Der Sabbat und die Ruhe

Sermon  •  Submitted
0 ratings
· 14 views
Notes
Transcript
Sermon Tone Analysis
A
D
F
J
S
Emotion
A
C
T
Language
O
C
E
A
E
Social
View more →

Der Sabbat und die Ruhe

Begrüßung
Psalm 148 LU
1 Halleluja! Lobet im Himmel den Herrn, lobet ihn in der Höhe! 2 Lobet ihn, alle seine Engel, lobet ihn, all sein Heer! 3 Lobet ihn, Sonne und Mond, lobet ihn, alle leuchtenden Sterne! 4 Lobet ihn, ihr Himmel aller Himmel und ihr Wasser über dem Himmel! 5 Die sollen loben den Namen des Herrn; denn er gebot, da wurden sie geschaffen. 6 Er lässt sie bestehen für immer und ewig; er gab eine Ordnung, die dürfen sie nicht überschreiten. 7 Lobet den Herrn auf Erden, ihr großen Fische und alle Tiefen des Meeres, 8 Feuer, Hagel, Schnee und Nebel, Sturmwinde, die sein Wort ausrichten, 9 ihr Berge und alle Hügel, ihr Fruchtbäume und alle Zedern, 10 ihr Tiere und alles Vieh, Gewürm und Vögel, 11 ihr Könige auf Erden und alle Völker, Fürsten und alle Richter auf Erden, 12 Jünglinge und Jungfrauen, Alte mit den Jungen! 13 Die sollen loben den Namen des Herrn; denn sein Name allein ist hoch, seine Herrlichkeit reicht, so weit Himmel und Erde ist. 14 Er erhöht das Horn seines Volkes. Alle seine Heiligen sollen loben, die Israeliten, das Volk, das ihm nahe ist. Halleluja!
Lied : Ich bin durch die Welt gegangen
Andacht
Genesis 2:2–3 LU
2 Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. 3 Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte.
Ich bin in einem kleinen Dorf auf einem Bauernhof groß geworden. Da hat man damals noch gewisse christliche Traditionen gepflegt. Später als meine Eltern sich bewusst für Jesus Christus entschieden haben, haben wir diese Traditionen sogar vom Glauben her bewusst gelebt. Bei uns im Dorf war damals alle 14 Tage sonntags Gottesdienst. Und in unserer Familie gehörte es dazu, dass wir jeden Sonntag in den Gottesdienst gingen. Das Besondere dabei war: Wir bekamen als Kinder für den Gottesdienst besondere Sachen zum Anziehen. In den Gottesdienst gingen wir nicht mit den Alltagskleidern, sondern mit Sonntagskleidern, auch wenn es nur für diese eine Stunde war. Denn hinterher mussten wir die Sachen wieder ausziehen. Aber der Gottesdienst war etwas Besonderes, etwas Heiliges.
Damit wurde deutlich, dass sich der Sonntag aus der Reihe der Woche heraushob. Er war doch etwas Besonderes, eben nichts Alltägliches.
Wir sprechen heute in unserer Gesellschaft davon, dass sie entschleunigt werden muss. Vieles läuft zu schnell und zu hektisch. Es gibt doch so viele Dinge, die unser Leben schnell machen. Wenn ich sie hier nennen, benenne ich sie nicht, weil sie schlecht sind, sondern nur weil sie das Leben schnell machen. An erster Stelle steht heute das Internet mit der rasend schnellen Datenkommunikation und der damit verbunden Telekommunikation. Mit WhatsApp, Facebook und Skype und was auch immer ist man schnell mit dem anderen verbunden. Jetzt in der Zeit der Corona-Pandemie sicher auch ein Segen.
Das Flugzeug, das Auto und noch vieles mehr gehören auch dazu, was das Leben schnell macht. Bei vielem wollen wir auch immer schnelle Ergebnisse. Manchmal ist das ja auch sehr wichtig. Das erleben wir ja bei der statistischen Erhebung der Corona-Erkrankungen, und sehen was passiert wenn es nicht funktioniert. Oder eben auch bei den Corona-Tests.
Dennoch beginnt man dem schnellen Leben wenigstens in einigen Bereichen des Lebens, besonders im Privaten gegenzusteuern. Mancher macht jetzt eine Internetpause. Die in ein paar Wochen beginnende Fastenzeit mit der Aktion “7 Wochen ohne” bietet ja dazu eine Gelegenheit. “Da heißt es bei manchen “Ich bin da mal weg”. Oder andere entdecken, statt der WhatsApp den guten alten Brief wieder oder einfach mal wieder den anderen bei einer Tasse Kaffee zu besuchen. Nun Corona schränkt das ja immer noch ein. Aber auch ein digitaler Besuch über Skype oder Zoom ist da besser, wo man miteinander reden kann.
