Der Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer

Sonntag Abend  •  Sermon  •  Submitted   •  20:47
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Auszüge
Matthäus 16,5-12 “Und als die Jünger ans andre Ufer gekommen waren, hatten sie vergessen, Brot mitzunehmen. Jesus aber sprach zu ihnen: Seht zu und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer! Da dachten sie bei sich selbst und sprachen: Das wird’s sein, dass wir kein Brot mitgenommen haben. Als das Jesus merkte, sprach er: Ihr Kleingläubigen, was bekümmert ihr euch doch, dass ihr kein Brot habt? Versteht ihr noch nicht? Wieso versteht ihr denn nicht, dass ich nicht vom Brot zu euch geredet habe? Hütet euch vielmehr vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer! .”

Einleitung

“Wieso versteht ihr denn nicht, dass ich nicht vom Brot zu euch geredet habe? Jesus sagt seinen Jüngern, dass sie davor auf der Hut sein müssen, sich von der Lehre der Sadduzäer und Pharisäer anzustecken, und die Jünger denken aber an was ganz anderes, einfach an handfeste Brotlaibe
Was den Jüngern auf dieser Bootsfahrt widerfuhr, ist einerseits sehr menschlich, andererseits aber auch gefährlich. Es kann sein, dass wir bezüglich einer Sache gewarnt sind, und die Warnung ganz anders deuten, als gemeint.
Offensichtlich kamen die Jünger gar nicht auf die Idee, dass eine pharisäische Haltung sie anstecken könnte. Das Jesus sie aber derart entschieden mahnt, zeigt dass Jünger Christi die Notwendigkeit haben, vor den Sünden der Pharisäer und Pharisäer gewarnt zu werden.
Aber, es ist mir selbst sehr ernst geworden, dass wenn wir über Heuchelei, das Richten, über Selbstgerechtigkeit und Gesetzlichkeit und über das Ärgernis, an Christus sprechen , gibt es die große Gefahr zu denken, dass betrifft mich nicht. Wer über die genannten Gefahren spricht und denkt, dass betrifft vor allem meinen Nächsten, ist eigentlich schon selber auf dem schnellsten Weg selbst ein Pharisäer zu werden. Es ist in etwa dieses Bild: Der Pharisäer blickt herab auf den Zöllner, wir aber blicken herab auf den Pharisäer.
Blicken wir nun gemeinsam auf Begegnungen der Pharisäer mit Christus. Wo finden wir die Gefahr dieses gefährlichen Sauerteigs für uns?

1 Ein Leben der Gesetzlosigkeit

1. Das Leben der Pharisäer zeichnete sich durch ihre Gesetzlosigkeit aus. “Was?” wird man einwenden! Die Pharisäer waren doch nicht gesetzlos, sondern wenn schon, dann zu gesetzlich!
Aber beachten wir, das es genau Gesetzlosigkeit ist, die Jesus den Pharisäern vorwirft.
Wir blicken auf Matthäus 15,1-3 “Da kamen zu Jesus Pharisäer und Schriftgelehrte aus Jerusalem und sprachen: Warum übertreten deine Jünger die Überlieferung der Ältesten? Denn sie waschen ihre Hände nicht, wenn sie Brot essen. Er antwortete und sprach zu ihnen: Warum übertretet denn ihr Gottes Gebot um eurer Überlieferung willen?
Jesu deutlichste Kritik an den Pharisäern bestand darin, dass er Ihnen sagte, dass sie Gottes Gebote übertreten und brechen. Das ist die Definition eines Gesetzlosen, dass er Gottes Gebote missachtet, nicht ernst nimmt, ignoriert.
Was passiert hier? Wie kam es dazu, dass die Pharisäer gesetzlos wurden? Es hat sehr stark mit Ihrer Haltung zu tun, dass man noch etwas Besseres tun und erfüllen kann, als das Gesetz Gottes.
Beachtet dieses Gute Gesetz Gottes: “Ehre Vater und Mutter!” und die Warnung dieses Gesetzes: “Wer Vater oder Mutter schmäht, der soll des Todes sterben”.
Das hat bedeutet, dass man die Eltern, wenn sie alt und gebrechlich wurden, finanziell versorgte. Nun hatten die Pharisäer und Schriftgelehrten eine ganz fromme Idee, mit der sie die Menschen im Volk fütterten: Sie sagten: Das Geld den Eltern geben ist doch so irdisch, gebe es doch lieber Gott! Spende es in die Tempelkasse. Sie hatten gute Argumente. Sie konnten sagen, Gott ist doch größer als deine Eltern! Du kannst noch etwas besseres tun, als das Gesetz Gottes sagt. Das Gesetz sagt: Ehre Mutter und Vater. Wir sagen: Ehre Gott mit deiner Spende.
Das ist der Anfang vom Abfall vom Gesetz Gottes, wenn in jemandem die Überzeugung reift, dass wir noch etwas besseres und mehr tun können, irgendwie auf Nummer sicher mehr als das, was Gott von uns will.
Jesus kritisiert kaum etwas schärfer als diese Haltung. Er sagt: Damit habt ihr Gottes Wort aufgehoben, um eurer Übertretung willen. Jesus bewertet diese Strenge als Heuchelei, als bloßes Lippenbekenntnis: Er sagt in der heftigen Auseinandersetzung mit den Pharisäern, “dass sie damit Heuchler sind, die Gott bloß mit den Lippen ehren, aber mit ihrem Herzen fern sind, ja Gott vergeblich dienen, weil sie solche Lehren lehren, die nichts als Menschengebote sind. “ (Mt. 15,7-8)
Beachten wir: Als Jesus die Gesetzlichkeit der Pharisäer bewertet, sagte er Ihnen nicht, “oh ihr übertreibt mit dem Gesetz, macht mal ein wenig langsam, ihr seid zu streng” , nein er sagt ihnen: Ihr habt überhaupt keine Ahnung vom Gesetz Gottes.
ANWENDUNG Ich erkenne hier eine Ansteckungsgefahr für uns. Wir können anfangen, uns eigene Regeln zu erschaffen, und dabei völlig übersehen, dass wir so Gottes Wort aufheben/abschaffen.

