Vertrauen - Verwalten - Verantworten
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Vertrauen - Verwalten - Verantworten
Vertrauen - Verwalten - Verantworten
Liebe Gemeinde,
sind sie begabt? Doch was ist das, begabt zu sein. Das heißt doch jemand hat besondere Fähigkeiten und Fertigkeiten, ohne dass er etwas dafür kann. Sie wurden ihm oder ihr sozusagen in die Wiege gelegt. Nun gilt es diese Begabungen zu fordern und zu fördern. Doch Begabungen sind meist nicht zum Selbstzweck da, sondern sollen eigentlich dem Allgemeinwohl dienen. Ob sie es dann tun, das steht auf einem anderen Blatt?
Aber was ist mit den vermeintlich denen, die nicht oder nur minderbegabt sind. Sind sie es wirklich oder hat man diese nicht entdeckt, weil man sich gar nicht die Mühe macht das zu tun. So schlummern noch manche Begabungen und manches Talent.
Sicher beim Fernsehen gibt es ja diese Talentshows, aber diese Entdeckungsgeschichten müssen nicht so skurril und spektakulär sein. Das geht auch kleiner. Vielleicht in der Familie oder auch in der Kirchgemeinde. Und das können auch bescheidener aber oft lebenswichtige Talente sein.
Um Talente und wie man mit ihnen umgeht, geht es auch heute in unserer Predigt. Dazu hören wir eine Geschichte aus dem Matthäusevangelium, Kapitel 25:
Jesus spricht:
14 »Es ist wie bei einem Mann, der verreisen wollte. Vorher rief er seine Diener zusammen und vertraute ihnen sein Vermögen an.
15 Dem einen gab er fünf Talente, einem anderen zwei Talente und dem dritten ein Talent – jedem nach seinen Fähigkeiten. Dann reiste der Mann ab.
16 Der Diener mit den fünf Talenten fing sofort an, mit dem Geld zu wirtschaften. Dadurch gewann er noch einmal fünf Talente dazu.
17 Genauso machte es der mit den zwei Talenten. Er gewann noch einmal zwei Talente dazu.
18 Aber der Diener mit dem einen Talent ging weg und grub ein Loch in die Erde. Dort versteckte er das Geld seines Herrn.
19 Nach langer Zeit kam der Herr der drei Diener zurück und wollte mit ihnen abrechnen.
20 Zuerst kam der Diener, der fünf Talente bekommen hatte. Er brachte die zusätzlichen fünf Talente mit und sagte: ›Herr, fünf Talente hast du mir gegeben. Sieh nur, ich habe noch einmal fünf dazugewonnen.‹
21 Sein Herr sagte zu ihm: ›Gut gemacht! Du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du hast dich bei dem Wenigen als zuverlässig erwiesen. Darum werde ich dir viel anvertrauen. Komm herein! Du sollst beim Freudenfest deines Herrn dabei sein!‹
22 Dann kam der Diener, der zwei Talente bekommen hatte. Er sagte: ›Herr, zwei Talente hast du mir gegeben. Sieh doch, ich habe noch einmal zwei dazugewonnen.‹
23 Da sagte sein Herr zu ihm: ›Gut gemacht! Du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du hast dich bei dem Wenigen als zuverlässig erwiesen. Darum werde ich dir viel anvertrauen. Komm herein! Du sollst beim Freudenfest deines Herrn dabei sein.‹
24 Zum Schluss kam auch der Diener, der ein Talent bekommen hatte, und sagte: ›Herr, ich wusste, dass du ein harter Mann bist. Du erntest, wo du nicht gesät hast, und du sammelst ein, wo du nichts ausgeteilt hast.
25 Deshalb hatte ich Angst. Also ging ich mit dem Geld weg und versteckte dein Talent in der Erde. Sieh doch, hier hast du dein Geld zurück!‹
26 Sein Herr antwortete: ›Du bist ein schlechter und fauler Diener! Du wusstest, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nichts ausgeteilt habe.
27 Dann hättest du mein Geld zur Bank bringen sollen. So hätte ich es bei meiner Rückkehr wenigstens mit Zinsen zurückbekommen.
28 Nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat!
29 Denn wer etwas hat, dem wird noch viel mehr gegeben – er bekommt mehr als genug. Doch wer nichts hat, dem wird auch das noch weggenommen, was er hat.