Ich habe zum Beispiel auch schon mit meinem Bruder gemeinsam digital gefrühstückt.
Statt Fastfood gibt es auch Slow Food. Langsames und bewusstes und vielleicht sogar biologisch gesundes Essen.
Und mancher geht sogar in ein Kloster und wird Mönch oder Nonne auf Zeit, ein paar Wochen oder Monate. Nun nicht jeder wird den Jakobsweg nach St. Compostela wandern.
Wir als Christen und natürlich besonders die Juden kennen dieses Innehalten am Sabbat.
Der Sabbat gründet sich im Schöpfungsbericht, als Gott nach sechs Tagen des Wirkens einen Tag der Ruhe hielt. Mit dem Sabbat, mit dem Tag des Ruhens endet erst die Schöpfung Gottes. Das Schöpferwirken in den sechs Schöpfungstagen führte konsequent zum siebenten Tag, dem Schöpfungssabbat. Zum Ausruhen, den Gottes Schöpfung war vollendet:
“so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte.”
Und der Sabbat - als Ausruhtag gehört mit zur Vollenden der Schöpfung. Erst mit ihm ist sie perfekt.
Der Tag des Sabbats ist ein gesegneter Tag, denn Gott segnete ihn, und was er segnet, ist in der Tat gesegnet. Darum hat Gott verheißen, uns an diesem Tag in besonderer Weise zu begegnen und zu segnen. Der Tag des Sabbats ist ein heiliger Tag, denn Gott hat ihn geheiligt. Darum steht er dann auch als drittes Gebot der Feiertagsheiligung nach der Lutherischen Zählung bzw. als viertes Gebot in den zehn Geboten.
Seit der Auferstehung von Jesus gab es für uns Christen eine Verschiebung für diesen Tag. Nicht mehr den siebenten Tag der Woche, sondern den ersten Tag der Woche, der Tag nach dem Sabbat, der Tag der Auferstehung Jesu. Dieser bestimmt jetzt den Lebensrhythmus der jungen Christengemeinde. An diesem Tag kamen sie zusammen und feierten den Gottesdienst. Denn es ist eben der Tag, an dem Jesus Christus auferstanden ist und die Macht des Todes besiegt hat. Somit ist der Sonntag der Sabbat des neuen Bundes.
Gott ist dieser Tag der Ruhe sehr wichtig. Er schenkt ihn uns als hilfreiche Unterbrechung im Kreislauf von Arbeit und Konsum. Nun haben wir in unserer modernen Gesellschaft ein großes Problem mit diesem festen Tag der Ruhe. Auf der anderen Seite spüren wir nur sehr, dass es ein Problem ist, dass es ihn für viele Menschen nicht mehr gibt, sondern fast jeder Tag gleich ist. Das ist sogar unabhängig so, egal ob ein Mensch gläubig oder nichtgläubig ist. Der Rhythmus von Arbeit und Ruhe gehört unabdingbar zum menschlichen Leben dazu. Das ist mittlerweile sogar wissenschaftlich erwiesen.
Der Kirchenvater Thomas von Aquin weist der Feiertagsheiligung sogar einen naturrechtlichen Rang zu. Vielleicht ist heute der Ruhetag nicht mehr fest an einen Wochentag gebunden, aber er sollte in unserem menschlichen Lebensrhythmus vorkommen. Er soll sich von den anderen Tagen unterscheiden. Und für uns Christen sollte an dem Tag auch der Gottesdienst vorkommen, wo Gott uns dient und wir Gott dienen.
Selbst Martin Luther macht es uns deutlich, wie wichtig so ein Sabbat für das Leben von uns Menschen ist, ja dass es sogar Dienst für Gott ist:
Denn man dient Gott auch durch Nichtstun, ja, durch keine Sache mehr als durch Nichtstun. Deshalb nämlich hat er gewollt, dass vor anderen Dingen der Sabbat so streng gehalten werde. Sieh zu, dass du das nicht verachtest.
Martin Luther
Der Sabbat ist Sinnbild dafür, dass wir Menschen Gott und überhaupt viel mehr wert sind als das, was wir leisten. Denn an diesem Ruhetag hat der Mensch nichts anderes zu tun, als seinem Gott zu begegnen. Es ist der Tag, von dem der Segen für den Alltag der Woche ausströmt.
Eine Ahnung davon hatten die Bauern in den Dörfern früher noch. Denn da war es üblich, wenn nicht die ganze Familie in den Gottesdienst ging, dann wurde wenigstens einer geschickt, um den Segen für die Woche abzuholen. Besonders in der Erntezeit, wenn es drängte, das Getreide einzuholen.
Darum liegt es an uns, was aus diesem Tag wird, was wir aus diesem Tag machen: Halte ich diesen Ruhetag. Diesen Tag, an dem ich die Stille zu finden, wo ich auch Zeit brauche, wo ich Zeit für mich und für Gott habe.