2 Ein Leben unter einem eigenen Gesetz

2. Was macht jemand, der Gottes Gesetz nicht kennt? Da bekanntlich kein Leben ohne Regeln möglich ist, fängt der Mensch dann an, sich selbst eigene Regeln aufzustellen. Da nicht mehr Gottes Wort unseres Fußes Leuchte ist, muss eine andere Leuchte her.
So gingen auch die Pharisäer vor. Lesen wir Markus 7,3-4 “Denn die Pharisäer und alle Juden essen nicht, wenn sie nicht die Hände mit einer Handvoll Wasser gewaschen haben, und halten so an der Überlieferung der Ältesten fest; und wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, bevor sie sich gewaschen haben. Und es gibt viele andre Dinge, die sie zu halten angenommen haben, wie: Becher und Krüge und Kessel und Bänke zu waschen.”
Das sich Hände waschen, ist doch so eine Kleinigkeit! Warum geht Jesus hier auf eine Konfrontation ein? Warum sagt er nicht seinen Jüngern: “Kommt meine Jünger, um des Friedens willen, halten wir diese Regel”, es ist sowieso hygienisch und gesund, sich die Hände zu waschen, also können wir das tun, um des Friedens Willen! - Jesus geht aber auf volle knallharte Konfrontation mit den Pharisäern und Schriftgelehrten! Warum? Weil er erkennt, wie gefährlich es ist, vom Gesetz Gottes abzufallen und anzufangen, sich selbst eigene Regeln aufzustellen. Wer sich eigene Regeln aufstellt, hört auf nach Gottes Gesetz zu fragen. Es fängt womöglich harmlos mit einer Händewaschpflicht an, führt aber dazu, dass die Pharisäer es nicht ertragen konnten, das Jesus kranke heilt, weil er es am Sabbat tat. Sie konnten nicht mehr erkennen, das Jesus, gerade weil er der Messias ist, der Herr des Sabbats ist.
Was ist daran so gefährlich, eigene Regeln aufzustellen? Könnte ein Pharisäer z.B. sagen, ok, wir waschen die Hände einfach für uns, aber fordern das nicht von den anderen? Problem Wer anfängt eigene Regeln aufzustellen, wird seinem Nächten irgendwann mit dieser Haltung begegnen: “Es muss alles ganz genau so getan werden, wie bei uns” Warum ist diese Haltung der Abfall von der Gnade? Weil es die Menschen zuerst zu unseren Gesetzen nicht zu den Gesetzen Christi führt.
Kritisiert Jesus nicht genau das, als er sagt: Matthäus 23,15 “Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr Land und Meer durchzieht, damit ihr einen Proselyten gewinnt; und wenn er’s geworden ist, macht ihr aus ihm ein Kind der Hölle, doppelt so schlimm wie ihr.”
ANWENDUNG: Die Anwendung für uns hinter diesem Punkt ist diese: Gesetzlichkeit ist keine Kleinigkeit. Als Christen sind wir oft geneigt, Gesetzlichkeit und auch Gesetzlosigkeit kleinzureden: “Gott, was ist schon dabei. 630 Gebote, ein paar mehr werden nicht schaden, und ein paar weniger kaum auffallen. Aber damit verstehen wir nicht mehr, das Gottes Gesetz perfekt und vollkommen ist, so wie es ist. Jede Entscheidung gegen Gottes Gesetz und für unsere eigenen Regeln ersetzt das Beste mit etwas Gutem.