30 Werft diesen nichtsnutzigen Diener hinaus in die Finsternis. Dort gibt es nur Heulen und Zähneklappern!‹«
Vertrauen
Vertrauen
Die Geschichte von Jesus beginnt eigentlich vordergründig mit einer Ungerechtigkeit. Man hat den Eindruck, hier kann einer nicht gerecht verteilen. Da bekommt einer fünf, ein anderer zwei und ein dritter nur ein Talent. Nun würden wir mit unserer Menschenkenntnis sagen und so klingt es auch: “Wahrscheinlich ist der letzte nicht der Hellste im Kopf.” Dennoch wo bleibt die Gerechtigkeit?
Aber lassen wir das einmal mit den vorschnellen Urteilen und warten bis jeder seine Säcke aufgemacht haben. In jedem Sack ein Talent, etwa 30kg Geld (sicher Gold- und Silbermünzen). Für jeden Sack müsste ein einfacher Tagelöhner etwa 16 Jahre arbeiten.
Egal wieviel es ist, es wird allen drei Diener viel Geld anvertraut. Da spielt es keine Rolle, dass es bei dem ersten fünf Talente sind, beim zweiten zwei Talente und beim dritten “nur” eins. Denn das eine Talent ist so groß, dass der Diener viel daraus machen konnte.
Wie hören wir den Herrn sagen: “Ich vertraue euch mein Vermögen an nach euren Fähigkeiten und Möglichkeiten, nach eurer Kraft!” Es soll keiner über- oder unterfordert werden.
Genau darum geht es uns auch heute - mit den Gaben und Begabungen, die Gott uns geschenkt hat - reichlich und viel und auch unterschiedlich, nicht jeder kann alles. Aber das, was wir können ist für alle wichtig.
Einer, der uns volles Vertrauen entgegenbringt, uns aber nicht überfordert. Und Jesus, der dieses Gleichnis erzählt, sagt: »So einen Herrn habt ihr!«
Auch uns hat Gott sein Vermögen, seinen kostbarsten Schatz anvertraut. Seinen Sohn hat er in Menschenhände gegeben. Du und ich, wir sind teuer erkauft. Auch unser Nächster ist teuer erkauft. Deshalb haben wir einen Auftrag bekommen, nämlich: hingehen und alle Völker zu Jüngern machen!
Um diesen Auftrag in nah und fern zu verwirklichen, hat jeder Talente anvertraut bekommen. Der eine mehr, der andere weniger. Jeder nach seinem Vermögen (das übrigens der Herr beurteilt, nicht der jeweils Betroffene). Jeder aber genug. Und jeder vom Herrn persönlich.
Schauen Sie einmal ihre Gemeinde und ihre Nachbarschaft an, wie kann diese Gemeinschaft denn sonst funktionieren ohne die Gaben und Begabungen der anderen und auch ohne ihre eigenen Gaben.
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Treue Diener
Der Herr ist außer Landes und schon geht es los. Sofort geht der mit den fünf Talenten los und vermehrt die Talente. Ebenso der mit den zwei Talenten. Beide gehen ein Risiko ein. Sie hätten auch alles verlieren können. Aber sie erwirtschaften das Doppelte. In dem Gleichnis, das Jesus erzählt, sind die Diener die Jesusjünger. Diener arbeiten im Auftrag ihres Herrn. Sie wissen: Was wir erwirtschaften, das gehört nicht uns. Wir dürfen es nicht für uns behalten. Wir können gar nicht anders, als treu unseren Dienst zu tun. Mit den anvertrauten Talenten zu wuchern ist der Auftrag der Gemeinde von Jesus, bis er wiederkommt. Dabei geht es nicht um eigene persönliche Entfaltung und um irgendwelche Selbstverwirklichung. Es geht um die Sache des Herrn.