In einer meiner früheren Gemeinden hieß es: Am Sonntag gehört der Vormittag Gott und man ging in den Gottesdienst. Der Nachmittag gehört der Familie. Da war es nahezu unmöglich Sonntagnachmittag einen Gottesdienst zu feiern. Aber ob das reicht?
Man kann auch jeden Tag so eine Zeit, so eine Pause für Gott finden, - eine stille Zeit - vielleicht nicht lange 15 Minuten, aber es ist eine wichtige Zeit. Eine Zeit, wo ich in der Bibel lese und mit Gott im Gebet rede.
Vielleicht braucht man doch für den Sabbat, für den Sonntag und besonders für Gott mehr Zeit! So ein Sabbat oder ein Tag der Ruhe ist wie ein Filter, eine Art Absetzfilter. Da ist mein Leben, wie ein Glas mit schmutzigen Wasser, alles ist gefüllt, manche wirre Gedanken, manche Schuld, manches Versagen, manche Unklarheiten und manche Fragen, manches, was mich aus der vergangenen Woche belastet oder ängstet, aber auch das Schöne und Gute. Ich bin erfüllt.
Und nun muss es sich alles setzen, wie der Dreck im Wasser. Es muss wieder alles klar werden. Meine Seele muss zur Ruhe kommen, vielleicht mit dem Gebet:
Meine Zeit steht in deinen Händen. Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir. Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden. Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir.
Nun kann ich alles im Gebet vor Gott bringen. Ich kann alles zu Jesus bringen. Für das Schöne und Gute kann ich danken. Meine Ängste, Sorgen und Nöte kann ich vor Gott bringen. Für Menschen kann ich beten, Und ich darf um Vergebung bitten.
Darum sind so ein Sabbat und seine Ruhe wichtig, egal wie und wo wir uns ihn nehmen.
Amen.
Reflexionsfragen
Wie wichtig ist es mir einen Ruhetag zu haben?
• Was hält mich davon ab, eine Zeit der Stille zu halten, zur Ruhe zu finden?
• Wage ich es bewusst, einen Tag ohne News, ohne Handy zu leben?
• Gott hat den siebenten Tag gesegnet und geheiligt: Ist mir der Sonntag noch heilig? Spüre ich etwas von Gottes Segen?
Lied: Meine Zeit steht in deinen Händen (CCLI 4292737)
Lob und Dank
Für Gottes Geschenk eines Ruhetages
Für seine Gegenwart und das Geschenk der Gemeinschaft im Volk Gottes
Für Jesus Christus, der unser Friede ist. Dass er uns Ruhe gibt und uns erfrischt.
Wir danken für Zusagen in seinem Wort, die uns stärken und Kraft verleihen.
Buße
Wir bekennen unsere Schuld, wo wir den Feiertag nicht geheiligt haben.
Wir bitten um Vergebung, wo wir gearbeitet haben und hätten ruhen sollen.
Lied: Auge im Sturm (CCLI 5225497)
Fürbitte
• Um Gnade, dass wir die Ängste vor Stille und Ruhe überwinden und einfach da sein können.
• Dass die Sehnsucht in unserem Herzen nach Gottes Nähe wach bleibt und wir ihr Raum geben in unserem Alltag.
• Für die ungeklärten Dinge, welche sich in der Stille aus der Tiefe unseres Herzens melden, dass wir hinschauen, sie vor Gott anzuschauen wagen.
• Für Weisheit und Bewahrung, wo wir in der Stille von Gottes Wort besonders berührt worden sind.
• Für Kirchen und Kapellen, Orte der Stille, dass sie Orte sind, wo Menschen Gottes Reden hören.
• Für alle Menschen, die überfordert sind und nicht herausfinden aus der Arbeit oder ihren Verpflichtungen.
So könnte ich beten
Hier bin ich, Gott, vor Dir, so wie ich bin: ausgeruht oder angespannt, leer und ausgetrocknet oder erfüllt mit Dankbarkeit, voll Sehnsucht oder ohne Perspektive.
Gott, du Quelle des Lebens, komm mit deiner erneuernden Kraft, reinige mich, heile mich, dass ich zu dem Menschen werde, wie Du mich gewollt hast. Amen.
Gebetsfokus
Wir beten für christliche Freizeitheime, Gästehäuser und Erholungsstätten:
• Finanzielles Durchtragen besonders aufgrund der Pandemieproblematik
• Für das Personal und ein gutes Miteinander
• Für ausreichende Belegungen
• Für das Evangelische Allianzhaus und die 126. Allianzkonferenz in Bad Blankenburg mit Jugendcamp und Gebetsfreizeit 2022
Vaterunser
Lied Mit deinem Segen Herr
Related Media
See more
Related Sermons
See more