3. Richter des eigenen Gesetzes

3. Was wird aus jemanden, der sich eigene Regeln aufstellt? Er macht sich selbst zu einem Gesetzgeber. Der Gesetzgeber ist auch immer ein Richter. Schließlich stellt er die Gebote auf und kann nun das Urteil fällen: Schuldig!
Jesus ist schuldig, denn er heilt am Sabbat.
Seine Jünger sind schuldig, den sie essen Ähren am Sabbat!
Selbst als sie am Kreuz vorbeigehen, und dort Jesus hängt, ist ihr Urteil schnell auf den Lippen: Matthäus 27,41-43 “Desgleichen spotteten auch die Hohenpriester mit den Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen: Andern hat er geholfen und kann sich selber nicht helfen. Er ist der König von Israel, er steige nun herab vom Kreuz. Dann wollen wir an ihn glauben. Er hat Gott vertraut; der erlöse ihn nun, wenn er Gefallen an ihm hat; denn er hat gesagt: Ich bin Gottes Sohn.”
Die Pharisäer denken also, das sie ganz genau wissen, warum Jesus am Kreuz gelandet ist! Jesus ist für sie ein Feind Gottes, der die gerechte Strafe erhalten hat. Wenn sich die Pharisäer nicht scheuten, über Jesus das Urteil zu fällen, dann natürlich noch viel weniger über Ihren Nächsten. Sie wollen die Ehebrecherin verurteilt sehen. Dabei unterscheidet die Pharisäer von dieser Ehebrecherin nur eines: Die Ehebrecherin wurde auf frischer Tat erwischt.
Was steckt hinter der Dynamik des Richtens? Das wir uns anmassen, die Motive hinter den Handlungen unserer Nächsten zu kennen. Als die Jünger die Ähren aßen, hatten die Pharisäer das Urteil: “Sie verunehren den Sabbat”, dabei nennt uns die Bibel den Grund für ihr Handeln: “Sie hatten schlicht hunger”.
“Jesus heilt am Sabbat, weil er Gottes Gebote missachtet”, dabei wollte Jesus den Menschen den wahren Sabbat bringen.
ANWENDUNG Geschwister, das passiert uns doch auch ständig: “Er hat sich nicht rasiert, weil er die Welt liebt” Als würde er aufhören, die Welt zu lieben, wenn er sich den Bart abrasiert?, “Sie fährt einen Daimler, weil sie eitel ist”, Als höre die Eitelkeit mit einem Ford auf. “Er trägt immer oder nie Sakko, weil er die Menschen beeindrucken möchte” als wäre unsere Menschenfurcht besiegt, wenn wir unsere Kleider ändern.
Wenn wir uns zum Richter des Gesetzes und nicht mehr zum Täter des Gesetzes machen, hat der Sauerteig schon einigen Platz in unserem Leben gefunden.

4. ein Urteil für sich selbst

4. Wenn ich Gottes Gebote nicht kenne, selber meine Gebote erschaffe, dann werde ich mir auch selbst ein Urteil geben: Das ich selbst gerecht bin. “ sie waren überzeugt, dass sie fromm und gerecht sind” schildert uns die Bibel in Lukas 18,9 das pharisäische Selbstwertgefühl.
Der Pharisäer ist so sehr die ganze Zeit dabei sich selbst mit anderen zu vergleichen, dass er das sogar in seinen Gebeten tut. “ Ah Gott, ich danke dir, dass ich nicht so bin wie der Zöllner! Ich gebe den Zehnten” Er kann keine Buße tun, denn er hat ja wenn, nicht gegen Gottes Gebote verstoßen, sondern höchstens gegen seine eigenen.
Wir lernen: Jemand der eigene Gebote aufstellt, hört auf Buße zu tun. Er muss nicht mehr als ein Sünder zu Gott kommen, der Gnade bei Gott sucht, sondern kann nur noch seine eigene Gerechtigkeit aufzählen.
ANWENDUNG: Wenn wir merken, dass unser Herz bußlos ist fängt das damit an, dass wir meinen, andere bedürfen Gnade eher als wir. Sehr gefährliche Wirkung des pharisäischen Sauerteigs.