Misstrauischer Beobachter
Ganz anders verhält sich der dritte Diener! Von ihm heißt es: Er kennt seinen Herrn gut. Seinen Herrn hat er scharf beobachtet und meint nun, diesen genau berechnen zu können. Will er ihm jetzt eine Lehre erteilen? Will er alles richtig machen? Geht er deshalb kein Risiko ein und vergräbt das Geld in der Erde? Doch dieses »genau kennen« wird diesem Diener zum Verhängnis. Er ist aus seiner Beobachterrolle nie herausgekommen. Er ist nicht losgegangen. Ist kein Risiko eingegangen. Hat nie die Perspektive der beiden anderen eingenommen: »Der Herr hat mir viel anvertraut!« Dieser Diener meinte, seinen Herrn zu kennen, und kannte ihn doch nicht. Hätte er seinen Herrn tatsächlich gekannt, hätte er dessen Liebe gesehen. Der dritte Diener hat die Beziehung zu seinem Herrn verloren. Das wirkt sich auf den Umgang mit den Talenten aus. Als er diese vergräbt, ist nicht mehr von »Talenten«, sondern nur noch von »Geld« die Rede. Keine Beziehung mehr zu dem, worum es geht. Das ist dann so, wenn wir in der Gabe nicht mehr den Geber sehen. Da wird die Gabe zur Sache. Das kann auch passieren, wenn wir in der Gemeinde lediglich die Beobachterperspektive einnehmen und uns nicht als Teil der Gemeinde sehen. Leider passiert das sehr häufig. Besonders dann, wenn in der Gemeinde unserer Meinung nach etwas schiefläuft. Wenn wir genau wissen, wie es läuft. Wenn wir uns von Gott nicht überraschen lassen. Wenn wir in Jesus Christus nicht den Herrn dieser Welt sehen, zu dem wir eine Beziehung haben können, sondern lediglich ein Dogma der Befreiung, Dogma der Gerechtigkeit … – dann vergraben wir Talente. Wir konservieren, was wir haben, und meinen, damit auf Nummer sicher zu gehen. Den Herrn lernt man nur durch treuen Dienst kennen. Das machen uns die beiden ersten Diener deutlich.
Verantworten
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Treue im Kleinen
Die beiden ersten Diener stehen nun vor ihrem Herrn. Sie geben ihm das Anvertraute und das Erwirtschaftete. Mit den Worten: »Sieh nur!« weisen sie alles Eigenlob von sich. Sie maßen es sich nicht an, zu urteilen. Sie unterstellen sich ganz dem Urteil ihres Herrn. Und ihr Herr spricht ein Urteil: »Gut gemacht!« Damit sind die Diener entlastet. Der Herr lobt die Diener – beide gleichermaßen. Mühe und Einsatz waren nicht vergeblich. Der nächste Satz ihres Herrn lässt sie aufhorchen: “Du hast dich bei dem Wenigen als zuverlässig erwiesen. Darum werde ich dir viel anvertrauen.” Die Treue wird belohnt. Der Herr selber lädt sie zu seinem Freudenmahl und zum Mitregieren ein. Die Treue im Kleinen wird belohnt. Jesus stellt seinen Jüngern vor Augen: Das Leben hier auf dieser Erde bleibt in der Ewigkeit nicht ohne Konsequenzen. Hier und heute können wir uns bewähren. Hier können wir üben für die wunderbare Aufgabe, die uns in der Ewigkeit erwartet.
Ich tue recht und scheue niemand
Als letztes steht nun der dritte Diener im Focus seines Herrn Es ist der, der die Verhältnisse auf den Kopf stellt. Kaum steht er vor seinem Herrn, macht er ihm Vorwürfe und zieht ihn zur Rechenschaft – der Diener seinen Herrn!
Wie oft ziehen wir Menschen den Herrn dieser Welt zur Rechenschaft!? Nicht etwa aus Stolz. Sondern weil wir meinen, es besser zu wissen, wie es zu gehen hat. Weil wir meinen, Gott besser zu kennen und es besser zu wissen, als es in seinem Wort steht. Aber gerade der Diener, der meint, seinen Herrn richtig zu kennen, der lernt ihn jetzt so richtig kennen: Der Herr schafft Recht. Der Herr dieser Welt wird einmal das Richterwort sprechen, nicht der Mensch. Das Urteil, das über den dritten Diener ausgesprochen wird, ist hart: Böse, faul und unnütz ist er, ja ein Nichtsnutz. Sein Platz ist nicht am Freudenmahl des Herrn, sondern in der Finsternis, dort wo Heulen und Zähneklappern ist.
Jesus gebraucht hier ein hartes deutliches Bild in seinem Gleichnis. Jesusjünger haben eine Verantwortung. Ihnen wurde viel anbefohlen. Damit ist nicht zu scherzen.
In der Zeit, bis Jesus wiederkommt, hat die Gemeinde einen Auftrag. Noch hat sie Zeit. Noch bleibt der Herr des Hauses aus. Aber er kommt wieder. Das ist gewiss. Dann wird er Rechenschaft fordern. Dann werden wir uns verantworten müssen. Darum gilt auch uns dieses Wehe. Wehe dem, der meint, dass Gott vor ihm geradestehen müsse. Aber wohl dem, der seinem Herrn gern und treu gedient hat.
Auch heute im 21. Jahrhundert und im Altenburger Land mit den Gaben, Talenten und Fähigkeiten, die Gott uns geschenkt hat, damit das Evangelium von Jesus Christus verkündet und seine Gemeinde gebaut wird und die Menschen im Glauben gestärkt werden.
Amen.