit der Vorfahren als Besitz, als Erbe erhalten. Kein »Gesetz der Geschichte«, keine »Philosophie des Lebens«, schon gar kein »Automatismus der Abläufe« darf sich zwischen Gott und seine Geschöpfe drängen. Wir müssen es uns bewusst machen Gott hat keine Enkelkinder, er hat nur Kinder. Darum steht jeder und jede von uns selbst vor ihm.
Auf der anderen Seite wird auch die Gottlosigkeit der Vorfahren dem Einzelnem und auch der nachkommenden Generation nicht zum Verhängnis.
Dabei ist aber das Bekennen der Schuld unserer Vorfahren nicht ausgeschlossen. Dennoch hat das sogenannte „Freibeten“ von Belastungen aus der Vergangenheit, was es in manchen christlichen Kreisen gibt” seine Grenzen. Ich habe das als Kind mehr oder weniger freiwillig mitmachen müssen. Aber um ehrlich zu sein, das hat mich nicht unbedingt befreit, sondern ehr belastet, weil ich mich gefühlt habe, als würde ich die ganze Last meiner Vorfahren vor Gott bringen und das hat mich mehr bedrückt als befreit. Und wenn ich dieses Wort hier aus dem Buch Hesekiel, Kapitel 18 ernst nehme ist das auch nicht nötig.
Liebe Gemeinde,
unser Predigttext macht uns klar, dass jeder von uns selbst vor Gott, mit seinen Schwächen und Stärken, mit seinem Versagen und Fehlern und auch mit seiner Schuld steht. Jede und jeden lädt Gott ganz persönlich zur Umkehr ein. 1. Timotheus 2,4
4 Er will ja, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen.
Und solange der Mensch lebt, räumt Gott ihm immer wieder diese Möglichkeit der Umkehr ein. Der Gottlose kann zum Leben finden.
Doch auch das andere ist möglich, dass der Gerechte alles verspielt. Das zeigt uns der Prophet, wenn er schreibt: Hesekiel 18,24
24 Was aber geschieht, wenn ein Gerechter seine Gerechtigkeit aufgibt und Unrecht tut? Wenn er die ganzen Schandtaten begeht, die der Frevler verübt hat? Sollte er dann am Leben bleiben? Von seinen gerechten Taten wird dann keine mehr berücksichtigt. Wegen seiner Vergehen und seiner Sünden wird er sterben.
Es klingt hart, aber es ist so. Da hat einer sein ganzes Leben lang Gott gedient, hat sein Evangelium verkündet, Menschen zum Glauben geführt, Gemeinden gegründet. Und kurz vor seinem Lebensende sagt er sich von Gott los. - Dem gilt dieses Wort.
Doch auch das sollte uns klar sein und uns ermutigen – Gott will nicht den Tod, sondern das Leben. Er will unser Leben, er will dass wir leben, dass wir in seiner Liebe leben, sie erfahren und sie auch an andere weitergeben. Gott ermutigt uns zum Leben, denn er hat kein Wohlgefallen am Tod.
In ganz eindringlicher Liebe fragt er sein Volk Israel damals und uns heute: »Warum wollt ihr sterben?« (V. 31) Er sagt:
32 Ich freue mich nicht über den Tod von jemandem, der sterben muss. Aber ich freue mich darüber, wenn er umkehrt und am Leben bleibt! – So lautet der Ausspruch von Gott, dem Herrn.
Und dass er uns das Leben bietet, das hat er uns darin deutlich gemacht. Dass er seinen Sohn Jesus Christus zum uns Menschen gesandt hat. Damit zeigte uns Gott und bezeugt uns ganz klar, dass er uns zum Leben führen will. Im Vertrauen auf Jesus und seine Lebensverheißung können wir getrost in die Zukunft gehen.
Amen.