5. Kein Bedarf an Gnade

Das führt uns zum tragischsten Punkt:
Jemand der nie das Gesetz Gottes bricht, und sich selbst das Urteil spricht: Ich bin gerecht! So JEMAND braucht doch keine Gnade! Und wenn Jesus dann plötzlich von der Gnade spricht, dann ist es für so jemanden ärgerlich! WAS? Jesus nimmt die Sünder an! Wie kann das sein? Das war eine große Debatte unter den Lehrern Israels, dass Jesus ausgerechnet Sünder sucht!
Der Messias muss doch für die Gerechten sein nicht für die Ungerechten! Weil aber Jesus ein Heiland der Sünder wird, nehmen sie sich furchtbaren Anstoß an ihm! Hinweg mit diesem! Kreuzige ihn!
Die Pharisäer namen sich an allem was Jesus tat, ständig Anstoß und Ärgernis, bis sie ihn endgültig verwarfen. Das hat zunächst einmal eine ganz praktische Lektion für uns: Das wir zwischen dem Ärgernis des Unglaubens und dem Ärgernis der Schwachen im Glauben unterscheiden. Manchmal entwickelt sich die Dynamik in diese Richtung: Jemand muss nur rufen: “das ist mir ein Anstoß” , und alle wollen ja kein Anstoß sein und fügen sich. Aber die Pharisäer riefen die ganze Zeit: Das ist mir ein Anstoß und Jesus konfrontierte sie dann nur umso deutlicher mit seiner Botschaft!
In all den Konfrontationen Jesu mit den Pharisäern kann man übersehen, dass auch gegenüber den Pharisäern Jesus voller Liebe ist! Jesus nimmt die Sünder an. Und weil er die Sünde der Selbstgerechtigkeit bei den Pharisäern sieht, hält er ihnen vor, wohin diese Sünde führt: Sie werden ihn verwerfen, aber zu ihrem eigenen Fall!
Jesus ist so ehrlich, dass er mit den Pharisäern die Folgen ihres Anstoßes bespricht. Er hält Ihnen vor, dass das Alte Testament darüber spricht, dass der Messias so sein wird, wie ein Eckstein eines Tempels, denn die Bauleute nicht für den richtigen halten und diesen verwerfen, wegwerfen, von der Baustelle wegschaffen, doch währenddessen fällt dieser Stein auf sie und zertrümmert sie. Obwohl Fels des Heils, obwohl heiliger Stein der Rettung wird er für diese Menschen der Untergang.
Das ist die Botschaft der Gnade. Es ist die ein und gleiche Botschaft, die Diesen ein Geruch des Todes zum Tode ist und jenen aber ein Geruch des Lebens zum Leben (2. Kor. 2,16).
Ich glaube, dass das die wichtigste Mahnung vor allem für uns fromme Menschen ist, dass wir unbemerkt von der Gnade fallen, und den Stein Christi verwerfen. Von allen Pharisäern ist der christliche Pharisäer, der aller schlimmste. Warum? Weil er ganz nah an der Quelle ist. - und doch nicht daraus trinkt. Es ist der große Bruder, der im Hause des Vaters ist, aber nicht hinausgeht um seinen jüngeren Bruder zu retten, der sich nicht freut an der Wiederherstellugn seines Bruders, nicht an der Gemeinschaft mit dem Vater. Er spricht von der Gerechtigkeit Gottes und meint damit seine eigene Gerechtigkeit. Er spricht von der Gnade Gottes und meint, dass Gott ihm Gnade schuldig sei, da er sich doch so recht müht. Nicht umsonst kommt plötzlich Jesu harte Warnung: Dass Zöllner und Hurer eher ins Reich Gottes kommen als Pharisäer.

Schluß:

Abschließend können wir festhalten: Sich vom Sauerteig der Pharisäer anzustecken ist lebensgefährlich. Dieser Sauerteig führt zu einer Verwerfung der Gebote Gottes, tötet das Leben im Geist und führt dazu, dass wir Christus von uns stoßen.
Neulich berichtete mir jemand, was mich entsetzte: in einer Gemeinde dürfen Frauen keine Unterhosen tragen, da es ja “auch Hosen” sind. Wenn man solche Regeln hört, sind viele bestürzt! Solche Zustände sind ein Beispiel für ein völlig vom Pharisäerismus durchgesäuertes System.
Jesu Warnung “Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer” lehrt uns, “den Anfängen zu wehren” Ich habe mit meinen Ausführungen versucht einige mögliche Anfänge einer pharisäischen Lebensführung aufzuzeigen.
Gott helfe uns in unserem Kampf um eine evangelische Reinheit, die Gnade und Gesetz in rechter Waage halten kann. Wir wollen beten. Amen.
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